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Veröffentlicht am 25.03.2023

Alte Götter und junge Idole am Geburtsort der Welt

Der weiße Fels
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Einer mexikanischen Küstenstadt ist ein weißer Fels vorgelagert, der für den Yoeme-Stamm bedeutsam ist. Dieser Ort wird aber auch für die Protagonisten der vier Geschichten in diesem Buch zu einem wichtigen ...

Einer mexikanischen Küstenstadt ist ein weißer Fels vorgelagert, der für den Yoeme-Stamm bedeutsam ist. Dieser Ort wird aber auch für die Protagonisten der vier Geschichten in diesem Buch zu einem wichtigen Punkt, ja sogar zu einem Wendepunkt in ihrem Leben: 2020 bereist eine Schriftstellerin den Felsen, 1969 entflieht Jim Morrison dem Gesetz und fanatischen Fans, 1907 werden zwei Schwestern des indigenen Yoeme-Stamms dorthin verschleppt und 1775 startet ein spanischer Leutnant von dort die Eroberung des Kontinents.
Das Gemälde mit dem weißen Felsen überzieht das gesamte Cover, auch dessen Rückseite. Weißer als der Fels erstrahlen jedoch die Lettern des Titels und der Autorin. Am Anfang jeden Kapitels steht eine Skizze des Felsens, immer aus unterschiedlicher Perspektive. Das Buch besteht aus neun Teilen. Es beginnt mit der Geschichte der Schriftstellerin, befasst sich weiter mit dem Sänger, dem Leutnant und dem Mädchen. Die Mitte des Buches ist eine Seite dem Felsen gewidmet, der als Geburtsort der Welt bezeichnet wird. Anschließend werden – diesmal in umgekehrter Reihenfolge – die Geschichten des Mädchens, des Leutnants und des Sängers erzählt, um schließlich wieder bei der Schriftstellerin zu landen. Der Schreibstil ist teils poetisch, dann wieder recht nüchtern und beschreibend.
Die Autorin befasst sich mit den vier Protagonisten fast ausschließlich mit jenen Momentaufnahmen, in denen sie mit dem Felsen in nähere Berührung kommen. Nur beim spanischen Leutnant erzählt sie seinen Werdegang von seiner Kindheit bis zur Übernahme des Kommandos eines Expeditionsschiffs. Die historischen Fakten, auch den Sänger und das Yoememädchen betreffend sind gut recherchiert. Die Autorin gibt am Ende des Buches zahlreiche Quellen dazu an. Dennoch bleiben die vier Hauptpersonen namenlos. Alle Protagonisten haben zwar einen gewissen Bezug zum weißen Felsen, darin erschöpft sich aber die Gemeinsamkeit. Die Erzählstränge werden nicht in Verbindung zueinander gesetzt. Die Gemeinsamkeiten könnte man in ihren Problemen sehen, in den Situationen, die Entscheidungen von ihnen verlangen und in Zerrissenheit enden. Ein weitere Gemeinsamkeit sind wohl Ausbeutung und Aneignung – einerseits der Natur, andererseits der Geschichte eines Volks. Probleme werden angesprochen - Antworten gibt es keine.

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Veröffentlicht am 24.03.2023

Salzburgs düstere Seiten

Lost & Dark Places Salzburg
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Mythen und Legenden gibt es in Stadt und Land Salzburg viele. Mit diesem Buch entdeckt man Salzburg abseits der üblichen Touristenwege, versteckt in finsteren Katakomben und alten Gemäuern, und man erfährt ...

Mythen und Legenden gibt es in Stadt und Land Salzburg viele. Mit diesem Buch entdeckt man Salzburg abseits der üblichen Touristenwege, versteckt in finsteren Katakomben und alten Gemäuern, und man erfährt etwas über rätselhafte Tode oder den Schauplatz von Hexenprozessen. Damit man diese schaurige Atmosphäre besonders erleben kann, gibt es hilfreiche Tipps.
Das Coverbild führt in die Katakomben am Petersfriedhof, gleich hinter dem Umschlag befindet sich eine Landkarte, die zu den Lost Places führt in der Stadt und im Land Salzburg führt. Verlassene Ruinen und aufgelassene Industriegebäude vermisst man – darauf wird aber schon im Vorwort hingewiesen. Außerdem beinhaltet der Ratgeber allgemeine Tipps zum Besuch von vergessenen Plätzen. Am Ende befindet sich ein hilfreiches Register mit wichtigen Namen und Orten. Das Buch enthält zahlreiche aktuelle Fotos und ist in 33 Kapitel unterteilt, wovon jedes nach einer kleinen Einleitung neben genauer Adresse und GPS-Daten auch die Anfahrt mit den Öffis beschreibt. Die Abschnitte sind in übersichtliche Unterkapitel unterteilt, der Schreibstil ist angenehm und macht neugierig auf den Besuch der unheimlichen Orte.
Die Lektüre des Buchs ist auch dann interessant, wenn man die Stadt gar nicht kennt; hervorragend eignet es sich natürlich für Salzburg-Besucher, die abseits der üblichen Touristenpfade unterwegs sein wollen. Besonders düster wirken die Plätze dann beim Salzburger Schnürlregen. Nicht zuletzt ist es aber auch für Salzburger sehr interessant – denn viel zu oft übersieht man leider, was man täglich direkt vor der Nase hat.

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Veröffentlicht am 19.03.2023

Junge Frau nimmt ihr Leben in die Hand

Das Haus an der Herengracht
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1705 fühlt sich Thea Brandt mit achtzehn Jahren alt genug, um ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Sie besucht oft Theatervorstellungen - und ihren Geliebten, einen Bühnenmaler. Um ihre verarmte Familie ...

1705 fühlt sich Thea Brandt mit achtzehn Jahren alt genug, um ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Sie besucht oft Theatervorstellungen - und ihren Geliebten, einen Bühnenmaler. Um ihre verarmte Familie zu retten, soll sie Jacob van Loos heiraten. Eine Ehe mit dem Mitglied der feinen Amsterdamer Gesellschaft wäre ein Aufstieg für die uneheliche Thea, deren Haut dunkler ist, als in ihrer Umgebung üblich. Thea muss sich also entscheiden.
Das Cover erinnert an ein Puppenhaus; die Protagonisten sind als Papierfiguren auf drei Stockwerke verteilt. Der historische Roman ist in sechs Abschnitte unterteilt, die jeweils Kapitel in angenehmer Länge aufweisen. Die Dialoge sind lebhaft; für die Zeit um 1700 wirken sie allerdings – wie die Sprache des Romans allgemein - recht modern. Der Schreibstil ist einfach und man kommt schnell mit dem Lesen voran. Das Ambiente und das Alltagsleben jener Zeit ist detailliert beschrieben, genau wie die Charaktere; dennoch wirkt auch deren Verhalten zu „modern“ für die damalige Zeit. Thea ist mit ihren achtzehn Jahren trotz ihrer Naivität sehr selbstbewusst. Sie möchte sich von ihrer Familie abkapseln und ein selbstbestimmtes Leben führen.
Die junge Protagonistin besucht gerne – und oft auch ganz alleine – das Theater. Es mag ein Übersetzungsfehler sein, oder eine andere Verwechslung vorliegen, jedenfalls musste ich mich schon sehr wundern, dass Thea gerade beim Besuch von „Pyramus und Thisbe“ vor Lachen ganz schwindelig wurde, und ihre Lieblingsschauspielerin in diesem Drama zusätzlich als Diana auftritt.
Wen solche Kleinigkeiten nicht stören, der ist in diesem historischen Roman sicher gut aufgehoben. Die Geschichte weist keine Längen auf und unterhält – auch durch die Auflösung einiger Familiengeheimnisse.

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Veröffentlicht am 18.03.2023

Liebe als Illusion

Aus ihrer Sicht
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Alessandra wächst im Rom der 1920er Jahre in einer kleinbürgerlichen Familie auf. Der Vater, Beamter im Ministerium, bestimmt als Familienoberhaupt das Leben der Mutter, die leidenschaftlich Klavier spielt. ...

Alessandra wächst im Rom der 1920er Jahre in einer kleinbürgerlichen Familie auf. Der Vater, Beamter im Ministerium, bestimmt als Familienoberhaupt das Leben der Mutter, die leidenschaftlich Klavier spielt. Mit der Erziehung der Tochter ist er nach dem Tod seiner Frau überfordert und schickt Alessandra daher zu seinen Verwandten in ein Dorf in den Abruzzen. Dort soll sie lernen sich unterzuordnen, was nicht gelingt. Zurück in Rom lernt sie Francesco kennen, der im Widerstand gegen die Faschisten kämpft. Die beiden heiraten, doch Alessandra findet auch an Francescos Seite nicht die Zufriedenheit und Freiheit, die sie erhofft hatte. Der Roman beschreibt die Geschichte einer Liebe, und schließlich sogar eines Verbrechens.
Das Cover zeigt das Portrait einer jungen Frau, die selbstbewusst in die Kamera blickt. Das Bild soll auf die Protagonistin Alessandra verweisen, deren Charakter allerdings nicht in nur einem Foto erfasst werden kann. Kapiteleinteilungen gibt es nicht, dafür eine grobe Unterteilung je nach Lebensabschnitt der jungen Frau. Der Roman ist mit seinen mehr als 600 Seiten sehr umfangreich; dennoch scheint kein einziges Wort der Ich-Erzählerin Alessandra überflüssig. Der Schreibstil, teils mit sehr bildhaften, dann wieder sehr direkten Aussagen, entwickelt eine Sogwirkung, die den Leser fesselt und immer tiefer ins Leben der Protagonistin eintauchen lässt. Mit entwaffnender Ehrlichkeit erzählt sie aus ihrem Leben. Ausführlich gibt sie ihre Gedanken wieder und in einer Rückschau auf die Kindheit gibt sie die Geheimnisse des Mietshauses preis, in dem sie aufwächst und zeichnet das zermürbende Leben der Frauen zwischen Haushalt und Kindererziehung. Ganz im Gegensatz dazu steht das ländliche Leben in den Abruzzen. Auch dort erfährt Alessandra, dass Frauen für Haushalt und Kinder zuständig sind, erkennt in ihrer Großmutter allerdings eine sehr starke Persönlichkeit, die sich ihrer Macht sicher ist. In der Ehe mit Francesco stellt Alessandra fest, dass die ursprüngliche Liebe einer oberflächlichen Aufmerksamkeit gewichen ist, die sie nicht länger hinnehmen will. Sie will erreichen, dass Liebe und Ehe nicht unvereinbar, sondern durchaus gleichzeitig bestehen können. Die Charaktere sind alle sehr glaubwürdig dargestellt. Die Autorin geht dabei nicht einseitig vor, denn sie beschreibt nicht nur die „Fehler“ der Männer, sondern geht auch recht offen mit jenen der Frauen um.
Gäbe es nicht Anspielungen auf Faschismus, Besatzung und schließlich das Ende des Kriegs, könnte die Geschichte auch zu einer anderen Zeit spielen. Denn ganz verschwunden ist die untergeordnete Rolle der Frau, die die Gesellschaft ihr zuordnet, auch heute noch nicht.
Interessant ist vor allem auch das Vorwort der Neuausgabe von 1994, in dem die Autorin ihren speziellen Blick auf die italienische Innen- und Außenpolitik darlegt.
Die Originalfassung ist von 1949. Einerseits ist es schade, dass die deutschsprachige Ausgabe erst 2023 erschienen ist, andererseits ist für ein wertvolles Werk wie diesen Roman nie zu spät.

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Veröffentlicht am 09.03.2023

Berufsberatung - kindgerecht

Was ist Noahs Traumberuf?
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Noah weiß zwar noch nicht, was er später arbeiten wird, soll für die Schule aber einen Aufsatz über seinen Traumberuf schreiben. Daher befragt er die Menschen in seiner Umgebung und notiert sich die wichtigsten ...

Noah weiß zwar noch nicht, was er später arbeiten wird, soll für die Schule aber einen Aufsatz über seinen Traumberuf schreiben. Daher befragt er die Menschen in seiner Umgebung und notiert sich die wichtigsten Punkte auch ungewöhnlicher Berufssparten, wie Astronomie, Sport oder Raumfahrt.
Das Bild am Cover ist sehr ansprechend und stammt wie die Aquarelle im Inneren des Buches von Larissa Gurido. Die Sprache ist einfach und kindgerecht; Zeilenabstand und Schrift sind groß und erleichtern das Lesen. Die Erklärungen zu den verschiedenen Berufsbildern sind leicht verständlich.
In übersichtlichen Kapiteln gibt die Autorin einen interessanten Überblick über verschiedene Berufsmöglichkeiten. Nicht nur das Vorstellen verschiedener Berufsbilder und deren Vorteile und Nachteile , sondern vor allem Noahs Herangehensweise an die Aufgabe ist sehr lehrreich für die jungen Leser*innen. Das Buch regt daher allgemein zum Nachdenken über das Leben und Zukunft nach.
Es eignet sich zum Vorlesen für Kinder ab fünf Jahren, aber auch sehr gut zum selber Lesen für ältere Kinder.

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