Langatmiger Mittelteil zerstört spannenden Fall
TattooTattoo ist der Auftakt einer neuen Thrillerreihe um das Ermittlerduo Greg Carver und Ruth Lake.
Unüblich für einen Thriller, beginnt das Buch direkt mit Kapitel eins und hat keinen Prolog. Hier bekommen ...
Tattoo ist der Auftakt einer neuen Thrillerreihe um das Ermittlerduo Greg Carver und Ruth Lake.
Unüblich für einen Thriller, beginnt das Buch direkt mit Kapitel eins und hat keinen Prolog. Hier bekommen wir mit, wie eine Frau in Greg Carvers Wohnung Spuren beseitigt und seine privaten Akten zum Dornenkiller-Fall sowie die Tatwaffe mitnimmt, während Carver angeschossen wurde und mit seinem Leben kämpft. Den Klappentext von der Umschlagsinnenseite im Hinterkopf, fragt man sich sogleich ob es sich bei der Frau um Ruth handelt und wie dies zur Szene passen könnte. Denn es wirkt so, als sei die Frau auch diejenige die Greg angegriffen hat.
Greg Carver hatte die Leitung in den Ermittlungen zum Dornenkiller inne und der Fall hat ihn auch privat immer mehr beschäftigt, bis es mit dem letzten Opfer Kara, das Carvers Frau zum Verwechseln ähnlich sah, sogar persönlich wurde. Nach dem Übergriff befindet sich Carver aber erst einmal auf einem langen Weg der Genesung und so übernimmt Ruth die Ermittlungen.
Hier finde ich interessant, dass man als Leser in einen Fall einsteigt, in dem bereits seit einem Jahr ermittelt wird und in dem gerade das fünfte Mordopfer gefunden wurde. Dies unterscheidet das Buch definitiv von „typischen“ Thrillern und ist erfrischend anders.
Durch (Fieber-)Träume von Carver und die Ermittlungen von Ruth bekommt man zwar auch einen Rückblick auf das letzte Jahr, im Fokus stehen jedoch die aktuellen Tätigkeiten und somit auch das aktuelle Opfer, sowie der Überfall auf Carver.
Dabei stoßen Ruth und der Rest des eingespannten Teams immer wieder auf Hinweise und Unstimmigkeiten, die Fragen hinsichtlich des Ablaufes der Nacht des Überfalls und dem Zusammenhang mit den Dornenkiller-Morden aufwerfen. Schnell ist klar, dass Greg nicht die Wahrheit sagt und sich dabei hinter seiner Amnesie versteckt.
So kommt es, dass Ruth immer wieder zu ihm ins Krankenhaus fährt und ihn zur Rede stellt, dabei aber nichts in Erfahrung bringt. Leider störte mich das ziemlich an dem Buch. Bei 560 Seiten war ich im Voraus sehr gespannt, ob die Autorin es schafft die Spannung durchweg hoch zu halten. Nun, tut sie leider nicht. Vor allem der Mittelteil ist geprägt von einem Hin und Her zwischen Ruth und Greg, in dem jeder versucht die Geheimniskrämereien des Anderen zu durchschauen. Dies hätte man durchaus kürzer und knackiger verpacken und dem Buch so gut 150-200 Seiten ersparen können, die zur Spannung nicht wirklich etwas beigetragen haben.
Was mir wiederum gefallen hat, war, dass es auch wenige Kapitel aus Sicht des Killers gab. Hier bekommen wir mit wie er die Ermittlungen im Fernsehen verfolgt und Ruth beobachtet. Dabei lernt man teilweise die Intention hinter den Taten kennen, ohne aber wirklich etwas über den Täter oder seine Identität zu erfahren, sodass die Spannung, was diesen Teil betrifft, hoch bleibt.
Im Laufe des Buches tauchen dann zwei Personen auf, die mir sehr suspekt erschienen und ich hatte schon bald eine Vermutung, wer der Täter ist. Hier gab es aber keine eindeutigen Hinweise, es kann am Ende also durchaus ein Überraschungsmoment geben.
Abschließend kann ich sagen, dass mich das Buch durchaus überzeugt hat und der behandelte Fall, abgesehen von den Längen, spannend, schlüssig und ausgeklügelt war. Allerdings wurde ich mit den Protagonisten nicht wirklich warm. Jeder macht sein eigenes Ding und hat Geheimnisse vor dem Anderen, obwohl immer wieder betont wird, dass sie eine enge Freundschaft verbindet. Das will für mich nicht so recht zusammenpassen und so werde ich die Reihe wohl nicht weiterverfolgen.