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Veröffentlicht am 10.06.2018

Coming of Age wie ich es liebe!

Der rote Swimmingpool
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Zuerst einmal habe ich mich total gefreut, als ich gesehen habe, dass ein Buch des Hanser Verlags hier bei der Lesejury besprochen wird. Denn bisher konnte mich aus diesem Verlag noch kein Buch enttäuschen. ...

Zuerst einmal habe ich mich total gefreut, als ich gesehen habe, dass ein Buch des Hanser Verlags hier bei der Lesejury besprochen wird. Denn bisher konnte mich aus diesem Verlag noch kein Buch enttäuschen. Also hatte ich auch keine Gedanken dabei gemacht, mich einem Werk einer mir bisher vollkommen unbekannten Autorin zu widmen… und es hat sich gelohnt!

INHALT
Doch zunächst, worum geht es überhaupt? Bei „Der rote Swimmingpool“ geht es um eine Familie. Der 17jährige Adam, der gerade sein Abitur macht, und seine Eltern Eva und Wiktor. Eltern, um die Adams Freunde ihn stets beneiden, denn es könnte kaum ein Paar geben, das mehr Glück und Zufriedenheit ausstrahlt. Und dass obwohl Wiktor aufgrund seines Jobs oft nicht in dem schönen Haus mit dem rot gekachelten Swimmingpool verweilt. Die Familie scheint eine natürliche Idylle zu umgeben – bis diese plötzlich zerbricht, als Adams Vater die Familie verlässt… und auch Adams Mutter sich komisch zu verhalten beginnt. Die Eltern trennen sich – auch zunehmend von ihm. Und Adams Wut entlädt sich. In einer Art, die er nie wieder ungeschehen machen kann.

CHARAKTERE
Die Charaktere des Buches haben mich beinahe alle für sich einnehmen können. Adam ist eigentlich ein ganz normaler Junge auf der Schwelle zum erwachsen werden. Was er in diesem Buch durchmacht, kann jedem passieren und doch schafft Natalie Buchholz es, ihren Protagonisten zu etwas ganz Besonderem zu machen… und doch wirkt er herrlich normal und authentisch, gerade in dem, wie er über Tina, das Mädchen, in das er sich verliebt, denkt und über die alten Herrschaften, um die er sich kümmert. Die Nebencharaktere haben alle etwas Einzigartiges, sodass man sie sich sehr gut vorstellen kann. Besonders bemerkenswert fand ich, dass die Geschichte der Eltern so detailliert erzählt wurde – bis hin zu deren Kindheit. Man taucht beinahe mehr in die Psyche der Eltern ein als in die von Adam selbst, was die Geschichte um deren Liebe und Trennung umso interessanter macht. Ich mochte auch, dass wirklich alle Generationen in diesem Buch vertreten waren. Es kommt ein Kind eines Teenagers vor, aber auch eine 90jährige Dame. Dadurch öffnen sich sehr viele Perspektiven! Buchholz‘ Figuren sind wirkliche Charaktere, die die Geschichte gerade lebendig machen, geht es doch um ein sehr alltägliches Thema (Scheidung). Ich bin mir jedenfalls sicher, dass ich Adam und seine Eltern, aber auch Tina und deren Freundin sowie Adams Freund nicht vergessen werde. Gerade weil wenn der Grad zur Schrulligkeit manchmal ein wenig überschritten wird. Im positiven Sinne!

SCHREIBSTIL
Neben den Charakteren muss ich einfach Natalie Buchholz‘ wunderbaren Schreibstil loben! Er war leicht, er war poetisch, er war anders. Ich habe noch kein Buch wie dieses bisher gelesen und das lag vor allem an der einzigartigen Weise, wie dieses Buch geschrieben wurde. Auf der einen Seite konnte man das Buch extrem leicht und schnell lesen, andererseits habe ich mich oft dabei ertappt, wie ich Stellen mehrmals gelesen habe, weil ich die Formulierungen so interessant fand. Es wird auf kleine Details eingegangen, die die Stimmung des Buches manchmal unterstreichen, manchmal verändern. Ein wahnsinniges Debüt vom Stil her, der tatsächlich viel Anspruch hat!
HANDLUNG
Den Aufbau der Handlung fand ich vor allen Dingen interessant. Denn es wird kapitelweise abwechselnd auf zwei Zeitebenen erzählt. Einmal vor der Trennung der Eltern und einmal danach. Oft hat mir die zweite Zeitebene besser gefallen, auch wenn es natürlich auf der ersten spannend war, zu erfahren, was Adam getan hat, um nun Sozialstunden abzuleisten. Und natürlich, wie es dazu kam, dass die Eltern sich getrennt haben. Durchweg fand ich die Handlung sehr, sehr spannend und interessant und es gab keinen wirklichen Durchhänger für mich. Schade fand ich nur, dass die Auflösung der ganzen Geschichte für mich ein wenig zu einfach und etwas zu gewöhnlich war. Nachdem sich diese enorme Spannung bei mir aufgebaut hatte, hatte ich wohl einfach zu hohe Erwartungen. Dies ist jedoch nur ein kleiner Kritikpunkt, denn an sich war das Ende und die Auflösung extrem plausibel und hat sich in das Gesamtgefüge der Geschichte gut eingegliedert.

COVER & GESTALTUNG
Für mich gehört auch das Äußere eines Buches auch in eine Bewertung hinein und ich muss sagen, dass „Der Rote Swimmingpool“ auch in dieser Kategorie sehr gut abschneidet. Das Cover ist sehr einprägsam, einfach aber wirkungsvoll, tiefgründig und regt zum Nachdenken an – ganz wie der Inhalt des Buches selbst. Ich liebe solche Cover. Und auch an sonst ist dieses Hardcover, wie von Hanser gewohnt, sehr hochwertig und elegant gelungen. Sehr, sehr schön. Ein Lesebändchen hätte dem ganzen vielleicht noch die Krone aufgesetzt.

FAZIT
Ein außergewöhnlicher Coming of Age-Roman mit extrem einzigartigen, authentischen Charakteren, einem phänomenalen Schreibstil und einem Handlungsaufbau, der die Handlung sehr schön abrundet. Ein Debüt, das ich sicher nicht so schnell vergessen werde und auch schon viel zu vielen Menschen empfohlen habe. Wer gut geschriebene Jugendbücher liebt, ist hier definitiv an der richtigen Adresse. Da ich aber sehr kritisch bin und eben doch einen kleinen Kritikpunkt meinerseits gefunden habe, reicht es nicht ganz für die Höchstwertung. Trotzdem: Natalie Buchholz sollte man in jedem Fall im Auge behalten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Figuren
  • Geschichte
  • Dramaturgie
Veröffentlicht am 04.06.2018

Mein bisher liebstes Königskinderbuch <3

Eine Geschichte der Zitrone
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Eine wunderbar erzählte Geschichte über die Bedeutung von Freundschaft und Zusammenhalt. Und dabei von der jungen Protagonistin so überzeugend geschildert, dass es mir oft die Kehle zugeschnürt hat. Calypso ...

Eine wunderbar erzählte Geschichte über die Bedeutung von Freundschaft und Zusammenhalt. Und dabei von der jungen Protagonistin so überzeugend geschildert, dass es mir oft die Kehle zugeschnürt hat. Calypso hat in ihrem jungen Leben mit so großen Aufgaben zu tun und schlägt sich so fantastisch. Ein herrliches Buch mit viel Gefühl, ohne dramatisch sein zu müssen. Hier wird auf ruhige Art und Weise für Atmosphäre gesorgt. Bemerkenswert vielleicht auch, dass dieses Buch ohne Antagonisten auskommt. Alle Figuren sind auf ihre Weise liebenswert. Bisher mein liebstes der Bücher aus dem Königskinder Verlag.

Veröffentlicht am 04.06.2018

Kommt nicht ganz an den Film heran

Call Me by Your Name Ruf mich bei deinem Namen
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Auf viele Weisen ein herausragendes Buch. Es gab so viele Stellen, die ich mit ganzer Leidenschaft geliebt habe - gerade die ersten 100 Seiten und auch viele Passagen zum Ende hin. Der Schreibstil ist ...

Auf viele Weisen ein herausragendes Buch. Es gab so viele Stellen, die ich mit ganzer Leidenschaft geliebt habe - gerade die ersten 100 Seiten und auch viele Passagen zum Ende hin. Der Schreibstil ist einfach nur ganz große Liebe. So kunstvoll und anspruchssvoll und doch auf eine verblüffende Weise leicht. Ich liebe Elio, ich liebe das Setting und ich liebe die Geschichte an sich. Das Buch ist so verdammt mutig. Es geht tiefer als die meisten anderen Bücher, berührt Stellen innerhalb der Charaktere, über die oft geschwiegen wird. Einfach sehr besonders. Gerade am Ende und in seiner Gesamtheit sehr realistisch und authentisch - gemischt mit einem oft poetischen Schreibstil. Fabelhaft.
Abzug gibt es leider für einige Passagen im letzten Drittel, die langatmig und schlichtweg uninteressant waren. Manchmal hätte ich mir die Geschichte doch etwas komprimierter gewünscht... obwohl das Buch schon mit so wenigern Seiten auskommt, aber es geht eben im Kern auch nur um eine kurze Zeitspanne.
Manchmal hätte ich mir gewünscht, das Buch wäre mehr wie der Film. Denn dieser konnte mich von vorne bis hinten überzeugen. Ich will ihn jetzt sofort noch einmal sehen!

Veröffentlicht am 04.06.2018

Kleines schreiberisches Meisterwerk

Bonjour tristesse
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Ein wunderbar geschriebenes Buch. Der Schreibstil und die Atmosphäre waren so leicht und poetisch, die Länge war perfekt. Es ist bemerkenswert, dass viele der Charaktere sehr egoistisch und von daher eigentlich ...

Ein wunderbar geschriebenes Buch. Der Schreibstil und die Atmosphäre waren so leicht und poetisch, die Länge war perfekt. Es ist bemerkenswert, dass viele der Charaktere sehr egoistisch und von daher eigentlich unsympathisch sind. Eigentlich gibt es gar keinen Charakter, der wirklich liebenswert ist in dieser Geschichte... und doch mochte ich die Charaktere. Es schien fast so, als könnten sie nichts für ihre Abgründe... und das alles durch diesen bemerkenswerten Schreibstil dieser damals schrecklich jungen Autorin. Ziemlich beeindruckend. Das ganze Buch wirkt sehr anspruchsvoll, obwohl das Grundgerüst der Geschichte genauso bei GZSZ stattfinden könnte. Wie gesagt, verblüffend, dass der Roman doch so kunstvoll und eindringlich wirkt. Extrem gut geschrieben, bzw. übersetzt. Denn leider reicht mein Französisch nicht für die Originalversion, obwohl ich diese wirklich gerne mit der Übersetzung vergleichen würde.

Veröffentlicht am 04.06.2018

Dann lieber doch der Roman...

Die Wolke
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An sich eine sehr gute Geschichte. Super interessantes Szenario eine Supergaus in Deutschland mit so einigen guten Denkanstößen. Leider in dieser Adaption jedoch unzureichend rübergebracht. Die Geschichte ...

An sich eine sehr gute Geschichte. Super interessantes Szenario eine Supergaus in Deutschland mit so einigen guten Denkanstößen. Leider in dieser Adaption jedoch unzureichend rübergebracht. Die Geschichte ist so extrem zusammengestaucht, dass man keine Emotionen zu irgendetwas aufbauen kann. Alles geschieht Schlag auf Schlag. Die Geschehnisse rund um die Protagonistin sind so unfassbar tragisch, doch Gefühlen wird überhaupt kein Raum gelassen. Ich habe schon so viele Manga gelesen, die starke Emotionen so gut rüberbringen konnten (Orange, No touching at all...) Aber hier kommt einfach nichts rüber. Alles ist nüchtern und irgendwie lieblos. Auch der Zeichenstil wirkt... ja als habe man nur das allernötigste gezeichnet. Es fehlt an allen Stelle die Liebe zum Detail und die Liebe zur Geschichte überhaupt. Außerdem habe ich überall diesen verdammten erhobenen Zeigefinger gespürt. Ja, Atomkraft ist gefährlich und überholt, aber kann man sich auch mal ein bisschen der Geschichte und den Charakteren zuwenden? Das hier ist immer noch eine fiktive Geschichte und keine Lehrveranstaltung.
Nun gut, ich konnte den Manga in einer Zugfahrt lesen, es war relativ spannend und die Ausgangsgeschichte und -idee sind wirklich, wirklich gut und interessant. Deshalb noch 2,5 Sterne. Aber insgesamt hat die Romanvorlage doch eine bessere Adaption verdient.