Dieses Buch ist nahe am wirklichen Leben
Never Let Me DownIch möchte in dieser Rezension mit meinem Fazit anfangen, denn nachdem ich über dieses Buch nachgedacht habe und versucht habe herauszufinden warum ich so unzufrieden mit dem Buch war, ist mir eine Erkenntnis ...
Ich möchte in dieser Rezension mit meinem Fazit anfangen, denn nachdem ich über dieses Buch nachgedacht habe und versucht habe herauszufinden warum ich so unzufrieden mit dem Buch war, ist mir eine Erkenntnis gekommen. Und diese Erkenntnis macht das Buch in meinen Augen absolut genial.
Fazit:
An und für sich war es ein gutes Buch mit sehr schönem und flüssigen Schreibstil, dass ein seriöses und vielleicht auch schwieriges Thema behandelt hat. Es hat mich jedoch etwas unzufrieden zurückgelassen. Es ist ein offenes Ende und irgendwie auch ein schönes Ende, aber mir fehlte etwas. Zu viele Dinge blieben ungesagt. Die Vergangenheit wurde nie wirklich aufgedeckt. Es gab keine richtige Erklärung. Es fühlte sich an als müsste es noch eine richtige Aussprache geben um wirklich eine positive Richtung vorzugeben. ABER vielleicht ist auch genau DAS das geniale an dieser Geschichte. Denn manche Dinge kann man nicht ändern, selbst wenn man noch so lange und oft darüber spricht. Die Vergangenheit von Rachel und Jenny kann nicht geändert werden. Und was bringt es über bestimmte Dinge zu sprechen, wenn man nichts tun kann und die betroffene Person gar nicht mehr da ist um es zu erklären oder ihre Sicht auf die Dinge zu geben? Man könnte nur rätseln und sich selbst den Schlaf rauben und genau DESWEGEN muss nach vorne schauen. Ewig deprimiert sein, bringt einen nicht weiter und vielleicht ist es genau DAS was die Autorin hiermit sagen will. Mir fehlten Erklärungen, aber vielleicht GAB ES GAR NICHTS zu erklären. Vielleicht ist es genau das. Hinter all den Jahren steckte kein Grund. Höchstens Dummheit. Jugendlicher Leichtsinn. Fehler. Aber jeder Mensch macht Fehler. Und so schlimm sie auch sind und egal wie großen Schaden sie anrichten: Man kann diese Fehler nicht ungeschehen machen. Das frustriert mich. Aber es bringt dieses Buch auch der Realität unglaublich nahe. Vielleicht hat mich das gestört. Weil es keine perfekte Welt ist, die hier dargestellt wird. Kein allumfassendes Happy End. Sondern einfach nur die Realität. Aber für diese Tatsache, für diese Darstellung muss ich die Autorin wirklich sehr loben.
Nun zum Rest/ der eigentlichen Rezi:
Wie schon bei vergangenen Büchern von SarinaBowen mochte ich den Schreibstil unglaublich gerne. Es ist locker und leicht, mit einem schönen Humor aber auch sehr viel Ernsthaftigkeit und Themen, die einem durchaus nahegehen.
Irgendwie bin ich mit anderen Erwartungen in dieses Buch hineingegangen. Ich weiß, dass die Autorin keine zuckersüßen Liebesromane schreibt, sondern, dass immer auch etwas wichtiges, seriöses in den Seiten ihrer Romane versteckt ist, trotzdem hatte ich mehr Romance erwartet. Das heißt nicht, dass mir das Buch nicht trotzdem gefallen hätte. Es war einfach anders. Es hatte viel mehr mit Familie zu tun als mit der ernsten Liebe. Dieses Buch handelt von zwei Menschen, die sich eigentlich so vertraut sein sollten, wie kaum jemand anderes und trotzdem sind sie sich fremd.
Die Story an sich fand ich gut und sie war unglaublich realistisch dargestellt. Die Gefühle von Rachel konnte ich absolut nachvollziehen und alles was sie gefühlt und erlebt hat, machte Sinn. Diese Gefühle von Angst, Verrat, Argwohn und auch dieser Tropfen von Missgunst der im Verlaufe des Buches auftaucht konnte ich sehr gut verstehen. Das Verhältnis zwischen Frederick und Rachel ist angespannt, unangenehm und verkrampft. Sie wissen beide nicht wie sie miteinander umgehen sollen und machen unglaublich viele Fehler. Das ist beim lesen stellenweise schmerzhaft, weil ich einfach wollte, dass alles einen guten Lauf nimmt und die beiden miteinander klar kommen, aber es ist auch “normal” - wenn man irgendetwas an dieser Situation normal nennen kann.
Die eigentliche Liebesgeschichte - nämlich die von Rachel und Jake ist beinahe nebensächlich, in ihrer Essenz aber trotzdem sehr wichtig, denn nur durch diese langsam aufkeimenden Gefühle findet Rachel den Mut sich ihren Ängsten zu stellen. Zwischen Jake und Rachel entsteht etwas ganz zartes. Etwas vorsichtiges. Und auch das mochte ich im Zusammenhang mit Rachels familiärer Situation gern. Die beiden lernen sich erst nach 160 Seiten tatsächlich kennen. Am Anfang fand ich das etwas schade, aber schon bald habe ich gemerkt, dass die Liebe nicht der eigentliche Fokus in diesem Buch ist. Oder… doch. Die Liebe ist der Kern der Geschichte, aber eben keine romantische Liebe.
Was die Nebencharaktere angeht; Aurora fand im am Anfang etwas zu viel, allerdings ist sie mit ihrer lebhaften Art perfekt dafür geeignet Rachel aus ihrem Schneckenhaus zu locken und um ihr zu helfen sich zu öffnen. Alice mochte ich nicht wirklich. Sie schien auf den ersten Blick nett, aber sie konnte sich nicht zügeln und warf mit ihren Gefühlen und ihrer Wut zu sehr um sich. Norah… sie ist eine von den guten. Ich denke sie hat ebenfalls ihren Teil zur Besserung der Situation beigetragen und das fand ich schön. Ich denke sie und Rachel könnten irgendwann vielleicht Freunde werden. Ernie… puh. Das ist schwierig. Er scheint nett zu sein, aber zu viel von der Vergangenheit blieb am Ende ungesagt. Das hat für mich zu viele Fragen aufgeworfen, weshalb ich ihn nicht wirklich einschätzen kann.
Und dann wäre da Haze. Ich bin mir sicher er hat es gut gemeint, aber es hat einfach viel zu sehr an sich selbst gedacht. Oder vielleicht generell zu wenig nachgedacht. Die Dinge die er getan hat oder versucht hat zu tun, waren einfach nicht in Ordnung. Und es hatte so unglaublich negative Auswirkungen. Wie er sich Rachel gegenüber verhielt, wie er versucht hatte ihr Schuldgefühle zu machen und ein schlechtes Gewissen einzureden. Die einzelnen Kommentare von seiner Seite. Das war einfach alles nicht in Ordnung… umso glücklicher war ich als Rachel sich in gewisser Weise befreit hat. Auch hier gab es keine wirklich Klärung. Keine Aussprache. Aber wann wäre es im wahren Leben jemals so perfekt?