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Veröffentlicht am 15.05.2018

Korsische Vendetta

Das korsische Begräbnis
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INHALT
Ein Mann kommt bei der Wildschweinjagd zu Tode - allerdings nicht durch das Schwein.
Ein Schriftsteller stellt Fragen zu seiner Familie - und gerät dabei in eine jahrhundertealte Blutfehde.
Und ...

INHALT
Ein Mann kommt bei der Wildschweinjagd zu Tode - allerdings nicht durch das Schwein.
Ein Schriftsteller stellt Fragen zu seiner Familie - und gerät dabei in eine jahrhundertealte Blutfehde.
Und er trifft auf eine verschlossene junge Frau, die ihn als einzige vor einem furchtbaren Schicksal bewahren kann ...
Willkommen auf Korsika, mit einer Landschaft so archaisch, so wild und ungezähmt wie seine Menschen. Wo Millionen von Touristen ebenso zum Alltag gehören wie geheimnisvolle Rituale, Vendetta und Gewalt.
(Quelle: Klappentext KNAUR Verlag
MEINE MEINUNG
Mit „Das korsische Begräbnis“ ist dem deutschen Autor Thomas Thiemeyer, der seinen in Korsika angesiedelten Spannungsroman mit dem Pseudonym Vitu Falconi veröffentlicht hat, ein sehr unterhaltsamer, mitreißender Auftakt einer neuen Krimi-Reihe gelungen, das ich schon bald nicht mehr aus der Hand legen konnte. Er stellt eine interessante und abwechslungsreiche Mischung aus Regionalkrimi, Familienroman dar perfekt gewürzt mit einigen Thrillerelementen, etwas Mystik und einem hervorragend eingefangenen Flair der Insel Korsika mit ihrer traditionsverhafteten Bevölkerung und ihrer wildromantischen Landschaft.
Sehr schön fängt bereits das in warmen Farben gehaltene Cover mit dem weiß getünchten Mausoleum auf einer Anhöhe vor dem etwas düsteren, bedrohlich wirkenden Himmel im Hintergrund eine unheilvolle Gewitterstimmung ein und stimmt uns auf die sehr wechselvolle Geschichte ein.
Schon der schockierende Auftakt, in dem die korsische Mafia mit einem Verräter abrechnet, konnte mich sofort fesseln und führt uns in alte Traditionen Korsikas ein, die bei den Korsen immer noch einen hohen Stellenwert haben. Hierzu zählt auch die Vendetta, die generationsübergreifende Blutrache, die im weiteren Verlauf der Geschichte noch eine besondere Bedeutung erlangen wird.
Die Geschichte lebt vor allem von dem Protagonisten Eric Marchand, ein bekannter französischer Schriftsteller aus Paris, der hofft, auf Korsika seine Schreibblockade zu überwinden und für seinen Krimi ein geeigneten Abschluss zu finden. Zugleich möchte er nach seinen familiären Wurzeln forschen und einem lang gehüteten Familiengeheimnis auf den Grund gehen. Es dauert jedoch gar nicht lange, da gerät der etwas unbedarfte Marchand ins Visier der korsischen Mafia und handelt sich jede Menge Schwierigkeiten ein.
In einem weiteren Handlungsstrang wird ein hochrangiger Politiker Opfer eines spektakulären Bombenattentats, mit dessen Aufklärung Mahmoud Clément, einem Chefinspektor der Police Nationale Ajaccio betraut wird.
Insgesamt ist es dem Autor recht gut gelungen, die unterschiedlichen Figuren authentisch und lebendig auszuarbeiten. Vor allem die verschiedenen, facettenreichen Frauenfiguren konnten mich begeistern. Allerdings waren für mich nicht alle Handlungen des etwas eigenwilligen, hitzigen Marchand nachvollziehbar und wirkten bisweilen etwas unlogisch. Nach einem recht gemächlichen Beginn versteht es der Autor die verschiedenen Handlungsstränge immer mehr zu verflechten und den Spannungsbogen durch unerwartete Wendungen bis zum actionreichen, fesselnden Showdown in den abgeschiedenen Bergen immer mehr anzuziehen. Dieser Roman ist bestens geeignet zum eigenen Spekulieren und Miträtseln; weist allerdings an einigen Stellen auch ein paar unlogische Passagen auf, die den Lesespaß jedoch nur unwesentlich trüben.
Auch wenn die Auflösung des Familiengeheimnisses teilweise vorhersehbar war, ist sie insgesamt in sich schlüssig und nachvollziehbar. Alle Details und Hintergründe des Kriminalfalls werden jedoch nicht beantwortet – durch den Cliffhanger am Ende muss man sich auf eine Fortsetzung gedulden, in der die losen Fäden sicherlich weiter aufgegriffen und die geheimnisvollen Hintermänner entlarvt werden.
Sehr stimmungsvoll, authentisch und anschaulich sind die Beschreibungen der wunderbaren Landschaften und verschiedenen Schauplätze aber auch die gut recherchierten, historischen, politischen und gesellschaftlichen Aspekte auf Korsika wurden vom Autor glaubwürdig in die Handlung eingebracht worden. Man merkt sehr deutlich, dass der Autor Land und Leute hervorragend kennt und sich mit der Insel der Schönheit sehr verbunden fühlt.

FAZIT
Ein spannender, abwechslungsreicher Auftakt zu einer neuen auf Korsika angesiedelten Krimiserie – trotz einiger Schwächen unterhaltsam und thematisch interessant.

Veröffentlicht am 05.05.2018

Mitreißendes, unterhaltsames Leseerlebnis

Ein Leuchten im Sturm
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INHALT
Shelby ist erschüttert, als sie nach dem tragischen Unfall ihres Mannes auch noch erfährt, dass Richard ihr Schulden in Millionenhöhe hinterlassen hat. Zudem entdeckt sie in seinem Bankschließfach ...

INHALT
Shelby ist erschüttert, als sie nach dem tragischen Unfall ihres Mannes auch noch erfährt, dass Richard ihr Schulden in Millionenhöhe hinterlassen hat. Zudem entdeckt sie in seinem Bankschließfach gefälschte Ausweise und Papiere. Der Mann, den sie geliebt hat, ist nicht nur tot – er hat niemals existiert. Shelby flüchtet zu ihrer Familie nach Tennessee und lernt Griffin kennen, der zu einer wichtigen Stütze für sie und ihre Tochter wird. Doch Richards Lügen und Geheimnisse folgen Shelby bis in ihre Heimat – und werden für sie zur tödlichen Bedrohung. (Quelle: Klappentext Diana Verlag)
MEINE MEINUNG
Mit ihrem Roman „Ein Leuchten im Sturm“ hat die amerikanische Autorin Nora Roberts erneut einen wundervoll fesselnden Pageturner verfasst, der mich mit seiner gelungenen Mischung aus romantischer Liebesgeschichte und spannenden Thriller-Elementen völlig in seinen Bann gezogen hat.
In ihrer Geschichte rund um die junge Witwe Shelby und ihrem verzweifelten Versuch ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen, nachdem ihr verstorbener Ehemann Richard ihr einen gigantischen Schuldenberg und noch eine Menge anderer Geheimnisse hinterlassen hat, verwebt Roberts die Themen Familie, Liebe, Freundschaft, Verlust und Verrat sehr geschickt miteinander zu einer sehr spannungsvollen Handlung.
Gekonnt entführt uns die Autorin vom winterlich kalten Norden in die beschauliche Kleinstadt in der malerischen Bergwelt von Tennessee, wo Shelby mit ihrer kleinen Tochter Callie von ihrer warmherzigen Familie mit offenen Armen aufgenommen wird. Gebannt verfolgt man, wie es der Protagonistin mit der tatkräftigen Unterstützung ihrer Familie und Freunde schrittweise gelingt, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen und sich als kleiner Lichtblick für sie eine wundervolle Liebesromanze entwickelt. Doch auch in dieser vermeintlichen Kleinstadtidylle gibt es natürlich jede Menge Missgunst, Eifersucht und Intrigen, die der wunderschönen, rothaarigen Protagonistin das Leben schwer machen.
Wie man es von Roberts kennt, ist der Roman sehr einfühlsam und mitreißend geschrieben, mit feinem Humor gewürzt und mit seinem personalen Erzählstil angenehm zu lesen.
Sehr lebendig hat die Autorin ihre sympathische Hauptfigur Shelby mit ihrem liebenswürdigen Charakter gezeichnet. Sie beschreibt sehr realistisch und glaubwürdig, wie ihr Leben durch Richards tragischen Tod, den hinterlassenen Schuldenberg und die schrittweise enthüllten Details zu seinem wahren Charakter völlig aus den Fugen geraten ist. Überzeugend hat die Autorin die Wandlung von der jungen, naiven Ehefrau und fürsorglichen Mutter zu einer starken, mutigen Frau herausgearbeitet, der es gelingt, ihre Stärken zu mobilisieren, alle Widrigkeiten zu überwinden und ein neues, besseres Leben für sich und ihre kleine Tochter aufzubauen.
Hervorragend ausgearbeitet sind auch viele der Nebencharaktere, wie die missgünstige und rachsüchtige ehemalige Mitschülerin von Shelby, die herzerfrischende, taffe Grandma, die bezaubernde kleine Callie und natürlich der attraktive, bodenständige Griff, in den man sich einfach verlieben muss. Sie alle gehören zu der äußerst gelungenen Mischung aus facettenreichen, interessanten Charakteren, die den Roman so abwechslungsreich und lesenswert machen.
Neben den wundervoll beschriebenen romantischen Episoden gelingt es der Autorin hervorragend, für zusätzlichen Nervenkitzel und Spannung zu sorgen, indem sie immer häufiger unerklärliche und bedrohliche Geschehnisse in die Alltagsbeschreibungen einfließen lässt. Schließlich überschlagen sich die Ereignisse und gipfeln in einem temporeichen, packenden Showdown, bei dem auch noch so einige Geheimnisse rund um Richard gelüftet werden.
Auch wenn die etwas klischeebehaftete Handlung nicht wirklich neu ist und einige Wendungen recht vorhersehbar sind, hat mich Nora Roberts mit ihrem fesselnden Roman dennoch hervorragend unterhalten können.
FAZIT
Ein wundervoll geschriebener, mitreißender und unterhaltsamer Liebesroman. Eine sehr empfehlenswerte Lektüre, für alle Nora Roberts Fans und alle, die es noch werden wollen!

Veröffentlicht am 01.05.2018

Gelungener Krimiauftakt mit Fellingers erstem Fall

Eiskalter Hund
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INHALT
Fellinger ist ein kerniger Typ: Grantelig und geradeaus. So, wie die Leute eben sind. Dort, wo er lebt. In einer Kleinstadt im Bayerischen Wald. Fellinger wollte immer Polizist werden. Hat nicht ...

INHALT
Fellinger ist ein kerniger Typ: Grantelig und geradeaus. So, wie die Leute eben sind. Dort, wo er lebt. In einer Kleinstadt im Bayerischen Wald. Fellinger wollte immer Polizist werden. Hat nicht geklappt. Sein Knie. Und überhaupt. Jetzt ist er Lebensmittelkontrolleur. Eines Tages beschwert sich ein anonymer Anrufer über das chinesische Restaurant im Bezirk. Vor Ort stellt Fellinger fest, dass die schwarze Soße eklig, aber unbedenklich ist. Ganz anders sieht es da im Kühlhaus aus. Dort hängt ein toter Hund am Haken. Heikel wird die Sache, als sich herausstellt, dass die Halterin verschwunden ist. Fellinger fängt an zu ermitteln … und hört nicht mehr auf!
(Quelle: Klappentext Heyne Verlag)

MEINE MEINUNG
Regionalkrimis gibt es mittlerweile wie Sand am Meer, da ist es sehr schwierig aus der Masse noch hervorzustechen. Mit „Eiskalter Hund“ ist Oliver Kern dennoch ein überzeugender Krimiauftakt gelungen, der mich köstlich amüsiert und bestens unterhalten hat. Das liegt vor allem an seiner urigen und sympathischen Hauptfigur, dem niederbayerischen Lebensmittelkontrolleur Fellinger, der seinem Freund und Polizisten Lechner etwas auf die Sprünge helfen will und kurzerhand auf eigene Faust Ermittlungen anstellt. Klar, dass er, der eigentlich auch zur Polizei wollte und wegen seines Knies nicht genommen wurde, sich dabei voll reinhängt. Mit seinem richtigen Riecher und untrüglichen „Jucken“ zwischen den Schultern gerät er allerdings auch bald in Gefahr.
Die im Bayerischen Wald angesiedelte Krimihandlung präsentiert sich durchaus komplex und verwickelt, was sicherlich auch an Fellingers nicht ganz konsequenter Vorgehensweise bei seinen Nachforschungen liegt. Der Autor versteht es, in den skurrilen, aber spannenden Fall einige überraschende Wendungen und jede Menge witzige, äußerst unterhaltsame Episoden aus Fellingers Privatleben einzuflechten. Hinzu kommt reichlich Lokalkolorit mit sehr stimmungsvollen und lebendigen Schilderungen der verschiedenen Schauplätze. Besondere Würze und Authentizität erhält das Ganze noch durch den eingeflochtenen, wohl dosierten Dialekt – doch keine Angst, für nicht Bayuwaren ist am Buchende ein kleines Glossar zum Nachschlagen der wichtigsten Begriffen angehängt. Locker und sehr humorvoll geschrieben ist dieser Krimi angereichert mit viel Wortwitz. Neben der sehr gelungen Hauptfigur mangelt es auch nicht an etlichen skurrilen und liebevoll ausgearbeiteten Nebenfiguren, über die man gerne noch mehr erfahren möchte.
Ein besonderes Highlight sind zudem die witzigen Kapitelüberschriften wie „Arschbackentwist“ oder „Celluliteschenkel“, die einfach perfekt zum Inhalt passen.
FAZIT
Ein gelungenes, sehr unterhaltsames Krimidebüt mit einem verzwickten Fall, urigen Figuren, viel Humor und dem richtigen Schuss Lokalkolorit! Ich habe mich bestens amüsiert und freue mich schon auf Fellingers neuen Fall!

Veröffentlicht am 01.05.2018

Verhängnisvolles Begehren

Alles Begehren
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INHALT
1985: Der 39-jährige Callum McGregor ist ein glücklich verheirateter Familienvater. Als er die junge, attraktive 21-jährige Studentin Kate kennenlernt, beginnen sie eine leidenschaftliche und zunehmend ...

INHALT
1985: Der 39-jährige Callum McGregor ist ein glücklich verheirateter Familienvater. Als er die junge, attraktive 21-jährige Studentin Kate kennenlernt, beginnen sie eine leidenschaftliche und zunehmend rücksichtslose Affäre, die schließlich von Callums Frau Belinda aufgedeckt und abrupt beendet wird.
2002: Kate Andrews ist inzwischen eine berühmte Schauspielerin mit einem liebevollen Ehemann Matt und hat eine süße, kleine Tochter Tallulah. Nach außen hin ist ihr Leben perfekt. Bei einem PR-Besuch in einer schottischen Schule begegnet sie Callum zufällig wieder.
17 Jahre später stehen die beiden nun vor der Wahl, die Vergangenheit ruhen zu lassen oder das Risiko einzugehen, herauszufinden, was hätte sein können. Wofür werden sie sich entscheiden?

MEINE MEINUNG
Mit ihrem Roman „Alles Begehren“ hat die walisische Schauspielerin und Drehbuchautorin Ruth Jones ein unglaublich fesselndes Debüt vorgelegt, das man einfach nicht mehr aus der Hand legen kann. In ihrer Geschichte entwirft sie ein bewegendes Portrait über das Leben mit seinen Höhen und Tiefen, erzählt über die verschiedenen Spielarten von Leidenschaft, Lust, Liebe und sexueller Begierde und lässt uns gemeinsam mit ihren Figuren eine emotionale Achterbahnfahrt durchleben. Als zentrales Thema ihres Romans kreiert Jones ein spannendes „Was-wäre-wenn“-Szenario, in dem die Protagonisten in ihrem späteren Leben per Zufall die einmalige Möglichkeit bekommen, die Weichen ihrer Zukunft neu zu stellen – eine zweite Chance also für eine vor 17 Jahren gescheiterte Liebesbeziehung zwischen zwei Menschen, die glauben füreinander bestimmt zu sein.
Untergliedert ist der Roman in drei Teile, die im Wechsel einerseits von den Ereignissen im Jahr 1985 und zum anderen 2002 erzählen und dem Leser schrittweise aufschlussreiche Einblicke in die Ereignisse in Gegenwart und Vergangenheit geben. Unglaublich rasch zieht die verhängnisvolle, leidenschaftliche Liebesaffäre von Kate und Callum den Leser mit seiner Intensität und seinen Entwicklungen in seinen Bann. Schon bald fragt man sich, ob dies nun wirklich die wahre, große Liebe ist oder ein zügelloses Begehren, eine Obsession nach dem, was man nicht haben darf.
Sehr einfühlsam und anschaulich vermittelt die Autorin die charakterlichen Schwächen ihrer Figuren und fängt die menschlichen Abgründe ein, die hinter ihrem Handeln stecken, ohne moralisch zu werten. Gekonnt schildert sie die vielfältigen Konsequenzen von Lügen, Vertrauensbruch, Verrat und Untreue und zeigt zudem die katastrophalen Folgen für die Betrogenen und von der Affäre betroffenen Menschen, den Partnern und ihren Kindern als unschuldige Opfer, auf. Als sehr gelungen habe ich den versöhnlichen und authentischen Ausklang dieses vielschichtigen Romans empfunden, der das aufwühlende, moderne Drama zu einem stimmigen Ende führt.
Mit ihrem fesselnden, gefühlvollen Schreibstil versteht Jones es hervorragend, vielfältige Emotionen beim Leser zu wecken.
Eine detaillierte Figurenzeichnung der vielen, unterschiedlichen Charaktere ist der Autorin recht gut gelungen. Sehr lebensnah wird Kates facettenreiche, schwierige Persönlichkeit gezeichnet, von der man anfangs noch sehr fasziniert ist. Im Laufe der Handlung fällt es einem jedoch zunehmend schwer, ihr Sympathien entgegen zu bringen. Einerseits bedauernswert mit ihren psychischen Problemen als berühmte Schauspielerin, die mit Depressionen, Eßstörungen und Alkoholproblemen zu kämpfen hat, ihrer Verletzlichkeit und inneren Zerrissenheit wird sie in ihrer grenzenlosen, rücksichtslosen Selbstbezogenheit, mit ihren Intrigen und ihrem manipulativen Verhalten immer unsympathischer und abstoßender. Voller Egoismus und Ignoranz ist sie unfähig die Konsequenzen ihres Verhaltens zu reflektieren. Geblendet von ihrem übergroßen sexuellen Begehren kann sie nicht verstehen, was wahre Liebe ausmacht.
Allerdings wirkt Kate als Protagonistin in ihrer angedeuteten Komplexität wegen fehlender Einblicke in ihr Innenleben und ihre Gedankenwelt erstaunlich blass und lässt eine nachvollziehbare Charakterentwicklung vermissen. Die Hintergründe für ihren schwierigen Charakter sind leider nur verschwommen dargestellt. Auch der männliche Protagonist Callum hätte für meinen Geschmack etwas schärfere Konturen durchaus vertragen können. Mit seiner Persönlichkeit wirkte er etwas unterbelichtet und bisweilen sehr klischeehaft.
Äußerst gelungen hingegen sind viele sympathische und teilweise sehr vielschichtig angelegte Nebenfiguren wie beispielsweise Matts herzensgute Jugendfreundin Hetty oder Callums interessante Ehefrau Belinda, über die ich gerne noch wesentlich mehr erfahren hätte.
Sehr anschaulich und fesselnd führt die Schauspielerin und Drehbuchautorin Ruth Jones als Kennerin der Szene ebenfalls die vielfältigen Schattenseiten des TV-Ruhms und die damit verbundene Einsamkeit, den permanenten Erfolgsdruck und die Oberflächlichkeit des TV-Geschäfts dem Leser vor Augen.
FAZIT
Ein fesselnder, nachdenklich stimmender Debütroman über die zweite Chance im Leben und verhängnisvolle Leidenschaften. Sehr anschaulich und gefühlvoll erzählt – lesenswert trotz einiger Abstriche!

Veröffentlicht am 01.05.2018

Mitreißender, nachdenklich stimmender Krimi

Das Meer löscht alle Spuren
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MEINE MEINUNG
Mit ihrem Kriminalroman „Das Meer löscht alle Spuren“ hat die dänische Autorin Lone Theils einen fesselnden zweiten Fall für die Journalistin Nora Sand vorgelegt. Die London-Korrespondentin ...

MEINE MEINUNG
Mit ihrem Kriminalroman „Das Meer löscht alle Spuren“ hat die dänische Autorin Lone Theils einen fesselnden zweiten Fall für die Journalistin Nora Sand vorgelegt. Die London-Korrespondentin der größten dänischen Zeitung „Globalt“ muss diesmal einer heiklen Story rund um die verschwundene Frau eines bekannten, aus dem Iran geflohenen Dichters nachgehen. Die Autorin hat sich in ihrem neuesten Buch an eine topaktuelle, aber wenig beachtete Problematik herangewagt. Noras Nachforschungen nehmen uns mit in den Alltag illegaler Einwanderer und engagierter, ehrenamtlicher Flüchtlingshelfer und führt uns zugleich die schockierenden Auswüchse vor Augen, denen Migranten in hermetisch abgeriegelten, britischen Abschiebelagern ausgeliefert sind, die von skrupellosen, privaten Dienstleistern und dubiosen Sicherheitsfirmen geführt werden.
Während Noras Recherchen zu den Hintergründen des Verschwindens und dem Aufenthaltsort der Ehefrau Amina sehr behutsam vorangehen, baut sich schon bald enorme Spannung durch einige recht rätselhafte Geschehnisse in ihrem privaten Umfeld auf, denen sie zunächst kaum große Beachtung schenkt. Als Leser man ahnt bereits, dass die Geschichte weitaus bedeutendere und für Nora unerwartete, aber recht bedrohliche Dimensionen annehmen wird. So gerät sie bald in den Fokus von skrupellosen, profitgierigen Menschen, die für ihre üblen Machenschaften bereit sind über Leichen zu gehen.
Lone Theils hat mit ihrer Hauptfigur Nora Sand eine interessante, vielschichtige Persönlichkeit entworfen, die einerseits sehr zielstrebig und taff ist, andererseits aber auch jede Menge Ecken und Kanten hat. Im Privatleben ist sie sehr verletzlich und handelt manchmal alles andere als professionell, was sie insgesamt sehr lebensnah und sympathisch macht. Auch in diesem Band rückt ihre Liebesgeschichte mit ihrem Jugendfreund Andreas immer wieder in den Mittelpunkt, die sich jedoch in eine andere Richtung entwickelt als erhofft und sie emotional stark in Anspruch nimmt. Sehr faszinierend ist es, Nora bei ihrer professionellen, engagierten Recherchearbeit zu begleiten, bei der sie alles gibt, die kleinsten Spuren verfolgt und nicht locker lässt, um die Wahrheit aufzuspüren. Bei ihrem hohen Einsatz ist sie zuweilen sogar bereit, große Risiken einzugehen, achtet aber darauf ihren ethisch-moralischen Prinzipien stets treu zu bleiben. Die übrigen Nebenfiguren sind sehr gelungen und entsprechend ihrer Rolle in der Geschichte angemessen und interessant ausgearbeitet.
Lone Theils eingängiger Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen, und der Autorin gelingt es hervorragend, ihre Leser mitzunehmen. Erzählt wird aus Noras Perspektive in der dritten Person, wodurch man als Leser das Geschehen gemeinsam mit der Protagonistin hautnah miterlebt und sich stets auf dem gleichen Wissensstand wie sie befindet. Nach zahlreichen Wendungen und einigen überraschenden Entwicklungen gipfelt der Fall schließlich in einem rasanten Showdown. Die Auflösung des Falls, die uns die Autorin schließlich präsentiert, ist zwar in sich realistisch und schlüssig, war für meinen Geschmack in einigen Aspekten allerdings doch etwas zu überspitzt und unglaubwürdig. Leider wurden zum Ende hin auch manche Nebenaspekte des Falls nicht aufgeklärt, so dass hoffentlich einige der im Dunkeln bleibenden Hintergründe in nachfolgenden Fällen noch näher erläutert werden.
Dennoch ist Das Meer löscht alle Spuren insgesamt eine gelungene Fortsetzung der vielversprechenden Serie mit einem mitreißenden, nachdenklich stimmenden Fall, der die Flüchtlingsproblematik aufgreift, und einer facettenreichen, sympathischen Protagonistin, von der ich gern noch mehr lesen möchte.
FAZIT
Ein gelungener zweiter Fall für die sympathische die Journalistin Nora Sand - mit ein paar kleinen Schwächen zwar, aber fesselnd erzählt und zum Nachdenken anregend.