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Veröffentlicht am 11.05.2020

Herausforderndes Romandebüt

Je tiefer das Wasser
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INHALT
Edie und Mae sind Schwestern. Die Mutter der beiden hat versucht sich umzubringen, und nun werden sie weggeschafft, aus ihrem Heimatkaff in Louisiana nach New York, aus der Obhut einer labilen Fantastin ...

INHALT
Edie und Mae sind Schwestern. Die Mutter der beiden hat versucht sich umzubringen, und nun werden sie weggeschafft, aus ihrem Heimatkaff in Louisiana nach New York, aus der Obhut einer labilen Fantastin zum weltberühmten Schriftstellervater, der die Familie vor Jahren verließ. Für Edie bedeutet die neue Umgebung einen unverzeihlichen Verrat, für Mae die langersehnte Möglichkeit der Befreiung. Schnell kommt es zum Bruch. Während die eine einen verzweifelten Rettungsversuch unternimmt, lässt sich die andere ein auf die Zuneigung des Vaters und die Bitte, ihm beim Schreiben seines neuen Romans über die Mutter zu helfen. Alle sind sie getrieben von einer Obsession: Verstehen, was zwischen ihnen, was tief in ihnen vor sich geht.
(Quelle: Suhrkamp Verlag – Erscheinungsdatum: 17.2.20 – ISBN: 9783518429075 - Übersetzung aus dem Englischen: Brigitte Jakobeit)

MEINE MEINUNG
Mit „Je tiefer das Wasser” ist der Autorin Katya Apekina, die in Moskau geboren wurde und im Alter von drei Jahren mit ihrer Familie in die USA übersiedelte, ein bemerkenswertes Romandebüt gelungen, das einen mit seiner Intensität unter die Haut geht und lange Zeit nicht mehr loslässt.
Im Mittelpunkt ihres erschütternden Familiendramas steht das Schicksal der beiden Schwestern Mae und Edith. Schon bald kann man sich der enormen Sogwirkung dieser dramatischen, verwirrenden Erzählung nicht mehr entziehen und ist gefesselt von der eindringlichen, beklemmend-düsteren Stimmung. Mit immer neuen Einblicken in das Leben einer dysfunktionalen Familie wird man unweigerlich von einem fatalen Strudel an Emotionen und Obsessionen immer mehr in die Tiefe gezogen und wird mit den Abgründen der menschlichen Psyche konfrontiert.
In oftmals recht kurzen Kapiteln werden die Geschehnisse abwechselnd aus der Ich-Perspektive der beiden Hauptfiguren Mae und Edith erzählt. Geschickt präsentiert die Autorin die beiden Sichten in unterschiedlichen Erzählformen und verleiht den beiden Schwestern dadurch sehr individuelle, unverwechselbare Stimmen. Maes Perspektive ist rückblickend in der Vergangenheitsform verfasst und enthält gelegentliche Bezüge zur Gegenwart, während Edies Sicht in der Gegenwartsform ist. Zudem sind gelegentlich Perspektiven weiterer Nebenfiguren aus dem näheren Umfeld der Familie wie beispielsweise ihr Vater Dennis, ihre Tante Diana oder die neue Freundin ihres Vaters Amanda, eingeschoben, die die Ereignisse aus einem anderen Blickwinkel beleuchten und völlig andere Einblicke liefern. Daneben finden sich auch noch einige Ausschnitte aus Briefen, Tagebüchern, Telefonaten, Interviews und psychiatrischen Notizen.
Sehr anschaulich hat Apekina die Seelenzustände der beiden sehr unterschiedlichen Geschwister und ihre vielschichtigen, ambivalenten Charaktere in teilweise sehr drastischen Szenen herausgearbeitet. Während die 16-jährige Edie sich für die psychisch kranke Mutter verantwortlich fühlt, sie aus der Psychiatrie retten möchte und auf Konfrontation zum Vater geht, sucht die 2 Jahre jüngere Mae die Aufmerksamkeit des Vaters und ist froh dem unerträglichen Alltag mit der labilen Mutter entkommen zu sein. Allmählich beginnt sie immer mehr in die Rolle ihrer Mutter zu schlüpfen, und die Grenzen zu ihrem eigenen Selbst scheinen sich in beängstigender Weise aufzulösen. Äußerst instabile Persönlichkeiten lernen wir kennen, die von den Schatten der Vergangenheit gezeichnet und mehr oder weniger stark geschädigt sind. Nahezu jeder Charakter hat mit seinen inneren Dämonen zu kämpfen, versucht der Spirale aus Zweifeln, Wut, Trauer, Schuldzuweisungen, Egozentrik, Selbstbetrug und seelischen Verletzungen zu entkommen, seine Impulse zu verstehen und sich schließlich neu zu definieren. Die Autorin zeichnet das verstörende Bild einer ungesunden, selbstzerstörerischen Familiendynamik, aus der keiner der Betroffenen unbeschädigt entkommen kann.
Sehr versiert erzählt die Autorin ihre chaotisch und unstrukturiert wirkende Geschichte in verschiedenen, nicht stringenten Episoden, die dennoch Bezug aufeinander nehmen und gekonnt ineinanderfließen. Allmählich fügen sich immer mehr Fragmente aus einem vielfältigen Stimmengewirr zusammen, die die Geschehnisse aus den unterschiedlichsten Sichtweisen beleuchten und sehr individuelle Wahrnehmungen widerspiegeln. Jede Figur erzählt eine eigene Version der Geschichte und hat sich ihre ganz persönliche Wahrheit zusammengefügt.
Ungemein fesselnd aber auch eine große Herausforderung ist es für uns Leser, die Hintergründe und Ereignisse aus einer verwirrenden Mischung von Vermutungen und bruchstückhaften Details allmählich selbst zu einem eigenen Gesamtbild zusammen zusetzen. Wie im wirklichen Leben wird man bei diesem Roman die absolute Wahrheit nicht finden und muss sich damit abfinden, dass Widersprüche und einige Geschehnisse ungeklärt bleiben. So sind schließlich viele Deutungen der Fantasie der Leser überlassen.
Äußerst passend zu ihrer Geschichte um die zwei Schwestern beendet die Autorin ihren Roman mit einem offenen, aber stimmigen Ausklang.

FAZIT
Ein intensives, bewegendes Romandebüt mit einer verstörenden, sehr faszinierenden Geschichte, die den Leser auf ganzer Linie herausfordert.

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Veröffentlicht am 09.02.2020

Ruhige, sehr atmosphärische Fortsetzung der Doggerland-Krimireihe

Doggerland. Tiefer Fall (Ein Doggerland-Krimi 2)
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INHALT
Es ist Weihnachten, als ein Toter auf Noorö, der nördlichsten Insel von Doggerland, gefunden wird. Karen Eiken Hornby stürzt sich in die Ermittlungen - erleichtert, auf Weihnachten verzichten zu ...

INHALT
Es ist Weihnachten, als ein Toter auf Noorö, der nördlichsten Insel von Doggerland, gefunden wird. Karen Eiken Hornby stürzt sich in die Ermittlungen - erleichtert, auf Weihnachten verzichten zu können. Ein weiterer Mord zeigt eine Verbindung zu einer örtlichen Whiskydestillerie, aber am meisten beunruhigt Karen, dass ihre eigene Familie in den Fall verwickelt zu sein scheint. Der Fall wird mehr und mehr zu einem Balanceakt zwischen Karens Privatleben und ihrer Rolle als Polizistin.
(Quelle: List Verlag)

MEINE MEINUNG
Mit „Doggerland: Tiefer Fall“ ist der schwedischen Autorin Maria Adolfsson eine spannende Fortsetzung ihrer Krimi-Trilogie rund um die sympathische Kommissarin Karen Eiken Hornby gelungen. Diesen Band kann man übrigens auch ohne Vorkenntnisse problemlos lesen, denn man erfährt in Einschüben das Wichtigste zur Vorgeschichte.
Wer nicht unbedingt atemberaubende Spannung und blutrünstige Details haben muss, sondern eher ruhige Krimis mit stimmungsvoller Atmosphäre und besonderen Schauplätzen mag, der wird bei der Doggerland-Reihe voll auf seine Kosten kommen. Angesiedelt ist der Krimi nämlich nicht an einem realen Schauplatz in Skandinavien, sondern auf dem sagenumwobenen Doggerland mit der fiktiven Hauptstadt Dunker, einer aus mehreren Inseln bestehenden Inselgruppe zwischen England und Dänemark in der Nordsee gelegen.
Der Autorin gelingt es hervorragend, uns in diese fiktive „doggerische“ Welt mit ihrer einzigartigen Kultur und interessanten Traditionen eintauchen zu lassen. Äußerst stimmig sind das Setting mit den sehr bildhaften Beschreibungen der kargen, von Wind und Wetter geprägten Landschaft, dem besonderen Menschenschlag und die eigentümliche, etwas düstere Atmosphäre. Und genau diese besondere, nordische Szenerie Doggerlands, die sehr eigenwilligen, lebensechten Figuren, denen wir während des Falls begegnen und natürlich die sympathische Ermittlerin Karen Eiken Hornby machen den Reiz dieses Krimis aus.
Das abrupte Ende der Weihnachtsfeierlichkeiten kommt Karen nicht ungelegen, denn nach ihrer langen Rekonvaleszenzphase wegen einer Knieverletzung aus ihrem letzten Einsatz, kann sie es kaum abwarten wieder zu ermitteln. Und so verschlägt es die Ermittlerin zusammen mit den wenig begeisterten Kollegen Brodal und Larsen auf die nördliche Insel Noorö, auf der ein Teil von Karens Verwandtschaft immer noch lebt.
In diesem klassischen Ermittlungskrimi wirkt der Fall um den toten, emeritierten Hochschullehrer zunächst wenig spektakulär und der Kreis der Tatverdächtigen ist sehr überschaubar. Doch decken die Ermittlungen bald immer neue Familiengeheimnisse und Animositäten auf, die verschiedene Motive denkbar machen. Das anfangs eher gemächliche Erzähltempo zieht allmählich an, und mit immer neuen Verwicklungen und Wendungen steigt die Spannung zunehmend. Gekonnt lässt die Autorin ihren Krimi in einem unglaublich packenden Finale gipfeln.
Besonders fesseln konnte mich erneut die akribische Ermittlungsarbeit, die sehr ausführlich, anschaulich und glaubwürdig beschrieben wird, so dass man bei diesem Fall hervorragend miträtseln kann. Die schrittweisen Enthüllungen zu Karens bedrückender Hintergrundgeschichte und dem Umgang mit ihren traumatischen Erlebnissen haben mich sehr für ihre interessante Figur eingenommen. Karen ist ein vielschichtiger, sehr lebensechter Charakter mit Ecken und Kanten, lebenserfahren und eigensinnig. Trotz ihrer toughen, oft ruppigen Art, die sie nicht auf Anhieb sympathisch wirken lässt, hat sie das Herz am rechten Fleck.
Auch die vielen Nebenfiguren sind entsprechend ihrer Rollen sehr plastisch ausgearbeitet, vor allem Karens etwas skurrile Kollegen aus ihrem Team, der Leiter der Spurensicherung Larsen und der wortkarge Rechtsmediziner Brodal gewinnen während des Falls immer mehr an Profil.
Ich bin schon sehr gespannt, auf die Fortsetzung „Fester Grund“, den letzten Teil der Krimi-Trilogie auf Doggerland, die Ende des Jahres erscheinen soll.

FAZIT
Eine gelungene, spannende Fortsetzung der Doggerland-Trilogie mit einem kniffligen Fall für die toughe Ermittlerin Karen Eiken Hornby.
Lesenswert für alle, die sehr atmosphärische, ruhigere Ermittlerkrimis mögen!

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Veröffentlicht am 06.02.2020

Packender Krimi mit höchst brisanter Thematik

Die Toten von Marnow
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INHALT
Der Jahrhundertsommer 2003. Gluthitze liegt über Marnow, dem malerischen Ort an der Mecklenburgischen Seenplatte. Die Kommissare Frank Elling und Lona Mendt ermitteln in einem Mordfall. Das Tatmotiv ...

INHALT
Der Jahrhundertsommer 2003. Gluthitze liegt über Marnow, dem malerischen Ort an der Mecklenburgischen Seenplatte. Die Kommissare Frank Elling und Lona Mendt ermitteln in einem Mordfall. Das Tatmotiv scheint klar, die Aufklärung nur eine Frage der Zeit. Doch nichts ist so, wie es scheint. So entpuppt sich das Tatmotiv als absichtlich gelegte Fehlspur des Mörders, der vermeintliche Routinefall als Beginn einer Mordserie mit brisantem politisch-historischem Hintergrund. Und mächtige Gegenspieler der Kommissare haben ein Interesse daran, die wahren Zusammenhänge im Dunkeln zu belassen. Je weiter Elling, der treu sorgende Familienvater, der auf recht großem Fuß lebt, und Mendt, die Unnahbare, die in ihrem Wohnmobil geheimnisvolle Besuche empfängt, in ihren Ermittlungen kommen, desto größer werden die Hindernisse, die sie überwinden müssen. Und desto häufiger lassen sie sich selbst zu moralisch höchst fragwürdigen Handlungen hinreißen. So zwingen die Ereignisse die beiden so unterschiedlichen Charaktere nach und nach, einander blind zu vertrauen - nicht zuletzt, um ihre eigene Haut zu retten.
(Quelle: Kiepenheuer & Witsch Verlag)

MEINE MEINUNG
„Die Toten von Marnow“ vom deutschen Autoren Holger Karsten Schmidt. ist der gelungene Auftakt einer neuen Krim i-Reihe, die in Mecklenburg-Vorpommern angesiedelt ist.
Der Krimi konnte mich nicht nur mit seinem unglaublich packenden, vielschichtigen Plot begeistern, sondern auch mit seinem charismatischen und außergewöhnlichen Ermittlerduo von der Rostocker Kripo Lona Mendt und Frank Elling. Der Fall, der im legendären Jahrhundertsommer 2003 spielt, beschäftigt sich mit einem erschreckenden Verbrechen, dessen Ursprünge weit in die deutsch-deutsche Geschichte zurückreichen, und greift ein dunkles Kapitel mit höchst brisanter Thematik auf, das auf wahren Begebenheiten basiert.
Aus Schmidts Feder stammt ebenfalls die tolle, in Portugal angesiedelte » Fuseta«-Krimi-Reihe rund um den sympathischen Autisten Leander Lost, die unter dem Pseudonym Gil Ribeiro veröffentlicht wurden. Der mehrfache Grimme-Preisträger Holger Karsten Schmidt zählt übrigens zu den erfolgreichsten Drehbuchautoren Deutschlands – kein Wunder also, dass aus diesem vielversprechenden Kriminalroman auch ein Drehbuch für eine NDR/ARD Degeto-Coproduktion entstanden ist. Die vierteilige Fernseh-Serie "Die Toten von Marnow" wurde im Herbst 2019 von Regisseur Andreas Herzog unter Federführung des NDR gedreht und soll voraussichtlich im Jahr 2021 ausgestrahlt werden.
Was sich zunächst in einer Rostocker Plattenbau-Siedlung als Routinefall anlässt, erweist sich schon recht schnell als Auftakt einer mysteriösen Mordserie, bei der die Opfer scheinbar beliebig ausgewählt werden. Trotz falsch gelegter Fährten stoßen die beiden Kommissare der Rostocker Kripo Frank Elling und Lona Mendt auf eine vielversprechende Spur, die sie in das idyllische Städtchen Marnow an der Mecklenburgischen Seenplatte führt. Äußerst fesselnd ist es mitzuverfolgen, wie sie schon bald immer mehr Hindernisse in den Weg gelegt bekommen und ins Visier mächtiger, skrupelloser Gegner geraten, die offenbar mit allen Mitteln eine Aufklärung der grausamen Morde und ein Aufdecken skandalöser Maschenschaften verhindern wollen. Bemerkenswert ist der lebendige, sehr bildhafte Schreibstil des Autors, so dass beim Lesen ein tolles Kopfkino entsteht und Schauplätze und Figuren schnell Gestalt annehmen. Sehr packend, tempo- und wendungsreich hat Holger Karsten Schmidt seinen abgründigen Plot angelegt und versteht es, die Spannungskurve bis zum unglaublich mitreißenden Showdown immer weiter anzuziehen.
Auch die Charakterisierung seiner Figuren mit all ihren Ecken und Kanten ist sehr vielschichtig und hervorragend gelungen - vor allem die beiden Ermittler, die kaum unterschiedlicher sein könnten: Elling, ein eigentlich typischer, grundsolider Beamter und treusorgender Familienmensch, den finanzielle Sorgen plagen, und auf der anderen Seite die toughe, unnahbare Lona Mendt, die sich von Hannover nach Rostock versetzen ließ und seitdem in ihrem Wohnmobil lebt. Im Laufe ihrer oftmals recht eigenwilligen Ermittlungen stoßen beide an ihre moralischen Grenzen und verstricken sich in höchst fragwürdige und unverzeihliche Handlungen, bei denen auch hohe Geldsummen im Spiel sind. Doch trotz ihrer Gegensätze arbeiten sie als Team erstaunlich effizient zusammen und ergänzen sich perfekt. Gerade wegen ihrer Makel und Fehlentscheidungen wirken die beiden sehr authentisch und tiefgründig, und kann man sich gut in ihr Innenleben hinein versetzen. Mit dem sympathischen Ermittlerduo fiebert man bis zur Auflösung des heiklen Falls, auch wenn schließlich keiner mit einer reinen Weste dasteht.
Ich freue mich schon auf ein Wiedersehen mit den beiden charismatischen Ermittlern und einen neuen packenden Fall! Und bin natürlich auch auf die Umsetzung als Mini-TV-Serie gespannt!

FAZIT
Ein fesselnder, sehr lesenswerter Krimi zu einem brisanten Thema und Auftakt einer neuen Krimi-Reihe, der mich begeistern konnte – mit einem charismatischen, außergewöhnlichen Ermittlerduo, äußerst temporeicher Umsetzung und grandiosem Kopfkino!

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Veröffentlicht am 28.01.2020

Spannender Aquitaine-Krimi mit viel Frankreich-Flair

Winteraustern
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INHALT

Ziehen Sie sich warm an für Luc Verlains kältesten Fall!
Winterzeit am Bassin d’Arcachon, das bedeutet für die Austernzüchter Hochkonjunktur. Allerdings auch für die Austerndiebe, denen man mit ...

INHALT

Ziehen Sie sich warm an für Luc Verlains kältesten Fall!
Winterzeit am Bassin d’Arcachon, das bedeutet für die Austernzüchter Hochkonjunktur. Allerdings auch für die Austerndiebe, denen man mit immer drastischeren Methoden begegnet. Und so mündet das, was eine besinnliche Bootsfahrt werden sollte, für Luc Verlain in einen Mordfall, der es in sich hat.
Zusammen mit seinem Vater, einem ehemaligen Austernzüchter, hatte Luc eigentlich nur noch einmal dessen einstige Wirkungsstätte befahren wollen, als sie plötzlich auf die übel zugerichteten Leichen zweier junger Männer stoßen. Handelt es sich um Austernzüchter, die den Austernmogul der Region um einen Teil seines Festtags-Umsatzes bringen wollten? Oder wollte ein anderer Austerndieb von seinem Treiben ablenken?
Die Ermittlungen von Luc und seiner Partnerin Anouk führen tief hinein in eine von Profitgier und Konkurrenzdenken korrumpierte Branche.
(Quelle: Hoffmann & Campe Verlag – Erscheinungsdatum: 4.11.2019)

MEINE MEINUNG
Der neue Krimi „Winteraustern“ von Alexander Oetker ist bereits der 3. Band seiner beliebten, im französischen Aquitaine angesiedelten Krimireihe mit dem sympathischen Ermittler Luc Verlain.

Oetker ist erneut ein spannender und sehr unterhaltsamer Krimi mit viel französischem Flair gelungen. Neben den lebensechten Charakteren und Einblicken in ihr Privatleben konnten mich auch die stimmungsvollen Landschaftsbeschreibungen, kulinarischen Ausflüge und interessanten Einblicke in das harte Leben der französischen Austernfischer sehr überzeugen. Diese gelungene Mischung macht die besondere Note dieser Aquitaine-Krimis aus.

Oetker hat für seinen Regionalkrimi einen fesselnden, wendungsreichen und recht verzwickten Fall entworfen, der sich hervorragend zum Mitfiebern und Miträtseln eignet. Auch wenn ich einige Zusammenhänge bereits im Vorfeld geahnt hatte, blieb der Fall bis zum fesselnden Finale und der überraschenden Auflösung sehr spannend.

Mit Luc Verlain hat der Autor einen Ermittler geschaffen, den man einfach mögen muss! Sympathisch und sehr lebensecht wirkt er – ein aufrichtiger, professionell agierender Polizist, der seinem Gegenüber stets mit Respekt begegnet, ein Lebemann mit einer Schwäche für kulinarische und weibliche Verlockungen und ein aufmerksamer Sohn, der versucht mit seinem schwerstkranken Vater Alain in der ihnen noch verbleibenden Zeit Versäumtes nachzuholen. Auch sein Ermittler-Team stellt eine sehr interessante Mischung aus sehr eigenwilligen, tiefgründig angelegten Charakteren dar, die für so manche Überraschung gut sind.

Auch die übrigen Nebenfiguren zeigen einen sehr realitätsnahen Querschnitt durch die Bevölkerung, wodurch die Geschichte beim Lesen besonders glaubwürdig und abwechslungsreich wird.

Ich bin schon sehr gespannt, in welchem mitreißenden Fall Luc Verlain demnächst ermitteln wird, und freue mich schon auf die Fortsetzung, denn dieser Regionalkrimi hat definitiv Lust auf mehr gemacht!

FAZIT

Ein spannender Aquitaine-Krimi mit interessanten, lebensechten Charakteren, viel französischem Flair und einigem Wissenswerten rund um die „Königin der Meere“.

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Veröffentlicht am 25.01.2020

Großartige, vielschichtige Fantasy-Saga

Die Spiegelreisende 3 - Das Gedächtnis von Babel
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INHALT

Fast drei Jahre sind vergangen, seit Ophelia Thorn das letzte Mal gesehen hat. Nachdem er verschwunden ist, musste sie wieder nach Anima zurückkehren. Um Thorn zu finden und mehr über Gott herauszufinden, ...

INHALT

Fast drei Jahre sind vergangen, seit Ophelia Thorn das letzte Mal gesehen hat. Nachdem er verschwunden ist, musste sie wieder nach Anima zurückkehren. Um Thorn zu finden und mehr über Gott herauszufinden, reist sie zur Arche Babel.
Dort angekommen, hat sie mit den strikten Regeln der roboterähnlichen Bewohner und deren Welt zu kämpfen. Sie schleicht sich in eine Schule ein, wo sie schnell zu einer der wenigen »Auserwählten« wird. Als in dem Secretarium der Arche eine Zensorin umkommt, die noch kurz vor ihrem Tod Werke eines Kinderbuchautors verbrannt hatte, wird Ophelia klar, dass sie selbst schon tief verstrickt ist in die tödliche Geschichte.
In Babel, wo Menschen mechanisch absurden Gesetzen folgen, muss sich Ophelia durch ein immer bedrohlicheres Geflecht an Lügen kämpfen – und kommt auf der Suche nach Thorn der »letzten Wahrheit« gefährlich nah.
(Quelle: Insel Verlag – Erscheinungstermin: 17.11.19)

MEINE MEINUNG

Das Jugendbuch „Die Spiegelreisende – Das Gedächtnis von Babel“ von der jungen Bestseller-Autorin Christelle Dabos ist bereits der dritte Teil ihres vielschichtigen, vierteiligen Fantasy-Epos, der uns mit einem unglaublich vielschichtigen, einzigartigen Universum in seinen Bann zieht.
In dieser gelungenen Fortsetzung begleiten wir erneut die liebenswerte Heldin Ophelia auf ihrer abenteuerreichen Reise in die faszinierenden Welten der Archen und rivalisierenden Familienclans – eine gut durchdachte Fantasy-Welt, die zunehmend komplexer, undurchsichtiger und gefährlicher wird. Um bei den vielfältigen Verwicklungen und Hintergrundgeschichten noch mitzukommen, empfiehlt es sich sehr, auch die Vorgängerbände gelesen zu haben.
Mit Dabos’ bildhaften, mitreißenden Schreibstil gelingt es recht schnell, wieder in die Handlung abzutauchen und sich in einer völlig neuen Ausgangssituation zurecht zu finden. Drei Jahre sind inzwischen vergangen, seit Ophelia von ihrem untergetauchten Mann Thorn getrennt ist – drei Jahre ohne ein Lebenszeichen von ihm, gefangen auf ihrer Heimatarche Anima.
Kein Wunder, dass Ophelia die Chance zur Flucht von Anima nutzt, sich zur Arche Babel begibt, um dort inkognito und vollkommen auf sich allein gestellt nach Thorn zu suchen. Freundlich und voll interessanter Schauplätze präsentiert sich die Welt von Babel zunächst, doch schon bald stellen sich Ophelia bei ihren Nachforschungen immer neue Hindernisse in den Weg und hat gegen Missgunst, hinterlistige Intrigen und offene Drohungen anzukämpfen.
Babel ist ein totalitärer Staat, der sich als düster, sehr bedrohlich und abgründig erweist. Doch Ophelia wäre nicht Ophelia, würde sie nicht wild entschlossen fast unlösbare Herausforderungen anzunehmen und sich durch ihre hartnäckigen Nachforschungen in höchste Gefahr begeben. Stets ihr Ziel vor Augen, endlich wieder ihren Mann Thorn aufzuspüren und mehr Erkenntnisse über die rätselhaften Hintergründe zur „Letzten Wahrheit“ zu gewinnen, muss unsere Heldin so einiges erdulden und über sich ergehen lassen.
Die Autorin hat Ophelia als eine lebendige, vielschichtige Protagonistin angelegt, die mit ihren Unzulänglichkeiten und Verletzlichkeiten sehr authentisch und sympathisch wirkt. Im Laufe der Geschichte hat die eigensinnige, eher tollpatschige und zurückhaltende junge Frau eine erstaunliche Entwicklung durchlaufen und ist zu einer starken Persönlichkeit herangereift, die trotz aller Rückschläge selbstbewusst und unbeugsam ihren Weg geht.
Auch die verschiedenen, facettenreich und undurchsichtig angelegten Nebenfiguren sind hervorragend gelungen und immer wieder für eine Überraschung gut.
Die wendungsreiche Handlung entwickelt sich erst sehr behutsam, nimmt dann aber immer mehr an Tempo und Spannung auf und gipfelt in einem nervenaufreibenden, sehr fesselnden Finale.
Zudem versteht es die Autorin in einem Nebenstrang zusätzliche Spannung aufkommen zu lassen, indem wir durch eingestreute Episoden spannende Einblicke in die interessanten Entwicklungen am Pol erhalten. Am Hofe des unberechenbaren Hausgeists Faruk scheint klammheimlich eine neue Heldin heran zu wachsen, und ich bin schon sehr gespannt, welche tragende Rolle sie im finalen Kampf zwischen Gut und Böse im Abschlussband spielen wird.
Immer komplexer scheint diese wundervolle Saga mit ihrer originellen, faszinierend ausgestalteten Fantasywelt und mit all ihren skrupellosen Intrigen, politischen Verschwörungen und fatalen Feindschaften der Urahnen zu werden.
Die überraschenden, sehr dramatischen Entwicklungen zum Abschluss des dritten Bands machen sehr neugierig auf das große Finale dieser tollen Fantasy-Saga und ich kann es kaum noch abwarten bis “Im Sturm der Echos” herauskommt.

FAZIT

Eine gelungene Fortsetzung dieser originellen, mitreißenden und hoch komplexen Spiegelreisende-Saga. Großartige, vielschichtige Fantasy-Unterhaltung, die nicht nur Jugendliche begeistern kann!

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