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Veröffentlicht am 23.12.2023

Faszinierende Spurensuche

Kajzer
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MEINE MEINUNG
Mit seinem Sachbuch-Debüt „Kajzer“ ist dem in Toronto geborenen und in New York lebenden Journalisten Menachem Kaiser ein bewegendes und zugleich höchst unterhaltsames Memoir gelungen.
Hierin ...

MEINE MEINUNG
Mit seinem Sachbuch-Debüt „Kajzer“ ist dem in Toronto geborenen und in New York lebenden Journalisten Menachem Kaiser ein bewegendes und zugleich höchst unterhaltsames Memoir gelungen.
Hierin erzählt er äußerst scharfsinnig und humorvoll, welche unerwarteten und bisweilen bizarren Verwicklungen ihm widerfuhren, als er sich auf die Spurensuche nach der Geschichte seiner eigenen Familie begab.
Eigentlich hatte sich Menachem Kaiser als Nachkomme von Juden, die den Holocaust überlebten und nach dem Zweiten Weltkrieg nach Amerika auswanderten, nicht sehr für alte Familiengeschichten und seine Herkunft interessiert – sicherlich auch, weil in der Familie wenig über die problematische Vergangenheit gesprochen wurde. Als er jedoch erfährt, dass sein Großvater Maier Menachem Kajzer, der bereits 8 Jahre vor seiner Geburt verstarb und nach dem er benannt wurde, sich vor langer Zeit vergeblich bemühte, im heutigen Polen Ansprüche auf ein von den Nazis enteignetes Mietshaus seiner Familie geltend zu machen, begibt sich der Autor nach Schlesien - der ehemaligen Heimat seines Großvaters, um vor Ort mehr darüber zu erfahren und eventuell doch noch eine Rückübertragung des Gebäudes zu erwirken.
Es wird eine höchst ereignisreiche und fesselnd erzählte Reise zu seinen familiären Wurzeln und seinem Familienerbe mit zahlreichen Um-und Irrwegen sowie sehr abenteuerlichen Entwicklungen, auf der wir den Autor begleiten.
In seinem in vier Teile untergliederten Buch berichtet Kaider über seine Erlebnisse keineswegs rein chronologisch. Des Öfteren schweift er in seinen zu Papier gebrachten Erinnerungen ab, verliert sich bisweilen in Nebenschauplätzen, hinterfragt seine Motive und sinniert über unterschiedliche Themen, um schließlich den Faden wieder aufzunehmen. Durch den lebendigen, sehr mitreißenden Schreibstil wird man rasch in die sich oftmals überraschend entwickelnden Geschehnisse hineingezogen und folgt gebannt dem weiteren Fortgang, so dass man gerne über einige sehr sprunghafte Wechsel und etwas langatmige Passagen hinwegsieht.
Hautnah haben wir zunächst Anteil an seiner Spurensuche nach dem Familienerbe in der kleinen polnischen Stadt Sosnowiec, seinen Begegnungen mit den langjährigen Bewohnern des Gebäudes sowie seinen Interaktionen mit der mysteriösen polnischen Anwältin namens „Killerin“, die ihn und seine Familie bei ihrer Restitutionsforderung in Polen und möglichen bürokratischen Schwierigkeiten unterstützen soll. Doch unversehens befinden wir uns im zweiten Teil auf einer Schatzsuche der ganz anderen Art, erkunden an der Seite skurriler Nazi-Schatzsucher das von jüdischen Zwangsarbeitern tief ins Eulengebirge gegrabene Mysterium namens Projekt Riese, um das sich viele Mythen und aberwitzige Verschwörungstheorien ranken, und tauchen an der Seite von Kaiser in eine höchst merkwürdige Welt ab, die viele interessante historische Hintergrundinformationen aber auch bizarre Verwicklungen für uns bereit hält. So erstaunt er uns insbesondere mit einer ganz neuen, erstaunlichen Facette seiner verwobenen Familiengeschichte, die uns eigentlich von seiner Spurensuche nach der Familie seines verstorbenen Großvaters wegführt und einen ganz anderen, berühmten Volkshelden in Polen in Form von dessen Cousin in den Mittelpunkt rückt.
Und wie es so oft im Leben ist, kommt am Ende alles ganz anders als erhofft und wir müssen uns mit einem unbefriedigenden und bislang offenen Ausgang von Kaisers Unterfangen zufrieden geben.
FAZIT
Ein fesselndes, sehr ausschweifend erzähltes Memoir über eine ereignisreiche Spurensuche nach den familiären Wurzeln, über Familienerbe, Herkunft, Wiedergutmachung und erschütternde jüdische Schicksale.
Eine absolut bizarre, wie faszinierende Geschichte mit interessanten Hintergrundinformationen, die mich noch lange beschäftigt hat! Lesenswert!

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Veröffentlicht am 20.12.2023

Beeindruckendes Debüt

Zweistromland
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MEINE MEINUNG
In ihrem äußerst beeindruckenden Romandebüt „Zweistromland“ erzählt die Drehbuch- und Debütautorin Beliban zu Stolberg eine bewegende, sehr nachdenklich stimmende Familiengeschichte und die ...

MEINE MEINUNG
In ihrem äußerst beeindruckenden Romandebüt „Zweistromland“ erzählt die Drehbuch- und Debütautorin Beliban zu Stolberg eine bewegende, sehr nachdenklich stimmende Familiengeschichte und die berührende Suche einer jungen Frau nach ihren familiären Wurzeln und ihrer Identität.
Mit ihrem wundervoll poetischen, sehr atmosphärischen Schreibstil zieht uns die Autorin in ihre tiefgründige Geschichte hinein, die uns von der autokratischen Türkei im Jahr 2016, über die deutsche Nordseeküste in den 1990er Jahren bis an den sagenumwobenen Tigris in der Südost-Türkei führt.
Im Mittelpunkt des fesselnden Romans steht die deutsch-türkische Protagonistin und Ich-Erzählerin Dilan, Tochter von nach dem Militärputsch aus der Türkei geflohenen kurdischen Aleviten, die in Deutschland aufwuchs und inzwischen in Istanbul als Anwältin für Wirtschaftsrecht arbeitet. Ausgelöst durch die Beerdigung ihrer Mutter und einer rätselhaften Begegnung beschließt sie, den vielen Leerstellen in ihren Erinnerungen nachzuspüren und die sorgsam gehüteten, dunklen Geheimnisse ihrer Eltern aufzudecken. Trotz ihrer Schwangerschaft begibt sie sich spontan auf eine gefahrenvolle Reise in den Südosten der Türkei, um in der Bürgerkriegsregion und kurdischen Hochburg Diyarbakır an den Ufern des Tigris gelegen mehr Informationen über das Leben ihrer Eltern und ihre Vergangenheit in deren ehemaliger Heimat in den 1970er Jahren zu finden.
Gekonnt thematisiert die Autorin neben dem türkisch-kurdischen-Konflikt, den Krieg der Türkei gegen die kurdische Minderheit im eigenen Land und politischer Verfolgung, die fatalen Folgen unbewältigter Traumata und deren transgenerationaler Weitergabe. In sehr atmosphärischen und ergreifenden Episoden lässt uns die Autorin in das Leben der Protagonistin im Jahr 2016 eintauchen, die sich auf eine schmerzliche Reise in ihre eigenen verdrängten Erinnerungen begibt und den Ursachen für die allumfassende Sprachlosigkeit in ihrer Familie auf den Grund geht, um endlich für ihr ungeborenes Kind die unheilvolle Spirale zu durchbrechen.
Äußerst anschaulich und nuancenreich setzt die Autorin die vielen Widersprüchlichkeiten in Dilans Leben in Szene. Gebannt folgt man der eindringlichen Erzählstimme im Rückblick ins Jahr 1999 und hat Anteil an den bruchstückhaften, sehr schmerzvollen Erinnerungen an ihre Kindheit und Jugend in Norddeutschland. So erlebt man die familiären Gradwanderungen zwischen Sprachlosigkeit, Schweigen, Tabus und unausgesprochenen Erwartungshaltungen, die schließlich verinnerlicht und von ihr auch im späteren Leben übernommen werden. Äußerst fesselnd und emotional aufreibend ist es mitzuerleben, wie sich die verschiedenen Puzzlestückchen und Dilans vage Erinnerungsfetzen zu einem bedrückenden Gesamtbild zusammensetzen. Im letzten Teil gelingt es Dilan schließlich die schmerzliche Wahrheit aufzudecken, das so lange verschwiegene, beklemmende Familienschicksal zu enthüllen und endlich eine Art Frieden zu finden. Auch wenn nicht alles bis ins letzte Detail auserzählt wird und man einiges zwischen den Zeilen lesen muss, so findet der Roman dennoch einen sehr stimmigen Abschluss.
FAZIT
Ein sprachlich beeindruckendes Debüt mit einer tiefgründigen, berührenden Geschichte die Suche einer jungen Frau nach ihren familiären Wurzeln und ihrer Identität!

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Veröffentlicht am 20.12.2023

Faszinierender Roman

Ich träumte von einer Bestie
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MEINE MEINUNG
In ihrem neuen Belletristikroman „Ich träumte von einer Bestie“ erzählt die deutsche Autorin Nina Blazon eine unglaublich fesselnde Geschichte über eine außergewöhnliche junge Frau, die mit ...

MEINE MEINUNG
In ihrem neuen Belletristikroman „Ich träumte von einer Bestie“ erzählt die deutsche Autorin Nina Blazon eine unglaublich fesselnde Geschichte über eine außergewöhnliche junge Frau, die mit den Dämonen ihrer familiären Herkunft und den Traumata ihrer Vergangenheit zu kämpfen hat.
Zu Recht wird er vom Verlag als „Literarischer Grenzgänger“ angekündigt, denn einem eindeutigen Genre lässt er sich kaum zuordnen. Der faszinierende Roman ist eine abwechslungsreiche und stimmige Mischung aus Familiensaga mit dunklem Geheimnis, Reiseroman und Liebesgeschichte gewürzt mit einem Schuss psychologischem Krimi, historischen Elementen und viel mystisch-märchenhaftem Flair. Kurzum: ein großartiges literarisches Abenteuer, das mich von Beginn an in seinen Bann gezogen hat.
Inspiriert wurde die Autorin für ihren Roman von der bis heute sehr populären französischen Legende der Bestie des Gévaudan, die bis heute die Region auf mannigfaltige Weise prägt.
Angesiedelt ist die Handlung daher diesmal nicht in den nordischen Ländern, sondern hauptsächlich in der französischen Auvergne in der Gegend um Puy-en-Velay und Le Malzieu.
Hervorragend gefallen haben mir die ausdrucksstarken, sehr atmosphärischen Beschreibungen der Originalschauplätze, dieser schroffen Landschaft und endlosen Waldgebiete in der Auvergne gefallen, aber auch die Schilderungen der tief verwurzelten Traditionen und historischen Legenden, in denen immer wieder auch Jäger, Wölfe und Bestien eine tragende Rolle spielen.
Mit ihrem bildgewaltigen und eindringlichen Schreibstil lässt uns die Autorin in die rätselhafte Welt der faszinierenden Protagonistin Fleur eintauchen, die sich durch die Erbschaft ihres französischen Vaters gezwungen sieht, sich mit dessen bewegter Vergangenheit und ihren familiären Wurzeln zu beschäftigen. An Fleurs Seite begeben wir uns auf eine fesselnde und abenteuerliche Reise, die uns von Deutschland über das luxemburgische Städtchen Echternach bis in die wilde Auvergne führt.
Nina Blazon gelingt es hervorragend ihre vielschichtigen Figuren zum Leben zu erwecken, die mit ihren Eigenarten sehr glaubwürdig und authentisch wirken. Insbesondere ihre geheimnisumwitterte Hauptfigur Fleur Martin ist eine facettenreiche Persönlichkeit mit einem unheilvollen Geheimnis, das es allmählich zu ergründen gilt. Man erlebt sie zunächst als sehr unnahbaren Charakter, die der Aussenwelt am liebsten nichts von sich preis gibt und von rätselhaften ständig wiederkehrenden Alpträumen heimgesucht wird. Als junge Datenforensikerin durchkämmt sie nachts das Internet auf der Suche nach „Cyberwölfen“, sammelt alte Märchenausgaben und ist fasziniert den historischen Ursprüngen dieser archetypischen Geschichten. Je mehr man über Fleurs Leben und ihre mysteriöse Familiengeschichte erfährt und hinter ihre Fassade blickt, desto mehr ist man von diesem starken Charakter fasziniert und fiebert der Auflösung ihres dunklen Geheimnisses entgegen.
Ob nun kulturelles sowie historisches Erbe oder sogar ein psychologisches Erbe im Rahmen der transgenerationalen Vererbung von Traumata - gekonnt beleuchtet Blazon in ihrem tiefgründigen Roman auch unseren Umgang mit Erbschaften unterschiedlichster Natur aus sehr interessanten Blickwinkeln.
Daneben spielen aber auch Mythen und Märchen insbesondere Le Chaperon Rouge, die ältere, französische Version des Gebrüder Grimm Märchens Rotkäppchen, eine besondere Rolle. Neben dem Ursprung von Märchenmotiven werden auch gut recherchierte Fakten zu historischen Wolfsjagden, der Jagd von brutrünstigen Wolfswesen auf Kinder und junge Frauen, sowie allerlei Wissenswertes zu wildlebenden Wölfen, ihrem Verhalten und deren verteufelte Darstellung in Märchen und Schauergeschichten geschickt in die spannende Geschichte um Fleur eingeflochten.
Die Autorin versteht es hervorragend, uns mit der dichten oftmals düsteren Atmosphäre gefangen zu nehmen und uns mit unvorhersehbaren Verwicklungen, überraschenden Enthüllungen und den von Fleur aufgedeckten Hintergrundgeschichten aus ihrer Familiengeschichte bis zum stimmigen Ende mit seiner erstaunlichen Auflösung hin zu fesseln.

FAZIT
Ein faszinierender, fesselnder Roman - mit tollem mystisch-märchenhaftem Flair und einer emotionalen, vielschichtiger Geschichte mit interessanten historischen Elementen!

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Veröffentlicht am 20.12.2023

Inspirierendes Kochbuch mit kreativen Rezepten frisch aus dem Bauerngarten

Cucina e giardino
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MEINE MEINUNG

In ihrem neuen Selbstversorger-Kochbuch „Cucina e giardino. 80 Rezepte aus meinem italienischen Bauerngarten“ bringt uns die äußerst sympathische Vea Carpi nicht nur ihre regionale, bodenständige ...

MEINE MEINUNG

In ihrem neuen Selbstversorger-Kochbuch „Cucina e giardino. 80 Rezepte aus meinem italienischen Bauerngarten“ bringt uns die äußerst sympathische Vea Carpi nicht nur ihre regionale, bodenständige und saisonale Küche näher, sondern gibt uns zudem authentische und sehr persönliche Einblicke in ihre Familiengeschichte und ihr einfaches, naturnahes, aber spannendes Leben als Bergbäuerin auf dem Hof Mas del Saro im Fersental im Trentino. Es ist ein interessantes und rundum überzeugendes Buch mit tollen schnörkellosen, bodenständigen Rezepten, das ich jedem sehr ans Herz legen kann. Zu Recht ist es beim Deutschen Kochbuchpreis 2023 in der Kategorie „Saisonale Küche“ mit der Bronzemedaille ausgezeichnet worden.

Bevor wir uns also im eigentlichen Rezeptteil auf eine kulinarische Reise begeben und Vea Carpis ganz persönliche Interpretation von Gerichten verschiedener Herkunft kennen lernen werden, gibt es zunächst einen interessanten einleitenden Teil. Der Autorin, die in ihrem früheren Leben Politikwissenschaften studierte bevor sie der Liebe wegen auf den Bergbauernhof zog, liegt es am Herzen, dass wir unsere Kochgewohnheiten im Sinne der Einfachheit zu überdenken lernen und uns für bewussteren Konsum zu sensibilisieren. Entsprechend sind ihre Rezepte einfach gehalten, so dass sie mit wenigen saisonalen, aber qualitativ hochwertigen Zutaten leicht nachgekocht werden können. Direkt vom Garten auf den Tisch – doch keine Sorge, man muss nicht zwingend Selbstversorger sein, denn alles lässt sich auch auf dem Bauernmarkt oder in der Gemüsekiste je nach Jahreszeit finden. Ich finde es schön, dass die Rezepte in einfacher bäuerlicher Tradition stehen und auch der Aspekt der Vorratshaltung behandelt wird.

In den einleitenden Kapiteln nimmt uns Vea Carpi mit auf eine spannende Entdeckungstour rund um ihren Berghof. Sie zeigt uns ihren Gemüse- und Obstgarten und stellt uns den Hühnerstall aber auch die Schweine und Schafe vor. Doch auch die Exkursionen in die umliegenden Wiesen und Wälder überraschen mit Köstlichkeiten und wahren Schätzen. Äußerst spannend fand ich auch ihre interessanten Schilderungen zu ihrer Familiengeschichte, ihrer jahreszeitlich geprägten Arbeit auf dem Feld und in der Küche. Zudem sie gewährt uns spannende Einblicke in das Herz des Bauernhofs, der Vorratskammer, die für sie den absoluten Mittelpunkt der Gefühlswelt als wesentlicher Bestandteil des bäuerlichen Überlebens darstellt.

Der eigentliche Rezeptteil ist nicht nach klassischem Vorbild aufgebaut, sondern nach den vier „produktiven“ Jahreszeiten Frühling, Sommer, Herbst und Winter mit interessanten Anregungen zu köstlichen Gerichten, die sich in der Küche ohne großen Aufwand zaubern lassen. Vorangestellt ist jeder Jahreszeit der Abschnitt „Vorratskammer“, in dem man einfache und authentische Zubereitungen zum Haltbarmachen und der späteren Verwendung der frischen Produkte der Saison findet. Zu den genialen Vorratsideen zählen beispielsweise Schnittlauchkapern, verschiedene Pestos, Kimchi oder auch Kompott. Im Winter finden wir Basisrezepte wie beispielsweise für Brot sowie eine ausführliche Anleitung zur Herstellung von Eierteignudeln oder der regionalen Pastaspezialität Pici.

Ob nun deftige Gerichte wie vegetarisches Ragout, Tortelli mit Ricotta und Fichtenwipfelpesto und winterliche Suppen, oder leckere Süßspeisen wie Erdbeer-Rhabarber-Crumble oder der urtypischen Trentiner Pinza de lat mit Äpfeln – die Auswahl an kreativen, wie authentischen Rezepten ist äußerst vielfältig, die Zubereitung unkompliziert und die Resultate sind zudem absolut köstlich! Inspiriert sind die Carpis Rezepte von traditionellen Familiengerichten und den bodenständigen Gerichten ihrer norditalienischen Selbstversorgerküche für den Agriturismo.

Insgesamt findet sich eine spannende Zusammenstellung von 80 alltagstauglichen, rein vegetarischen Rezepten, deren Zubereitung sehr verständlich und Schritt für Schritt nachvollziehbar beschrieben wird. Zu jedem Rezept findet sich eine übersichtliche, für 4 Personen ausgelegte Zutatenliste. Die Zubereitungen erfordern keine allzu große Kocherfahrung und sind trotz ihrer Raffinesse sehr einfach und schlicht gehalten, so dass auch Hobbyköche keine Probleme beim Nachkochen haben dürften. Den eigentlichen Rezepten ist jeweils eine kurze Einleitung vorangestellt, in der die Zutaten vorgestellt werden sowie regionale Hintergrundinformationen, persönliche Anmerkungen oder kleine unterhaltsame Anekdoten zu lesen sind. Zudem finden sich am Ende hilfreiche Tipps zum Aufbewahren und Servieren. 

Abgerundet wird das Ganze mit einem ganzseitigen Foto, das die jeweils sehr ansprechend angerichteten Gerichte im rustikalen Ambiente zeigt - wundervoll in Szene gesetzt vom Fotografen Matteo Pavana.

Am Ende des Buchs findet sich noch ein übersichtliches alphabetisches Register und Glossar sowie Abkürzungen zum Nachschlagen. Hervorragend hat mir auch die übersichtliche und ansprechende Gestaltung des Buchs gefallen sowie die stimmungsvolle Bebilderung des einleitenden Teils und die natürlich wirkenden, Appetit-anregenden Fotos der einzelnen Gerichte, so dass man es gar nicht abwarten kann, die tollen Rezepte auszuprobieren.

FAZIT
Ein inspirierendes und rundum gelungenes Kochbuch, das uns eine regionale, bodenständige und saisonale Selbstversorger-Küche mit unkomplizierten, kreativen und absolut köstlichen Rezepten näherbringt!

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Veröffentlicht am 20.12.2023

Fesselnder Roman

Aktion Phoenix
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MEINE MEINUNG
Mit „Aktion Phoenix“ hat der unter dem Pseudonym Christian Herzog schreibende deutsche Autor Ralf H. Dorweiler einen historischen Roman mit fesselnden Thrillerelementen vorgelegt, der uns ...

MEINE MEINUNG
Mit „Aktion Phoenix“ hat der unter dem Pseudonym Christian Herzog schreibende deutsche Autor Ralf H. Dorweiler einen historischen Roman mit fesselnden Thrillerelementen vorgelegt, der uns in Deutschlands dunkle Vergangenheit eintauchen lässt. Sehr anschaulich widmet sich der Autor der Thematik, wie es totalitären Staaten gelingt, ihre Bevölkerung mit Hilfe von Propaganda und Repressionen in ihrem Sinne zu beeinflussen und ideologisch zu prägen.
Die Handlung ist im Nazi-Deutschland des Jahres 1936 rund um die 11. Olympischen Spiele in Berlin angesiedelt und lässt uns an einem bewegenden und sehr lehrreichen Abschnitt deutscher Zeitgeschichte Anteil nehmen.
Herzog ist es hervorragend gelungen, eine Vielzahl historischer Fakten und Geschehnisse in die spannende fiktive Handlung einzuflechten und uns zugleich die perfiden Mechanismen aufzuzeigen, mit denen das skrupellose Nazi-Regime die unterschiedlichen Verhaltensweisen von Tätern, Mitläufern sowie auch Opfern steuern und manipulieren konnte.
Ausgangspunkt für seine Geschichte ist ein faszinierendes Gedankenspiel, das im Lichte des Größenwahns der NS-Regierung mit ihren willfährigen Handlangern durchaus glaubhaft scheint und sich in ähnlicher Weise hätte abspielen können. Äußerst spannend ist es daher, den Hintergründen der rätselhaften Aktionsgruppe Phoenix auf die Spur zu kommen.
Die vielschichtige, geschickt in den historischen Kontext eingebettete Handlung zieht uns rasch in ihren Bann.
In zahlreichen nebeneinander laufenden Handlungssträngen lernen wir nach und nach die unterschiedlichen Charaktere kennen, deren moralischer Kompass und Verhalten exemplarisch für viele Menschen während der Zeit der Nationalsozialisten stehen – vom schweigenden Mitläufer über den gewissenlosen Opportunisten bis hin zu den kleinen Helden, die sich trotz größter Gefahren gegen die Ideologie stellten und sich im Widerstand organisierten.
Im Mittelpunkt stehen drei fiktive Protagonisten, die alle in die schicksalhaften Ereignisse rund um die olympischen Eröffnungsspiele verwickelt sind und schließlich in höchste Gefahr geraten.
Gekonnt lässt uns Herzog ins Berlin 1936 eintauchen und zeichnet ein sehr stimmiges, authentisches Bild der damaligen Zeit. Während die Nazis sich bemühen, Deutschland der internationalen Öffentlichkeit als eine weltoffene Nation mit makellosem Image zu präsentieren und eine einzigartige Propaganda-Inszenierung der Olympischen Spiele planen, lässt er uns in verschiedenen Szenen auch einen schockierenden Blick hinter die herausgeputzten Fassaden werfen. Die eindrücklichen Darstellungen des damals üblichen Umgangston und allgemeinen Meinungsbilds sowie die damalige politische Stimmung in der Bevölkerung sind äußerst gelungen. Allgegenwärtig sind offener Judenhass und Rassismus, aber auch die permanente Überwachung und Bespitzelung der Bevölkerung lässt Misstrauen und ein Klima der Angst aufkommen. Doch SA-Schlägertrupps verkörpern die hässliche Fratze dieses totalitären Staats, denn auch die Systemtreuen sind vor Bedrohung und Erpressung nicht sicher.
Die Geschichte lebt neben den anschaulich dargestellten und gut recherchierten historischen Zusammenhängen vor allem von seinen vielschichtig und authentisch gezeichneten Figuren, in deren Gefühls- und Gedankenwelt man sich gut hineinversetzen kann.
Ob nun die junge Kunststudentin Anna Kollmann, die mit ihrer studentischen Widerstandsgruppe mit Plakat-Aktionen auf die Taten der Nazi-Diktatur aufmerksam machen will, der für die Propagandaabteilung arbeitende Hermann Schmidt, der der Nazi-Ideologie kritisch gegenübersteht, sich in die rebellische Anna verliebt wodurch sein Leben völlig aus den Fugen gerät, oder der unpolitische, gutherzige Oberkellner Georg Finkbeiner, der als Stewart im Zeppelin Hindenburg unversehens zwischen die Fronten gerät und einem schrecklichen Geheimnis auf die Spur kommt – sie alle werden in ein in perfides Komplott hineingezogen, müssen schwierige Entscheidungen treffen und dem Unrechtsregime die Stirn bieten, um überleben zu können. Ein besonderes Highlight sind zudem die vielen historischen Persönlichkeiten wie Leni Riefenstahl, Goebbels oder sogar Hitler, die Gastauftritte haben und von Herzog sehr glaubwürdig darstellt werden.
Gekonnt lässt der Autor die Spannung immer weiter ansteigen, verdichtet die verschiedenen Handlungsstränge zunehmend und überrascht uns mit einem fulminanten und äußerst packenden Finale während der Olympia-Eröffnungsfeier. Auch wenn nicht alles bis in kleinste Detail aufgeklärt wird, so konnte mich die schlüssige Auflösung des perfiden Plans hinter der Aktion Phoenix sehr überzeugen. Abgerundet wird der tolle Roman durch ein interessantes Nachwort des Autors.

FAZIT
Ein fesselnder und nachdenklich stimmender Roman mit gelungenem Zeitkolorit, der mich sehr gut unterhalten hat. Sehr lesenswert!

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