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Veröffentlicht am 29.06.2022

Faszinierendes Leseabenteuer

Orwells Rosen
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MEINE MEINUNG
In ihrem hochinteressanten Buch „Orwells Rosen“ beschäftigt sich die bekannte US-amerikanische Essayistin und Aktivistin Rebecca Solnit mit dem bewegten Leben und Schaffen von Eric Arthur ...

MEINE MEINUNG
In ihrem hochinteressanten Buch „Orwells Rosen“ beschäftigt sich die bekannte US-amerikanische Essayistin und Aktivistin Rebecca Solnit mit dem bewegten Leben und Schaffen von Eric Arthur Blair alias George Orwell (1903 - 1950), der mit seinen berühmten Werken „1984“ und „Animal Farm“ zweifellos zu den einflussreichsten englischen Schriftstellern des 20. Jahrhunderts gerechnet werden kann. Und doch umfasst die Lektüre auf bemerkenswerte Weise noch so viel mehr, beleuchtet sie doch in einem vielfältig zusammengetragenen Kaleidoskop etliche lose miteinander zusammenhängende Themenbereiche und unterhaltsame Anekdoten.
Ausgangspunkt ist die Entdeckung der Autorin, dass George Orwell 1936 bei seinem kleinen Cottage im idyllischen Örtchen Wallington in Hertfordshire einen Garten anlegte und dort auch Rosensträucher pflanzte. Inspiriert von George Orwells Liebe für das Gärtnern, begibt sich die Autorin auf eine mitreißende und sehr abwechslungsreiche Spurensuche, in der sie zu ergründen versucht, was Gartenarbeit für Orwell bedeutet haben mag.
„Als Orwell sich dafür aussprach, Bäume zu pflanzen, weil kaum ein Mensch etwas zu tun vermag, was länger Bestand hat, ging es ihm um die Zukunft und den Beitrag, den er dazu leisten konnte.“
Mit ihrem literarisch ansprechenden, assoziationsreichen Erzählstil spannt die Autorin einen weiten Bogen von einer vielschichtigen Analyse zur „Geste des Rosenpflanzens“, über Episoden aus George Orwells faszinierendem Leben, zeitgeschichtlichen Hintergründen bis hin zu so unterschiedlichen Themen wie beispielsweise Klimakrise, Stalinismus oder dem antiguanischen Schriftsteller Jamaica Kincaid.
In den Mittelpunkt ihrer Betrachtungen stellt sie zudem immer wieder die Rosen als domestizierte Wildpflanze, die nicht nur das Ewige symbolisieren, sondern auch Freude, Glück und sinnliches Vergnügen –Themen, die erstaunlicherweise auch in Orwells Werken auftauchen. Die interessanten Exkurse der Autorin befassen sich von der kulturellen Bedeutung der Rosen über das berühmte Rosen-Foto der Revolutionärin Tina Modotti bis hin zur ertragsreichen, ausbeuterischen Rosenindustrie als Massenware und regen zum Nachdenken an.
Die Autorin hat sich sehr eingehend mit der Lebensgeschichte und dem Werk von Orwell beschäftigt – auch wenn sie uns keine eigentliche Biografie präsentiert, so erfährt man in ihren „Streifzügen“ doch viele fesselnde, eher unbekannte Details und Begebenheiten, wie beispielsweise Orwells familiäre Abstammung, aber auch seine politisch-sozialen Überzeugungen, die sich in seinen Werken wieder finden. Orwell verabscheute jede zentrale Autorität, warnte vor dem Totalitarismus als große Gefahr für Freiheit und Menschenrechte und war überzeugt davon, dass Sozialismus durch Veränderung der Macht- und Eigentumsstrukturen zu einer besseren Gesellschaft führen könne.
Ob nun beispielsweise die Episoden als er im Norden Englands hautnah die Ausbeutung, desolaten Zustände in der Kohleindustrie und bittere Armut in der Region miterlebte oder seine Zeit im spanischen Bürgerkrieg – die Autorin zeichnet ein faszinierendes, stimmiges Porträt des Autoren, Menschen und leidenschaftlichen Gärtners hinter seinen Werken in all seinen Facetten lebendig werden. So hatte ich am Ende der Lektüre das Gefühl, George Orwell von einer neuen Seite kennen gelernt zu haben, und habe richtig Lust bekommen, seine Bücher wieder zur Hand zu nehmen und darin auch das faszinierende Konzept von Lebenslust und Schönheit als einen Akt des Widerstands zu entdecken.
Abgerundet wird das Buch mit einem Anhang, der in den Anmerkungen einen Nachweis der verwendeten Zitate enthält, einen Bildnachweis und ein umfangreiches Register zum Nachschlagen umfasst.

FAZIT
Ein außergewöhnliches mitreißendes Leseabenteuer und eine faszinierende Abhandlung über George Orwell und sein Werk, das Gärtnern und die Rosen – nachdenklich stimmend, hochinteressant und abwechslungsreich erzählt.

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Veröffentlicht am 21.06.2022

Spannender Capri-Krimi mit tollem Lokalkolorit

In einer stillen Bucht
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MEINE MEINUNG
Mit „In einer stillen Bucht“ ist dem unter italienisch klingendem Pseudonym schreibende Krimiautor Luca Ventura ein spannender dritter Band seiner Capri-Krimi-Reihe gelungen, die vor dem ...

MEINE MEINUNG
Mit „In einer stillen Bucht“ ist dem unter italienisch klingendem Pseudonym schreibende Krimiautor Luca Ventura ein spannender dritter Band seiner Capri-Krimi-Reihe gelungen, die vor dem traumhaften Setting der berühmten italienischen Urlaubsinsel mitten im Golf von Neapel angesiedelt ist. Auch der neue interessante Fall für das sympathische Ermittlerteam auf der Insel -Enrico Rizzi und die Norditalienerin Antonia Cirillo – bietet als typischer Regionalkrimi neben den abwechslungsreichen Ermittlungen wieder viel Lokalkolorit und südländisches Flair, so dass schon bald ein tolles, sommerliches Urlaubsfeeling aufkommt. Zur besseren Orientierung finden sich auf der Innenseite der vorderen und hinteren Broschurklappen liebevoll gezeichnete Übersichtskarten von Capri sowie der Region vom Golf von Neapel mit den wichtigsten, im Roman erwähnten Schauplätzen.
Da jeder Fall in sich abgeschlossen ist, lässt sich auch dieser dritte Band problemlos ohne Vorkenntnisse lesen.
Mit seinem lebendigen Schreibstil und anschaulichen Schilderungen versteht Ventura es hervorragend, das besondere Flair dieser kleinen mediterranen Insel und die italienische Lebensart authentisch und stimmungsvoll einzufangen.
Mit einem häufigen Wechsel der Erzählstränge und Schauplätze ist es dem Autor gut gelungen, die Handlung abwechslungsreich zu gestalten und den Spannungsbogen trotz des insgesamt eher ruhigen Tempos immer mehr anzuziehen. Durch falsche Fährten, eine Vielzahl an möglichen Tatmotiven und Verdächtigen sowie einigen unerwarteten Wendungen eignet sich der Krimi hervorragend zum Mitermitteln und Spekulieren. Neben den fesselnden Ermittlungen zum verzwickten Mordfall erhalten wir auch wieder interessante Einblicke in das Privatleben der beiden Hauptfiguren, Details aus ihrer Vergangenheit und ihren privaten Problemen. Die verschiedenen Charaktere sind mit ihren Eigenarten sehr lebensnah, vielschichtig und insgesamt glaubhaft angelegt.
Seht gut hat mir wieder die sympathischen Hauptfigur Enrico Rizzi von der lokalen Polizeistation auf Capri und seine bodenständige Art gefallen. Durch die unverschämten Einmischungen der Mordkommission in Neapel lässt er sich nicht aus der Ruhe bringen und treibt seine eigenen Ermittlungen unbeirrt voran. Die junge, aus dem Norden strafversetzte Kollegin Antonia Cirillo hat sich inzwischen mit Rizzi und dem Inselleben arrangiert und trägt mit ihrer Erfahrung, Intuition und ihrem scharfen Verstand maßgeblich zur Aufklärung des Falls bei.

Zum Ende hin nimmt der Fall immer mehr an Fahrt auf und gipfelt in einem fesselnden Finale. Die überraschende Auflösung des Mordfalls und das Tatmotiv sind in sich schlüssig und glaubhaft, die Aufklärung des Tathergangs wirkte jedoch auf mich etwas nebulös und konstruiert und konnte mich nicht vollkommen überzeugen.

Dennoch bin schon sehr gespannt auf den nächsten Band und einen neuen Kriminalfall für die beiden sympathischen Ermittler Rizzi und Cirillo und lasse mich gerne wieder auf die idyllische Urlaubsinsel Capri entführen.


FAZIT
Ein ruhiger, aber spannender Regionalkrimi - mit viel Lokalkolorit und tollem Insel-Flair. Ein idealer Urlaubskrimi!

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Veröffentlicht am 09.06.2022

Agatha Christies mysteriöses Verschwinden

Mrs Agatha Christie
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Die amerikanische Autorin Marie Benedict hat in ihrem spannenden historischen Roman "Mrs Agatha Christie" eine wahre Begebenheit aus dem Leben der berühmten englischen Krimiautorin Agatha ...

MEINE MEINUNG
Die amerikanische Autorin Marie Benedict hat in ihrem spannenden historischen Roman "Mrs Agatha Christie" eine wahre Begebenheit aus dem Leben der berühmten englischen Krimiautorin Agatha Christie aufgegriffen, die im Dezember 1926 für elf Tage auf mysteriöse Weise verschwand und in ganz England eine großangelegte Suche nach sich zog. Die genaueren Hintergründe für das, was damals wirklich geschah, wurden niemals aufgeklärt. Geschickt hat Benedict aus den wenigen bekannten Fakten und naheliegenden Spekulationen ihre eigene Version für Agatha Christies Verschwinden ersonnen und präsentiert uns eine durchaus plausible Erklärung für ihre Beweggründe damals.
Herausgekommen ist dabei eine spannende, für mich zwar nicht sonderlich überraschende aber insgesamt stimmige Geschichte über diese sehr rätselhafte Episode in Christies Leben – gekonnt inszeniert wie von der versierten Krimiautorin Christie höchstpersönlich.
Angelegt ist der Roman auf zwei unterschiedlichen Zeitebenen, die einander abwechseln und für Spannung und Abwechslung sorgen. In mit „Das Manuskript“ betitelten Kapiteln, die in der Vergangenheit ab 1921 angesiedelt sind, schildert Agatha Christie rückblickend aus der Ich-Perspektive, wie sie ihren späteren Ehemann Archibald Christie kennenlernt und von Szenen aus ihrem zunehmend angespannten Eheleben. Daneben erleben wir in der Gegenwart die Geschehnisse von 1926 rund um Agathas Verschwinden aus der Sicht des Ehemanns Archibald in der dritten Person, begleiten die Suche nach der Vermissten, die Ermittlungen der Polizei und erfahren von Schuldzuweisungen, seinem sorgsam gehüteten Geheimnis sowie sich schließlich verdichtenden Verdachtsmomenten gegen ihn.
Es ist sehr fesselnd, die aus den unterschiedlichen Perspektiven geschilderten Entwicklungen mit zu verfolgen. Sehr gut haben mir die aufschlussreichen Einblicke in Agathas Leben, ihren familiären Hintergrund und das Eheleben mit ihrem ersten Mann gefallen. Erstaunt erlebt man eine intelligente, durchaus selbstbewusste junge Frau, die erste Erfolge als Schriftstellerin feiert, aber aufopferungsvoll in einem gänzlich traditionellen Rollenbild verharrt, ihrem angehimmelten Archie eine perfekte Ehefrau sein möchte und sogar bereit ist, ihre Tochter Rosalind für ihn hinten anstehen zu lassen. Ihr allmählicher Entwicklungsweg von einer bisweilen devoten, in gesellschaftlichen Konventionen gefangenen Frau, über die wütend-verzweifelte Ehefrau angesichts eines sich zunehmend distanzierenden bis hin zu der toughen Schriftstellerin, die schließlich alle Fäden in der Hand hat, bereit ihren eigenen Weg zu beschreiten, wird von der Autorin sehr anschaulich und nachvollziehbar beschrieben.
Den Charakter von Archie, der als sehr unsympathisch und egoistisch dargestellt wird, empfand ich leider als ziemlich blass und eindimensional. Gerne hätte ich noch mehr über die Hintergründe erfahren, die zur Zerrüttung der Ehe mit Agatha geführt haben.
Geschickt zieht die Autorin den Spannungsbogen an, lässt die beiden Handlungsstränge immer mehr aufeinander zulaufen und lässt ihre Geschichte schließlich in einem brillanten Finale münden - ganz in herrlicher Agatha Christie-Manier, in dem zum Ende die raffinierte Auflösung auf einen Schlag den Anwesenden präsentiert wird.
Mich hat dieser Roman neugierig gemacht auf diese faszinierende Frau und ihr schillerndes Leben und hat mich natürlich auch dazu angeregt, einmal wieder eines ihrer Bücher zu lesen!
FAZIT
Ein spannender und unterhaltsamer Roman über eine mysteriöse und nie aufgeklärte Episode aus dem Leben der erfolgreichen Krimiautorin Agatha Christie!

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Veröffentlicht am 03.06.2022

Erschütternder Roman zum Nordirland-Konflikt

Amelia
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MEINE MEINUNG
Nach dem höchst außergewöhnlichen Roman »Milchmann«, für den die nord-irische Autorin Anna Burns 2018 mit dem bedeutenden britischen Literaturpreis „Man Booker Prize“ ausgezeichnet wurde, ...

MEINE MEINUNG
Nach dem höchst außergewöhnlichen Roman »Milchmann«, für den die nord-irische Autorin Anna Burns 2018 mit dem bedeutenden britischen Literaturpreis „Man Booker Prize“ ausgezeichnet wurde, ist nun auch ihr bereits 2001 veröffentlichter Debütroman „Amelia“ auf Deutsch erschienen.
Er thematisiert den Nordirland-Konflikt, einem verheerenden Bürgerkrieg, der in den 1970ger Jahren seinen Ausgang nahm und in dem Autobomben, Erschießungskommandos und zahllose Tote auf beiden Seiten der Konfliktparteien den Alltag beherrschte.
Nachdem ich durch die inhaltlich und stilistisch anstrengende und herausfordernde Lektüre von „Milchmann“ bereits auf einiges gefasst war, hat mich „Amelia“ mit seiner kompromisslosen Rohheit und brutalen Düsternis regelrecht schockiert und sprachlos zurückgelassen. Es ist ein aufwühlender und äußerst eindringlich geschriebener Roman, der durchaus zu fesseln weiß und gleich mit mehreren Triggerwarnungen (Suizid, sexuelle Übergriffe, Anorexie,…) versehen werden sollte
Wie nachhaltig der anhaltenden Konflikt den Alltag der Zivilgesellschaft beeinträchtigt und welche psychischen Auswirkungen diese schockierende Welt voller Verrohung, Hass, permanenter Gewalt und Brutalität auf das Leben jedes einzelnen – insbesondere für Kinder und Jugendliche aus der einfachen nordirischen Arbeiterklasse - hat, führt uns die Autorin in ihrem episodenhaft angelegten Roman sehr plastisch vor Augen.
Im Mittelpunkt steht die junge Amelia Lovett, die zu Beginn des Romans etwa acht Jahre alt ist und mit ihrer dysfunktionale Familie in einem katholischen Viertel in Belfast lebt. Jedes Kapitel erzählt aus einer allwissenden Perspektive eine in sich abgeschlossene Episode aus Amelias Leben über einen Zeitraum von fast 30 Jahren -beginnend mit dem Anfang der Troubles im Jahr 1969 bis hin zum Jahr der Friedensverhandlungen 1994, bisweilen stehen auch einige andere Charaktere im Fokus. Eine wirkliche Handlung sucht man vergeblich, doch werden einige Erzählstränge im späteren Verlauf wieder aufgenommen und fortgeführt.
Der Autorin ist die Charakterisierung der vielschichtig angelegten und sehr faszinierenden Hauptfigur hervorragend gelungen. Wir begleiten Amelia von der Schule über ihre Ausbildung bis ins Erwachsenenleben und erleben in erschütternden Szenen hautnah mit, wie sie massiv sie nicht nur psychisch sondern auch physisch betroffen ist.
Sehr unmittelbar nehmen wir Anteil an der Entwicklung vom kleinen neugierigen Mädchen und verfolgen das höchst beklemmende Schicksal von Amelia, die in all dem alltäglichen Irrsinn, der Abgestumpftheit der Menschen um sie herum und der permanenten Gewalt als ein Opfer zu überleben versucht.
Szenen mit Gewaltexzessen oder sexuellem Missbrauch, die zunehmende Entfremdung von ihrer Familie, die sie zu verkraften hat, finanzielle Nöte, ihre Essstörung und Alkoholabhängigkeit bis hin zu ihren schließlich gravierenden psychischen Problemen, mit denen sie auch nach ihrer Flucht nach London zu kämpfen hat – all dies wird oft detailliert und fast zu eindrücklich beschrieben, so dass ich am liebsten mit dem Lesen aufhören wollte. Manche erschütternde Schilderungen sind auch nur aus Amelias distanzierter, abgestumpfter Sicht zu ertragen. Daneben gibt es auch extrem überspitzte, surreale Passagen, die mich in ihrer Aussage etwas verwirrten.
Burns Erzählstil ist einzigartig und etwas besonderes, der aber sicher nicht jedem zusagen wird. Ihr bissiger, fatalistischer Humor, der mir in „Milchmann“ sehr gefallen hatte, ist allerdings angesichts der geschilderten, verstörenden Ungeheuerlichkeiten kaum noch wahrzunehmen.
Etwas schade fand ich, dass die Autorin nicht mehr politische Aspekte und Hintergrundinformationen zum Nordirlandkonflikt in ihre Geschichte hat einfließen lassen bzw. sie nicht in einem Nachwort einige ergänzende Erläuterungen zusammengestellt hat. Um wirklich alle Details und Verwicklungen zu diesem Bürgerkrieg verstehen zu können, muss man leider vieles selbst recherchieren.
Anna Burns erzählt zugleich aber auch eine nachdenklich stimmende, zeitlos-aktuelle Geschichte über höchst bedenkliche gesellschaftliche Entwicklungen, die auch auf andere Regime oder Bürgerkriegsgebiete übertragbar und somit allgemeingültig sind.

FAZIT
Ein düsterer, erschütternder und sehr eindringlich geschriebener Roman über das Leben im Nordirland während der „Troubles“! Eine schwierige und herausfordernde Lektüre, die mich gefesselt, aber mir auch einiges abverlangt hat!

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Veröffentlicht am 30.05.2022

Herzerwärmender Sommer-Roman

Ein unendlich kurzer Sommer
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MEINE MEINUNG
Der Roman »Ein unendlich kurzer Sommer« aus der Feder der deutschen Autorin Kristina Pfister erzählt eine bewegende und wundervoll sommerliche, Geschichte über Neuanfänge, Träume, vertane ...

MEINE MEINUNG
Der Roman »Ein unendlich kurzer Sommer« aus der Feder der deutschen Autorin Kristina Pfister erzählt eine bewegende und wundervoll sommerliche, Geschichte über Neuanfänge, Träume, vertane Chancen im Leben, Loslassen, das Verarbeiten von Verlusten und Schicksalsschlägen sowie die heilsame Kraft von Freundschaft und Zusammenhalt.
Es ist eine beschwingt erzählte, aber auch nachdenklich stimmende und leicht melancholische Geschichte über einen gemeinsamen Sommer auf einem heruntergekommenen Campingplatz an einem kleinen See – ein besonderer Sommer, der das Leben aller für immer verändern wird.
Gekonnt fängt die Autorin mit ihrem leichten, lebendigen Schreibstil die quirlige Atmosphäre auf dem Campingplatz ein und lässt -trotz einiger trauriger Momente - ein herrliches Sommerfeeling aufkommen.
Im Mittelpunkt stehen die drei interessanten und charakterlich sehr verschiedenen Figuren, die alle ihr Päckchen zu tragen haben und sorgsam gehütete Geheimnisse voreinander verbergen: der stoffelige, alte und schwerkranke Campingplatzbesitzer Gustav, die extrovertierte Lale, die aus ihrem alten Leben geflüchtet ist und schließlich der schweigsame Christophe von La Reunion, der mit vielen offenen Fragen auf der Suche nach seinen familiären Wurzeln angereist ist.
Faszinierend und fesselnd zugleich ist es die charakterlichen Entwicklungen der Figuren mit zu verfolgen und zu erleben, wie die drei sich allmählich annähern, Vertrauen zu einander fassen und wie es ihnen gemeinsam gelingt, einander Halt zu geben, die schmerzhafte Vergangenheit hinter sich zu lassen, die Sommertage unbeschwert zu genießen und sich sogar auf einen Neuanfang einzulassen. Durch geschickte Wechsel der Perspektiven sorgt die Autorin für Abwechslung und dafür, dass wir uns gut in das Innenleben der Hauptfiguren hineinversetzen können. Sie hat mit Gustav, Lale und Chris insgesamt interessante, vielschichtige und lebensechte Charaktere geschaffen, die wir im Laufe der Geschichte besser kennen und ihre Beweggründe verstehen lernen. So erfahren wir schließlich immer mehr über ihre Vergangenheit, ihre vielen kleinen Geheimnisse und schicksalhafte Wendungen in ihrem Leben, die sie nachhaltig beeinflusst haben. Für gute Unterhaltung sorgen auch die vielen sympathischen Nebenfiguren, die die Handlung auflockern und für viele witzige Momente sorgen – allen voran der herzensgute Flo mit seinen Kaninchen und Gustavs Hippiefreund mit seinen „Herzumarmungen“.
Lediglich zum Ende hin überschlagen sich die Ereignisse regelrecht, und ich empfand die Entwicklungen für meinen Geschmack als etwas überdramatisiert.
Mit ihrem stimmigen und hoffnungsvollen Ausklang zeigt die Autorin uns auf, wie wichtig es ist, sich auf die wirklich bedeutsamen Dinge im Leben zu konzentrieren, Neuanfänge zu wagen und die Vergangenheit zurückzulassen.

FAZIT
Ein netter, herzerwärmender Roman über das Leben in all seinen Schattierungen, der mit seiner wundervoll leichten Atmosphäre ein tolles Sommerfeeling aufkommen lässt und zum Nachdenken über das eigene Leben anregt.

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