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Veröffentlicht am 01.10.2021

Ausdrucksvoller historischer Roman

Die letzte Tochter von Versailles
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Das Cover ziert eine junge Frau in einem opulenten Kleid, die durch den Spiegesaal des Schlosses von Versailles rennt. Ein Teil der Handlung spielt in eben diesem historischen Schloss im 18. Jahrhundert. 
Véronique ...

Das Cover ziert eine junge Frau in einem opulenten Kleid, die durch den Spiegesaal des Schlosses von Versailles rennt. Ein Teil der Handlung spielt in eben diesem historischen Schloss im 18. Jahrhundert. 
Véronique wächst in ärmlichen Verhältnissen der Unterschicht auf. Nachdem ihr Vater, ein Buchdrucker verstorben ist, muss ihre Mutter die Familie mit dem Verkauf gebrauchter und ausgebesserter Kleider am Leben halten. Als Véronique mit ihrer Schönheit dem Kammerdiener des Königs auffällt, ist ihr Schicksal schnell besiegelt. Als Entschädigung erhält die Familie Geld um die Schulden tilgen zu können.
Véronique Roux ist dreizehn Jahre alt, als sie als ein "Vögelchen" an den Hof des französischen Königs Louis XV. gebracht wird. Ihre Unverdorbenheit und ihre Schönheit sind der Grund dafür. Fortan ist sie eine Mâtresse des Königs, der ihr offiziell allerdings als "polnischer Graf" und "Cousin der Königin zweiten Grades" vorgestellt wird. Véronique wird schwanger und gebärt eine Tochter, die ihr direkt nach der Geburt weggenommen wird. Marie-Louise.
Marie-Louise wächst zunächst bei eine Amme auf, dann verbringt sie mehrere Jahre ihrer Kindheit als Pflegekind von Bediensteten am Hof des Königs. Am Schloss Versailles lernt sie unter anderem Auguste, den späteren König Louis XVI. kennen. In ihrem weiteren Leben verschlägt es Marie-Louise nach Paris, wo sie das Handwerk der Hebammen erlernt und selbst eine vereidigte Hebamme wird. Sie heiratet einen gesellschaftlich anerlannten Anwalt und bekommt einen Sohn. Doch im Jahr 1879 bringt die Französische Revolution Unruhen nach Paris und auch in Marie-Louises Ehe, da ihre Verbindung zum Königshaus nicht ewig verborgen bleibt.
Der Schreibstil ist flüssig, packend und man hat das Gefühl das Buch gar nicht mehr zur Seite legen zu können. Véroniques Gedanken sind teilweise sehr naiv dargestellt, was natürlich für ein junges, unaufgeklärte Mädchen überaus passend ist. Der erste Teil des Romans, überwiegend aus der Sicht von Véronique erzählt, spielt im Schloss von Versailles und am Hof des Königs. Ein Leben im Überfluss: Essen, Kleider, Schmuck. Die große Kluft zwischen Arm und Reich ist sehr deutlich beschrieben. Im zweiten Teil, dem Leben von Marie-Louise, wird der Fokus mehr auf die bürgerliche Gesellschaft gelegt. Dieses Ungleichgewicht zwischen den Gesellschaften lösen letztendlich die Französische Revolution aus. Die Französische Revolution selbst nimmt keinen allzu großen Anteil in der Handlung des Buches ein. Sie ist eher wie ein großes politisches Ereignis beschrieben, ohne den Fokus des Lesers zu sehr an sich zu reißen. Der Schwerpunkt liegt weiterhin auf Marie-Louise und ihrem Leben.
Fazit: Mir hat das Buch sehr gut gefallen, sodass ich eine klare Leseempfehlung für alle Fans von historischen Romanen aussprechen kann.

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Veröffentlicht am 01.10.2021

Ein literarisch anspruchsvoller Roman

Der Kolibri
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Der Autor, Sandro Veronesi, wurde für diesen Roman mit dem Premio Strega 2020 ausgezeichnet. Daher waren meine Erwartungen an diesen Roman ziemlich hoch. Auch das Cover hat mich direkt angesprochen, ein ...

Der Autor, Sandro Veronesi, wurde für diesen Roman mit dem Premio Strega 2020 ausgezeichnet. Daher waren meine Erwartungen an diesen Roman ziemlich hoch. Auch das Cover hat mich direkt angesprochen, ein Kolibri mitten im Flug, sodass seine Umrisse verschwommen dargestellt sind.

Der Einstieg des Romans beginnt im Jahr 1999. Dr. Marco Carrera behandelt in seiner Praxis für Augenheilkunde wie gewöhnlich seine Patienten. Doch an diesem Tag findet ein Mann den Weg in sein Patientenzimmer, den er dort nicht erwartet hätte. Es ist der Psychiater seiner Ehefrau Marina. In dem Glauben, dass Marco Carrera Gefahr drohe, bricht der Psychiater seine Schweigepflicht um diesen vor der drohenden Gefahr zu warnen. Als er aber erkennt, dass er die Angelegenheit falsch eingeschätzt hat, entschuldigt er sich und verlässt die Praxis. Zuvor teilt er Marco Carrera jedoch mit, dass seine Frau Marina ein Kind erwartet, das jedoch nicht von ihm sei.

Von nun an, also quasi mit Beginn des zweiten Kapitels, wird der Leser auf eine Odysee zwischen den Lebensjahren des Dr. Marco Carrera geschickt. Die Jahre 1981, 1979, 1983, 2000, 1992, 2005, 2030... wechseln sich immer wieder mit Briefen (zeitlich später betrachtet E-Mails) ab, die Marco Carrera entweder an seine ewige Geliebte Luisa oder seinen jüngeren Bruder Giacomo schreibt. Es ist nicht leicht der Handlung zu folgen, da sie nicht chronologisch aufgebaut ist. Anhand der Briefe und Abschnitte der verschiedenen Jahre muss der Leser selbst den Weg finden um die Lebensgeschichte des Protagonisten nachvollziehen zu können.

Der Schreibstil von Sandro Veronesi, bzw. die Deutsche Übersetzung, ist sehr gut gelungen und zieht einen in den Bann. Teilweise werden die Sätze wie zu einem Sog, die den Leser festhalten. Es ist nicht selten, dass die Länge einiger Sätze über eine halbe, eine ganze Seite oder sogar darüber hinaus gehen. Teilweise ist es geradezu anstrengend diese Sätze zu lesen und dan auch noch deren tieferen Sinn zu begreifen.

Je weiter man in dem Buch voran kommt, desto leichter lässt sich der Handlung folgen, da man immer mehr Puzzlestücke zusammen setzen kann. Das Leben des Marco Carrera ähnelt mehr und mehr einem Drama, als auch noch seine Tochter bei einem Bergsteiger-Unglück stirbt. Sie hinterlässt ihre junge Tochter, die fortan von Ihrem Großvater großgezogen wird. Letztendlich gibt es in diesem Roman auch Passagen die Zukunft betreffend, was erst einmal komisch anmutet aber irgendwie auch stimmig ist.

Ein Satz dieses Romans ist mir ganz besonders im Gedächtnis geblieben: "Wie viele Personen sind in uns begraben." (Seite 334)

Darüber kann man meiner Meinung nach lange nachdenken, ebenso wie über dieses literarische Werk.

Für mich war das Buch allerdings zu anspruchsvoll um es tatsächlich einfach genießen zu können. Ich konnte mich nicht komplett in dieses Buch fallen lassen, musste stets wachsam sein und die einzelnen Teile miteinander verknüpfen.

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Veröffentlicht am 29.09.2021

Die Reise der kleinen Astronautin Maximilia

Wenn die Faust des Universums zuschlägt
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Dieses Buch zu rezensieren fällt mir nicht leicht. Ich kann diese Zeilen erst mit ein paar Tagen Abstand schreiben, nachdem ich das Buch beendet habe. Eine rein objektive Bewertung ist bei dieser Thematik ...

Dieses Buch zu rezensieren fällt mir nicht leicht. Ich kann diese Zeilen erst mit ein paar Tagen Abstand schreiben, nachdem ich das Buch beendet habe. Eine rein objektive Bewertung ist bei dieser Thematik unmöglich.

Dr. Johannes Wimmer beschreibt in diesem Buch den Weg seiner Tochter Maximilia durch ihr kurzes Leben. Seine Frau Clara und er bemerken schnell, dass mit ihrer Tochter gesundheitlich etwas nicht stimmt. Sie erbricht ständig, aber kein Arzt hat eine Antwort auf dieses Symptom. Immer wieder bekommen die beiden die gleiche Antwort: "Das Kind hat nichts."

Als dann schließlich doch eine Diagnose gestellt wird, bricht für die Eltern eine Welt zusammen. Ein bösartiger Hirntumor. Trotz all der Hoffnung, die immer wieder durch die Zeilen des Buches schimmert, ist schnell die Gewissheit da, dass Maximilas Erkrankung unheilbar ist. Der Weg den die Eltern dann gehen müssen ist so emotional und intensiv beschrieben, dass ich das Buch immer mal wieder zur Seite legen musste, weil mir die Tränen kamen.

Ein Kind zu verlieren ist das schlimmste was Eltern widerfahren kann.

Dr. Wimmer schildert diese Zeit, die ihm und seiner Frau mit ihrer Tochter bleibt, beinahe wie ein Selbstgespräch. So bekommt man einen tiefen Einblick in seine Gefühlswelt und Gedanken.

Mit dem Thema 'Tod des eigenen Kindes' geht Dr. Wimmer sehr offen um. Er und seine Frau entscheiden bewusst wie sie den Abschied von Maximilia gestalten wollen.

Dr. Wimmer hat sich meinen tiefsten Respekt verdient. Ich bin sicher, dass dieses Buch Betroffenen und Angehörigen Trost spenden kann. Und wenn es nur darum geht zu wissen, dass man nicht alleine ist.

Besonders beeindruckt hat mich das Zitat: "Das Leben mag uns Schicksalsschläge zuteilen, aber es bestimmt nicht, wie wir damit umgehen." (Seite 190)

Es ist "schön traurig" und eine klare Leseempfehlung. Taschentücher bereit halten.

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Veröffentlicht am 29.09.2021

Die Philosophie des Parfüms

Das Haus der Düfte
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Anouk Romilly ist 14 Jahre alt, als sie im Jahr 1946 gemeinsam mit ihrer Mutter Isabell in Paris ankommt. Die beiden Frauen haben nach Ende des Zweiten Weltkrieges ihre alte Heimat, die Normandie, hinter ...

Anouk Romilly ist 14 Jahre alt, als sie im Jahr 1946 gemeinsam mit ihrer Mutter Isabell in Paris ankommt. Die beiden Frauen haben nach Ende des Zweiten Weltkrieges ihre alte Heimat, die Normandie, hinter sich gelassen und wollen sich in Paris ein neues Leben aufbauen. Isabell hat eine Apotheke geerbt, die sie fortan führt. Anouk soll nach den Wünschen der Mutter Pharmazie studieren um die Apotheke übernehmen zu können. Doch Anouk hat einen anderes Ziel, sie möchte Parfümerin werden. Schon früh erkennt Anouk ihren außergewöhnlichen Geruchssinn, der ihre Sicht auf die Welt bestimmt. Entscheidend ist jedoch ein Duft, der sie bei ihrer Ankunft am Bahnhof in Paris willkommen geheißen hatte. Eine besondere Duftkomposition, die Anouk zuvor noch nie in der Nase hatte und die sie nachhaltig prägen wird. Sie gibt diesem Duft den Namen 'Bienvenue', er lässt sie fortan nicht mehr los. Dieses eine Geruchserlebnis treibt sie an, alles über Pafürms erfahren zu wollen.

Mit 19 Jahren bewirbt Anouk sich bei den Parfümhäusern von Paris um eine Ausbildung. Doch als Tochter einer Apothekerin ohne Referenzen oder eine aussagekräftige Empfehlung hat sie keine Chance in der Branche Fuß zu fassen. Als eines Tages Stéphane Girard die Apotheke betritt, ist der Sohn einer Familiendynastie von Parfümeuren beeindruckt von ihrer "Goldenen Nase". Er bietet Anouk an, ihn nach Grasse zu begleiten, einer Metropole für Parfüms in direkter Nähe zur Cote d'Azur. Anouk nimmt diese Möglichkeit wahr, sie möchte ihren Traum Parfümerin zu werden verwirklichen. In Grasse muss sie sich jedoch nicht nur gegen Konflikte und den Konkurrenzkampf innerhalb der Familie Girard erwehren, Anouk wird auch unfreiwillig in eine alte Fehde zwischen der Familie Girard und der Familie Bonnett verwickelt. Wenn auch seit Generationen verfeindet, sind diese beiden Familien untrennbar miteinander verbunden.

Die Autorin, die dieses Buch unter einem Pseudonym veröffentlich hat, entführt ihre Leser in die wunderschöne Provence. In mehreren Teilen wird die Geschichte verschiedener Personen und Familien zu unterschiedlichen Jahren erzählt. So begleiten die Leser beispielsweise den Aufstieg der Familie Girard von einer Gerberfamilie hin zu einer Familiendynastie im Bereich der Parfümerie.
Über Parfüms habe ich mir um ehrlich zu sein bisher nicht viele Gedanken gemacht. Aber dieses Buch hat mir nahe gebracht, wie vielfältig die Welt der Düfte ist. Die Autorin beschreibt alles sehr bildlich und liebevoll detailliert. Die weiten Lavandin-Felder in der Provence konnte ich während des Lesens förmlich riechen und die Sonne auf meinem Gesicht spüren. Die Herstellung der Düfte und die Komposition der Parfüms wird sehr ausführlich beschrieben und nimmt teils philosophische Züge an. Der Schreibstil ist flüssig, bildlich und hat dazu beigetragen, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Ein paar Entwicklungen in der Handlung waren nicht direkt vorhersehbar, aber für einen aufmerksamen Leser dennoch zu erwarten. Wiederum hat mich die ein oder andere Wendung dann doch überrascht.

Fazit: ein Roman, der die Geschichte zweier Familien, ihren Aufstieg und ihre Dramen, in eine mitreißende Handlung verpackt und eine junge Frau, die an ihren Träumen festhält und sich nicht verbiegen lässt. Eine klare Leseempfehlung für alle, die einen guten, unaufgeregten Roman an einem wunderschönen Handlungsort suchen.

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