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Veröffentlicht am 10.12.2018

Markus Heitz war und ist einer meiner absoluten Lieblingsautoren und das nicht nur im Bereich Fantasy. Schließlich brachte mich seine Zwergen-Saga vor ein paar Jahren überhaupt erst wieder zurück zum Buch. Da ist es fast selbstverständlich, dass ich mittl

DOORS ? - Kolonie
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Markus Heitz war und ist einer meiner absoluten Lieblingsautoren und das nicht nur im Bereich Fantasy. Schließlich brachte mich seine Zwergen-Saga vor ein paar Jahren überhaupt erst wieder zurück zum Buch. ...

Markus Heitz war und ist einer meiner absoluten Lieblingsautoren und das nicht nur im Bereich Fantasy. Schließlich brachte mich seine Zwergen-Saga vor ein paar Jahren überhaupt erst wieder zurück zum Buch. Da ist es fast selbstverständlich, dass ich mittlerweile (fast) jedes seiner Bücher gelesen habe. So war es natürlich auch bei Markus Heitz neuem Buchprojekt DOORS, welches mir zum ersten Mal auf der Leipziger Buchmesse 2018 begegnet ist.

Markus Heitz hat nämlich nicht nur ein Buch geschrieben, sondern direkt drei, die allerdings jeweils deutlich kürzer sind als die üblichen Wälzer, die der deutsche Bestsellerautor normalerweise auf den Markt bringt. In Summe sind alle drei Bücher aber wieder ungefähr so umfangreich, wie ein normales Heitz Buch. Das Besondere an DOORS ist aber nicht nur das Setting selbst, sondern das Gesamtkonzept. Der Leser wird bei DOORS nämlich vor die Wahl gestellt und kann sich aktiv für einen Titel entscheiden. Hierfür gab es zunächst eine Pilotfolge, die es sowohl in limitierter Stückzahl im Buchhandel als Printexemplar gab, als auch als kostenloses eBook online bei allen gängigen eBook Anbietern. Am Ende dieser Pilotfolge wurde der Leser dann aktiv vor die Wahl gestellt, durch welche Tür man als Leser treten möchte. Man konnte dabei zwischen den Türen “X” (Dämmerung), “!” (Blutfeld) oder “?” (Kolonie) treten und gelangt dabei in ganz unterschiedliche Settings. Übrigens ist die Pilotfolge auch nochmal in jedem der einzelnen Bücher abgedruckt, weshalb man auch auf die vorherige Lektüre der Pilotfolge, die auch einzeln verfügbar ist, verzichten kann.

Das spannende hierbei ist zum einen, dass man so als Leser aktiv die Wahl hatte, welche Richtung man gerne gehen möchte, vom Mittelalter über die 40er Jahre bis hin zur nahen Zukunft und zum anderen war dadurch nie klar, welche Protagonisten es bis zum Ende des jeweiligen Titels schaffen, da die Entwicklungen der Geschichten jeweils in (teilweise) komplett andere Richtungen verliefen.

Wichtig ist hierbei die Tatsache, dass es keine Reihenfolge der DOORS Romane gibt. Man kann alle unabhängig voneinander lesen oder sich eben nur in ein Abenteuer stürzen. Die bereits angekündigte zweite DOORS Staffel (erscheint im August 2019) wird nicht an einem bestimmten Teil der ersten Staffel anknüpfen, weshalb man nicht Gefahr läuft, etwas aus einem der DOORS Bände aus Staffel 1 zu verpassen.

Ich selbst habe mich für die Lektüre eines einzelnen Abenteuers entschieden. Ob ich die weiteren Bände der ersten Staffel lesen werde, mache ich etwas von der mir zur Verfügung stehenden Zeit abhängig. Aufgrund der Bookplanetarium Live Show, die wir zum DOORS Projekt auf der Frankfurter Buchmesse mit Markus Heitz durchgeführt haben, habe ich mich für den Titel Kolonie entschieden, weshalb mich mein Abenteuer in die 40er Jahre nach Deutschland geführt hat.

In diesem Szenario haben die Alliierten frühzeitig den Kriege gegen Nazideutschland gewonnen, vor allem auch durch ein geglücktes Stauffenberg Attentat. In dieser komplett neuen Situation müssen sich die Protagonisten nach der Absolvierung der Pilotfolge nun herumschlagen und ihre Mission, die Rettung von Anna-Lena, umsetzen. Ob der angeheuerten Truppe dies gelingt und ob überhaupt alle Mitglieder dieses Abenteuer überleben, könnt ihr im Buch DOORS ? – Kolonie, nachlesen.

Mir persönlich hat dieser erfrischend neue Ansatz ausgesprochen gut gefallen. Ich mochte die Wahlmöglichkeit, die dem Leser gegeben wurde. Zwar hat man nur bedingt Einfluss auf das Leseerlebnis, kann nach einem sehr spannenden Auftakt in Form der Pilotfolge aber dennoch über ein bestimmtes Setting entscheiden, was mir sehr zugesagt hat.

Besonders positiv ist mir in dieser ersten DOORS Staffel auch der sehr bunte Mix aus unterschiedlichsten Protagonisten aufgefallen, die alle ihre eigene Persönlichkeit haben und zudem nicht unbedingt diese Fähigkeiten aufweisen, für die sie ursprünglich angeheuert worden sind. Das Ergebnis ist ein Plot, der völlig unvorhersehbar wird, da jeder Charakter völlig anders agiert, als man eigentlich erwarten könnte. Dies hat für mich einen gewissen Charme an DOORS ausgemacht.

Zudem mochte ich die Mischung aus realen Fakten und frei erfundenen geschichtlichen “Fakten”, die dafür sorgten, dass man sich zwar schnell in der geschilderten Welt zurechtfinden konnte, aber dennoch vor sehr viele unbekannte Ereignisse gestellt wurde, um dennoch eine völlig neue Welt zu erkunden.

Die Tatsache, dass sehr viele Verschwörungstheorien in die Geschichte eingewoben worden sind, die wir heutzutage kennen (bspw. Nazis auf dem Mond), haben eine ansonsten recht ernste Handlung auf angenehme Art aufgeheitert und mich öfter einmal schmunzeln lassen.

Der Schreibstil ist wie immer sehr angenehm und wirkte trotz des für Heitz Verhältnisse sehr geringen Umfangs von knapp 300 Seiten inklusive Pilotfolge zu keiner Zeit gehetzt. Da gab es Szenen in umfangreicheren Romanen, die deutlich mehr Tempo hatten. Hier wurde Zeit für eine kontinuierliche Entwicklung eingeräumt, die dem Lesespaß gutgetan haben. Außerdem ist vor allem der Pilotfolge anzumerken, dass es ursprünglich für eine TV Serie ausgelegt gewesen ist, was einen gewissen Pepp in den Lesefluss gebracht hat. War etwas Heitz untypisch, hat mir aber dennoch außerordentlich gut gefallen.

Insgesamt war DOORS ? – Kolonie von Markus Heitz eine sehr unterhaltsame Mischung aus mysteriösen Elementen, abwechslungsreichen Charakteren und einer alternativen geschichtlichen Handlung, die mir sehr gefallen hat. Ich hatte sehr viel Spaß beim Lesen und hab auch schnell Gefallen an diesem neuen Konzept gefunden. Definitiv wünsche ich mir mehr davon!

Fazit zu DOORS ? – Kolonie von Markus Heitz
Ein fantastisches neues Buchkonzept, welches mich von Anfang an überzeugen konnte. Innovativ, spannend und unterhaltsam. Für Mysteryfans ein tolles Abenteuer, welches Lust auf weitere Ereignisse und Zeitreisen macht. Ich freue mich auf DOORS Staffel 2 im August 2019.


(c) Book Walk - https://book-walk.de/2018/11/rezension-doors-kolonie-von-markus-heitz/

Veröffentlicht am 10.12.2018

Tolle Inspiration für Jung und Alt mit kleinem Makel

Stories for Boys who dare to be different - Vom Mut, anders zu sein
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Bereits seit einiger Zeit sind mir die Bücher Good Night Stories for Rebel Girls ein fester Begriff und obwohl ich diese leider bisher noch nicht gelesen habe, finde ich die Idee hinter diesen Werken von ...

Bereits seit einiger Zeit sind mir die Bücher Good Night Stories for Rebel Girls ein fester Begriff und obwohl ich diese leider bisher noch nicht gelesen habe, finde ich die Idee hinter diesen Werken von Elena Favilli und Francesca Cavallo wahnsinnig wichtig und inspirierend.

Diese stellten bisher 200 weibliche Persönlichkeiten aus der Vergangenheit und Gegenwart in den Fokus und porträtierten diese kurz und prägnant.

Als auf der Frankfurter Buchmesse Ben Brooks, Autor des neusten Werks Stories for Boys who dare to be different – Vom Mut, anders zu sein anwesend war und sein Werk vorgestellt hat, habe ich die Chance genutzt und mir sowohl das Buch gesichert als auch mit dem Autor kurz gesprochen und der Funke ist direkt übergesprungen.

Stories for Boys who dare to be different ist dabei, ähnlich wie die Vorbildbücher für Rebel Girls, eine Portraitsammlung von außergewöhnlichen Persönlichkeiten. Diese Persönlichkeiten sind dabei quer über die Jahrhunderte verteilt und haben ganz unterschiedliche Dinge geleistet. Angefangen von Galileo Galilei über Oscar Wilde bis Nelson Mandela sind insgesamt 100 männliche Persönlichkeiten in diesem Werk aufgeführt und werden dabei auf jeweils einer Doppelseite näher beleuchtet. Dabei hat jedes dieser Portraits nicht nur einen beschreibenden Text, sondern gleichzeitig auch eine sehr schön anzusehende Illustration, die die Persönlichkeit und überlieferte Eigenheit der jeweiligen Person treffend darstellt.

Die Auswahl dieser Persönlichkeiten ist dabei zwar stellenweise etwas fragwürdig, da ich mich schon darüber wundere, wieso Männer, die für alkoholische Eskapaden oder Steuerbetrug ebenso bekannt geworden sind, wie für ihre guten Taten, es in dieses Buch geschafft haben und dagegen wirklich wichtige Männer, wie beispielsweise Sir Isaac Newton oder Albert Einstein übergangen wurden. Dies finde ich um ehrlich zu sein nicht ganz plausibel. Alles in allem ist die Auswahl dieser Persönlichkeiten aber sehr stimmig und gelungen. Es ist eine vielfältige Auswahl aus Männern aus der Gesellschaft, der Forschung und vielen weiteren Bereichen, die mit ihrem Willen großes geleistet haben und dadurch eine tolle Vorbildfunktion einnehmen.

Mein größtes Problem mit diesem Titel, was übrigens auch für die Rebel Girls Bücher gilt, ist die Titelgebung. Wieso sind Bücher mit männlichen Persönlichkeiten speziell an Jungen und Bücher über weibliche Vorbilder speziell an Mädchen gerichtet? Wer sagt denn, dass eine Frau mit ihren Leistungen nicht genauso gut einen Jungen inspirieren kann, wie ein Mann ein junges Mädchen? Diese titelgebende Geschlechtertrennung finde ich leider absolut unnötig!

Ich finde es wichtig, dass man der heranwachsenden Generation Vorbilder gibt, die durch ihre Leistungen erstrebenswerte und imitierbare Ideale vermitteln, aber dann bitte ohne eine klare Geschlechtertrennung, die der jeweilige Buchtitel impliziert.

Wenn man darüber aber einmal hinweg sieht, dann ist das Buch Stories for boys who dare to be different aber eine absolut (vor-)lesenswerte Buchempfehlung. Tolle Illustrationen gepaart mit einer vielfältigen Personenauswahl sind eine spannende Kombination, die für jung und alt geeignet ist und eine hervorragende Inspirationsquelle abgibt.

Fazit zu Stories for Boys Who… von Ben Brooks
Eine tolle Auswahl an beeindruckenden Persönlichkeiten gepaart mit wunderschön anzusehenden Illustrationen. Eine tolle Lektüre, die nicht nur zum Vorlesen geeignet ist, sondern gleichzeitig auch als Inspiration für erwachsene Leserinnen und Leser geeignet ist!

(c) Book Walk - https://book-walk.de/2018/12/rezension-stories-for-boys-who-dare-to-be-different-vom-mut-anders-zu-sein/

Veröffentlicht am 10.12.2018

Eine brutale und atemberaubende Achterbahnfahrt der Gefühle

Red Rising - Asche zu Asche
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Als ich vor etwas über einem Jahr den dritten und nach meinem damaligen Stand auch letzten Teil der Red Rising Romanreihe von Pierce Brown gelesen habe, war ich einerseits sehr froh, dass diese großartige ...

Als ich vor etwas über einem Jahr den dritten und nach meinem damaligen Stand auch letzten Teil der Red Rising Romanreihe von Pierce Brown gelesen habe, war ich einerseits sehr froh, dass diese großartige Romanreihe zu einem würdigen Abschluss gekommen ist, andererseits aber auch traurig, dass ein so packend erzähltes und mitreißendes Science-Fiction Abenteuer zu einem Ende gekommen ist.

Daher war ich zunächst auch zwiegespalten, ob es überhaupt funktioniert, nach einer abgeschlossenen Trilogie die Reihe doch noch fortzuführen und dem eine weitere Trilogie anzuschließen. Zu meiner großen Freude hat es in meinen Augen hervorragend funktioniert!

Die Geschichte von Red Rising 4: Asche zu Asche setzt knapp 10 Jahre nach den verheerenden Ereignissen der ersten Trilogie an. Wir erleben eine neu gegründete Republik, die noch immer mit den Folgen des einstigen Bürgerkriegs zu kämpfen hat. Mustang auf der einen Seite muss als neues Oberhaupt versuchen, den Senat bei Laune zu halten und gegen innere sowie äußere Bedrohungen zu verteidigen, während ihr Ehemann Darrow immer mehr in den Ruf gerät, ein Goldener zu sein und seine rote Identität zu vergessen, während er die Dämonen seiner Vergangenheit endgültig zur Strecke bringen will.

Folgenschwere Entscheidungen machen Darrow (wieder einmal) zu einem der meistgesuchten Menschen des Sonnensystems und offenbaren gleichzeitig die Instabilität des neu entstandenen Systems und den Machthunger der Goldenen. Wird es dennoch gelingen, eine nachhaltigen Frieden zu etablieren? Red Rising 4 ist der Auftakt in die zweite Trilogie und erzählt vom Neuanfang eines ganzen Universums.

Bereits zu Beginn des neuen Romans fällt auf, dass Autor Pierce Brown eine andere Art der Erzählung verwendet. Während die ersten Romane ausschließlich aus der Perspektive des Protagonisten Darrow geschildert worden sind, gibt es seit Red Rising 4 mehrere Erzählstränge. Dadurch werden die zahlreichen neuen und alten Charaktere besser beleuchtet, weshalb eine viel tiefer gehende Ausarbeitung der Eigenheiten verdeutlicht werden können. Darüber hinaus hat diese Reihe mittlerweile Ausmaße angenommen, die nahezu das komplette Sonnensystem umfassen und um diesem Umstand angemessen zu begegnen, ist diese neue Erzählweise lobenswert.

Ansonsten hätte man nur sehr begrenzt alle Ereignisse und Wendungen, wovon es übrigens dutzende zu geben scheint, niemals angemessen in diese Handlung einarbeiten können. So wurde die Reihe noch ein gutes Stück komplexer und abwechslungsreicher.

Während in den vorangegangenen Bänden vor allem der Bürgerkrieg im Fokus stand, erleben wir nun in Red Rising 4: Asche zu Asche ein durch Intrigen und Machtansprüche aufgewühltes System, welches nur mit großer Mühe zusammengehalten wird. Neue Loyalitäten bilden sich und alte Bündnisse drohen zu zerbrechen. Die vielen Interpretationsansätze der Charaktere machen diese Reihe so fassettenreich und unvorhersehbar, was den besonderen Reiz ausmacht.

Red Rising 4: Asche zu Asche ist nochmal ein gutes Stück größer geworden als seine Vorgänger. Mehr Charaktere bieten mehr Perspektiven und spannende Hintergründe, die Handlung überzeugt mit frischen Ideen und schockiert des Öfteren mit völlig unerwarteten Wendungen und Charakterentscheidungen, was diese Geschichte ungemein atmosphärisch und lesenswert macht und mich restlos überzeugen konnte.

Fazit zu Red Rising 4: Asche zu Asche von Pierce Brown
Eine brutale und atemberaubende Achterbahnfahrt der Gefühle quer durch das Sonnensystem. Unvorhersehbar, spannend und immer wieder aufs Neue überraschend. Ein grandioser Auftakt in die neue Ära der Red Rising Romanreihe von Pierce Brown!


(c) Book Walk - https://www.book-walk.de

Veröffentlicht am 26.06.2018

Überraschend, abwechslungsreich und unerwartet

Scythe – Die Hüter des Todes
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Ich muss ja gestehen, dass ich bis kurz vor der Leipziger Buchmesse 2018 noch überhaupt nichts von Scythe bzw. von Neil Shusterman gehört hatte. Erst als eine Freundin von mir auf einer Lesung des Autoren ...

Ich muss ja gestehen, dass ich bis kurz vor der Leipziger Buchmesse 2018 noch überhaupt nichts von Scythe bzw. von Neil Shusterman gehört hatte. Erst als eine Freundin von mir auf einer Lesung des Autoren in Köln gewesen ist und absolut begeistert vom Autor und dem Reihenauftakt war, wurde ich neugierig und beschäftigte mich zum ersten Mal mit dem Reihenauftakt Scythe. Die Hüter des Todes und ich wurde nicht enttäuscht.

Scythe mutet dabei zunächst wie ein Fantasyroman an, ist aber eher ein dystopisches Setting mit zahlreichen Sci-Fi Elementen. In einer unbestimmten fernen Zukunft hat es die Menschheit geschafft, sich über den Tod hinwegzusetzen. Die Wissenschaft hat außerordentlich gute Arbeit geleistet und mit modernster Technik ist es den Menschen gelungen, den Tod auf unbestimmte Zeit hinauszuzögern, wenn nicht sogar komplett zu verhindern. Man kann sich mithilfe von Naniten sogar wieder auf ein bestimmtes körperliches Alter zurücksetzen lassen, sodass die Bevölkerung ihr tatsächliches Alter irgendwann gar nicht mehr genau weiß. Zudem ist es durch diese Technik möglich, sich wiederbeleben zu lassen, falls man doch einmal einen Unfall gehabt hat. Und über alles wacht eine künstliche, alles sehende, wohlwollende Künstliche Intelligenz, der sogenannte Thunderhead. Klingt eigentlich zu schön um wahr zu sein. Doch ein Problem hat die Menschheit, nämlich die endliche Ressource Erde. Da die Menschheit aber nicht mehr sterben kann und demnach immer weiter wächst, sind die Ressourcen irgendwann rechnerisch aufgebraucht.

Und genau an diesem Punkt kommt die neue “natürliche Selektion” ins Spiel, der sogenannte Scythe Orden, die Hüter des Todes. Nach bestimmten Gesichtspunkten, manchmal aus reiner Willkür, bestimmten die Scythe, welche Menschen getötet werden. Es gibt teilweise Quoten, die erfüllt werden müssen, um dem Wachstum der Menschheit entgegenzuwirken. Doch da der Begriff des Tötens ein Wort aus der Sterblichkeits-Ära ist, wird der zivilisiertere Begriff der Nachlese verwendet. Eines Tages werden dabei die beiden Jugendlichen Citra und Rowan zufälligerweise vom Scythe Faraday ausgewählt, um gegen ihren Willen eine Ausbildung zum Hüter des Todes anzutreten. Ob sie dieser Herausforderung gerecht werden können?

Anfangs fand ich die Idee, die dieses Buch verfolgt, doch etwas makaber. Man kann nicht sterben, wird aber, wenn es an der Zeit dafür ist, nicht einfach aus dem Leben scheiden,sondern direkt umgebracht? Harter Stoff, mit dem man erst einmal umgehen muss. Es wird stellenweise im Verlauf der Geschichte schon einmal durchaus brutal, allerdings sind die Scythe keine Monster (zumindest nicht alle von ihnen) und es gibt quasi kein Abschlachten, sondern ein “gesittetes Töten”, falls es sowas überhaupt gibt.

Ich muss zugeben, dass ich das Setting definitiv sehr innovativ und abwechslungsreich empfunden habe. Eine künstliche Intelligenz, die unser aller Leben bestimmt und tatsächlich nur unser bestes will. Ein Planet, der mit endlichen Ressourcen zu kämpfen hat. All dies klingt doch irgendwie sehr bekannt und alltäglich, auch wenn wir von gewissen Situationen noch etwas entfernt sind. Mir hat es ausgesprochen gut gefallen, wie es der Autor Neil Shusterman geschafft hat, eine fiktive Zukunftssituation zu entwerfen, die an vielen bekannten Aspekten unserer jetzigen Zeit anknüpft und diese losen Enden so geschickt weiterspinnt, dass das Szenario durchweg plausibel erscheint. Wer weiß, was mit der Forschung in ein paar Jahren möglich ist?!
Darüber hinaus empfand ich die Charaktere und den Orden der Scythe wahnsinnig interessant. Wie wird man zu einem Hüter des Todes, was sind die Motive, Scythe zu werden und nutzt der Orden seine Machtposition in der Welt dann nicht vielleicht aus, wenn man der einzige ist, der noch Töten kann und das endgültig? Eine korrupte und machtgierige Institution mit rücksichtslosen Individuen kommt sukzessive zum Vorschein, die den korrupten Politikern und Konzernbossen unserer Zeit in nichts nachsteht, was diese Geschichte so plausibel gestaltet. Es wirkt echt und trotzdem wird nicht auf dieser Ausgangssituation beharrt, sondern erlebt eine kontinuierliche Entwicklung, die man unbedingt erleben möchte.

Immer wieder bin ich dabei auch über die Verantwortung der Scythe der Gesellschaft gegenüber gestolpert und vor allem bin ich immer wieder verwundert, zu welchen Mitteln Menschen greifen, um ihr eigenes Überleben zu sichern. Von kleineren Gefälligkeiten bis hin zu komplett neuen Kulten erlebt man die vielschichtigen Motive der Menschheit aus einer komplett neuen Perspektive. Beängstigend und zugleich leider sehr nachvollziehbar.

Ein durch und durch geniales Werk, was uns Neil Shusterman hier präsentiert hat. Angefangen von einer fantastischen Gestaltung der deutschen Buchausgabe mit einem reflektierenden, kupferfarbenen Einband über ein faszinierendes zukünftiges Setting bis hin zu einem Plot, welcher mit zahlreichen überraschenden Wendungen und abwechslungsreichen Charakteren glänzen konnte. Ein rundum stimmiger Gesamteindruck, der hier veröffentlicht worden ist. Lediglich über den Thunderhead und die Entstehung des Ordens der Scythe hätte ich mir noch etwas mehr Infos gewüscht, aber die Geschichte ist ja auch noch nicht auserzählt.

Fazit zu Scythe. Die Hüter des Todes von Neil Shusterman

Überraschend, abwechslungsreich und unerwartet kam das Werk Scythe. Die Hüter des Todes von Neil Shusterman daher und hinterließ einen genialen Gesamteindruck, der dem Leser einen faszinierenden Blick in die Zukunft gewährt hat und süchtig nach mehr Lesestoff gemacht hat. Großartig!

Veröffentlicht am 29.05.2018

Packender Abschluss, allerdings auch schwächster Band der Reihe

Die Luna-Chroniken 4: Wie Schnee so weiß
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Die Luna Chroniken gehörten über die letzten Jahre zu meinen aller liebsten Romanreihen. Marissa Meyer hat mit der Märchenadaption rund um Rotkäppchen, Cinderella und Co. in meinen Augen eine außerordentlich ...

Die Luna Chroniken gehörten über die letzten Jahre zu meinen aller liebsten Romanreihen. Marissa Meyer hat mit der Märchenadaption rund um Rotkäppchen, Cinderella und Co. in meinen Augen eine außerordentlich gute SciFi Welt erschaffen und der Carlsen Verlag hat sie nach Deutschland gebracht. Der vierte und letzte Band der Reihe Wie Schnee so weiß lag daher natürlich auch bei mir zu Hause und wartete sehnsüchtig darauf, von mir verschlungen zu werden.

Als großer Fan der Welt habe ich natürlich zum einen das Lesen der Geschichte weit hinausgezögert, da ich keinen Abschied von diesen wundervollen Charakteren nehmen wollte, aber andererseits war ich natürlich auch sehr neugierig, wie das große Finale rund um Cinder und Co. aussieht. Daher war es dann doch irgendwie zu erwarten, dass ich eher früher als später zum Buch greife und dieses auslese.

Wie Schnee so weiß ist nicht nur der abschließende, sondern gleichzeitig auch der mit Abstand umfangreichste Band der Reihe. Wie bereits in den vorangegangenen Bänden wird auch in der vierten Geschichte wieder eine neue Person eingeführt. Anders als in den übrigen Bänden ist dies aber nur noch die Prinzessin Winter, die Stieftochter der Herrscherin von Luna, Königin Levana. Die übrigen Protagonisten sind mittlerweile bekannt. In den Bänden eins bis drei hatte es sich bereits angedeutet, in Teil 4 wird es zur blutigen Realität. Die Revolutionsgruppe rund um Cinder holt zum finalen Schlag aus. Dabei sind Cinder und ihre Mitstreiter aber auf Utnerstützung angewiesen und das nach Möglichkeit von Insidern auf Luna, damit der geplante Sturz der Königin auch gelingen kann. Der finale Schlag braut sich zusammen und das Überleben der Menschheit sowie der Lunarier und der Fortbestand der Erde und des Mondes stehen auf dem Spiel. Eine schier unlösbare Aufgabe für die noch junge Mechanikerin, die für höheres bestimmt zu sein scheint!

Ich habe mich einfach wahnsinnig auf das große Finale der Luna Chroniken gefreut, da mir über die Bücher hinweg die einzelnen Protagonisten total ans Herz gewachsen sind. Sie sind alle sehr unterschiedlich, haben ihre Eigenheiten, ergänzen sich als Duo und später als Team perfekt und bringen durch ihre vielschichtigen Talente das gewisse Extra in die Gruppendynamik mit ein. So hat sich diese Gruppe, die über die Romane durchgehend gewachsen ist, kontinuierlich weiterentwickelt und die Beziehungen untereinander haben sich vertieft. Nun wird diese Gruppe noch einmal ergänzt und zwar im Verlauf der Geschichte um die Prinzessin Winter und dabei ist leider wie ich finde einfach wahnsinnig viel schief gelaufen.

Winter und ihre Beziehung zum Wächter Jacin ist nicht nur sehr sonderbar, vielmehr hat mich diese Storyline einfach komplett genervt. Es war absolut kein Mehrwert für die Geschichte. Winter ist ein so zartes, ängstliches Wesen, welches es größtenteils nicht schafft, über ihren eigenen Schatten zu springen und sich ihren Gefahren zu stellen. Trotz 800 Seiten Umfang hat sich dieser Charakter quasi nicht weiterentwickelt und leider ist das für einen Abschluss einer Romanreihe absolut unbefriedigend. Hätte man Winter früher in die Geschichte eingebracht und ihr eine bessere Entwicklung anberaumt, dann hätte ich mit ihr etwas anfangen können. So bin ich aber leider der Meinung, dass man Winter als Charakter schlichtweg hätte streichen können und niemand hätte sie vermisst. Das übrige Gespann ist kraftvoll genug, um sich jeder Gefahr entgegenzustellen. Die Geschichte von Winter ist mir schlichtweg negativ aufgestoßen.

Positiv hingegen empfand ich die übrige Gruppe. Diese ist stets über sich hinausgewachsen und hat es dem Leser ermöglicht, direkt mitzufiebern und Sympathien aufzubauen bzw. zu vertiefen. Außerdem hat man, nachdem Luna als mysteriöser Ort in den ersten drei Bänden kontinuierlich aufgebaut worden ist, nun auch tatsächlich endlich näher kennenlernen dürfen. Nicht nur die Eigenheiten des Monds an sich, sondern vor allem auch die vielschichtigen Lunarier abseits der Königin konnte man erleben und ziemlich schnell feststellen, dass das Bild, welches man vom Volk durch die Königin erhalten hat, schlichtweg fehlerhaft ist. Eine echte Offenbarung, die ich sehr erfrischend gefunden habe.

Ansonsten hat mir alles in allem sowohl der sehr angenehme Schreibstil als auch die Erzählweise überzeugen können. Der anfänglich abschreckende Umfang des Buchs wird dadurch schnell nichtig gemacht, da man nach kurzer Findungsphase direkt in der Geschichte ist und in großen Schritten vorankommt und sich leider auch damit schnell dem Finale nähert, was definitiv für den gekonnten Umgang der Autorin inkl. Übersetzung mit Worten spricht. Eine fabelhafte Arbeit.

So bleibt ein sehr unterschiedlicher Eindruck vom Abschluss der Reihe zurück. Einerseits ist die Geschichte sehr spannend und actiongeladen und das gepaart mit neuen Eindrücken und abwechslungsreichen Charakteren, andererseits sind zeitweise doch einige Längen vorhanden und neue Charaktere, vor allem Winter, sind einfach überflüssig, weshalb ich den Roman als leider schwächsten Roman der Reihe empfinde. Nichtsdestotrotz kann ich den Abschluss der Luna Chroniken vor allem Fans der Reihe, die diesen Band noch nicht gelesen haben, empfehlen.

Fazit zu Wie Schnee so weiß von Marissa Meyer
Der längste und für mich schwächste Teil der Luna-Chroniken Reihe. Wie Schnee so weiß ist gewohnt abwechslungsreich und spannend, aber Charaktere wie Winter sind extrem nervig und zudem hat das Buch zu viele Längen. Alles in allem ein würdiger und stimmiger Abschluss einer fantastischen Romanreihe! Die Luna-Chroniken muss man als Märchen- und Jugendbuchfan gelesen haben.