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Veröffentlicht am 25.05.2019

Packender Auftakt einer neuen Krimireihe auf den Scilly Inseln

Nachts schweigt das Meer
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INHALT
Türkisblaues Meer, sattgelbe Ginsterbüsche, majestätische Klippen – doch die Idylle auf den Scilly-Inseln trügt …

Detective Inspector Ben Kitto wollte bei seiner Rückkehr auf die Scilly-Inseln ...

INHALT
Türkisblaues Meer, sattgelbe Ginsterbüsche, majestätische Klippen – doch die Idylle auf den Scilly-Inseln trügt …

Detective Inspector Ben Kitto wollte bei seiner Rückkehr auf die Scilly-Inseln vor Cornwall eigentlich nur eines: zur Ruhe kommen. Seinem Onkel beim Bootsbau helfen, sich vom Inselwind den Kopf freipusten und London hinter sich lassen. Soweit der Plan. Doch bereits bei der Ankunft auf seiner Heimatinsel Bryher wird die 16-jährige Laura Trescothick vermisst und kurz darauf ermordet aufgefunden. Ben meldet sich freiwillig, die Ermittlungen zu übernehmen, aber bald hat er mehr Verdächtige, als ihm lieb ist. Darunter auch Menschen, die er sein Leben lang kennt und die ihm viel bedeuten. Denn in der kleinen Inselgemeinschaft auf Bryher gibt es dunkle Geheimnisse. Und der Täter kann jederzeit erneut zuschlagen.
(Quelle: Fischer Verlag)
MEINE MEINUNG
Mit „Nachts schweigt das Meer“ ist der britischen Autorin Kate Penrose ein vielversprechender Auftakt ihrer neuen Krimireihe auf den vor der Küste von Cornwall gelegenen, idyllischen Scilly-Inseln gelungen, der mich mit einem packenden Fall für den charismatischen Ermittler DI Ben Kitto und einer tollen Atmosphäre sehr gut unterhalten hat. Angesiedelt ist die Handlung beim ersten Band auf Bryher, der kleinsten der bewohnten Scilly Inseln, die Fortsetzungen sollen dann jeweils auf einer anderen Insel spielen.
Sehr deutlich merkt man, dass Kate Penrose die Scilly-Inseln tatsächlich wie ihre Westentasche kennt und seit ihren Kindertagen fast jeden Sommer dort verbringt, denn es gelingt ihr hervorragend, die atemberaubenden Schauplätze und einzigartige Atmosphäre auf dieser kleinen Insel sehr authentisch und stimmungsvoll einzufangen. Zur besseren Orientierung ist sogar eine kleine Übersichtskarte von Bryher mit den wichtigsten Schauplätzen aus dem Roman beigefügt. Auf dem abgeschiedenen Naturparadies, das im Sommer von Touristen überlaufen ist, erwarten uns eine brandungsumtoste Küste mit gefährlichen Steilhängen und eine eingeschworene Gemeinschaft mit knapp 100 Insulanern, von denen so mancher ein dunkles Geheimnis zu wahren versucht. Mit ihrem angenehmen, mitreißenden Schreibstil und dem tollen Insel-Flair konnte mich die Autorin sehr rasch in ihre faszinierende Geschichte hineinziehen und fesseln. Die Handlung erleben wir aus der Perspektive der interessanten Hauptfigur DI Ben Kitto, den die Autorin sehr tiefgründig und lebendig gezeichnet hat. Er ist gerade mit seinem umtriebigen Wolfshund Shadow in seine Heimat zurückgekehrt, nachdem er eine Auszeit von seinem letzten, aufreibenden Job als Undercover Cop in London genommen hat, und hofft im Haus seiner Eltern zur Ruhe zu kommen. Als dann aber die 16jährige Laura spurlos verschwindet und kurz darauf ihre Leiche am Strand aufgefunden wird, beschließt er, sich für die Ermittlungen auf der Insel zur Verfügung zu stellen. Mit seinem Insiderwissen und den Kenntnissen über die Inselbewohner ist er der richtige Mann für die Untersuchungen vor Ort. Zur Unterstützung bekommt er noch einen jungen, unerfahrenen und übereifrigen Kollegen zur Seite gestellt und nach anfänglichen Schwierigkeiten raufen die beiden sich aber zu einem schlagkräftigen Team zusammen.
Auch die übrigen Nebenfiguren sind sehr ausdrucksvoll, lebensnah und vielschichtig ausgearbeitet. Während der Ermittlungen begegnen wir einer Vielzahl von unterschiedlichen Charakteren, von denen Ben viele schon seit seiner Kindheit kennt – so Bens schweigsamer Onkel und Bootsbauer Ray, die quirlige Hotelinhaberin Zoe, die eigentlich von einer Karriere als Sängerin träumt, Bens hilfsbereite Patentante Maggy oder der skrupellose Immobilienhai Jay. Für Ben ist es keine leichte Aufgabe gegen all die alten Bekannten zu ermitteln, aber schnell steht fest, dass einer der Inselbewohner der Mörder sein muss. Zudem wird er von seinem Vorgesetzten mächtig unter Druck gesetzt, damit er schnelle Ergebnisse präsentiert werden können und der Fall bald aufgeklärt werden kann. Seine Befragungen befördern so manche Intrige, Animositäten, Geheimnisse und persönliche Dramen zutage und enthüllen als mögliche Motive Geldgier, Eifersucht und einen regen Drogenschmuggel auf der Insel.
Die Autorin versteht es trotz des recht ruhigen Tempos hervorragend, Spannung aufkommen zu lassen, denn schon bald gibt es viele Verdächtige, zahlreiche Spuren und einige unerwartete Wendungen. In kursiv gedruckten Einschüben erhalten wir zudem einen völlig anderen Blick auf sehr fesselnde Verwicklungen und interessante Hintergründe der Ereignisse aus Sicht der Außenseiterin Rose, die Mutter eines mit dem Mordopfer befreundeten Jungen ist. Mit der Vielzahl an Tatmotiven und Verdächtigen ist der fesselnde, in klassischer Whodunnit-Manier verfasste Krimi ideal zum Mitermitteln und Spekulieren.
Nach der gelungenen und für mich wirklich überraschenden Auflösung des gut durchdachten und clever konstruierten Falls bin ich schon sehr gespannt auf den zweiten Band und einen neuen Kriminalfall für den sympathischen und interessanten Ermittler DI Ben Kitto auf den Scilly Inseln.
FAZIT
Ein packender Auftakt einer tollen neuen Krimireihe vor der spektakulären Kulisse der Scilly Inseln- ein fesselnder Fall mit spannenden Wendungen, tollem Insel-Flair und vielschichtigen Charakteren!

Veröffentlicht am 25.05.2019

Spannende Krimikost mit dem 2. Fall für die COLD CASE Ermittlerin Gina Angelucci

Unbarmherzig (Ein Gina-Angelucci-Krimi 2)
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INHALT
Gina Angelucci, Spezialistin für Cold Cases bei der Münchner Kripo, ist aus der Elternzeit in den Dienst zurückgekehrt. Ihr Ehemann und Kollege Tino Dühnfort betreut die kleine Tochter. Als in dem ...

INHALT
Gina Angelucci, Spezialistin für Cold Cases bei der Münchner Kripo, ist aus der Elternzeit in den Dienst zurückgekehrt. Ihr Ehemann und Kollege Tino Dühnfort betreut die kleine Tochter. Als in dem idyllischen Dorf Altbruck zwei Leichen gefunden werden, die mehrere Jahrzehnte verscharrt gewesen waren, übernimmt Gina die Ermittlungen. Die Identität der Toten nach so langer Zeit zu klären, erscheint zunächst als unlösbare Aufgabe. Dann wird klar, dass das weibliche Opfer aus dem Baltikum stammt. War sie eine Zwangsarbeiterin? Während Gina einen Mörder sucht, der vielleicht selbst nicht mehr am Leben ist, bemerken sie und Tino nicht, dass ihnen jemand ihr privates Glück missgönnt und es zerstören will.
(Quelle: Ullstein Verlag)
MEINE MEINUNG
Der spannende Krimi „Unbarmherzig“ von Inge Löhnig ist bereits der zweite Band ihrer Krimi-Reihe um die junge, sympathische Gina Angelucci, Spezialistin für ungeklärte Todesfälle bei der Münchner Kripo, die nach ihrer 2jährigen Elternzeit frisch in ihren Job zurückkehrt. Als in sich abgeschlossener Fall kann dieser Krimi aber auch ohne Vorkenntnisse aus dem Vorgängerband problemlos gelesen werden.
Auch der zweite Fall für Gina Angelucci hat es wieder in sich, denn der Fund der mysteriösen Knochenfunde auf dem Kiesabladeplatz wird schnell zum Politikum und die zu ihrer zu alter Form auflaufende Gina sieht sich bei ihren sorgfältigen und hartnäckigen Ermittlungen mit erheblichen Widerständen konfrontiert, denn so manchen möchte die Vergangenheit lieber ruhen lassen.
Für ihren neuesten, im Münchner Umland angesiedelten Kriminalroman hat die versierte deutsche Krimi-Autorin eine interessante Hintergrundgeschichte ersonnen, die sich mit einem dunklen Kapitel der deutschen Vergangenheit befasst. Die sehr gut recherchierten historischen Hintergründe um Zwangsarbeit während der NS-Herrschaft und dem Einsatz von „zwangsrekrutierten“ osteuropäischen Arbeitskräften in der deutschen Rüstungsindustrie hat Ilse Löhnig gekonnt in ihren fiktiven, sehr packenden Fall umgesetzt. Sehr nachdrücklich und authentisch beschreibt Löhnig neben den Zuständen in der damaligen Zeit auch die Situation der Zwangsarbeiter in der Munitionsfabrik, die Einstellung und das Verhalten der deutschen Zivilbevölkerung im idyllischen Ort Altbruck.
Dank des ruhigen, sehr angenehmen und abwechslungsreichen Erzählstils der Autorin findet man sehr schnell in die Handlung hinein, die auf zwei Zeitebenen angesiedelt ist und deren Erzählperspektiven zwischen der Gegenwart und den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs abwechseln. Sehr gelungen sind auch die beklemmenden Bezüge zur Gegenwart und die aufschlussreichen Einblicke in die aktuelle Haltung vieler Menschen zum begangenen Unrecht zur Nazi-Zeit und zur Vergangenheitsbewältigung.
Differenziert und lebensnah sind durchweg auch die Charaktere in diesem Krimi gezeichnet. Mit ihren Eigenheiten, gewissen Defiziten und Einblicken in ihre Gefühls- und Gedankenwelt wirken sie sehr authentisch und glaubwürdig. Auch die Nebenhandlung, in der wir Ginas kleines Familienglück mit ihrem Ehemann Kommissar Dühnfort und ihrer kleinen, behinderten Tochter Chiara sowie ihren privaten Sorgen und Nöte miterleben, fügt sich hervorragend in die Krimihandlung ein und sorgt für weitere spannungsvolle Momente. Sehr feinfühlig thematisiert die Autorin zudem die alltäglichen Anfeindung und Probleme von Menschen mit geistigen Behinderungen.
Durch die clevere, mitreißende Handlungsführung mit geschickt gesetzten Cliffhangern, Wechsel der Handlungsstränge, vielen falschen Fährten und unerwarteten Wendungen, gelingt es der Autorin, den Spannungsbogen kontinuierlich zu steigern. Immer tiefer taucht man in die Vergangenheit ab und verfolgt gespannt die sich zuspitzenden Ereignisse. Die überraschende Auflösung und Hintergründe des Falles sind in sich schlüssig und nachvollziehbar, und runden die gut konstruierte, wirklichkeitsnahe und authentische Geschichte ab.
FAZIT
Ein fesselnder Krimi – beklemmend, wirklichkeitsnah, clever konstruiert und angenehm zu lesen!

Veröffentlicht am 19.05.2019

Großartiger Roman über eine außergewöhnliche Freundschaft

Alte Sorten
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INHALT
Sally und Liss: zwei Frauen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Sally, kurz vor dem Abitur, will einfach in Ruhe gelassen werden. Sie hasst so ziemlich alles: Angebote, Vorschriften, ...

INHALT
Sally und Liss: zwei Frauen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Sally, kurz vor dem Abitur, will einfach in Ruhe gelassen werden. Sie hasst so ziemlich alles: Angebote, Vorschriften, Regeln, Erwachsene. Fragen hasst sie am meisten, vor allem die nach ihrem Aussehen.
Liss ist eine starke, verschlossene Frau, die die Arbeiten, die auf ihrem Hof anfallen, problemlos zu meistern scheint. Schon beim ersten Gespräch der beiden stellt Sally fest, dass Liss anders ist als andere Erwachsene. Kein heimliches Mustern, kein voreiliges Urteilen, keine misstrauischen Fragen. Liss bietet ihr an, bei ihr auf dem Hof zu übernachten. Aus einer Nacht werden Wochen. Für Sally ist die ältere Frau ein Rätsel. Was ist das für Eine, die nie über sich spricht, die das Haus, in dem die frühere Anwesenheit anderer noch deutlich zu spüren ist, allein bewohnt? Während sie gemeinsam Bäume auszeichnen, Kartoffeln ernten und Liss die alten Birnensorten in ihrem Obstgarten beschreibt, deren Geschmack Sally so liebt, kommen sich die beiden Frauen näher. Und erfahren nach und nach von den Verletzungen, die ihnen zugefügt wurden.
(Quelle: DuMont Buchverlag)
MEINE MEINUNG
In seinem neuen Roman „Alte Sorten“ erzählt der deutsche Autor Ewald Arenz eine großartige, sehr berührende Geschichte über eine schicksalhafte Begegnung zweier Frauen, die ihr beider Leben auf ungeahnte Weise für immer verändert und über eine außergewöhnliche Freundschaft, die deutlich macht, was wirklich bedeutsam im Leben ist.
Trotz der Schwere der angesprochenen Themen von Verletzungen, Ängsten, Schuld, Verlusten und Tod schwingt der einfühlsamen Erzählung eine wundervolle Leichtigkeit mit, die dafür sorgt, dass dieses grandiose Leseerlebnis noch lange im Gedächtnis bleibt und nachwirkt.
Ewald Arenz gelingt es in seinem wundervollen Roman hervorragend, zarte Stimmungen aber auch rohe, ungezügelte Emotionen prägnant und mit äußerst viel Feingefühl einzufangen und zu einer unglaublich dichten, bewegenden Geschichte zu verweben, die einen bald völlig gefangen nimmt. Er erzählt die Geschichte über diese beiden auf den ersten Blick so unterschiedlichen Frauen – zwei „beschädigte“ Seelen – sehr behutsam, nuancenreich und in einer faszinierend virtuosen Sprache.
Die Charaktere der beiden Hauptfiguren sind äußerst vielschichtig angelegt. Zwei Außenseiter, die sich vom Charakter her ähnlich sind; zwei Seelenverwandte, die mit seelischen Verletzungen aus ihrer Vergangenheit und ihrem Elternhaus zu kämpfen haben und sich zum Schutz eine harte Schale zugelegt haben.
Geschickt lässt Arenz uns an der wechselhaften Gedanken- und Gefühlswelt seiner beiden faszinierenden Hauptfiguren teilhaben und beschreibt sehr anschaulich in verschiedenen Rückblicken bedeutsame Episoden aus ihrem Leben, die ihre Entwicklung und Persönlichkeit erklären. Beide haben eine Menge schmerzvoller Erfahrungen, Demütigungen und herber Enttäuschungen durchmachen müssen. Sehr fesselnd ist es, die Dynamik ihres aufeinander Einlassens und ihre Entwicklung in dem Roman zu verfolgen, von ihrem anfänglichen Schweigen, über ihre allmähliche Annäherung während der gemeinsamen, alltäglichen Arbeit auf dem Hof und in der Natur bis hin zum Kennenlernen ihrer Eigenheiten und dem Erkunden ihrer Verletzlichkeiten und Geheimnisse. Sehr beeindruckend wird dargestellt, wie zwischen den beiden Frauen eine intuitive Verbindung entsteht, sie einander ungeheuer viel Stabilität und Zufriedenheit geben und schließlich eine Freundschaft voller Toleranz und Vertrauen zwischen den beiden Seelenverwandter erwächst.
Äußerst anschaulich und mit atmosphärisch dichten Beschreibungen fängt der Autor auch die Natur, das ländliche Umfeld und die alltäglichen Tätigkeiten auf dem Hof ein, so dass man das Gefühl hat selbst bei der Birnenernte oder Weinlese dabei zu sein und das Destillieren des Birnen-Brands hautnah mit alles Sinnen mitzuerleben.

FAZIT
Ein wunderschöner Roman, der noch lange nachklingt und äußerst lesenswert ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 17.05.2019

Kurzweiliger kleiner Roman über die Liebe

Kaschmirgefühl
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INHALT
Zwei Menschen verlieben sich und wir sind live dabei.
Ein Telefonanruf – und eine Stimme, die das ganze Leben verändert…
Gottliebs Tage sind nicht gerade von Leidenschaft erfüllt. Als Krankenpfleger ...

INHALT
Zwei Menschen verlieben sich und wir sind live dabei.
Ein Telefonanruf – und eine Stimme, die das ganze Leben verändert…
Gottliebs Tage sind nicht gerade von Leidenschaft erfüllt. Als Krankenpfleger im Hospiz ist er täglich mit dem Tod konfrontiert, Romantik im Privatleben: Fehlanzeige. Zu lange schon ist er Single, lebte bis vor Kurzem mit seiner Mutter zusammen. Von Einsamkeit getrieben ruft Gottlieb eines Nachts bei einer Sexhotline an. Zum ersten Mal hört er Maries Stimme – und mit einem Schlag verändert sich sein ganzes Leben.
Gibt es Schöneres, als zwei Menschen zuzuschauen, wie sie sich ineinander verlieben?
Marie und Gottlieb reden miteinander, anstatt Telefonsex zu haben. Von Anfang an ist da etwas, das die beiden verbindet. Es entwickelt sich ein intensives Gespräch, völlig anonym ist alles, mit großer Lust lügen die beiden sich an. Sie erzählen sich das Blaue vom Himmel und erfinden gemeinsam eine Liebesgeschichte. Eine, die von Minute zu Minute mehr zu ihrer eigenen wird.
(Quelle: Haymon Verlag)
MEINE MEINUNG
Mit seinem neuen Roman "Kaschmirgefühl" beweist der österreichische Erfolgsautor Bernhard Aichner, dass er nicht nur Bestseller-Thriller schreiben kann, sondern auch einen Genrewechsel mühelos meistern kann. Wobei sein neuestes Werk mit dem Untertitel „Ein kleiner Roman über die Liebe“ mit nur knapp nur 180 Seiten nicht gerade lang ist und eher als eine Kurzgeschichte durchgeht.
Seine aufregende Liebesgeschichte beweist einmal mehr Aichners besonderes Gespür für originelle Ideen und außergewöhnliche Situationen im Leben, die er mit seinem ganz eigenen, pointierten Schreibstil sehr fesselnd und humorvoll auf den Punkt bringt.
Der gesamte Roman besteht ausschließlich aus Dialogen, die sehr lebendig und lebensecht geschrieben sind. Zwei wildfremde Menschen lernen sich nach und nach am Telefon kennen, erzählen sich Episoden aus ihrem Leben und kommen sich immer näher. Äußerst spannend ist es, als Leser die Interaktion zwischen Yvonne/Marie und Joe/Gottlieb mitzuerleben und ihrer spielerisch-launische Annäherung und den allmählichen Prozess des Verliebens zu verfolgen. Doch ganz alltäglich ist die Ausgangssituation nicht und fragt sich, warum ein Mann bei einer Sexhotline anruft, wenn er nur reden möchte? Geschickt spielt der Autor mit uns Lesern, denn schon bald kommen Zweifel an ihren Geschichten auf und je mehr man den Wahrheitsgehalt ihrer Aussagen hinterfragt, desto unberechenbarer erscheinen die beiden Gesprächspartner, die sich fast ausschließlich Lügen zu erzählen scheinen. Der Leser erfährt über die Charaktere kein zusätzliches Innenleben, wie beispielsweise ihre Gedanken oder Gefühle, sondern muss sich mit dem zufrieden geben, was die beiden einander mitteilen und über sich preisgeben möchten. So bemüht man sich als Leser, zu ergründen was hinter ihren Fassaden und ihren Katz-und-Maus-Spiel stecken mag, wer sie wirklich sind und rätselt, in welche Richtung sich die Handlung überhaupt entwickeln wird.
Das Ende seiner kurzweiligen Geschichte mit dem gewissen Etwas hat Aichinger wirklich gut gelöst und konnte mich sogar noch überraschen.
FAZIT
Ein humorvoller und überraschender kleiner Roman über die Liebe - sehr lebensecht, feinfühlig und mitreißend erzählt und sehr unterhaltsam!

Veröffentlicht am 16.05.2019

Empfehlenswerter Ratgeber

Das Haus meiner Eltern hat viele Räume
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MEINE MEINUNG
In ihrem neuen Buch „Das Haus meiner Eltern hat viele Räume“ beschäftigt sich die Autorin und Chefredakteurin des evangelischen Magazins Chrismon Ursula Ott einfühlsam und persönlich mit ...

MEINE MEINUNG
In ihrem neuen Buch „Das Haus meiner Eltern hat viele Räume“ beschäftigt sich die Autorin und Chefredakteurin des evangelischen Magazins Chrismon Ursula Ott einfühlsam und persönlich mit einer sehr vielschichtigen Thematik, die vor allem für die geburtenstarken Jahrgänge der 1950er- und 1960er-Jahre äußerst aktuell und interessant ist. Denn viele dieser sogenannten „Babyboomer“-Generation stehen vor der schwierigen Entscheidung, wie die alt gewordenen und oft hilfsbedürftigen Eltern am besten unterstützt werden können und was mit dem geliebten, aber viel zu groß gewordenen Zuhause geschehen soll. Eine ungeahnt große Herausforderung, die die Beteiligten zu meistern haben und die viel Zeit, Tatkraft, Ausdauer und Nerven kostet.
Als unmittelbar betroffene Angehörige beschreibt die Autorin sehr bewegend und anschaulich, was geschieht, wenn die eigene Mutter mit 87 Jahren das geliebte Haus aufgibt, um in einer Senioreneinrichtung in der Nähe ihrer Töchter einen Neuanfang zu wagen.
In verschiedenen Kapiteln des Buchs beschäftigt sich die Autorin mit dem Loslassen vom Elternhaus, dem Ausräumen des Hauses und Entsorgen all der im Laufe eines langen Lebens angesammelten Möbelstücke und Inventars, dem würdigen Verabschieden vom Ort unserer Kindheit und dem Bewahren der für einen bedeutsamen Erinnerungen.
Schnell wird bei der Lektüre deutlich, dass es sich bei diesem Buch nicht um einen reinen Ratgeber handelt, der dem Leser mit Tipps und Tricks rund um Hausverkauf, Entrümpelungen und Empfehlungen zu geeigneten Plattformen zum Verkauf wertvoller Gegenstände zur Seite stehen will. Es ist auch ein sehr persönlicher Erfahrungsbericht, der zeigt, wie viel Zeit, Kraft und Unterstützung es braucht, um in diesem Alter nochmals einen Neuanfang in Angriff zu nehmen und von all dem Vertrauten Abschied zu nehmen. Zugleich führt Ursula Ott sehr eindrücklich vor Augen, dass es auch für die erwachsenen Kinder ein sehr schmerzhafter und emotional aufwühlender, aber auch befreiender Prozess sein kann, sich vom alten Zuhause zu lösen und seine „alte Heimat“ zurückzulassen. In diesem Zusammenhang spricht sie auch von „Schwerstarbeit für die Seele“.
Beim Aufräumen werden manchmal beispielsweise auch gutgehütete, unangenehme Familiengeheimnisse aus der Vergangenheit ausgegraben, die gerade die Nachkriegsgeneration und ihre Nachkommen aufzuarbeiten haben.
Beim Lesen wird man unweigerlich zum Nachdenken angeregt, entdeckt schnell Parallelen zur eigenen Familie und der von Bekannten und sieht möglicherweise auch dringend Gesprächs- und Handlungsbedarf.
Die Autorin berichtet aber nicht nur sehr unterhaltsam von ihren persönliche Erfahrungen und eigenen Erlebnissen, sondern lässt auch sehr geschickt Erfahrungen, Analysen und interessante Einschätzungen von Psychotherapeuten, Psychologen, Museumskuratoren und Familienanwälten einfließen und untermauert so ihre Aussagen.
So ist ein rundum nützlicher Ratgeber entstanden mit vielen Denkanstößen, der das Thema von verschiedensten Aspekten beleuchtet, und verschiedenste Hilfestellungen und Anregungen zu Problemlösungen aufzeigt. Doch wohin nun mit all den Erinnerungsstücken, Büchern, Briefmarkenalben, Haushaltsgeräten und Sammeltassen? Jeder muss letztlich für sich selbst entscheiden, was behalten werden soll, verkauft, entsorgt oder vielleicht doch noch anderen nützlich sein kann.
Im Anhang des Buchs findet sich ein alphabetisch geordnetes "ABC der Dinge", das hilfreiche Tipps zur Verwertung und Weitergabe von vielen Dingen gibt, die zum Wegwerfen zu schade sind. Zudem gibt es ganz am Ende unter „Zum Weiterlesen“ auch noch eine interessante Zusammenstellung von Büchern zum weiterführenden Literaturstudium.
FAZIT
Kein trockenes Sachbuch, sondern ein unterhaltsam geschriebener und sehr hilfreicher Ratgeber für alle Menschen, die sich mit dem Ausräumen, Bewahren aber auch dem Loslassen auseinanderzusetzen haben. Äußerst empfehlenswert!