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Veröffentlicht am 21.12.2020

Auf ins alpenländische Backvergnügen!

Back mas'
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MEINE MEINUNG
Das im BLV Buchverlag erschienene Backbuch „Back mas' - Ofenfrisches Alpenglück“ von Alexander Rieder präsentiert uns „Die 150 besten süßen und deftigen Rezepte“. Wie ein Blick ins Buch zeigt, ...

MEINE MEINUNG
Das im BLV Buchverlag erschienene Backbuch „Back mas' - Ofenfrisches Alpenglück“ von Alexander Rieder präsentiert uns „Die 150 besten süßen und deftigen Rezepte“. Wie ein Blick ins Buch zeigt, finden wir hier eine interessante Zusammenstellung der alpenländischen Rezeptvielfalt – von verschiedensten Kuchen und Torten, über Weihnachtsgebäck und Herzhaftem vom Blech bis hin zu köstlichem Brot und Kleingebäck.
Der österreichische Profikoch, Rezeptautor und Foodstylist Alexander Rieder, ein Liebhaber von gutem Essen, Büchern und Heimatküche, nimmt uns in seinem außergewöhnlichen Backbuch mit auf eine abwechslungsreiche kulinarische Wanderung durch den alpenländischen Raum, der mit seiner Vielfalt an Dialekten, Traditionen, kulturellen Besonderheiten und ihrer regionalen Küche ungemein faszinierend ist. So gibt es nicht nur Rezepte aus Rieders Heimat Österreich, sondern auch wundervolle saisonale und regionale Spezialitäten aus dem gesamten Alpenraum. Hier gibt es viele „Klassiker“ unter den Backwaren aus der traditionellen Heimatküche Österreichs, Süddeutschlands, der Schweiz und Norditaliens zu entdecken wie beispielsweise Buchteln, Apfelkiachl, Vinschger Paarlen oder das zünftige Almbrot.
Bevor es zum eigentlichen Rezeptteil geht, erfahren wir in dem höchst informativen und kurzweilig geschriebenen Abschnitt „Backtradition mit Zukunft“ eine Menge über die traditionelle, alpenländische Backkunst und nachhaltige Ernährung sowie die Viehwirtschaft in den Alpen. Ganz nebenbei wir uns hier eine Menge Wissenswertes rund um fast vergessene Backstubenweisheit und die bodenständige, traditionsbewusste Backkunst als Spiegel der regionalen Lebensart vermittelt, die aber auch Neuem gegenüber aufgeschlossen ist. Sehr gut gefallen hat mir, dass Rieder auch ausführlich auf die verschiedenen, beim Backen verwendeten Zutaten eingeht, ein Bewusstsein für deren hochwertige Qualität weckt und zudem sehr anschaulich erläutert, worauf es beim Backen ankommt.
Ganz nach Rieders Motto „BACK MA`S – Gehen wir`s an, schaffen und erschaffen wir etwas“ möchte man sich nun gleich hochmotiviert und inspiriert ins Backvergnügen stürzen. Ob es nun Rezepte aus dem Alltag oder Spezialitäten zu den hohen kirchlichen Festtagen sind - von süß, über herzhaft bis deftig – hier ist für jeden Geschmack etwas dabei bei. Alexander Rieder zeigt Schritt für Schritt und mit vielen praktischen Hinweisen und Varianten, wie man die traditionellen Köstlichkeiten zubereitet, so dass man sich gut gerüstet in die heimische „Backstube“ begeben und sich nach Herzenslust an den tollen Rezepten versuchen kann.
Denn auch im übersichtlich gestalteten Rezeptteil gibt es immer wieder Tricks und Tipps vom Profi, wie beispielsweise bei der Herstellung von Hefeteig oder beim Umgang mit Sauerteig. Auch die teilweise zusätzlich bebilderten Anleitungen sind gut und verständlich beschrieben.
Zu jedem Rezept findet sich ein wunderschönes, appetitanregendes Foto und neben den übersichtlich aufgeführten Zutaten ist auch der benötigte Zeitbedarf für die Einzelschritte angegeben- ein wichtiger Hinweis für die Hobbybäcker, um genau planen zu können. Die durchnummerierten Zubereitungsbeschreibungen sind Schritt für Schritt aufgebaut, sehr verständlich beschrieben und setzen nur wenige Kenntnisse in der Backkunst voraus.
Unter einigen Rezepten entdeckt man in einem farblich abgesetzten Feld auch Vorschläge für Variationen mit zahlreichen Abwandlungsmöglichkeiten oder weitere Anregungen.
Das Backbuch wurde insgesamt sehr sorgfältig und liebevoll zusammengestellt und zudem mit sehr stimmungsvollen Fotos untermalt. Schade ist allerdings, dass in der eBook-Version auf ein Inhaltsverzeichnis und ein abgedrucktes, alphabethisches Nachschlagewerk am Ende verzichtet wurde. So findet man zu dem gesuchten Rezept oder Begriff nur über eine Volltextsuche.

FAZIT
Ein sehr empfehlenswertes Backbuch mit 150 saisonalen und regionalen Spezialitäten aus dem gesamten alpenländischen Raum. Mit den vielfältigen, gelingsicheren Rezepten und sehr schmackhaften traditionellen Gerichten stellt es eine Bereicherung für jede Rezeptsammlung dar!

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Veröffentlicht am 21.12.2020

Interessante Fortsetzung der faszinierenden Familiengeschichte

Ada
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INHALT
In seinem neuen Roman erzählt Christian Berkel die Geschichte von Ada:
Mit ihrer jüdischen Mutter aus Nachkriegsdeutschland nach Argentinien geflohen, vaterlos aufgewachsen in einem katholischen ...

INHALT
In seinem neuen Roman erzählt Christian Berkel die Geschichte von Ada:
Mit ihrer jüdischen Mutter aus Nachkriegsdeutschland nach Argentinien geflohen, vaterlos aufgewachsen in einem katholischen Land, kehrt sie 1955 mit ihrer Mutter Sala nach Berlin zurück. In eine ihr fremde Heimat, deren Sprache sie nicht spricht. Dort trifft sie auf den lange ersehnten Vater Otto, doch das Familienglück bleibt aus. In einer noch immer sehr autoritär geprägten Gesellschaft wächst Adas Sehnsucht nach Freiheit und Unabhängigkeit. Die Studentenbewegungen der sechziger Jahre werden ihre Rettung. In Paris lernt sie bei ihrer Tante Lola die Mode- und Kunstwelt kennen. Am Ende steht Woodstock - ein dreitägiges mystisches Erlebnis, das Ada verändert.

Vor dem Hintergrund umwälzender historischer Ereignisse erzählt Christian Berkel von der Schuld und der Liebe, von der Sprachlosigkeit und der Sehnsucht, vom Suchen und Ankommen – und beweist sich einmal mehr als mitreißender Erzähler.
(Quelle: Ullstein)

MEINE MEINUNG
Mit seinem äußerst erfolgreichen Debütroman „Der Apfelbaum“ hat sich der bekannte deutsche Schauspieler Christian Berkel an ein sehr persönliches Projekt herangewagt, das ihn tief in seine bewegte Familiengeschichte und zu seinen familiären Wurzeln hat abtauchen lassen. Mit seinem neuen Roman „Ada“ setzt er nun seine äußerst faszinierende, biografisch inspirierte und als Dreiteiler geplante Familiensaga fort. Obwohl Berkel seine sehr beeindruckende und tiefgründige Familiengeschichte in diesem zweiten Band weiterführt und wir in vielen Episoden seinen Eltern und Großeltern wiederbegegnen, kann dieser problemlos auch ohne Vorkenntnisse als eigenständiger Roman gelesen werden.
In der Rahmenhandlung, die zum Mauerfall und der Wende in Deutschland angesiedelt ist, lernen wir die erwachsene Titelheldin und Ich-Erzählerin Ada kennen, die während ihrer psychotherapeutischen Gespräche auf ihre Kindheit, Jugend und ihre schwierige Beziehung zu ihrer dysfunktionalen Familie zurückblickt. Die Haupthandlung spielt somit hauptsächlich in den 1950er und 1960er Jahren. Angelegt ist die Protagonistin Ada als fiktive, ältere Schwester des Autors, die als kleines Mädchen mit ihrer jüdischen Mutter Sala lange Zeit in Argentinien gelebt hat und Mitte der 1950er Jahren schließlich nach West-Berlin zurückkehrt.
Abwechslungsreich und einfühlsam lässt uns der Autor aus Sicht seiner jungen Protagonistin an ihrem Einleben in eine ihr gänzlich unbekannte und befremdliche Welt und ihrem schwierigen Gefühlsleben teilhaben. Ada findet sich zwar in ihre Außenseiterrolle ein. Insbesondere nach der Geburt ihres jüngerer Bruders „Sputnik“, dem Liebling der Eltern, fühlt sie sich unerwünscht und emotional vernachlässigt und ist sich oft selbst überlassen. In vielen anschaulichen Episoden erleben wir aus Adas Sicht, die zugleich stellvertretend für eine ganze Generation des jungen Nachkriegsdeutschland steht, ein Aufwachsen in der prosperierenden Adenauer-Ära und Adas wachsenden Problemen mit ihren Eltern, die sich verbissen über ihre teils traumatischen Erlebnisse während des 2. Weltkriegs und der Nazidiktatur in Schweigen hüllen. Gekonnt thematisiert Christian Berkel in seinem Roman das in Familien der damaligen Nachkriegszeit sehr verbreitete Phänomen des großen Schweigens und einer plötzlichen Sprachlosigkeit. In der glorreichen Wirtschaftswunderzeit, in der alle hoffnungsvoll nach vorne blickten und endlich all ihre Traumata hinter sich lassen wollten, stößt auch die junge Ada bei ihren Eltern auf eine undurchdringliche Mauer des Schweigens, wenn es um die Vergangenheit geht.
Gebannt folgt man Adas Jugenderlebnissen mit all ihren Höhen und Tiefen und jeder Menge schmerzvoller Erfahrungen auf der Suche nach ihrer Identität und ihrem Platz im Leben. Auch sie – ganz ein Kind der wilden 68er-Generation – begehrt mit ihrem rebellischen Charakter schließlich gegen die spießige, einengende Normalität der „Kriegsgeneration“ und das Verdrängen und Schweigen ihrer Eltern auf, geht als Studentin zum Demonstrieren auf die Straße und experimentiert mit Drogen. Hervorragend hat Berkel seine unterschiedlichen, sehr faszinierenden Charaktere mit all ihren Eigenheit und inneren Dämonen eingefangen und zum Leben erweckt. Ob nun Adas unnahbare, schwierige Mutter Sala, die wegen ihrer jüdischen Wurzeln aus Nazideutschland fliehen musste, oder ihr Vater Otto, Salas Jugendliebe, ein durchsetzungsstarkes Arbeiterkind, das sich zum Arzt hochgearbeitet hatte und Krieg und russische Kriegsgefangenschaft durchleben musste, der aber möglicherweise gar nicht Adas leiblicher Vater ist, - sie alle sind sehr facettenreich und glaubwürdig gezeichnet. Mit seinem sehr ansprechenden, einfühlsamen Schreibstil versteht es Berkel, die zwiespältigen Stimmungen seiner jungen Protagonistin nachvollziehbar einzufangen und eine oftmals sehr bedrückende Atmosphäre entstehen zu lassen. Der Roman endet schließlich mit dem Adas Abnabelungsprozess und ihrer Emanzipation von ihrer Familie recht versöhnlich und hoffnungsvoll. Man darf sehr gespannt sein, wie die mitreißende Familiengeschichte fortgeführt wird, und welche weitere Entwicklung Ada nehmen wird.

FAZIT
Eine bewegende und beeindruckende Fortsetzung der Familiengeschichte, äußerst einfühlsam erzählt und eine absolut empfehlenswerte Lektüre!

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Veröffentlicht am 17.12.2020

Packender Einblick in das tödlichste Land der Welt

Der erste Tote
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INHALT
Mexiko, heute. Die beiden Journalisten Andrew und Carlos sollen eigentlich nur ein Routinestück über die Ölindustrie in Poza Rica, Veracruz, machen, wo ein amerikanischer Konzern groß einsteigt. ...

INHALT
Mexiko, heute. Die beiden Journalisten Andrew und Carlos sollen eigentlich nur ein Routinestück über die Ölindustrie in Poza Rica, Veracruz, machen, wo ein amerikanischer Konzern groß einsteigt. Zufällig finden sie die furchtbar verstümmelte Leiche eines jungen Umweltaktivisten, Julían Gallardo. Während Carlos noch fotografiert, trifft die Guardia Civil ein und scheucht beide aus der Stadt. Trotz massiver Drohungen stellen die beiden weitere Nachforschungen an, bevor sie nach Mexico City zurückkehren. Als Carlos dort umgebracht wird, flieht Andrew außer Landes. Aber der Tod von Carlos, der nicht nur sein Kollege und Freund war, sondern auch sein Lover, lässt ihn nicht los. Er kehrt nach Poza Rica zurück und recherchiert die Geschichte von Julían Gallardo und bringt damit nicht nur Polizei, Militär und Kartelle gegen sich auf ...

(Quelle: Suhrkamp Verlag)
MEINE MEINUNG
Der packende Debütroman „Der erste Tote“ vom irischen Autor, freiberuflichen Journalisten und ehemaligen Auslandskorrespondenten Tim MacGabhann ist der verstörende und sehr ungewöhnliche Auftakt einer als Trilogie angelegten Reihe um den in Mexiko arbeitenden Reporter Andrew, der deutlich autobiografische Züge trägt.
Obwohl das Buch vom deutschen Verlag als Thriller ausgewiesen ist, handelt es sich bei Tim MacGabhann`s gelungenem Debüt eher um eine ungewöhnliche Mischung aus berührender, tragischer Liebesgeschichte und einer sehr dunklen, aufrüttelnden und verwirrend vielschichtigen Geschichte über die gnadenlos brutale Realität Mexikos mit wenigen rasanten, actiongeladenen Thriller-Elementen.
Angesiedelt ist seine packende Geschichte in Mexiko, dem tödlichsten Land der Welt für Medienvertreter und einem durch und durch korrupten Land im Würgegriff von Terror und Gewalt durch eine Vielzahl von skrupellosen und brutalen Kartellen. Angesichts von Tausenden Vermissten und Toten, alltäglichen Willkürakten und Massakern ist es kein Wunder, dass Tim MacGabhann beschlossen hat seine akribisch recherchierte Story über die Machenschaften der Ölindustrie, die beispiellose beängstigende Umweltverschmutzung sowie die erschreckende Verflechtung der Drogenkartelle bis in die höchsten Ränge von Politik, Wirtschaft, Polizei und Militär, nicht als Reportage zu veröffentlichen und somit sein Leben zu riskieren. So hat er beschlossen, die Wahrheit ganz im Stil einer traditionellen „crónica“ zu schreiben – einer literarischen Mischform aus Tatsachenbericht und fiktiver Geschichte, die in Mexiko stark verwurzelt ist. „Betrachten Sie es als reine journalistische Wahrheit, die sich in einer kleineren fiktionalen verbirgt.“ – erläutert der Autor in seinem hochinteressanten Anhang zu seinem Roman, dem er zudem unter „Über Der erste Tote“ seine sorgsam recherchierten Fakten inklusive seiner genutzten Quellen und ausführlicher Erläuterungen beigefügt hat. Um bei seiner komplexen Hintergrundgeschichte im Mittelteil richtig mitkommen zu können, empfiehlt es sich übrigens sehr, den Anhang schon vorab zu lesen und sich etwas mit der Thematik auseinander zu setzen.
Mit dem packenden Ausgangsszenario versteht es MacGabhann hervorragend, uns in seine Geschichte um die beiden faszinierenden Protagonisten - den Journalisten Andrew und seinen mexikanischen Partner, Freund und Fotografen Carlos - hineinzuziehen. Die beiden arbeiten an einer brisanten Recherche zu einem Artikel über die ehemals folierende Ölmetropole Poza Rica im mexikanischen Bundesstaat Veracruz, dem Zentrum der mafiösen Kartelle und deren Drogengeschäfte. Als auf die grauenvoll verstümmelte Leiche eines Umweltaktivisten stoßen, wittert Carlos eine große Geschichte dahinter und recherchiert auf eigene Faust weiter…mit tödlichen Konsequenzen für ihn. Während die Spannung anfangs sehr hoch ist, wendet sich der Autor im weiteren Verlauf zunehmend der in Mexiko vorherrschenden Problematik zu und nimmt viel Tempo aus seiner Geschichte. Allmählich erfahren wir durch Andrews hartnäckige Suche nach Antworten auf die Hintergründe von Carlos Tod, viele Details über dessen fatale Recherchen, die ein weit verzweigtes Netz aus Korruption nahelegen.
MacGabhann zeichnet insgesamt ein sehr schonungsloses, verstörendes Bild von seiner Wahlheimat Mexiko fernab der touristischen Klischees. Gekonnt schildert er sehr eindrucksvolle Alltagszenarien, fängt eine sehr authentisch wirkende Atmosphäre ein und führt uns auch die erschreckende Realität eines maroden, in Chaos, Verbrechen und Brutalität versinkenden Lands vor Augen, dessen Schicksal in den Händen von Kriminellen und korrupten Sicherheitskräften zu liegen scheint.
Die sehr gut recherchierten Hintergründe über die Drogenkartelle, die teilweise aus ehemaligen Militärs hervorgegangene Mafiaorganisationen sind, ihre Verflechtung mit Konzerninteressen und Polizeiapparat, sowie ihre undurchsichtigen Machenschaften und Allianzen hat der Autor sehr anschaulich, in seine fiktive, sehr nervenaufreibende und beklemmende Geschichte eingewoben. Sehr aufschlussreich, aber leider auch manchmal etwas verworren beschreibt er die unübersichtlichen Zustände in dieser Region und die untragbare Situation der Bewohner, die mit Umweltverseuchung, Vertreibung und permanenten Repressionen zu leben haben, und dennoch mutig gegen Gegner kämpfen, die unter häufig wechselnden Anführern stets zu brutalster Gewalt bereit sind. Zum Ende hin verdichtet MacGabhann seine Hintergrundgeschichte zunehmend, lässt die Spannung wieder deutlich ansteigen und führt die verschiedenen Handlungsfäden sehr stimmig zusammen.
Äußerst faszinierend finde ich den ungewöhnlichen Schreibstil des Autors, der mich mit sehr poetischen und bildhaften Beschreibungen und seinem äußerst empathischen Blick auf Land und Leute bewegen konnte. Ein krasser Kontrast zu seinen oftmals sehr expliziten und blutrünstigen Schilderungen der Gräueltaten und der brutalen Zustände, die mit ihren unerträglichen Bildern oft unter die Haut gehen.
Differenziert und lebensnah sind durchweg auch die Charaktere in diesem wirklichkeitsnah wirkenden Roman gezeichnet. Mit ihren Eigenheiten und Schwächen sowie einfühlsamen Einblicken in ihre Gefühls- und Gedankenwelt wirken sie überaus authentisch und glaubwürdig. Auch die vielen eingefügten mexikanischen Ausdrücke und Sätze sorgen für viel Authentizität, haben aber ein wenig meinen Lesefluss gestört, da leider eine Übersetzung fehlte.
Ich bin sehr gespannt, wie Tim MacGabhann seine vorläufig abgeschlossene, clever konstruierte Geschichte um den Reporter Andrew in den nächsten beiden Bänden seiner Trilogie weiterführen wird.

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Veröffentlicht am 14.12.2020

Ein neuer, sehr persönlicher Fall für den Metzger

Die Djurkovic und ihr Metzger
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INHALT
Endlich will der Metzger mit seiner Danjela Djurkovic den langersehnten Bund fürs Leben schließen. Nur leider: Bei der Trauung ist es plötzlich vorbei mit der Romantik. Vor der versammelten Hochzeitsgesellschaft ...

INHALT
Endlich will der Metzger mit seiner Danjela Djurkovic den langersehnten Bund fürs Leben schließen. Nur leider: Bei der Trauung ist es plötzlich vorbei mit der Romantik. Vor der versammelten Hochzeitsgesellschaft lässt die Braut ihren Willibald Adrian eiskalt stehen und verschwindet spurlos. Mit einem fremden Mann. Dafür tauchen reihenweise Tote auf...
Seine verzweifelte Suche führt den Metzger mitten hinein in die erbarmungslosen Machenschaften eines Familienclans und stellt ihn vor die Frage: Ist seine Beinahe-Ehefrau wirklich, wer sie zu sein vorgab?

(Quelle: Haymon Verlag )

MEINE MEINUNG
Nach 4-jähriger Pause hat der gebürtiger Wiener und österreichische Bestseller-Autor Thomas Raab beschlossen seine Kult-Krimireihe rund um seinen außergewöhnlichen Krimi-Helden Möbelrestaurator Willibald Adrian Metzger fortzusetzen. „Die Djurkovic und ihr Metzger“ lautet der Titel des bereits achten Bands, der sich sicherlich auch für „Metzger-Neueinsteiger“ ohne Vorkenntnisse der vorangegangenen Fälle der Krimireihe problemlos lesen lässt.
Der Autor sorgt mit seinem unverwechselbaren Schreibstil wieder für ein sehr kurzweiliges Lesevergnügen, der aber sicherlich nicht jedermanns Geschmack treffen wird. Sein genialer Wortwitz und schwarzer, bitterböser Humor zusammen mit vielen urkomischen, bisweilen recht schrägen Szenen und seinen schillernden, liebevoll gezeichneten Charakteren konnten mich bestens unterhalten. Da ist es auch nicht weiter schlimm, wenn einige Episoden etwas in Klamaukhafte oder Groteske abgleiten.
Mit einem gigantischen Feuerwerk an zahllosen skurrilen Ideen und verschiedensten originellen Handlungssträngen scheint sich Thomas Raab in seinem neusten Krimi ausgetobt zu haben. Zudem geht es in erstaunlich blutrünstig und brutal zu, was jedoch zu der diesmal behandelten Thematik rund um die skrupellosen Machenschaften von albanischen Familienclans angemessen und durchaus glaubhaft und authentisch erscheint.
Wie der Titel des Krimis bereits andeutet liegt der Schwerpunkt der facettenreichen Geschichte diesmal auf Danjela, Metzgers langjährige, faszinierende Lebensgefährtin und zukünftige Ehefrau, und den höchst erstaunlichen Enthüllungen um ihre Vergangenheit, die schrittweise ihre wahre Identität offenbaren.
Raab macht uns Lesern den Einstieg in den Fall wahrlich nicht einfach, denn ein chaotisch anmutendes Nebeneinander von zunächst zusammenhanglosen, rasch wechselnden Handlungssequenzen und eingeschobenen rätselhaften Funkprotokollen sorgt für viel Verwirrung. Erst allmählich beginnt man die Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Handlungssträngen zu erahnen und kann die sich überschlagenden Ereignisse besser einordnen. Willibalds Nachforschungen und die verzweifelte Suche nach seiner verschwundenen Braut halten so manche unerwartete Wendung für uns bereit und mit den sich kumulierenden Verwicklungen steigt auch die Spannungskurve. Mit sehr nachdenklich stimmenden Szenen und der subtil eingeflochtenen Gesellschaftskritik gewinnt der Fall zunehmend an Tiefe. Nach und nach offenbart sich dem Leser ein ziemlich verschachtelter und brutaler Fall, der bisweilen so gar nicht zu unserem eher bedächtigen, etwas melancholischen Willibald passen mag.
Neben seiner ungewöhnlichen, sehr liebenswerten Hauptfigur Metzger mangelt es auch nicht an etlichen skurrilen Nebenfiguren, die Raab mit ihren Macken und verschrobenen Eigenheiten hervorragend skizziert hat. Hervorragend gelungen ist Raab auch die bedrückende Hintergrundgeschichte seiner Protagonistin Danjela, die uns zunächst in einem völlig anderen Licht erscheint, nachdem sie den guten Metzger vor der geladenen Gästeschar am Traualtar stehen lässt.
Insgesamt hat Raab allerdings einen sehr herausfordernden, recht anstrengend zu lesenden Erzählstil für seinen Fall gewählt, in den man sich erst einlesen muss und bei dem viele Details sich leider erst zum Ende hin erschließen. Nach dem überraschenden Ausklang der Geschichte darf man gespannt sein, wie es für Metzger und seine Danjela weitergehen wird.

FAZIT
Ein sehr ungewöhnlicher und verschachtelter Kriminalfall mit hohem Unterhaltungswert, viel Sprach- und Wortwitz und natürlich dem unverwechselbaren Willibald Adrian Metzger!

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Veröffentlicht am 12.12.2020

Fesselnde, tiefgründige Familiengeschichte zur BLACK LIVES MATTER-Thematik

Die verschwindende Hälfte
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INHALT
Mallard, ein kleiner Ort im ländlichen Louisiana. Seine Bewohner blicken mit Stolz auf eine lange Tradition und Geschichte, und vor allem auf ihre Kinder, die von Generation zu Generation hellhäutiger ...

INHALT
Mallard, ein kleiner Ort im ländlichen Louisiana. Seine Bewohner blicken mit Stolz auf eine lange Tradition und Geschichte, und vor allem auf ihre Kinder, die von Generation zu Generation hellhäutiger zu werden scheinen. Hier werden in den 1950ern Stella und Desiree geboren, Zwillingsschwestern von ganz unterschiedlichem Wesen. Aber in einem sind sie sich einig: An diesem Ort sehen sie keine Zukunft für sich.
In New Orleans, wohin sie flüchten, trennen sich ihre Wege. Denn Stella tritt unbemerkt durch eine den weißen Amerikanern vorbehaltene Tür - und schlägt sie kurzerhand hinter sich zu. Desiree dagegen heiratet den dunkelhäutigsten Mann, den sie finden kann. Und Jahrzehnte müssen vergehen, bis zu einem unwahrscheinlichen Wiedersehen.

(Quelle: Rowohlt Buchverlag)


MEINE MEINUNG
Die US-amerikanische Autorin Brit Bennett gilt als eine der wichtigsten jungen Stimmen der US-amerikanischen Literatur und wird als würdige Nachfolgerin der Literaturnobelpreisträgerin und literarischen Grand Dame Toni Morrison gehandelt. In ihrem neuesten Roman «Die verschwindende Hälfte» erzählt sie eine bewegende, Generationen umspannende Familiengeschichte, in der die Emanzipation von Herkunft, Hautfarbe und Geschlecht eine tragende Rolle spielt. Hierin nimmt sich Brit Bennett zahlreicher wichtiger Themen an, die sich mit alltäglichem Rassismus, Diskriminierung und Gewalt gegen Afroamerikaner auseinandersetzen, aber sich auch eingehend mit Fragen der Besinnung auf die eigenen Wurzeln, der Identitätssuche, Lebenslügen und dem Umgang mit Transsexualität beschäftigen.
Obwohl der Roman in den USA derzeit als das Buch zur "Black-Lives-Matter"–Bewegung gilt, geht es der Autorin doch um viel mehr als nur um eine literarische Aufarbeitung von eingefahrenen Vorurteilen, alltäglicher Ausgrenzung und Gewalt gegen die afroamerikanische Bevölkerung in den USA und deren Folgen auf das Zusammenleben der unterschiedlichen Ethnien.
Ihren Anfang nimmt die Familiengeschichte im fiktiven Südstaatenstädtchen Mallard im ländlich geprägten Louisiana in den 1950ger Jahren und führt uns bis in die 1990ger Jahre hinein.
Im Mittelpunkt des vielschichtig angelegten Romans stehen die Zwillingsschwestern Stella und Desiree, die in Mallard in einer afroamerikanischen Community aufwuchsen, die sehr auf ihre außergewöhnliche Hellhäutigkeit bedacht war. Im Alter von 16 Jahren verschwinden die beiden über Nacht aus der Stadt sind, um die Enge und Perspektivlosigkeit hinter sich zu lassen und in New Orleans ein neues Leben zu beginnen, doch trennen sich ihre Schicksalswege schon bald. Während Stella ihre Herkunft verleugnet, sich von ihrer Vergangenheit und familiären Wurzeln abwendet, um einen reichen Weißen Mann zu heiraten und als Weiße mit ihrer weißen Tochter Kennedy unter den Privilegierten in Los Angeles zu leben, heiratet Desiree einen tiefschwarzen Mann und bekommt mit ihm eine ebenfalls sehr dunkelhäutige Tochter, Jude. Mit ihr flüchtet Desiree schließlich vor ihrem gewalttätigen Mann zurück nach Mallard.
Auf sehr faszinierende Weise beleuchtet die Autorin in unterschiedlichen Episoden die miteinander verwobenen Schicksale ihrer sehr vielschichtig angelegten Frauencharaktere, gewährt Generationen übergreifende Einblicke und wechselt immer wieder zwischen den unterschiedlichen Zeitebenen. So folgen wir den verschlungenen Lebenswegen der beiden Schwestern, erhalten aufschlussreiche Einblicke in ihr Seelenleben und erfahren schließlich immer mehr über ihre Bemühungen einen Platz in der Gesellschaft und in ihren so gegensätzlichen Lebenswelten zu finden. Sehr einfühlsam und anschaulich beschreibt Bennett, welchen Preis die beiden Zwillinge für ihre folgenschweren Lebensentscheidungen zu zahlen haben. Äußerst eindrücklich fand ich die Schilderungen von Stellas aufgewühltem Innenleben, ihrer permanenten Angst vor Enttarnung ihrer Lebenslüge, dem ständigen innerlichen Abwägen, der Einsamkeit und ihrem unbedingten Willen zur Assimilation bis hin zur Selbstverleugnung. Geschickt thematisiert die Autorin in ihrer tiefgründigen Geschichte auch den allgegenwärtigen Schmerz und die innere Zerrissenheit von Zwillingen, seine „andere Hälfte“ zu verlieren.
Im Laufe der fesselnden Handlung verfolgen zudem auch das bewegende Schicksal ihrer Töchter Jude und Kennedy, die sich zufällig begegnen, und das fragile Lügengeflecht ihrer Mütter ins Wanken bringen. Ihnen gelingt es schließlich die familiären Brüche, ambivalente Denkmuster, alte Vorbehalte und Klassenunterschiede zu überwinden, um ein neues Miteinander daraus erwachsen zu lassen. Ein überaus schöner, versöhnlich stimmender Ausklang!

FAZIT
Eine bewegende, vielschichtig angelegte und mitreißend erzählte Familiengeschichte über die Emanzipation von Herkunft, Hautfarbe und Geschlecht sowie über das Leben als „Falsche Weiße“.
Sehr lesenswert!

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