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Veröffentlicht am 15.11.2022

Unterhaltsamer Spannungsroman mit tollem historischen Flair

Die Passage nach Maskat
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MEINE MEINUNG
Mit die »Die Passage nach Maskat « hat der deutsche Autor Cay Rademacher einen nicht übermäßig spannenden, aber unterhaltsam zu lesenden historischen Spannungsroman vorgelegt, der vor allem ...

MEINE MEINUNG
Mit die »Die Passage nach Maskat « hat der deutsche Autor Cay Rademacher einen nicht übermäßig spannenden, aber unterhaltsam zu lesenden historischen Spannungsroman vorgelegt, der vor allem mit seinem detailgenauen Zeitkolorit und einem atmosphärisch höchst ansprechenden Flair, das an Agatha Christie-Romane wie „Tod auf dem Nil“ erinnert, punkten kann. Gewürzt ist das Ganze zudem mit einer geheimnisumwitterten Familiengeschichte, die es zu ergründen gilt. Die Handlung ist in den ausgehenden 1920ger Jahren angesiedelt und konnte mich mit einem faszinierenden, sehr vielversprechenden Ausgangssetting auf Anhieb begeistern.
Der Autor versteht es hervorragend, nicht nur die faszinierende Stimmung an Bord des luxuriösen Ozeanliners Champollion auf seiner Reise von Marseille bis nach Maskat im Oman, sondern auch das bunte Treiben der illustren Reisegesellschaft so schillernd einzufangen, so dass man mühelos in die wundervolle historische Kulisse eintauchen kann. Gekonnt lässt er uns an den diversen Reisehighlights während der Passage durch den Suezkanal oder den spannenden Ausflügen zu den Pyramiden und Ausgrabungen im Tal der Könige teilhaben. Geschickt sind zudem interessante politische und historische Hintergrundinformationen zur damaligen Epoche eingeflochten. Der bildhafte, unaufgeregte Schreibstil des Autors liest sich sehr angenehm und lässt ein schönes Kopfkino anspringen.
Der eigentliche Kriminalfall schreitet leider recht gemächlich voran und hätte für meinen Geschmack ruhig ein wenig mehr Spannungs- und Überraschungsmomente vertragen können. Als der Protagonist Theodor Jung seine Ehefrau Dora nach einigen Tagen der Schiffsreise spurlos verschwindet und man ihm einzureden versucht, sie sei nie an Bord des Kreuzfahrtschiffs gewesen, beginnt der verwirrte Theodor an seinem Verstand zu zweifeln und versucht gemeinsam mit der französischen Stewardess Fanny den mysteriösen Hintergründen auf die Spur zu kommen. Schon bald entspinnt sich ein wendungsreiches und gefährliches Katz-und-Maus-Spiel mit vielen Geheimnissen.
Gerne folgt man den beiden bei ihren Nachforschungen und versucht sich selbst einen Reim auf die Scharade von Doras Familie und zahlreicher Mitreisender zu machen. Die mysteriöse Handlung mit diversen Verdächtigen sowie etlichen möglichen Motiven und Erklärungen lädt zum Mitraten ein und lässt viel Raum für eigene Spekulationen.
Perspektivwechseln, geschickt gewählten Cliffhanger und etlichen überraschenden Wendungen sorgt der Autor für reichlich Tempo und einen rasanten Spannungsaufbau. Auch wenn einige Entwicklungen vielleicht nicht immer ganz realitätsnah wirken und einiges in der Handlung vorhersehbar war, ist die vielschichtige Geschichte vom Plot her interessant und abwechslungsreich angelegt. Erler versteht es, den Spannungsbogen seines fesselnden Falls durch eine geschickte Zuspitzung der Ereignisse immer weiter anzuziehen. Erst allmählich offenbaren sich immer mehr Zusammenhänge, so dass es ausreichend Raum zum Mitspekulieren gibt.
Rademacher ist eine vielschichtige Zeichnung seiner interessanten, sehr unterschiedlichen Figuren aus der illustren Reisegesellschaft und der Mannschaft an Bord gelungen. Ob nun die Hauptfigur Theodor Jung als traumatisierter Kriegsveteran und talentierter Pressefotograf für die Berliner Illustrirte, Doras reicher Vater, der Gewürzhändler Rosterg nebst Gattin und ihrem Bruder als schwarzes Schaf der Familie, der ehrgeizige Prokurist Lüttgen, der ein Auge auf Dora geworfen hat und Jung gerne aus dem Weg hätte, oder aber der gewitzte Jurist aus Rom, der sich als gewitzter Hochstapler entpuppt, der zwielichtige Boxer und Geldeintreiber aus der dritten Klasse bis hin zur berühmten Berliner Nackttänzerin Anita Berger nebst Gatten – sie alle spielen mit ihren Geheimnissen und Eigenarten eine mehr oder wenige bedeutsame Rolle bei diesem verzwickten Fall und tragen insgesamt zum unnachahmlichen Flair dieser Orientreise bei. Auch wenn einige etwas blass geraten sind und eher schmückendes Beiwerk sind, hat Rademacher sich mit ihnen eine abwechslungsreiche Mischung an Figuren einfallen lassen, die für so manche Überraschung sorgen.
Erst zum Ende hin zieht die Spannung zunehmend an, die Ereignisse spitzen sich immer mehr zu und die Geschichte endet mit einer nachvollziehbaren Erklärung der Ereignisse und einer nicht ganz überzeugenden Auflösung, die ich teilweise leider schon recht früh erahnen konnte.
FAZIT
Ein solider, aber unterhaltsamer historischer Spannungsroman im Agatha Christie-Style, der vor allem von seiner prächtigen, sehr stimmungsvollen Kulisse und dem historischen Flair lebt. Etwas mehr Tempo und Spannung hätten der Handlung gut getan!
Ideal für Fans von etwas ruhigeren, gemütlichen Krimis!

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Veröffentlicht am 31.10.2022

Fesselnder Auftakt

Catan
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MEINE MEINUNG
Bereits 25 Jahre ist das mehrfach ausgezeichnete und äußerst populäre Brettspiel „CATAN“ auf dem Markt. In CATAN und seinen Spiele-Erweiterungen kann man als Spieler in die Rollen der Siedler ...

MEINE MEINUNG
Bereits 25 Jahre ist das mehrfach ausgezeichnete und äußerst populäre Brettspiel „CATAN“ auf dem Markt. In CATAN und seinen Spiele-Erweiterungen kann man als Spieler in die Rollen der Siedler schlüpfen, seine eigene Welt erschaffen, darin abtauchen und zugleich nachempfinden, wie damals wohl gewesen sein mag.
Bereits 2003 erschien der historische Roman „Die Siedler von Catan“ aus der Feder der Erfolgsschriftstellerin Rebecca Gablé, der auf Teubers Vorstellungen vom Spiel basierte und ursprünglich eine Trilogie werden sollte, dann aber von der Autorin doch nicht fortgesetzt wurde.
Spiele-Erfinder und Autor Klaus Teuber erzählt nun in seinem historischen Roman „Catan“ die spannende Geschichte hinter seinem weltweit beliebten Spiel, die um 860 in Norwegen ihren Ausgang nimmt. Es handelt sich um den spannenden Auftakt zu einer als Trilogie angelegten historischen Familien-Saga um eine große Liebe, einen erbitterten Kampf um Macht und die Hoffnung auf eine neue Heimat. Hierin begibt sich eine Gruppe von nordländischen Siedlern mit ihren Knorren auf eine ungewisse, abenteuerliche Seereise und beginnt schließlich auf der unbewohnten Insel Catan, dem Land der Sonne, ein neues Leben.
Dieser Roman richtet sich nicht nur an Fans des Brettspiels, sondern auch an alle, die Interesse an gut recherchierten historischen Romanen haben und gerne etwas über das Leben zu jener Zeit erfahren möchten, denn der Autor schildert seine an der überlieferten nordischen Kultur ausgerichtete Geschichte über das seekundige, kriegerische Volk, das auch weit entfernte Länder eroberte und besiedelte, sehr glaubwürdig und mit historischer Genauigkeit.
Der ausdrucksstarke, bildhafte Erzählstil ist sehr unterhaltsam, so dass keine Langeweile aufkommt.
An der Seite der drei verbannten Halb-Brüder Thorolf, Yngvi und Digur und ihrer Gefolgsleute tauchen wir mühelos in die damalige Zeit ein und durchleben so manche Herausforderung und Katastrophe. Gekonnt greift Teuber in seiner Handlung viele klassische Szenarien, die auch im Catan-Spiel eine Rolle spielen, auf. Auch eher zeitlose Themen wie die Vermeidung von kämpferischen Auseinandersetzungen und erste Bestrebungen eines gerechteren, friedvollen Zusammenlebens, Diskussionen um Glaubensfragen, der Kampf um Menschenrechte sowie Verhandlungen und Kooperationen zugunsten des gesamten Volks werden sehr fesselnd und anschaulich in Szene gesetzt. Zudem wird auch die Problematik der Unterdrückung und Ausbeutung von Sklaven, die Benachteiligung von Frauen sowie Willkürakte machtbesessener Anführer in den Mittelpunkt der Handlung gerückt.
Aber auch die diversen Schwierigkeiten bei der Besiedlung, Bestellung der Felder, die Notwendigkeit, Handel zu treiben sowie die Bedeutsamkeit der Heilkunde werden sehr authentisch und nachvollziehbar dargestellt.
Die Charakterisierung seiner zahlreichen Hauptfiguren ist dem Autor wirklich gut gelungen. Es sind lebendige Menschen, mit Stärken und Schwächen, die beim Leser Interesse und Anteilnahme wecken. Alle agieren angemessen in ihrer jeweiligen Zeit, so dass man kann sich stets recht gut in ihre Situation hinein versetzen kann.
Insgesamt hält Teuber im Laufe der wendungsreichen Geschichte viele fesselnde Momente, nervenaufreibende Konflikte sowie allerlei menschliche Verwicklungen wie Ehebruch, Untreue und Verrat bis hin zu Mord für uns bereit. Nach dem packenden Ausklang des Auftaktbands bin ich sehr gespannt, wie es im zweiten, für Herbst 2023 angekündigten Teil weitergehen wird.
ZUM HÖRBUCH
Das gekürzte Hörbuch wurde von Schauspieler, Regisseur und Sprecher Alexander Bandilla eingelesen.
Dank seiner facettenreiche Lesung und einem angemessenen Tempo kann man der Handlung gut folgen, muss allerdings bei der Vielzahl an Akteuren stets bei der Sache sein. Durch seine angenehme Stimme und souveränen Vortragsweise wirkt die Geschichte ausgesprochen lebendig und gerät nie in Gefahr langatmig zu werden.
Alexander Bandilla versteht es gut, durch gekonnte Betonung bestimmter Passagen sowie mit dem Spiel von Lautstärke und Lesetempo viel Abwechslung und Dynamik ins Geschehen zu bringen.
FAZIT
Ein fesselnder Auftaktband einer historischen Familien-Saga mit der lehrreichen und unterhaltsamen Geschichte rund um das weltweit beliebte Brettspiel CATAN!

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Veröffentlicht am 31.10.2022

Ein unvergesslicher Roman

Das Leuchten der Rentiere
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MEINE MEINUNG
Ein unvergesslicher Roman
Der schwedischen Journalistin und vielfach preisgekrönten Kinder- und Jugendbuch-Autorin Ann-Helen Laestadius ist mit »Das Leuchten der Rentiere« -ihrem ersten Roman ...

MEINE MEINUNG
Ein unvergesslicher Roman
Der schwedischen Journalistin und vielfach preisgekrönten Kinder- und Jugendbuch-Autorin Ann-Helen Laestadius ist mit »Das Leuchten der Rentiere« -ihrem ersten Roman für Erwachsene- auf Anhieb ein Nummer-1-Bestseller-Erfolg in Schweden gelungen.
Hierin erzählt sie die ergreifende Geschichte des Sámi Mädchens Elsa und ihrer Familie, die als samische Rentierzüchter tagtäglich um ihre Lebensgrundlage und ihren Platz in der Gesellschaft kämpfen müssen. Neben der fesselnden Familiengeschichte ist es aber auch eine berührende und nachdenklich stimmende Coming-of-age Geschichte eines unbeirrbaren Mädchens, das mutig um Gerechtigkeit kämpft, sich im Laufe der Zeit trotz aller Widerstände und Gefahren zu emanzipieren weiß und schließlich ihren Platz in der Welt findet. Trotz der ruhigen, einfühlsamen Erzählweise und der faszinierenden Thematik war für mich anfangs nicht ganz einfach, in die Geschichte hineinzukommen, lohnt es sich durchzuhalten, denn nach und nach entwickelte diese eine tolle, unaufgeregte Dynamik.
Als gebürtige Sámi widmet sich die Autorin in ihrem Roman insbesondere der einzigartigen Kultur und dem Alltagsleben der Samen, der letzten indigenen Volksgruppe Europas. Diese im hohen Norden lebende Bevölkerungsgruppe, deren Existenzgrundlage die Rentierzucht ist, versucht ein Leben im Einklang mit der Natur - zwischen Tradition und Moderne - zu meistern.
In ihrer auf wahren Begebenheiten beruhenden Geschichte führt die Autorin uns sehr eindringlich die vielfältigen Schwierigkeiten vor Augen, die diese traditionelle Lebensweise in einer sich rasant wandelnden Welt mit sich bringt, und thematisiert auch die erschreckende Ausgrenzung und eklatante Diskriminierung der Samen durch die schwedische Gesellschaft und Staatsorgane. Doch neben offener Gesellschaftskritik zeigt sie auch die starren patriarchalischen Strukturen der Samen auf und deren Unfähigkeit, sich den ihrem Volk zugefügten Ungerechtigkeiten entgegenzustellen sowie entschlossen für ihre Rechte und den Fortbestand ihrer kulturellen Identität zu kämpfen.
„Samisch zu sein bedeutet, seine Geschichte in sich zu tragen, als Kind vor dem schweren Rucksack zu stehen und sich zu entscheiden, ihn zu schultern oder nicht.“
Neben schönen bildhaften Landschaftsbeschreibungen des nordschwedischen Sápmi, wundervollen mystischen Momenten sorgen auch eingestreute samische Ausdrücke, die entweder direkt übersetzt werden oder gelegentlich im angehängten Glossar nachzuschlagen sind, für ein gelungenes, authentisches Flair.
Im düsteren Ausgangsszenario erleben wir, wie Elsa Zeugin eines brutalen Mordes an ihrem geliebten Rentierkalb Nástegallu wird, vom Wilderer durch eine unmissverständlich drohenden Geste zum Schweigen gebracht wird und lange Zeit aus Angst dieses verheerende Geheimnis mit sich herumtragen und ihre Trauer allein bewältigen muss. Aus der Sicht der neunjährigen Elsa tauchen wir in das für uns fremde Alltagsleben der Samen und deren Kultur ein, und lernen nach und nach ihre enge Verbundenheit zur Natur und ihren Rentieren aber auch ihre alltäglichen Sorgen und Nöte kennen. Rasch ist man von der eindringlichen und aufwühlenden Geschichte gefesselt und verfolgt gebannt das beklemmende Schicksal der verschiedenen Charaktere und ihrem verzweifelten Ringen um Normalität.
Äußerst faszinierend ist es im zweiten, zehn Jahre später spielenden Teil mitzuerleben, wie Elsa schließlich den Mut und die Kraft findet, Schuldgefühle und Ohnmacht hinter sich zu lassen, die Problematik der von der Polizei gänzlich ignorierten Rentier-Wilderei, grausamen Tierquälereien und Bedrohungen der Sámi in die Öffentlichkeit zu bringen und sich dem skrupellosen Täter von damals in den Weg zu stellen. Sehr packend inszeniert die Autorin dies schließlich im letzten Drittel ihres Romans und lässt die Handlung in einem fesselnden Finale gipfeln.
Einfühlsam und anschaulich zeigt die Autorin am Beispiel von Elsas Familie und ihrem Umfeld auf, welche gravierenden Auswirkungen die permanente Diskriminierung und behördliche Gleichgültigkeit auf das indigene Volk der Sámi hat, wie sich dies auch nachhaltig auf die Psyche der jungen Generation auswirkt und den Fortbestand der Traditionen zunehmend gefährdet.
Die verschiedenen Figuren sind facettenreich und authentisch ausgearbeitet. Die schrittweise, sehr glaubwürdige Entwicklung ihrer Protagonistin Elsa schildert die Autorin ergreifend und empathisch, so dass man Elsas Kampf gegen ihre inneren Dämonen und ihr Handeln gut nachvollziehen kann.

FAZIT
Ein berührender Roman mit einer bewegenden Geschichte über Familie, Identität und Gerechtigkeit und faszinierenden, aber auch nachdenklich stimmenden Einblicken in das Leben der Sámi.
Sehr lesenswert!

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Veröffentlicht am 24.10.2022

Sehr unterhaltsames Debüt

Kerl aus Koks
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MEINE MEINUNG
Mit dem Debüt »Kerl aus Koks« ist dem beliebten deutschen Schauspieler Michael Brandner, vielen sicher aus der Fernsehproduktion Hubert und/ohne Staller bekannt, ein unterhaltsamer und mitreißender ...

MEINE MEINUNG
Mit dem Debüt »Kerl aus Koks« ist dem beliebten deutschen Schauspieler Michael Brandner, vielen sicher aus der Fernsehproduktion Hubert und/ohne Staller bekannt, ein unterhaltsamer und mitreißender Roman gelungen, in dessen Mittelpunkt die faszinierende Lebensgeschichte seines Alter Ego Paul Brenner steht.
Wie er in seiner Vorbemerkung unterstreicht, handelt es sich hierbei um eine fiktive Geschichte, die jedoch deutliche autobiografische Züge trägt und in die er auch viele eigene Erinnerungen hat einfließen lassen.
Michael Brandner erweist sich als ein talentierter Geschichtenerzähler, der die bewegte Lebensgeschichte seines sympathischen Protagonisten amüsant und spannend, aber auch berührend und greifbar umgesetzt hat. Sein Erzählstil ist angenehm leicht und abwechslungsreich, so dass die aus Pauls Sicht geschilderten Erlebnisse rasch vor meinem inneren Auge lebendig wurden. Obendrein ist die sehr kurzweilige Geschichte gewürzt mit einer herrlich humorvollen Note, die mich immer wieder hat schmunzeln und auflachen lassen.
Im sehr gelungenen ersten Teil nimmt uns Brandner mit auf eine faszinierende Zeitreise in die 1950er Jahre und lässt uns ins Ruhrgebiet der Nachkriegszeit eintauchen. Äußerst gelungen streut er viel Lokalkolorit ein und bringt uns die einzigartige Pott-Mentalität näher. Wir lernen den jungen Paul, der von seiner Mutter von seinen Verwandten in Bayern in den Kohlenpott nach Dortmund verfrachtet wird, kennen und erhalten sehr aufschlussreiche Einblicke in seine nicht immer unbeschwerte Kindheit. Während Paul von seinem Stiefvater, einem Bergmann mit großem Herz, liebevoll aufgenommen wird, sorgt insbesondere das schwierige Verhältnis zu seiner hartherzigen, stets unzufriedenen Mutter mit ihrem unberechenbaren Naturell für viel Ungemach. Gekonnt lässt Brandner uns an familiären Aufregungen, nachhaltig prägenden Erlebnissen und sehr witzigen Anekdoten aus Pauls Jugend teilhaben. Authentisch und anschaulich erzählt Brandner neben Pauls weiteren, faszinierenden Werdegang über so manche familiären Katastrophen und persönliche Krisen. Einem wahren Überlebenskünstler wie Paul mit seinem Schalk im Nacken, der in seinem Leben tatsächlich mehrfach dem Tod von der Schippe gesprungen ist, konnte dies alles nichts anhaben.
Im Mittelteil des Romans folgen wir ihm in verschiedensten Episoden durch sein rastloses, unstetes Leben in der Hippiezeit mit unzähligen Schauplatzwechseln inklusive seiner unbeständigen Frauengeschichten und turbulenten Liebschaften. Stets auf der Suche nach seinem neuen Herausforderungen probiert sich Paul als echter Tausendsassa auch in beruflicher Hinsicht aus. So wird er Bauzeichner, Schreiner, geht zum Bundesgrenzschutz, wird Hausbesetzer, Musiker, Puppenspieler bis er schließlich eher zufällig bei der Schauspielerei landet, wo er schließlich seine eigentliche Berufung findet. Auch privat findet Paul mit der Liebe seines Lebens sein persönliches Glück und kehrt nach Bayern zurück, auch wenn er berufsbedingt weiterhin viel unterwegs ist.
In den geschilderten Episoden eröffnet uns Brandner einen humorvollen, tiefgründigen und bisweilen auch ernüchternden Blick auf Pauls unbeständiges Leben. Uns begegnet uns ein Panoptikum höchst unterschiedlicher, bemerkenswerter wie auch liebenswerter Menschen, zudem wir erfahren auch noch ein wenig über das weitere Schicksal seines Stiefvaters, Bruders und seiner Mutter.
Für meinen Geschmack war dieser Teil allerdings mit der raschen Abfolge der Ereignisse deutlich schwächer und weniger eindrücklich als der erste.
Hervorragend hat mir das sehr mitreißende und nachdenklich stimmende Nachwort gefallen, mit dem schließlich der „Allroundstümper mit Geschmack“– wie Brandner sich selbst bezeichnet, sein gelungenes Werk grandios ausklingen lässt.
ZUM HÖRBUCH
In herrlich unterhaltsamem Tonfall breitet Schauspieler Michael Brandner einen Großteil seines faszinierenden Lebens und seiner bewegten Vergangenheit lebendig, ungeschönt und bildhaft vor uns aus.
Mit seiner unverwechselbaren Stimme und unterschwelligem Humor schafft er es hervorragend, uns mit in die Nachkriegszeit im Kohlenpott zu nehmen, uns in seine Lebenserinnerungen eintauchen und hautnah die Höhen und Tiefen seines Alter Ego Paul durchleben zu lassen. „Es wäre gut vorstellbar, dass das Hörbuch, da es in der Erzählung noch eine andere Farbe und Intensität entwickelt, gerade denen Spaß macht, die auch den Schauspieler dahinter mitbekommen wollen.“ (Zitat M. Brandner). Man spürt tatsächlich deutlich, wie emotional er mit seiner weitgehend autobiographischen Geschichte verbunden ist – und dies macht auch den besonderen Reiz dieses wundervollen Hörbuchs aus!
FAZIT
Ein faszinierender, humorvoll und kurzweilig erzählter Roman – eine gelungene Zusammenstellung von weitgehend autobiografischen Episoden aus dem bewegten, hochinteressanten Leben von Schauspieler Michael Brandner! Ein Muss für alle Brandner-Fans und alle, die es noch werden wollen!
Ein absolut empfehlenswertes Hörerlebnis!

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Veröffentlicht am 22.10.2022

Beeindruckende Roman-Biografie über Selma Lagerlöf

Selma Lagerlöf - sie lebte die Freiheit und erfand Nils Holgersson
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MEINE MEINUNG
In ihrer interessanten Romanbiografie „Selma Lagerlöf - Sie lebte die Freiheit und erfand Nils Holgersson“ zeichnet die deutsche Autorin Charlotte von Feyerabend sehr empathisch und informativ ...

MEINE MEINUNG
In ihrer interessanten Romanbiografie „Selma Lagerlöf - Sie lebte die Freiheit und erfand Nils Holgersson“ zeichnet die deutsche Autorin Charlotte von Feyerabend sehr empathisch und informativ das beeindruckende Leben und Schaffen der bekannten schwedischen Schriftstellerin und Literatur-Nobelpreisträgerin Selma Lagerlöf (1858-1940) nach.
Wer kennt ihn nicht, den sympathischen kleinen Helden Nils Holgersson aus ihrem sicherlich bekanntesten, 1906 veröffentlichten Roman „Die wundersame Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen“.
Deutlich weniger wird vielen über den Menschen Selma Lagerlöf, ihr Privatleben und die Entstehungsgeschichte ihrer Werke bekannt sein.
In ihrem Roman zeichnet Charlotte von Feyerabend ein vielschichtiges Porträt dieser faszinierenden, humorvollen Persönlichkeit, die als eine Ausnahmeerscheinung in der Literaturgeschichte jener Zeit galt, und arbeitet diese sehr eindrucksvoll mit all ihren Widersprüchen, Zweifeln und Träumen heraus. Kenntnisreich und sehr feinfühlig greift die Autorin verschiedene Episoden aus Lagerlöfs bewegtem Leben auf, schildert auch weniger bekannte Seiten ihrer Persönlichkeit und gewährt uns viele aufschlussreiche Einblicke in ihr Privatleben, ihr politisches und soziales Engagement sowie weitere Hintergründe zu ihrem eindrucksvollen Lebensweg. Mit viel Feingefühl lässt die Autorin uns auch an Selmas Gedankenwelt und ihren interessanten Ansichten teilhaben und untermalt zudem vieles mit übersetzten Originaltexten der Schriftstellerin. Wir lernen eine starke, bereits als Kind sehr selbstbewusste Frau kennen, die trotz vieler Widrigkeiten abseits der gesellschaftlichen Normen und gängigen Vorgaben lebte und dank ihrer disziplinierten, schließlich auch erfolgreichen schriftstellerischen Arbeit finanziell unabhängig sein konnte. So lebte sie privat für die damalige Zeit ungewöhnlich in einer komplizierten und aufreibenden Dreiecksbeziehung mit der kapriziösen Schriftstellerin Sophie Elkan, ihrer großen Liebe, und ihrer Sekretärin, der zuverlässigen Valborg Olander.
Höchst spannend und aufschlussreich ist es, Selma nicht nur auf ihren zahlreichen Reisen in ferne Länder zu begleiten sondern hautnah ihre große Liebe für die Natur, ihre Heimat, das Mystische und das Erzählen von fantasievollen Geschichten mitzuerleben oder auch mehr über die Inspirationen für ihre Romane und deren Entstehungsgeschichte zu erfahren.
Der sehr poetische, bildgewaltige Schreibstil der Autorin ist zwar recht anstrengend zu lesen, passt aber hervorragend zu Lagerlöfs Stil und verleiht dem Geschilderten zusätzliche Authentizität.
Der Autorin ist insgesamt eine sehr überzeugende Darstellung von Selma Lagerlöfs beeindruckender Persönlichkeit gelungen, und hat bei mir eine große Neugier auf weitere Werke dieser großartigen Schriftstellerin geweckt. Abgerundet wird diese wundervolle Romanbiographie mit einem interessanten Anhang, in dem die Autorin kurz darauf eingeht, dass sie in einigen Passagen von den wahren Begebenheiten abgewichen ist und sich zugunsten der Dramaturgie einige schriftstellerische Freiheiten genommen hat, sowie einer äußerst umfangreichen Literaturübersicht und den Copyrightvermerken der verwendeten Zitate.

FAZIT
Eine eindrucksvolle Romanbiografie über die schwedische Schriftstellerin Selma Lagerlöf – hervorragend recherchiert und mit einem einfühlsamen und facettenreichen Portrait einer starken, unkonventionellen Frau und ihrer bemerkenswerten Persönlichkeit. Sehr empfehlenswert!

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