Profilbild von biancaneve66

biancaneve66

Lesejury Profi
offline

biancaneve66 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit biancaneve66 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.05.2023

Kleinkrieg nicht nur in der Küche

Die Küchenfee
0

Spitzenköchin Lilli kocht seit Jahren gerne in einem der besten Restaurants der Stadt. Bis sie eines Tages erfahren muss, dass ihre Chefin seit längerer Zeit die Geliebte ihres Mannes ist. Die Köchin fängt ...

Spitzenköchin Lilli kocht seit Jahren gerne in einem der besten Restaurants der Stadt. Bis sie eines Tages erfahren muss, dass ihre Chefin seit längerer Zeit die Geliebte ihres Mannes ist. Die Köchin fängt daher mit »Lillis Schlemmereien« beruflich nochmal ganz neu an. Und als Draufgabe tritt Biobauer und Lieferant Mike auch noch in ihr Privatleben ein.
Das Cover mit Früchten, Blüten und Kochutensilien ist erfrischend in den Farben und macht neugierig auf eine heitere Küchenkomödie. Die Sprache ist einfach und die Dialoge sehr lebhaft gehalten. Sprecherin Katharina Abt führt in gemütlichem Tempo und großartiger Betonung durch die Geschichte. Der Sprecherin gebührt hier wirklich großes Lob, denn ihr ist es zu verdanken, dass man gerne weiter zuhört.
Die Geschichte an sich ist leider überfüllt mit Klischees und dadurch oft entfernt vom realen Leben. Der deutsche Koch, der nur mit französischem Akzent spricht, ist hier noch der kleinste Schwachpunkt. Leihköchin Lilli kann in dieser Geschichte keine Sympathie gewinnen. Sie wird geradezu als perfekt dargestellt, ob als Köchin in ihrem Cateringunternehmen oder als Hausfrau; und zusätzlich ist sie auch noch für ihre beiden Töchter da, denn von ihrem Mann ist in dieser Hinsicht ja leider so gar nichts zu erwarten. In Wirklichkeit befremdet Lillis Benehmen. Mit abfälligem Sprechen über ihre Kunden, aber vor allem mit der unterschiedlichen Behandlung ihrer Töchter; zudem ist auch deren Benehmen nicht immer nachvollziehbar.
Ich habe hier eine leichte Komödie zum entspannenden Hören erwartet, richtig lachen konnte ich aber nicht. Und etwas mehr glaubwürdigere Charaktere hätten der Geschichte sicher gutgetan. Als großer Pluspunkt bleibt aber die perfekte Intonation der Sprecherin erhalten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.05.2023

Russisch ganz entspannt lernen

Dama s sobatschkoi / Die Dame mit dem Hündchen (mit Audio)
0

Anton Tschechows Klassiker hilft in der Originalfassung dank der innovativen Lesemethode von Ilya Frank beim Erlernen der russischen Sprache; und das ganz ohne Wörterbuch. Lese- und Hörverständnis werden ...

Anton Tschechows Klassiker hilft in der Originalfassung dank der innovativen Lesemethode von Ilya Frank beim Erlernen der russischen Sprache; und das ganz ohne Wörterbuch. Lese- und Hörverständnis werden trainiert.
Mir wurde dieses Buch inklusive Hörbuch bei einer Leserunde zur Verfügung gestellt. Das Buch ist in kurze Abschnitte unterteilt, die den Text in kommentierter Form und danach in einem nicht-adaptierten Text wiedergegeben. Die Stimme der Sprecherin im dazugehörigen Hörbuch ist sehr angenehm.
Vor der eigentlichen Lektüre bekommt man eine hilfreiche Anleitung zur Benützung des Buchs und vor allem zum damit verbundenen Erlernen der Fremdsprache. Dennoch brauchte ich tatsächlich drei Anläufe, bevor ich mich wirklich auf das Lesen und Hören der Geschichte einlassen konnte. Und ein „Einlassen“ darauf ist tatsächlich notwendig – und auch der Schlüssel zu dieser Lernmethode. Ich war zunächst mit zu viel Respekt herangegangen. Trotz – zugegeben sehr - geringen Grundkenntnissen des Russischen erschienen mir die Buchstaben zu fremd und der Hörtext viel zu schnell vorgetragen. Entgegen der Anweisungen im Buch empfand ich es als besser, kleine Abschnitte immer wieder zu hören und mitzulesen. Wie sich herausstellte, war das aber ein großer Fehler – ich kam auf diese Weise einfach nicht über den ersten Abschnitt hinaus.
Erst als ich mich wirklich auf das Buch einließ, gelang es mir, gleichzeitig zuzuhören und mitzulesen – und im Lauf der Zeit tatsächlich auch die deutschen Kommentare zu lesen. Und die Methode überzeugte mich wirklich. Was mich davor abgehalten hatte, war einfach wirklich zu viel Respekt – oder doch Angst? - vor dem Fremden. Es sollte jedem klar sein, dass man die Vokabel und grammatischen Wendungen nicht durch einmaliges Lesen beherrscht. Die Wörter tauchen in verschiedenen Kombinationen immer wieder auf und prägen sich so gut ins Gedächtnis. Wunder darf man keine erwarten, sicher hängt es von jedem einzelnen Lerner ab, aber nach mehrmaligem Hören und Lesen führt diese Methode also wirklich zum Ziel und funktioniert auch bei älteren Lernern, wie in meinem Fall.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.05.2023

Von einem, der auszog, die Freiheit zu finden

So viele Paradiese
2

Antonio Grillo träumt mit seinen 20 Jahren in seinem sizilianischen Heimatdorf Gesso von der Freiheit, die er in nur Amerika vermutet. Er will dorthin, wo sogar eine Statue für seine Sehnsucht errichtet ...

Antonio Grillo träumt mit seinen 20 Jahren in seinem sizilianischen Heimatdorf Gesso von der Freiheit, die er in nur Amerika vermutet. Er will dorthin, wo sogar eine Statue für seine Sehnsucht errichtet wurde. 1923 macht er sich daher auf zu einer Schiffsreise in die Neue Welt. Die Überfahrt entwickelt sich aber zu einer wahren Odyssee; Antonio begegnet den unterschiedlichsten Personen und erlebt ein fantastisches Abenteuer nach dem anderen.
Die Farben des Covers sind augenfreundlich; hinterlegt mit einer Landkarte, umrahmt von Orangenzweigen und Philodendronblättern, verweist – ganz klein – ein Segelschiff auf die Reise des Protagonisten. Wie unglaublich diese Fahrt allerdings wirklich verläuft, darauf bereitet einen dieses ruhige Bild nicht vor.
Die Kapitel weisen eine angenehme Länge auf und sind mit aussagekräftigen Überschriften versehen. Die Geschichte wird von der Großnichte des Protagonisten erzählt, die ihr Wissen um Antonio mit dessen Briefen an die Familie belegt. Einige dieser Briefe baut sie direkt in die Geschichte ein. Das soll sicher authentischer wirken, bei all den unglaublichen Geschehnissen, die dem Protagonisten widerfahren. Ich hätte die Korrespondenz des Großonkels gesammelt am Ende des Buches vorgezogen. In der Handlung verpackt wiederholen sie lediglich das zuvor schon Gelesene.
Die Sprache der Geschichte nimmt einen sofort mit auf die abwechslungsreiche Reise; teils sehr poetisch, mit Weisheiten und Metaphern versehen, und gespickt mit einigen Neuschöpfungen von Wörtern, für die es bisher noch keine Bezeichnungen zu geben schien. In den Dialogen sind ab und zu auch ganze Sätze in Umgangssprache untergebracht, die meines Erachtens nicht notwendig gewesen wären. Sicherlich ist es in einer Übersetzung schwierig, Dialekte verschiedener Regionen Italiens einzubauen, allerdings sprechen in der deutschen Ausgabe Menschen aus Palermo, Neapel und Genua ein und denselben Dialekt, um dann im nächsten Satz zur Standardsprache zu wechseln. Abgesehen davon ist die Übersetzung von Elisa Harnischmacher sehr gelungen.
Die Geschichte um den naiven Protagonisten ist ungewöhnlich und erfrischend – aber schwer in ein Genre einzuordnen. Die Autorin greift darin Themen aus Märchen, der Mythologie, der Bibel und insgesamt aus verschiedensten Quellen der Weltliteratur auf. Die detaillierten Beschreibungen der Schauplätze, aber auch der Aromen, Düfte und Speisen nehmen den Leser sofort mit in die Atmosphäre dieser außergewöhnlichen Erlebnisse von Antonio. Man könnte das Buch als Entwicklungsroman sehen, mit einem unerfahrenen Protagonisten, dem die Gesellschaft von Tieren mehr zusagt als zwischenmenschliche Beziehungen, der andererseits immer wieder aufs Neue begeistert ist von schönen Frauen, und der verschiedenste Aufgaben meistern muss. Ob er tatsächlich eine wirkliche Entwicklung durchmacht, bleibt dem Leser überlassen, der sich auf dieses Buch voller Bilder einlässt. Und es zahlt sich aus, sich auf diesen ungewöhnlichen Roman einzulassen – für jene, die noch träumen können und die sich ein kleines bisschen ihrer kindlichen Unbefangenheit bewahren konnten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.05.2023

Dorfpolizist Luca auf Mörderjagd

Toskanische Sünden
0

Der außergewöhnlich große Vollmond erscheint nur alle zehn Jahre über den Hügeln der Toskana. Das Naturschauspiel wirkt sich dieses Mal leider nicht auf alle Personen positiv aus. Ein Markthändler fährt ...

Der außergewöhnlich große Vollmond erscheint nur alle zehn Jahre über den Hügeln der Toskana. Das Naturschauspiel wirkt sich dieses Mal leider nicht auf alle Personen positiv aus. Ein Markthändler fährt ungebremst einen Hügel hinab und in einen Baum und dann wird auch noch ein Bürger der Stadt tot aus dem Fluss gezogen. Commissario Luca ermittelt ...
Das Cover zeigt, eingerahmt durch Olivenzweige, eine einsame Kirche in der hügligen Toskana. Auch inhaltlich hat das Buch die Aufnahme in die Reihe „Bella Italia Krimi“ zu Recht verdient. Durch die schönen Beschreibungen des Ambiente fühlt man sich sofort mitten in die Atmosphäre des Buches hineingezogen. Beim Hörbuch liegt dies zu einem entscheidenden Teil auch an der großartigen Leistung des Sprechers Frank Stöckle. Seiner angenehmen Erzählstimme gelingt jede einzelne Betonung perfekt. Egal, ob es sich um deutsche oder italienische Wörter handelt, oder ob es um ernste oder humorvolle Szenen geht. Das Zuhören wird hier wirklich zu einem wahren Genuss.
Die wichtigsten Kapitelüberschriften betreffen die einzelnen Tage, während denen die Geschichte spielt, und sie werden daher zuerst in italienischer Sprache und gleich darauf in der deutschen Übersetzung wiedergegeben.
Es handelt sich hier um den zweiten Teil der „Commissario-Luca-Reihe“. Ich kenne den Vorgängerband „Flüssiges Gold“ noch nicht, habe mich aber sofort im Dorf Montegiardino nahe Siena zurechtgefunden. Lucas Privatleben inklusive Tochter, drei Eseln und Verehrerinnen sind ebenso gut dargestellt wie das Leben und die Bewohner des Dorfes. Alle Charaktere sind sympathisch und ihre Handlungen nachvollziehbar; der Schlagabtausch der Personen aufgrund des Vollmonds der Konflikte hervorragend dargestellt.
Insgesamt ist hier ein Wohlfühlkrimi mit schlüssiger Handlung entstanden, der einige überraschende Wendungen aufweist und durch Saga Audiobuch und den Sprecher Frank Stöckle zu einigen recht unterhaltsamen Hörstunden verhilft.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.05.2023

Ein Fall für die Gryszinskis

Der treue Spion
0

1896 verschwindet in München ein französischer Diplomat spurlos. Hatte er wirklich Informationen zu einer Erfindung, die telegrafische Falschmeldungen produzieren kann? Gryszinskis Ermittlungen beschränken ...

1896 verschwindet in München ein französischer Diplomat spurlos. Hatte er wirklich Informationen zu einer Erfindung, die telegrafische Falschmeldungen produzieren kann? Gryszinskis Ermittlungen beschränken sich in diesem Fall nicht nur auf München, sondern führen ihn auch in andere Städte Europas, das unruhigen Zeiten entgegensteuert. 1916 wird auch Gryszinskis Sohn Fritz auf geheimer Mission in Europa unterwegs sein und entdeckt dabei neue Indizien des alten Kriminalfalls.
Das Cover ist unaufgeregt in Brauntönen gehalten, versetzt durch Architektur und Kleidung aber sofort ins Ambiente des historischen Krimis. Dieser besteht aus fünf Teilen und spielt auf den beiden Zeitebenen 1896 und 1916. Der Wechsel zwischen den Geschichten, die Vater und Sohn betreffen, erfolgt in Kapiteln mit angenehmer Länge.
Gryszinski ist als königlicher Sonderermittler ein Verfechter der jungen Wissenschaft der Kriminalistik. Er bestreitet hier seinen dritten Fall; wie die beiden Vorgänger ist auch hier die Handlung in sich abgeschlossen und daher sehr gut unabhängig lesbar. Das liegt sicherlich auch am ruhigen, unaufgeregten Schreibstil der Autorin, mit dessen Wortwahl man sich in die Vergangenheit zurückversetzt fühlt. Der Alltag ist sehr authentisch dargestellt; insgesamt verfügt die Geschichte über viele Beschreibungen. Der Spannungsbogen ist eher langsam, oft kommt den Ermittlungen auch der Zufall zu Hilfe; dennoch wirkt die Handlung nicht konstruiert.
Die Charaktere sind durchwegs lebensnah; auch berühmte Vertreter der damaligen Epoche treten auf. Gryszinski, Ermittler, aber auch ein gefühlvoller Familienmensch ist nicht der einzige Sympathieträger in diesem Buch. Durch die - teils humorvolle – Darstellung bleiben einem sogar die Bösewichte in positiver Erinnerung.
Insgesamt beschert der kurzweilige historische Kriminalroman einige sehr unterhaltsame Lesestunden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere