Ein interessanter philosophischer Ansatz, zusammen mit schönen Beschreibungen der Natur, der im Verlauf immer unklarer wird und an Substanz verliert
Philosophie der Wildnis oder Die Kunst, vom Weg abzukommenBaptiste Morizot nimmt einen auf seine Streifzüge in die Natur mit. Er lädt dazu ein, in die Perspektive wilder Tiere hineinzuschauen und dem Wald gegenüber sensibler zu werden. Dabei offenbart er seine ...
Baptiste Morizot nimmt einen auf seine Streifzüge in die Natur mit. Er lädt dazu ein, in die Perspektive wilder Tiere hineinzuschauen und dem Wald gegenüber sensibler zu werden. Dabei offenbart er seine persönlichen Gedanken und Erkenntnisse, die er während seiner Reisen gesammelt hat.
Der Klappentext klang sehr spannend, vor allem, da er verspricht, neue Erkenntnisse zu vermitteln. Die ersten Abschnitte im Buch schafften es, mich zu begeistern. Morizot geht darin spezifisch auf den Wolf ein und wie er im Verhältnis zum Menschen steht. Der Autor philosophiert darüber, wie Menschen auf einen Wolf wirken könnten und wie sehr wir uns wirklich von diesem Tier unterscheiden. Es wird auf konkrete Verhaltensweisen dieses Tiers eingegangen, ihre Wirkungen werden erklärt, sodass die Morizots Gedankengänge nachvollziehbar sind. Zudem findet man neue Wortschöpfungen des Autors, wie beispielsweise «sich einwalden».
Und dann, nach etwa vierzig Seiten wird es sehr abstrakt. Zudem das Spurenlesen eine immer wichtigere Rolle im Fortlauf des Buches einzunehmen scheint und der Autor es nicht schafft, die Thematik so zu vermitteln, dass sie für jemanden, der keine Ahnung davon hat, auch nur ansatzweise interessant scheint. Im Gegensatz zum Anfang, wo eine schöne und ausdrückliche Metapher nach der anderen die Buchseiten schmückt, wirken sie später aus der Luft gegriffen. Auch die Beschreibungen der Natur sind sehr gelungen.
Die Ansätze vom Anfang gehen vergessen und wir befinden uns nur noch auf der Suche nach neuen Spuren, was sich mit der Zeit sehr zieht und auch langweilig wird. Ich vermute, der Autor baut damit seine These, die er im Verlauf des Textes mehrere Male gross ankündigt, nur damit ich als Leserin am Schluss sehr enttäuscht sein durfte.
Ich verstehe, was er mit dem Spurenlesen bezwecken will: Man sollte sich wirklich in die Tiere hineinversetzen, anhand der Spuren «wieder nach Hause zu finden» und im Einklang mit der Natur leben. Leider konnte es mich einfach nicht abholen und ich musste mich durch das dünne Buch durchkämpfen.
Trotz des starken Anfangs konnte mich die Erkenntnis am Schluss nicht überzeugen, da sie sehr abgehackt geschildert wird und herbeigezogen wirkt.