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Veröffentlicht am 03.05.2023

Spurensuche...

Hörst du das Meer rauschen
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Moin!

Liebt ihr es, neue Autorinnen zu entdecken? Für mich gibt es nichts Schöneres, als die (Online-) Buchhandlungen auf der Suche nach einem literarischen Debüt zu durchstöbern. Wer sich hinter dem ...

Moin!

Liebt ihr es, neue Autorinnen zu entdecken? Für mich gibt es nichts Schöneres, als die (Online-) Buchhandlungen auf der Suche nach einem literarischen Debüt zu durchstöbern. Wer sich hinter dem klangvollen Pseudonym "Merle Martens" verbirgt, weiß ich nicht. Auch wenn ich mich an gewisse literarische Werke erinnert fühle, möchte ich meine Vermutungen für mich behalten und keine konkreten Namen ins Spiel bringen. Für die Entscheidung, (geschlossene oder offene) Pseudonym zu nutzen, gibt es viele Gründe, die man respektieren sollte. Viele Schriftstellerinnen möchten ihr Privatleben schützen, andere rechnen sich mit einem Künstlernamen bessere Chancen auf dem Buchmarkt aus. Weitere lassen sich von ihrem literarischen Genre beeinflussen oder müssen sich den klaren Vorgaben der Verlage beugen. Auf jeden Fall handelt es sich um einen klassischen Inselroman, der über die Irrwege der Liebe und das Sommerglück am Meer erzählt.

Ein Dinner bei Kerzenschein – Fee hat alles vorbereitet, um ihren Freund zu überraschen. Doch Tobias kommt nicht, denn er liegt mit gebrochenem Arm im Krankenhaus. Als Fee zu ihm eilt, sitzt an seinem Bett Händchen haltend eine andere Frau. Fee ist zutiefst enttäuscht. Aber das ist noch nicht alles: Ihre Oma Hanni ist verschwunden. Der einzige Hinweis ist eine Telefonnummer, die nach Juist führt. Kurz entschlossen reist Fee auf die kleine Insel in der Nordsee, um ihre Oma zu suchen. Doch Hanni hat ein Geheimnis und will gar nicht gefunden werden. Auf der Suche nach der geliebten Oma scheint auch für Fee das Glück plötzlich wieder zum Greifen nah.

Das maritime Cover ist hübsch gemacht, aber nicht mehr. Im Fokus stehen ausgefallene Muscheln, im Hintergrund sind Küstenvögel in einer Dünenlandschaft zu sehen. Auf Juist würde ich diese malerische Szene nicht verorten, das Cover könnte irgendeinen Strand auf der Welt zeigen. Dafür hat mich der poetisch klingende Titel angesprochen und von einer romantischen Strandlektüre träumen lassen...

"Hörst du das Meer rauschen" ist der erste Band der Reihe "Küstenglück". Merle Martens nimmt ihre Leser*innen mit auf eine weite Reise, vom Ruhrgebiet an die Nordsee, von Mülheim an der Ruhr bis nach Juist, einer ostfriesischen Insel am Wattenmeer. Im Mittelpunkt stehen zwei Frauen, nämlich Fee, eine 29jährige Freiberuflerin, die ihr Leben nach der Trennung von ihrem Freund wieder auf die Reihe kriegen muss, und ihre Oma Hanni, die ihr altes Leben (und ihren pedantischen Mann Sigfrid nach 55 Jahren Ehe) hinter sich lässt und auf die aufregende Reise nach Juist begibt, auf den Spuren einer bewegten Vergangenheit. Hierbei wird die Handlung entweder aus der Ich-Perspektive von Fee oder von Hanni vermittelt, durchbrochen von mehreren Liebesbriefen, die im Laufe der 1960er Jahren an Hanni gerichtet worden sind.

Für mein persönliches Empfinden wird das private Drama von Fee etwas zu ausführlich dargestellt, während Hanni etwas zu kurz kommt. Auch die Entwicklung der Liebesgeschichte von Fee und Mattes geht mir etwas zu schnell, hier hätte ich mir etwas mehr Zeit für das Kennenlernen gewünscht. Alles in allem hat mir diese unterhaltsame Lektüre gut gefallen. Es ist ein (einfach gestrickter) gefälliger Wohlfühlroman, mit sympathischen Figuren und viel Nordsee-Flair, ohne allzu viel Reflexion und Tiefgang. Genau das Richtige für den Strandkorb auf Juist, mit Blick auf Salzwiesen, Dünen und Meer.

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Veröffentlicht am 03.05.2023

Schlaflos...

Nachts ist man am besten wach
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Was macht ihr, wenn ihr nachts nicht schlafen könnt, weil das Gedankenkarussell nicht stillstehen will? Kocht ihr euch einen Kräutertee oder setzt ihr euch ans Laptop, um euch die Zeit auf Social Media ...

Was macht ihr, wenn ihr nachts nicht schlafen könnt, weil das Gedankenkarussell nicht stillstehen will? Kocht ihr euch einen Kräutertee oder setzt ihr euch ans Laptop, um euch die Zeit auf Social Media zu vertreiben? Dieser Frage geht Kristina Sanders alias Kristina Günak in ihrem neuen Hörbuch "Nachts ist man am besten wach" nach:

Plötzlich wird für Sophia alles anders: Ihr Ex-Mann erwartet ein Kind mit seiner Neuen, und kurz darauf stirbt ihre Mutter. Es beginnt eine Zeit der unendlichen Einsamkeit – und Schlaflosigkeit. Tagsüber fühlt sich Sophia wie ein Zombie, nachts treibt sie sich auf Twitter herum. Bis sie sich traut, selbst etwas zu twittern: »Suche andere Schlaflose im Raum Hamburg«. Gleich drei Frauen melden sich: Margarete, Klara und Katharina – alle sind schlaflos. Aber nur auf den ersten Blick ist dies ihre einzige Gemeinsamkeit, denn in der Dunkelheit der Nacht teilen sie ihre Sorgen und Sehnsüchte miteinander. Als eines Tages eine von ihnen Hilfe braucht, zeigt sich, ob ihre Freundschaft auch im wahren Leben Bestand hat.

Leider führt das hübsche Cover alle Betrachter in die Irre. Im Mittelpunkt steht eine junge Frau, die man auf Mitte/Ende 20 schätzen würde. Sie thront lässig im Schneidersitz auf einem weichen Kissen, neben sich ein Glas Rotwein, der für die nötige Bettschwere sorgen soll. Ihre Fuße sind barfuß, die dunklen Haare zu einem modischen Messie-Bun gebändigt, wie man ihn in den Mode-Magazinen bewundern kann. Der ausgefallene Titel ist von Selbstironie getragen, was die Heldin gleich zu einer positiv besetzten Identifikationsfigur macht. Wenn die von der Schriftstellerin Kristina Sanders angedachte Zielgruppe erreicht werden soll, würde ich in diesem Punkte zum Nachbessern raten. Zumindest das korrekte Alter von Sophia gehört in den Klappentext; eine reife Frau auf dem Cover wäre ebenfalls sinnvoll.

"Nachts ist man am besten wach" spielt in einer renovierungsbedürftigen Villa aus dem vergangenen Jahrhundert. Im Mittelpunkt steht Sophia, eine getrennt lebende (und vor der Scheidung stehende) kinderlose, nicht berufstätige Frau von fast fünfzig Jahren, die nach dem Tod ihrer Mutter ihren letzten Halt verloren halt und vor den Trümmern ihres Lebens steht. Sie leidet unter massiven Angst- und Panikattacken, die sie in ihrer Lebensqualität einschränken. Ihre Schlaflosigkeit bekämpft sie mit markigen Sprüchen, die sie unter einem klangvollen Nickname auf Twitter in die Welt hinaus posaunt, was ihr eine hohe Zahl von Followerinnen, aber keine Freundinnen im real life beschert. Einen Ausweg aus diesem Dilemma bietet ihr der "Klub der Schlaflosen", den sie mehr oder minder aus dem Bauch heraus auf Twitter gründet. Nach einigen Zoom-Meetings gehen sie zu Verabredungen vor Ort über. Margarete, Klara und Katharina sind keine Frauen, die auf einer Welle des Glücks durch das Leben surfen, sie müssen gegen wilde Stürme ankämpfen, aber sie halten fest gegen den Rest der Welt zusammen.

Das Hörbuch "Nachts ist man am besten wach" ist in einem lakonischen, trockenen Ton gehalten, der von der Sprecherin Katja Danowski perfekt umgesetzt worden ist. Es ist eine ruhige, unterhaltsame Geschichte, welche Frauenfreundschaften und Solidarität feiert und Mut zur Veränderung machen will. Hin und wieder gibt es einige Längen (insbesondere wenn es um Themen wie Klima- und Umweltschutz, Vegane Ernährung oder LGBT - Lesbian, Gay, Bisexual and Transgender geht) , aber alles in allem ist das Hörbuch für Frauen in den besten Jahren empfehlenswert.

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Veröffentlicht am 26.04.2023

Weites Herz, klarer Horizont

Sylt oder Süßes
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Moin!

Kennt ihr den friesischen Wahlspruch "Rüm hart, klar kiming"? Frei übersetzt, bedeutet er: Wer einen klaren Verstand besitzt, sieht den Weg. Dazu gehört auch, endlich loszulassen. Dieser Gedanke ...

Moin!

Kennt ihr den friesischen Wahlspruch "Rüm hart, klar kiming"? Frei übersetzt, bedeutet er: Wer einen klaren Verstand besitzt, sieht den Weg. Dazu gehört auch, endlich loszulassen. Dieser Gedanke durchzieht den neuen Roman "Sylt oder Süßes" von Claudia Thesenfitz, der für mich die perfekte Strandlektüre ist, mit etwas Tiefgang und viel Lokalkolorit vom Campingplatz Hörnum auf Sylt:

Sommer, Genuss und Lebensfreude – auf Sylt haben Diäten keine Chance. Hotelchefin Doreen Grüning, 43, durchtrainiert, kontrolliert und immer im Kaloriendefizit, soll einen abgerockten Zeltplatz auf Sylt zum Luxus-Glamping-Resort umgestalten. Keine leichte Aufgabe, denn alles soll heimlich und unauffällig vonstatten gehen, um nicht den Zorn der Sylter Heimatschutz-Aktivisten zu erregen. Doch die Jungs vom Camping-Restaurant und die eigenwillige Rezeptionistin Stine kommen ihr auf die Schliche und sind alles andere als begeistert, dass auch noch dieses Sylter Kleinod den Reichen und Schönen geopfert werden soll. Heimlich beschließt die Campingplatz-Crew, Doreen umzustimmen. Die Jungs gehen mit ihr surfen und bekochen sie. Und Stine bringt ihr zur Entspannung das Stricken bei. Schon lange hatte Doreen nicht mehr so viel Spaß. Doch als ihr ihre Hosen nicht mehr passen und das ganze Projekt zu scheitern droht, zieht sie die Notbremse: Ab sofort hält sie wieder eisern Diät und bestellt schon mal die Bagger. Wäre da nur nicht der Ur-Sylter Hinnerk, der ein so freies und anderes Leben lebt und ihr zeigt, wie gut es tut, loszulassen …

Das Cover atmet Nordseeflair. Es ist in warmen Tönen gehalten und verspricht einen locker-leichten Sommerroman, den man am liebsten in einem Strandkorb genießen möchte. Eine unbekannte Frau ist in einem VW Bulli unterwegs, den Blick auf einen markanten Leuchtturm gerichtet. Ist sie auf dem Weg in den Urlaub? Der Titel zaubert durch das gekonnte Wortspiel ein Lächeln auf die Lippen und bleibt im Gedächtnis haften.

Das neue Buch von Claudia Thesenfitz spielt mitten auf einem schlichten Campingplatz auf Hörnum, am südlichen Ende der Insel Sylt. Hier ist man meilenweit von dem angesagten Trend "Glamping" entfernt. Auch wenn die landschaftliche Lage kaum zu toppen ist, ist die vorhandene Ausstattung eher spartanisch. Hier legt man weniger Wert auf den schönen Sein als auf das echte Sein. Viele Gäste sind echte Unikate; etwas schräg anmutend, aber mit einem großen Herzen, wie zum Beispiel Stine, die für die Rezeption verantwortlich zeichnet.

Ich mag die Sylt-Romane von Claudia Thesenfitz. Sie sind so erfrischend anders und spiegeln das wahre Leben. Ehrlich, natürlich, ungefiltert. In ihrem neuen Roman "Sylt oder Süßes" dreht sich alles um Doreen, die ihr ganzes Leben der Karriere untergeordnet hat. Sie kann sich nicht gehen lassen, sondern ist eine Perfektionistin. Beruflich gesehen, hat sie fast alles erreicht, privat ist sie auf der Strecke geblieben. Auf einem Low-Budget-Campingplatz in Hörnum ist sie undercover für ihren Arbeitgeber unterwegs - und lernt dabei die wichtigste Lektion in ihrem Leben. Für meinen persönlichen Geschmack ist die (für Wohlfühlromane nahezu obligatorische) romantische Liebesgeschichte etwas in den Hintergrund geraten, dafür ist die weitere Handlung um so ausführlicher dargestellt worden.

Besonders gut gefallen hat mir, dass die Schattenseiten von Sylt von Claudia Thesenfitz klar und deutlich aufgezeigt werden. Im Laufe der Zeit hat sich Sylt zu einem Hotspot für die Reichen und Schönen entwickelt. Vertrieben worden sind die Einheimischen, die sich eine Wohnung auf der beliebten Insel nicht mehr leisten können und zu ihren Arbeitsplätzen vom Festland aus pendeln müssen. Umstrittene Bauprojekte sorgen für zusätzlichen Ärger; Investor*innen betreiben mutwillig Raubbau an der Natur, statt auf nachhaltigen, ökologisch verträglichen Tourismus zu setzen. Ein radikales Umdenken ist dringend notwendig, wenn Sylt für kommende Generationen erhalten bleiben soll. Das sollte unser gemeinsames Ziel sein!

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Veröffentlicht am 26.04.2023

Wenn der Blitz einschlägt...

Glück ist da, wo man es hinträgt
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Hallo liebe Büchermenschen!

Nach drei Jahren Zwangspause aufgrund der Corona-Pandemie geht es wieder zur Leipziger Buchmesse. Freut ihr euch schon auf das Wiedersehen mit euren Lieblingsschriftstellerinnen? ...

Hallo liebe Büchermenschen!

Nach drei Jahren Zwangspause aufgrund der Corona-Pandemie geht es wieder zur Leipziger Buchmesse. Freut ihr euch schon auf das Wiedersehen mit euren Lieblingsschriftstellerinnen? Treffen wir uns am Stand der DELIA-Autorinnen, um unsere Lieblingsbücher signieren zu lassen?

Auf jeden Fall träume ich von einem persönlichen Treffen mit Kristina Günak. Sie zählt zu meinen bevorzugten Autorinnen. Gerade habe ich ihren neuen Roman "Glück ist da, wo man es hinträgt" gelesen, der um ein ewig junges Thema kreist:

Katharina zögert nicht, als ihr Bruder Simon sie eines Nachts zu Hilfe ruft. Nach einem schweren Sturz kann er sich nicht um die Event-Agentur kümmern, und Promihochzeiten warten nicht. Doch gern kehrt sie nicht zurück auf das heimische Gut, so idyllisch es auch ist. Zu viele schlechte Erinnerungen hängen daran. Seither hat sie sich mit ihrer Tochter ein eigenes Leben aufgebaut, fern von Glanz und Glamour. Kaum angekommen trifft Katharina auf Leonard von Bredow, der alles verkörpert, was sie hasst. Leider entpuppt sich Leonard als wahre Stütze in der Krise und wächst ihr mehr ans Herz, als ihr lieb ist. Und wie heißt es so schön? Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann ...

Das Cover ist in zarten Pastelltönen gestaltet. Optisch gesehen, ist es perfekt auf das Motiv "Traumhochzeit abgestimmt, wie sie auf Burg Heitfeld gefeiert werden kann. Ein feiner Spitzenschleier weht ins Bild, an einer blumengeschmückten Vespa sind rosarote Luftballons befestigt, und ein Hufeisen soll für das Glück auf dem gemeinsamen Lebensweg sorgen. Der Rand des Buches ist mit filigran ausgearbeiteten Blumen gesäumt und lässt es duftig und leicht erscheinen. Der Titel fällt aus dem Rahmen des Üblichen, er bleibt im Gedächtnis haften und regt zum Nachdenken an.

Für ihren neuen Roman hat Kristina Günak ein ungewöhnliches Setting gewählt. Er spielt auf einer in Familienbesitz stehenden altehrwürdigen Burg in Bremervörde, einer Kreisstadt in Niedersachsen, die sich von einem reinen Wohnsitz zu einer angesagten Event-Location entwickelt hat. Standesamtliche Hochzeiten auf Burgen und Schlössern liegen voll im Trend. Aber auch für andere Veranstaltungen bietet sich ein mittelalterlich anmutendes Ambiente an. Allerdings verschweigt Kristina Günak nicht die unmittelbaren Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Event-Branche, die in ihrem Roman thematisiert werden.

Alle Protagonist
innen sind komplexe Persönlichkeiten, die sorgfältig ausgearbeitet worden sind. Die Protagonist*in Katharina kämpft mit ihren persönlichen Dämonen. Die Rückkehr auf die Burg ist für sie mit vielen schmerzlichen Erinnerungen verbunden. Nach einer lieblosen Kindheit und Jugend war sie mit 17 Jahren ungewollt schwanger geworden. Die Entscheidung für ihr Kind hat zum endgültigen Bruch mit ihren standesbewussten Eltern geführt, die ihren guten Namen nicht in den Schmutz ziehen lassen wollten. Als alleinerziehende Mutter musste sie selbst für ihren Lebensunterhalt sorgen; ihr selbst kreierter Podcast zeugt von ihren persönlichen Erfahrungen. Katharina hat durchaus etwas zu sagen, aber sie scheut das LIcht der Öffentlichkeit, im Gegensatz zu ihrem extrovertierten Bruder. Auch ihr Zwillingsbruder Simon litt unter den ständigen Konflikten mit den intoleranten Eltern; sein Outing sorgte für einen handfesten Skandal. Als erwachsener Mann steht er zu seinen sexuellen Neigungen. In der Öffentlichkeit setzt er sich bewusst in Szene; Glitzer und Glamour gehören zu seinem Leben. Dennoch haben die zurückliegenden Ereignisse deutliche Narben auf seiner Seele hinterlassen; er ist sehr sensibel und leidet unter rezidivierenden (wiederkehrende) depressiven Störung. Die Probleme von Katharina und Simon werden glaubhaft dargestellt; sie sind nicht im Handumdrehen zu lösen, sondern es braucht genügend Zeit, die Kristina Günak ihren fiktiven Charakteren in ihrem neuen Buch schenkt.

Was ich an den Romanen von Kristina Günak liebe, ist der erfrischend andere Stil von Kristina Günak. Sie verzichtet bewusst auf gängige Klischees, wie sie in vielen Wohlfühlromanen wiederkehren. Sie malt das Leben nicht in rosaroten Farben, sondern zeigt es, wie es wirklich ist, mit allen Höhne und Tiefen. Trotzdem sind ihre Bücher angenehm zu lesen; sie schenken angenehme Lesezeit und regen zum Nachdenken über uns selbst an.

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Veröffentlicht am 15.04.2023

Vom Winde verweht

Gone with the Wind – Eine Liebe in Hollywood und der größte Film aller Zeiten
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Als ich den auf dem 1936 veröffentlichten gleichnamigen Roman von Margaret Mitchell basierenden Film "Gone with the wind" zum ersten Mal gesehen habe, war ich tief beeindruckt von dem 1939 mit acht Oscars ...

Als ich den auf dem 1936 veröffentlichten gleichnamigen Roman von Margaret Mitchell basierenden Film "Gone with the wind" zum ersten Mal gesehen habe, war ich tief beeindruckt von dem 1939 mit acht Oscars ausgezeichneten Kinoklassiker, der die dramatische Liebesgeschichte von Scarlett O' Hara und Rhett Butler erzählt und in Atlanta zur Zeit des Amerikanischen Bürgerkriegs spielt. Heute sehe ich das im Laufe von drei Jahren produzierte gigantische Südstaaten-Epos wegen der romantisch-verklärenden Verklärung der Südstaaten und der rassistischen Darstellung von Afroamerikanerinnen weitaus kritischer. Dennoch ist die Faszination für die britische Hauptdarstellerin Vivien Leigh in mir lebendig geblieben, die für ihre überragende schauspielerische Leistung mit einem Oscar als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet worden ist. Sie steht im Fokus des Romans "Gone with the Wind - Eine Liebe in Hollywood und der größte Film aller Zeiten" von Charlotte Leonard, welcher ihre wechselvolle Beziehung zu Laurence Olivier mit der aufreibenden Geschichte der Dreharbeiten von "Vom Winde verweht" verwebt:



Die Rolle der Scarlett O’Hara ist ihr Traum, doch ist Ruhm wichtiger als die Liebe?
Vivien Leigh ist Feuer und Flamme, als sie Margaret Mitchells Roman »Vom Winde verweht« liest. Wie gern würde sie die mutige Südstaatenschönheit Scarlett O’Hara in der Verfilmung spielen, aber kann sie als Britin den Produzenten von sich überzeugen? Für die Rolle und ihre Liebe zu Laurence Olivier setzt Vivien alles auf eine Karte: Sie lässt Familie und Freunde hinter sich und geht mit ihrem Geliebten in die USA. Aber der Dreh des Films und die Schattenseiten Hollywoods stellen Vivien mehr auf die Probe, als sie je hätte ahnen können.

Das Cover nimmt wichtige Motive des mit dem Pulitzer-Preis prämierten Romans "Gone with the wind" von Margaret Mitchell auf. Vor der Sonne geschützt von einem Schirm, schwebt eine weiß gekleidete Frau über die lange Auffahrt zu einem weißen Herrenhaus; naheliegende Assoziationen mit der Schönheit Scarlett O' Hara und der fiktiven Plantage Tara im Bundesstaat Georgia sind bewusst intendiert.

Dank des einfühlsam geschriebenen, leicht lesbaren historischen Romans von Charlotte Leonard konnte ich diese längst vergangene Epoche eintauchen. Für mich war meine literarische Reise in die aufreibende Produktionsgeschichte des von (Selbst-) Ausbeutung und Aufopferung für das künstlerische Meisterwerk gekennzeichnete Filmepos ein einmaliges Erlebnis, das ich nicht missen möchte. Auch die heimliche Liaison der (seinerzeit mit anderen Partner
innen verheirateten) Schauspieler Vivien Leigh und Laurence Olivier ist mir nahe gegangen; ihr ständiges Auf und Ab hat mich an die komplizierte Beziehung der fiktiven Protagonisten Scarlett O' Hara und Rhett Butler erinnert. Sie standen unter enormen Druck, ihr (gegen die gängigen Vorstellungen von Moral verstoßendes) Privatleben vor der allgegenwärtigen amerikanischen Presse während der aufreibenden Dreharbeiten geheim halten zu müssen; letzten Endes haben sie einen hohen Preis für ihr privates Glück bezahlen müssen. Ihre (später legalisierte) Verbindung litt unter dem starken Konkurrenzdenken unter zwei begnadeten Schauspielerinnen, die sich nicht nur auf der Leinwand, sondern auch auf der Bühne einen guten Namen machten. Vivien Leigh fühlte sich ihrem charismatischen Mann Laurence Olivier unterlegen, der wiederum nicht verkraftete, mit einer an einer schweren bipolaren Störung leidenden Frau zusammen zu sein, die zeitlebens mit der (einst als typische Südstaaten-Schönheit geltende und heute als feministisches Vorbild gewerteten) fiktiven literarischen Figur "Scarlett O'Hara" gleichgesetzt wurde, welche sich von dem gesellschaftlichen Mainstream löst und in einer bewegten Zeit ihren eigenen Weg geht. Für alle Cineastinnen ist dieses literarische Werk ein absolutes Muss!

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