Mein erstes Buch von Han Kang, das ich mir eigentlich nur spontan am Bahnhof mitgenommen habe, weil es so handlich ist. Ich kaufe selten Bücher und lese sie dann sofort recht zügig durch, aber dieses Buch ...
Mein erstes Buch von Han Kang, das ich mir eigentlich nur spontan am Bahnhof mitgenommen habe, weil es so handlich ist. Ich kaufe selten Bücher und lese sie dann sofort recht zügig durch, aber dieses Buch hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Mir fällt es schwer, das Buch zu bewerten, weil ich es schwer greifbar finde. Es kommt tatsächlich gänzlich ohne Humor aus und ist tatsächlich im Gegensatz zum Cover sehr düster und schwer von der Thematik her. Vom Gwangju-Massaker in den 80ern habe ich noch nie gehört, fühle mich aber nach der Lektüre des Buches den Hinterbliebenen dieser Zeit sehr nahe. Die Geschehnisse des Massakers an sich wurden weniger beleuchtet, vielmehr war man bei den Angehörigen, deren Kinder und Geschwister dem Staat zum Opfer gefallen sind. Bemerkenswert, wie Han Kang dieses außerordentliche Zugehörigkeitsgefühl auf diesen wenigen Seiten schafft. Der Umfang des Buches ist meiner Meinung nach überhaupt sehr gut gewählt. Ich hätte zumindest angesichts der Thematik wenig Lust auf einen dicken Wälzer gehabt. Der Schreibstil wurde meiner Meinung nach sehr gut auf dem Cover, das ich mehr und mehr lieben gelernt habe, abgebildet. Er ist sehr poetisch und sehr leicht. Fast als lese man ein Gedicht. Es gibt viel Interpretationsspielraum auf ziemlich wenig Platz. Die Szenen waren gerade zum Ende hin eher collagenartig angeordnet und es war nicht immer leicht, nachzuvollziehen, in welcher Perspektive man sich gerade befindet. Das ist mein einziger Kritikpunkt, der das Lesen aber oft erschwert hat.
Alles in allem ist "Menschenwerk" ein Buch, das mich sehr gefangen genommen und mich einiges gelehrt hat. Da mir der poetische Schreibstil gut gefallen hat, freue ich mich auf weitere Bücher der Autorin.