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Veröffentlicht am 19.04.2022

Eine authentische Geschichte mit vielen ernsten Themen

Starlight Full Of Chances
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In diesem Buch entführt uns die Autorin in eine sehr komplexe, tiefgründige und sensible Welt, nämlich die der Vince‘ und Vickys. Beide lernen sich kurz in der Nacht des Abiballs kennen und treffen fünf ...

In diesem Buch entführt uns die Autorin in eine sehr komplexe, tiefgründige und sensible Welt, nämlich die der Vince‘ und Vickys. Beide lernen sich kurz in der Nacht des Abiballs kennen und treffen fünf Jahre später wieder aufeinander. Das Knistern, das bereits bei der ersten Begegnung zwischen ihnen herrschte, kommt mit geballter Ladung wieder zurück. Doch leider stehen ungesagte Worte zwischen ihnen, die wie eine Mauer das Zusammenkommen beider verhindern und erschweren. Ach wenn ihre erste Begegnung sehr magisch gewesen sein mag, nimmt sie doch eine sehr überraschende Wendung ein - sowohl für Vicky als auch für Vince.

Der Schreibstil der Autorin ist wie gewohnt sehr flüssig und leicht zu lesen und lässt einen nur durch die Seiten fliegen. Ihre Worte haben eine Anziehungskraft, die es unmöglich macht, das Buch aus den Händen zu legen. Stück für Stück werden wir in die Welt der beiden eingeführt. Schnell wird klar, dass Vicky eine sehr starke Protagonistin ist, die sich nichts gefallen lässt und ihr eigenes Ding durchzieht - eine Queen durch und durch. Vince hingegen ist ein - ja, wie beschreibe ich ihn? Irgendwie fehlen mir bei ihm die Worte, weil er ein komplexer Mensch voller Widersprüchlichkeiten ist. Er ist wie eine Münze, die zwei Seiten hat - eine offene Person, gleichzeitig auch verschlossen; humorvoll, gleichzeitig auch sehr seriös; fröhlich, gleichzeitig von düsteren Emotionen umgeben. Wo Vince ist, ist Licht und Schatten, denn die Schatten der Vergangenheit haben ihn nie verlassen. Immer mehr taucht er in sie ein und lässt sein Leben durch diese eine schicksalhafte Nacht bestimmen. Vince ist sehr vielschichtig und voller Feinfühligkeit gestaltet, bei dem man die oberen Schalen abziehen muss, um in sein wahres Ich blicken zu können. Beide Hauptprotagonisten wurden sehr authentisch von der Autorin gezeichnet, sodass sie greifbar sind und wie reale Menschen mit einem Eigenleben wirken. Die Autorin hat ihnen ein Alleinstellungsmerkmal geschenkt, das sie sehr typisch charakterisiert. Vickys Liebe zu Ägypten, die einen persönlichen Touch hat, und Vince‘ Drang zu laufen, bedingt durch die Vergangenheit. Da steckt so viel in ihnen und wenn man die ganze Geschichte kennt, versteht man, warum sie so sind, wie sie sind. Die Vergangenheit formt die Gegenwart und somit die Zukunft.

Während wir im ersten Drittel durch die Autorin Flügel verliehen bekommen und uns hoch im Himmel bewegen, das Gefühl haben, Königinnen der Welt und unnahbar und unerreichbar für irgendjemanden zu sein, knallen wir mit dergleichen Wucht auf den Boden auf und bluten. Ja, wirklich bluten. Diese erste Wendung verschlagt uns die Sprache und ich glaube, dass sie bei einigen unter die Haut gehen wird. Das zweite Drittel ist voller Emotionen, voller Qual und Folter gekennzeichnet. Dieses Drittel ist geprägt von Schwere und Bedrücktheit. Auch wenn Vince auf unserer Seite ist, hat die Autorin es sehr realistisch gezeigt, dass kein Mensch durch einen anderen Menschen gerettet werden kann, wenn man sich selbst nicht retten möchte. Wir ziehen durch dunkle Tunnel und tanzen im Licht der Dunkelheit, bis das Eis langsam bricht und wir versuchen, zur Normalität zurückzukehren. Das letzte Drittel gibt uns einen kleinen Hoffnungsschimmer, ein Funke der Besserung, dass wir aus unserem Loch wieder auftauchen können. Bloß müssen wir daran arbeiten. Vor allem aber zeigt das ganze Buch, dass egal wie stark eine Person ist, egal, wie tough eine Person sein mag, sie letzten Endes doch nur ein Mensch ist, der Gefühle hat und den man verletzen kann. Denn letzten Endes sind unsere Emotionen aus Glas gemacht, das nicht nur durch eine falsche Bewegung in tausend Splitter bersten kann, sondern an denen wir uns selbst schneiden können.

Besonders gut hat mir die Beziehung zwischen Vince und Vicky gefallen, auch wenn sie zunächst durch Unverständnis und Fragezeichen geprägt ist. Denn während wir ihm einen Schritt Näherkommen, läuft Vince im nächsten Moment einen Schritt zurück. Warum? Wissen wir nicht. Dahinter steckt jedoch ein sehr krasser Grund, den wir gegen Ende des Buchs erfahren. Wer den ersten Band kennt, hat eine vage Vorahnung, was passiert sein könnte. Sicher ist man sich jedoch erst, als wir es wirklich schwarz auf weiß lesen. Vince‘ und Vickys Beziehung baut sich langsam auf und ist vor allem durch das Emotionale geformt. Mounia ist diese emotionale Bindung, der langsame Aufbau des Vertrauens und das Verstehen auf andere Ebenen zwischen den beiden sehr gut gelungen. Generell mag ich das zwischenmenschliche am liebsten. Die Autorin präsentiert uns diese Entwicklung der Beziehung auf einem silbernen Teller.

Das Buch hat mich auf viele verschiedene Weisen berührt. Ich habe mich verstanden gefühlt, geliebt, geschätzt und mir wurde vor Augen geführt, dass wir Frauen uns niemals runterziehen lassen sollten. Das Buch steckt voller female empowerment, gefühlt jeder zweite Satz spricht mir aus der Seele und zeigt uns, dass wir Frauen mehr als das sind, was die Gesellschaft uns weismachen möchte. Wir sind mehr als nur Kurven und Schönheit, mehr als nur Hausfrauen. Wir sind nämlich Menschen. Menschen mit Gefühlen, Gedanken, Wünschen und Träumen. Menschen mit Würde und Respekt! Diesen Aspekt hat Mounia sehr gut dargestellt.

Hinzukommt die kulturelle Vielfalt, die Rassismus und die unmögliche Integration in die Gesellschaft durch die penetrante Ignoranz der weißen Menschen zeigt. Bei einer Szene hat mich Mounia zur Weißglut gebracht, weil mich dieses eine Thema sehr wütend macht. Am liebsten würde ich alle Gefühle und Gedanken, die die Geschichte in mir hervorgerufen hat, mit euch teilen. Aber dann würde ich spoilern. Deswegen lest die Geschichte, bildet euch eure eigene Meinung und lasst uns austauschen. Lasst euch aber eins gesagt sein: das Buch lässt sich so gut lesen, aber wenn ihr aufmerksam seid, findet ihr zwischen den Zeilen viele kleine große Wahrheiten, wichtige Themen und Begebenheiten. Diese Geschichte ist so besonders, weil sie kein Blatt vor dem Mund hält und die ungefilterte Wahrheit und Tatsachen anspricht. Durch das ganze Buch hinweg rennen wir viel, versuchen unsere Gedanken zu ordnen und unseren Platz zu finden. Irgendwo anzukommen. Vergangenes loszuwerden. Neues Willkommen zu heißen. Doch das Leben lässt es nicht von heute auf morgen zu. Wir müssen viele Hürden und Berge durchqueren, um am Ende an einem Punkt anzukommen, wo wir zufrieden sind. Vor allem mit uns selbst.
Der Prolog schließt mit einem letzten Kapitel aus der Vergangenheit ab und während es uns Hoffnung für eine bessere Zeit gibt, teasert Mounia den Beginn des nächsten Buchs an. Ein ziemlich gemeiner obendrauf.

Vince und Vicky haben im Sturm mein Herz erobert und ein Stück mitgenommen. Sie waren wie beste Freunde für mich, mit denen ich über alles reden konnte, wo ich alles fühlen und denken durfte, ohne mir Gedanken machen zu müssen, was andere davon halten würden. So ehrlich, liebevoll und realistisch.

Vince und Vicky, mein Dramaking und meine Dramaqueen.

Das Buch bekommt eine klare Leseempfehlung von mir, behaltet aber im Hinterkopf, dass es keine leichte Lektüre wird, auch wenn es den Anschein zu Beginn gibt.

Danke, Mounia, für dieses wunderbare Buch!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.03.2022

Prägende Geschichte fürs Leben, Herz und der Seele

Whitestone Hospital - High Hopes
2

Ich sitze hier und überlege nun, wie ich die richtigen Wörter finden soll, die dem Buch gerecht werden. Wo soll ich bloß anfangen und wo enden? Noch immer galoppiert mein Herz und meine Finger zittern ...

Ich sitze hier und überlege nun, wie ich die richtigen Wörter finden soll, die dem Buch gerecht werden. Wo soll ich bloß anfangen und wo enden? Noch immer galoppiert mein Herz und meine Finger zittern ununterbrochen, wenn ich nur an all das denke, was ich in High Hopes erlebt habe. Es war eine Achterbahnfahrt der Gefühle und Erlebnisse. Und immer, wenn ich dachte, dass es vorbei ist, kam der nächste unerwartete Loop und stellte meine Welt komplett auf den Kopf. Denn genau das tut Ava mit uns und unseren Gefühlen. Sie lässt sie vorsichtig aus uns hervorrufen, nur um uns in ebendiesen Emotionen ertrinken zu lassen. Mein Herz schmerzt noch immer und hat sich nicht erholt.

Ach, Ava, was hast du bloß getan? Wenn du mir so sehr das Herz brechen wolltest, dann musstest du mir bitte auch eine Anleitung zum Flicken und Pflegen dessen geben!

Fangen wir aber mal mit den einfachen Sachen an: In diesem Buch begleiten wir die junge Ärztin Laura auf ihrem Weg der Assistenzzeit im Whitestone Hospital. Auch Nash Brooks, der Stationsarzt, dürfen wir über die Schulter blicken. Die Geschichte wird nämlich aus beiden Perspektiven geschrieben, sodass uns die Sicht der beiden nicht verwehrt bleibt und wir ein rundes Bild und die geballte Ladung an Gefühlen abbekommen.

Der Schreibstil ist sehr flüssig und angenehm zu lesen. Gepaart mit dem spannenden Inhalt fliegen die Seiten nur dahin. An den richtigen Stellen nimmt er an Schwere zu, wird locker und humorvoll, aber auch ernst. Avas Schreibstil fängt uns ein, katapultiert uns in eine andere Welt und lässt die reale anhalten, damit wir in die reelle absteigen können. Ava nimmt uns mit all unseren Sinnen ein und zieht uns mit ihren poetischen Sätzen in den Bann, sodass wir der Geschichte hilflos ausgesetzt sind und nichts tun können, außer zu lesen, zu fühlen und zu bangen.

Zu Beginn tasten wir uns an die Geschichte ran, kommen mit Laura an, bis nach und nach die volle Bedeutung und Verantwortung eines Arztes bei uns ankommt, als wir unseren ersten Fall erleben. Sobald Laura einen Fuß ins Whitestone setzt, wissen wir sofort, dass wir angekommen sind. Dass wir endlich an einem Ort sind, der für uns ein Safe Place sein wird, da wir hier keine Maske zu tragen brauchen. Keine Fassade, kein falsches Spiel. Nur Ehrlichkeit. Und Wahrheit. Vollkommen entblößt. Doch geborgen und sicher.

High Hopes gibt uns realistische Einblicke in den Alltag eines Arztes. Auch wenn man keine Ahnung von der Medizin hat, werden die Fälle so dargestellt, dass sie für jeden verständlich sind. Und falls man doch etwas nachschlagen mag, gibt es am Ende ein Glossar.
Hautnah erleben wir verschiedene Aspekte im Alltag einer Chirurgin. Von Notaufnahme, OP, Station bis hin zum Rettungsdienst - alles ist dabei. Dabei kommt die Konkurrenz, der Neid und das Gefühl der Benachteiligung unter den Kollegen nicht kurz. Auch im wahren Leben kommen solche Gefühle trotz Freundschaft auf. Authentisch greift Ava viele kleine, aber wichtige Punkte auf, die leider in der Welt passieren, und macht uns auf einer sanften, aber dennoch bestimmten Art und Weise auf sie aufmerksam und klärt uns auf. Es werden so viele Themen angeschnitten, sie mit so viel Ehrlichkeit und Authentizität aufgezeigt und mit so viel Feinfühligkeit und Sensibilität behandelt, dass Ava jenen eine Stimme verleiht, die keine haben und sonst untergehen. Um Spoiler zu vermeiden möchte ich nur Zeenah sagen. Dafür bin ich Ava auf ewig dankbar!

Still und leise lernen wir mit Laura, stoßen an unsere Grenzen, lernen unsere Kapazitäten neu kennen und geben mehr als wir haben. Die anfängliche Blase aus Liebe, Humor und Leichtigkeit, die Ava um uns errichtet, zerplatzt jäh und plötzlich, als die Schattenseiten dieser Welt, der Welt des Arztseins, aufgezeigt werden. Denn Ärzte sind eben auch nur Menschen und müssen nach den Spielregeln der Natur und des Schicksals spielen. Aber auch die Tatsache, wie viel ein Arzt reinstecken muss, mitmachen muss, und wie viel er opfern muss, damit vieles halbwegs reibungslos läuft, wird in der Geschichte aufgegriffen. Denn oftmals ist den Patienten gar nicht bewusst, dass viele Ärzte psychisch belastet sind und einen Schutzmechanismus aufbauen müssen. Dass sie dabei „kalt“ und „gefühllos“ wirken könnten, ist eine der vielen Konsequenzen. Ava gelingt es, mit den Fällen diese Belastung detailliert darzustellen und wie ihre Charaktere in dem Moment damit klarzukommen versuchen. In vielen Situationen habe ich mich wiederfinden können und so das Geschehen viel intensiver erleben dürfen, weil ich eben persönliche Erfahrungen mitbringe.

Aber nicht nur die Welt der Mediziner, sondern auch die der Liebe und des Lebens finden ihre Stimme in High Hopes.
Laura und Nash sind beide direkte Charaktere, die ohne Scheu offen ihre Gedanken und Gefühle mit uns teilen, weshalb sie von Anhieb wie Freunde sind und uns das Gefühl vermitteln, dass wir sie bereits kennen und nicht erst kennenlernen müssen. Durch ihre Direktheit spüren wir die Anziehung zwischen den beiden sofort und können diese nicht leugnen. Das Aufeinanderprallen, die Schlagabtausche, das Hin und Her zwischen den beiden gleicht einem Tanz, der seine Choreografie noch lernen muss. Es ist eine leise, aber intensive Liebesgeschichte, die in einer lauten Umgebung ihre ersten Wurzeln schlägt. Bis sie jedoch vollständig erblühen kann, müssen einige Hürden überwunden werden. Denn das Schicksal legt uns Steine in den Weg. Arztsein ist nicht einfach.

Auch die Nebencharaktere sind alle greifbar gezeichnet, jeder mit seiner besonderen Eigenschaft ausgestattet. Insgesamt ist es eine tolle Truppe, die uns herzlich aufnimmt. Besonders Ian hat mir sehr angetan. Seine lockere und humorvolle Art half mir, das Buch zu überstehen. Denn die Fälle und vor allem das Ende nehmen uns psychisch viel mit.

Ach ja, das Ende. Wir ignorieren gekonnt, dass es sowas gibt. Okay? Danke!

Da wir vom Ende nicht reden wollen, weil es zu schmerzhaft ist, kann ich zusammenfassend sagen, dass das Buch ein Muss für jeden ist. Von Gänsehaut-Momenten, über emotionale Phasen bis hin zu nervenaufreibenden Szenen bietet High Hopes alles, was ein perfekter Roman ausmacht. Es ergreift unser Herz, spricht mit unserer Seele und berührt unsere Sinne. Mit diesem Werk zeigt uns Ava nicht nur die wunderschönen, sondern auch die schmerzvollen Seiten des Lebens - Genau wie das Leben, ohne Filter und ohne Rücksicht auf uns zu nehmen. Weil das Leben eben rücksichtslos sich nimmt, was es will.

Ava hat so viel Mühe in diesem Werk gesteckt, so viel Arbeit und Recherche und Fleiß und Liebe und auf so viele Sachen geachtet, dass diese unbändige Liebe in jedem Satz, jeder Zeile und jedes Wort sichtbar wird. Es wird romantisch, emotional, schmerzvoll und ehrlich. Es wird weh tun, sehr weh tun, weshalb wir verzweifeln werden und das Gefühl haben, dass Ava uns die Luft zum Atmen nimmt - was sie ja auch tut. Wir werden so viele tolle Menschen kennenlernen (Ian!!!), Gutes und Schlechtes erleben, Verluste und Gewinne wahrnehmen. Wir werden fallen, uns wehtun, vor allem aber wieder aufstehen, lernen und wachsen. Ava hat eine Geschichte für das Leben geschrieben, die uns alle prägen wird. Weil High Hopes eben ein Buch ist, wo wir nicht nur unser Herz, sondern auch unsere Seele und uns selbst verlieren, nur um uns neu zu finden und stärker als zuvor hervorzukommen. Denn die Geschichte zeigt uns, welche grundlegenden Werte letztendlich zählen, nichts bestand hat und alles vergänglich ist. Dass wir Menschen Menschen sind unabhängig Herkunft, Nationalität, Religion und Aussehen. Die Geschichte verlangt viel ab - deswegen unbedingt die Triggerwarnung beachten! -, nimmt viel von uns, gibt aber auch vieles zurück. Weil es uns Lebensweisheiten und Dinge fürs Leben lehrt. Das Whitestone ist für mich ein Zufluchtsort, ein Safeplace, geworden, weil jeder willkommen ist und er selbst sein kann, ohne sich verstecken zu müssen. Denn das Whitestone fängt uns auf, hält uns fest und wenn wir ehrlich sind, wollen wir es selbst nicht mehr loslassen!

Ava hat mit dem Auftakt der Reihe eine vielgestaltige, -geschichtete und komplexe Welt erschaffen, die Grundlage einer tollen und tiefgründigen Welt sind. Eine ganz klare Leseempfehlung von mir!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.03.2022

Prägende Story fürs Leben, Herz und der Seele

Whitestone Hospital - High Hopes
1

Ich sitze hier und überlege nun, wie ich die richtigen Wörter finden soll, die dem Buch gerecht werden. Wo soll ich bloß anfangen und wo enden? Noch immer galoppiert mein Herz und meine Finger zittern ...

Ich sitze hier und überlege nun, wie ich die richtigen Wörter finden soll, die dem Buch gerecht werden. Wo soll ich bloß anfangen und wo enden? Noch immer galoppiert mein Herz und meine Finger zittern ununterbrochen, wenn ich nur an all das denke, was ich in High Hopes erlebt habe. Es war eine Achterbahnfahrt der Gefühle und Erlebnisse. Und immer, wenn ich dachte, dass es vorbei ist, kam der nächste unerwartete Loop und stellte meine Welt komplett auf den Kopf. Denn genau das tut Ava mit uns und unseren Gefühlen. Sie lässt sie vorsichtig aus uns hervorrufen, nur um uns in ebendiesen Emotionen ertrinken zu lassen. Mein Herz schmerzt noch immer und hat sich nicht erholt.

Ach, Ava, was hast du bloß getan? Wenn du mir so sehr das Herz brechen wolltest, dann musstest du mir bitte auch eine Anleitung zum Flicken und Pflegen dessen geben!

Fangen wir aber mal mit den einfachen Sachen an: In diesem Buch begleiten wir die junge Ärztin Laura auf ihrem Weg der Assistenzzeit im Whitestone Hospital. Auch Nash Brooks, der Stationsarzt, dürfen wir über die Schulter blicken. Die Geschichte wird nämlich aus beiden Perspektiven geschrieben, sodass uns die Sicht der beiden nicht verwehrt bleibt und wir ein rundes Bild und die geballte Ladung an Gefühlen abbekommen.

Der Schreibstil ist sehr flüssig und angenehm zu lesen. Gepaart mit dem spannenden Inhalt fliegen die Seiten nur dahin. An den richtigen Stellen nimmt er an Schwere zu, wird locker und humorvoll, aber auch ernst. Avas Schreibstil fängt uns ein, katapultiert uns in eine andere Welt und lässt die reale anhalten, damit wir in die reelle absteigen können. Ava nimmt uns mit all unseren Sinnen ein und zieht uns mit ihren poetischen Sätzen in den Bann, sodass wir der Geschichte hilflos ausgesetzt sind und nichts tun können, außer zu lesen, zu fühlen und zu bangen.

Zu Beginn tasten wir uns an die Geschichte ran, kommen mit Laura an, bis nach und nach die volle Bedeutung und Verantwortung eines Arztes bei uns ankommt, als wir unseren ersten Fall erleben. Sobald Laura einen Fuß ins Whitestone setzt, wissen wir sofort, dass wir angekommen sind. Dass wir endlich an einem Ort sind, der für uns ein Safe Place sein wird, da wir hier keine Maske zu tragen brauchen. Keine Fassade, kein falsches Spiel. Nur Ehrlichkeit. Und Wahrheit. Vollkommen entblößt. Doch geborgen und sicher.

High Hopes gibt uns realistische Einblicke in den Alltag eines Arztes. Auch wenn man keine Ahnung von der Medizin hat, werden die Fälle so dargestellt, dass sie für jeden verständlich sind. Und falls man doch etwas nachschlagen mag, gibt es am Ende ein Glossar.
Hautnah erleben wir verschiedene Aspekte im Alltag einer Chirurgin. Von Notaufnahme, OP, Station bis hin zum Rettungsdienst - alles ist dabei. Dabei kommt die Konkurrenz, der Neid und das Gefühl der Benachteiligung unter den Kollegen nicht kurz. Auch im wahren Leben kommen solche Gefühle trotz Freundschaft auf. Authentisch greift Ava viele kleine, aber wichtige Punkte auf, die leider in der Welt passieren, und macht uns auf einer sanften, aber dennoch bestimmten Art und Weise auf sie aufmerksam und klärt uns auf. Es werden so viele Themen angeschnitten, sie mit so viel Ehrlichkeit und Authentizität aufgezeigt und mit so viel Feinfühligkeit und Sensibilität behandelt, dass Ava jenen eine Stimme verleiht, die keine haben und sonst untergehen. Um Spoiler zu vermeiden möchte ich nur Zeenah sagen. Dafür bin ich Ava auf ewig dankbar!

Still und leise lernen wir mit Laura, stoßen an unsere Grenzen, lernen unsere Kapazitäten neu kennen und geben mehr als wir haben. Die anfängliche Blase aus Liebe, Humor und Leichtigkeit, die Ava um uns errichtet, zerplatzt jäh und plötzlich, als die Schattenseiten dieser Welt, der Welt des Arztseins, aufgezeigt werden. Denn Ärzte sind eben auch nur Menschen und müssen nach den Spielregeln der Natur und des Schicksals spielen. Aber auch die Tatsache, wie viel ein Arzt reinstecken muss, mitmachen muss, und wie viel er opfern muss, damit vieles halbwegs reibungslos läuft, wird in der Geschichte aufgegriffen. Denn oftmals ist den Patienten gar nicht bewusst, dass viele Ärzte psychisch belastet sind und einen Schutzmechanismus aufbauen müssen. Dass sie dabei „kalt“ und „gefühllos“ wirken könnten, ist eine der vielen Konsequenzen. Ava gelingt es, mit den Fällen diese Belastung detailliert darzustellen und wie ihre Charaktere in dem Moment damit klarzukommen versuchen. In vielen Situationen habe ich mich wiederfinden können und so das Geschehen viel intensiver erleben dürfen, weil ich eben persönliche Erfahrungen mitbringe.

Aber nicht nur die Welt der Mediziner, sondern auch die der Liebe und des Lebens finden ihre Stimme in High Hopes.
Laura und Nash sind beide direkte Charaktere, die ohne Scheu offen ihre Gedanken und Gefühle mit uns teilen, weshalb sie von Anhieb wie Freunde sind und uns das Gefühl vermitteln, dass wir sie bereits kennen und nicht erst kennenlernen müssen. Durch ihre Direktheit spüren wir die Anziehung zwischen den beiden sofort und können diese nicht leugnen. Das Aufeinanderprallen, die Schlagabtausche, das Hin und Her zwischen den beiden gleicht einem Tanz, der seine Choreografie noch lernen muss. Es ist eine leise, aber intensive Liebesgeschichte, die in einer lauten Umgebung ihre ersten Wurzeln schlägt. Bis sie jedoch vollständig erblühen kann, müssen einige Hürden überwunden werden. Denn das Schicksal legt uns Steine in den Weg. Arztsein ist nicht einfach.

Auch die Nebencharaktere sind alle greifbar gezeichnet, jeder mit seiner besonderen Eigenschaft ausgestattet. Insgesamt ist es eine tolle Truppe, die uns herzlich aufnimmt. Besonders Ian hat mir sehr angetan. Seine lockere und humorvolle Art half mir, das Buch zu überstehen. Denn die Fälle und vor allem das Ende nehmen uns psychisch viel mit.

Ach ja, das Ende. Wir ignorieren gekonnt, dass es sowas gibt. Okay? Danke!

Da wir vom Ende nicht reden wollen, weil es zu schmerzhaft ist, kann ich zusammenfassend sagen, dass das Buch ein Muss für jeden ist. Von Gänsehaut-Momenten, über emotionale Phasen bis hin zu nervenaufreibenden Szenen bietet High Hopes alles, was ein perfekter Roman ausmacht. Es ergreift unser Herz, spricht mit unserer Seele und berührt unsere Sinne. Mit diesem Werk zeigt uns Ava nicht nur die wunderschönen, sondern auch die schmerzvollen Seiten des Lebens - Genau wie das Leben, ohne Filter und ohne Rücksicht auf uns zu nehmen. Weil das Leben eben rücksichtslos sich nimmt, was es will.

Ava hat so viel Mühe in diesem Werk gesteckt, so viel Arbeit und Recherche und Fleiß und Liebe und auf so viele Sachen geachtet, dass diese unbändige Liebe in jedem Satz, jeder Zeile und jedes Wort sichtbar wird. Es wird romantisch, emotional, schmerzvoll und ehrlich. Es wird weh tun, sehr weh tun, weshalb wir verzweifeln werden und das Gefühl haben, dass Ava uns die Luft zum Atmen nimmt - was sie ja auch tut. Wir werden so viele tolle Menschen kennenlernen (Ian!!!), Gutes und Schlechtes erleben, Verluste und Gewinne wahrnehmen. Wir werden fallen, uns wehtun, vor allem aber wieder aufstehen, lernen und wachsen. Ava hat eine Geschichte für das Leben geschrieben, die uns alle prägen wird. Weil High Hopes eben ein Buch ist, wo wir nicht nur unser Herz, sondern auch unsere Seele und uns selbst verlieren, nur um uns neu zu finden und stärker als zuvor hervorzukommen. Denn die Geschichte zeigt uns, welche grundlegenden Werte letztendlich zählen, nichts bestand hat und alles vergänglich ist. Dass wir Menschen Menschen sind unabhängig Herkunft, Nationalität, Religion und Aussehen. Die Geschichte verlangt viel ab - deswegen unbedingt die Triggerwarnung beachten! -, nimmt viel von uns, gibt aber auch vieles zurück. Weil es uns Lebensweisheiten und Dinge fürs Leben lehrt. Das Whitestone ist für mich ein Zufluchtsort, ein Safeplace, geworden, weil jeder willkommen ist und er selbst sein kann, ohne sich verstecken zu müssen. Denn das Whitestone fängt uns auf, hält uns fest und wenn wir ehrlich sind, wollen wir es selbst nicht mehr loslassen!

Ava hat mit dem Auftakt der Reihe eine vielgestaltige, -geschichtete und komplexe Welt erschaffen, die Grundlage einer tollen und tiefgründigen Welt sind. Eine ganz klare Leseempfehlung von mir!

  • Einzelne Kategorien
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  • Erzählstil
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  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.03.2022

Eine prägende Geschichte für das Leben, das Herz und der Seele

Whitestone Hospital - High Hopes
2

Ich sitze hier und überlege nun, wie ich die richtigen Wörter finden soll, die dem Buch gerecht werden. Wo soll ich bloß anfangen und wo enden? Noch immer galoppiert mein Herz und meine Finger zittern ...

Ich sitze hier und überlege nun, wie ich die richtigen Wörter finden soll, die dem Buch gerecht werden. Wo soll ich bloß anfangen und wo enden? Noch immer galoppiert mein Herz und meine Finger zittern ununterbrochen, wenn ich nur an all das denke, was ich in High Hopes erlebt habe. Es war eine Achterbahnfahrt der Gefühle und Erlebnisse. Und immer, wenn ich dachte, dass es vorbei ist, kam der nächste unerwartete Loop und stellte meine Welt komplett auf den Kopf. Denn genau das tut Ava mit uns und unseren Gefühlen. Sie lässt sie vorsichtig aus uns hervorrufen, nur um uns in ebendiesen Emotionen ertrinken zu lassen. Mein Herz schmerzt noch immer und hat sich nicht erholt.

Ach, Ava, was hast du bloß getan? Wenn du mir so sehr das Herz brechen wolltest, dann musstest du mir bitte auch eine Anleitung zum Flicken und Pflegen dessen geben!

Fangen wir aber mal mit den einfachen Sachen an: In diesem Buch begleiten wir die junge Ärztin Laura auf ihrem Weg der Assistenzzeit im Whitestone Hospital. Auch Nash Brooks, der Stationsarzt, dürfen wir über die Schulter blicken. Die Geschichte wird nämlich aus beiden Perspektiven geschrieben, sodass uns die Sicht der beiden nicht verwehrt bleibt und wir ein rundes Bild und die geballte Ladung an Gefühlen abbekommen.

Der Schreibstil ist sehr flüssig und angenehm zu lesen. Gepaart mit dem spannenden Inhalt fliegen die Seiten nur dahin. An den richtigen Stellen nimmt er an Schwere zu, wird locker und humorvoll, aber auch ernst. Avas Schreibstil fängt uns ein, katapultiert uns in eine andere Welt und lässt die reale anhalten, damit wir in die reelle absteigen können. Ava nimmt uns mit all unseren Sinnen ein und zieht uns mit ihren poetischen Sätzen in den Bann, sodass wir der Geschichte hilflos ausgesetzt sind und nichts tun können, außer zu lesen, zu fühlen und zu bangen.

Zu Beginn tasten wir uns an die Geschichte ran, kommen mit Laura an, bis nach und nach die volle Bedeutung und Verantwortung eines Arztes bei uns ankommt, als wir unseren ersten Fall erleben. Sobald Laura einen Fuß ins Whitestone setzt, wissen wir sofort, dass wir angekommen sind. Dass wir endlich an einem Ort sind, der für uns ein Safe Place sein wird, da wir hier keine Maske zu tragen brauchen. Keine Fassade, kein falsches Spiel. Nur Ehrlichkeit. Und Wahrheit. Vollkommen entblößt. Doch geborgen und sicher.

High Hopes gibt uns realistische Einblicke in den Alltag eines Arztes. Auch wenn man keine Ahnung von der Medizin hat, werden die Fälle so dargestellt, dass sie für jeden verständlich sind. Und falls man doch etwas nachschlagen mag, gibt es am Ende ein Glossar.
Hautnah erleben wir verschiedene Aspekte im Alltag einer Chirurgin. Von Notaufnahme, OP, Station bis hin zum Rettungsdienst - alles ist dabei. Dabei kommt die Konkurrenz, der Neid und das Gefühl der Benachteiligung unter den Kollegen nicht kurz. Auch im wahren Leben kommen solche Gefühle trotz Freundschaft auf. Authentisch greift Ava viele kleine, aber wichtige Punkte auf, die leider in der Welt passieren, und macht uns auf einer sanften, aber dennoch bestimmten Art und Weise auf sie aufmerksam und klärt uns auf. Es werden so viele Themen angeschnitten, sie mit so viel Ehrlichkeit und Authentizität aufgezeigt und mit so viel Feinfühligkeit und Sensibilität behandelt, dass Ava jenen eine Stimme verleiht, die keine haben und sonst untergehen. Um Spoiler zu vermeiden möchte ich nur Zeenah sagen. Dafür bin ich Ava auf ewig dankbar!

Still und leise lernen wir mit Laura, stoßen an unsere Grenzen, lernen unsere Kapazitäten neu kennen und geben mehr als wir haben. Die anfängliche Blase aus Liebe, Humor und Leichtigkeit, die Ava um uns errichtet, zerplatzt jäh und plötzlich, als die Schattenseiten dieser Welt, der Welt des Arztseins, aufgezeigt werden. Denn Ärzte sind eben auch nur Menschen und müssen nach den Spielregeln der Natur und des Schicksals spielen. Aber auch die Tatsache, wie viel ein Arzt reinstecken muss, mitmachen muss, und wie viel er opfern muss, damit vieles halbwegs reibungslos läuft, wird in der Geschichte aufgegriffen. Denn oftmals ist den Patienten gar nicht bewusst, dass viele Ärzte psychisch belastet sind und einen Schutzmechanismus aufbauen müssen. Dass sie dabei „kalt“ und „gefühllos“ wirken könnten, ist eine der vielen Konsequenzen. Ava gelingt es, mit den Fällen diese Belastung detailliert darzustellen und wie ihre Charaktere in dem Moment damit klarzukommen versuchen. In vielen Situationen habe ich mich wiederfinden können und so das Geschehen viel intensiver erleben dürfen, weil ich eben persönliche Erfahrungen mitbringe.

Aber nicht nur die Welt der Mediziner, sondern auch die der Liebe und des Lebens finden ihre Stimme in High Hopes.
Laura und Nash sind beide direkte Charaktere, die ohne Scheu offen ihre Gedanken und Gefühle mit uns teilen, weshalb sie von Anhieb wie Freunde sind und uns das Gefühl vermitteln, dass wir sie bereits kennen und nicht erst kennenlernen müssen. Durch ihre Direktheit spüren wir die Anziehung zwischen den beiden sofort und können diese nicht leugnen. Das Aufeinanderprallen, die Schlagabtausche, das Hin und Her zwischen den beiden gleicht einem Tanz, der seine Choreografie noch lernen muss. Es ist eine leise, aber intensive Liebesgeschichte, die in einer lauten Umgebung ihre ersten Wurzeln schlägt. Bis sie jedoch vollständig erblühen kann, müssen einige Hürden überwunden werden. Denn das Schicksal legt uns Steine in den Weg. Arztsein ist nicht einfach.

Auch die Nebencharaktere sind alle greifbar gezeichnet, jeder mit seiner besonderen Eigenschaft ausgestattet. Insgesamt ist es eine tolle Truppe, die uns herzlich aufnimmt. Besonders Ian hat mir sehr angetan. Seine lockere und humorvolle Art half mir, das Buch zu überstehen. Denn die Fälle und vor allem das Ende nehmen uns psychisch viel mit.

Ach ja, das Ende. Wir ignorieren gekonnt, dass es sowas gibt. Okay? Danke!

Da wir vom Ende nicht reden wollen, weil es zu schmerzhaft ist, kann ich zusammenfassend sagen, dass das Buch ein Muss für jeden ist. Von Gänsehaut-Momenten, über emotionale Phasen bis hin zu nervenaufreibenden Szenen bietet High Hopes alles, was ein perfekter Roman ausmacht. Es ergreift unser Herz, spricht mit unserer Seele und berührt unsere Sinne. Mit diesem Werk zeigt uns Ava nicht nur die wunderschönen, sondern auch die schmerzvollen Seiten des Lebens - Genau wie das Leben, ohne Filter und ohne Rücksicht auf uns zu nehmen. Weil das Leben eben rücksichtslos sich nimmt, was es will.

Ava hat so viel Mühe in diesem Werk gesteckt, so viel Arbeit und Recherche und Fleiß und Liebe und auf so viele Sachen geachtet, dass diese unbändige Liebe in jedem Satz, jeder Zeile und jedes Wort sichtbar wird. Es wird romantisch, emotional, schmerzvoll und ehrlich. Es wird weh tun, sehr weh tun, weshalb wir verzweifeln werden und das Gefühl haben, dass Ava uns die Luft zum Atmen nimmt - was sie ja auch tut. Wir werden so viele tolle Menschen kennenlernen (Ian!!!), Gutes und Schlechtes erleben, Verluste und Gewinne wahrnehmen. Wir werden fallen, uns wehtun, vor allem aber wieder aufstehen, lernen und wachsen. Ava hat eine Geschichte für das Leben geschrieben, die uns alle prägen wird. Weil High Hopes eben ein Buch ist, wo wir nicht nur unser Herz, sondern auch unsere Seele und uns selbst verlieren, nur um uns neu zu finden und stärker als zuvor hervorzukommen. Denn die Geschichte zeigt uns, welche grundlegenden Werte letztendlich zählen, nichts bestand hat und alles vergänglich ist. Dass wir Menschen Menschen sind unabhängig Herkunft, Nationalität, Religion und Aussehen. Die Geschichte verlangt viel ab - deswegen unbedingt die Triggerwarnung beachten! -, nimmt viel von uns, gibt aber auch vieles zurück. Weil es uns Lebensweisheiten und Dinge fürs Leben lehrt. Das Whitestone ist für mich ein Zufluchtsort, ein Safeplace, geworden, weil jeder willkommen ist und er selbst sein kann, ohne sich verstecken zu müssen. Denn das Whitestone fängt uns auf, hält uns fest und wenn wir ehrlich sind, wollen wir es selbst nicht mehr loslassen!

Ava hat mit dem Auftakt der Reihe eine vielgestaltige, -geschichtete und komplexe Welt erschaffen, die Grundlage einer tollen und tiefgründigen Welt sind. Eine ganz klare Leseempfehlung von mir!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.03.2022

Interessant, doch zwiegespalten

Like water in your hands
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Das Buch ist ein own voice mit pakistanischen Protagonisten, die in Wien leben. Es geht um Arwa und Tariq, die ihren Platz in der Gesellschaft suchen. Während sie gleichzeitig versuchen, ihr Leben, ihre ...

Das Buch ist ein own voice mit pakistanischen Protagonisten, die in Wien leben. Es geht um Arwa und Tariq, die ihren Platz in der Gesellschaft suchen. Während sie gleichzeitig versuchen, ihr Leben, ihre Verantwortungen, Träume, Wünsche und Familie unter einem Hut zu vereinbaren.
Eins vorweg. Ich bin selbst Pakistanerin mit beiden Elternteilen als Pakistaner, weshalb ich die Geschichte anders wahrgenommen habe.
Ich habe das Buch zwar beendet. Dennoch fällt es mir schwer, diese Rezension zu schreiben, weil mich das Buch mit widersprüchlichen Gefühlen zurücklässt.
Die Story wird aus der Ich-Perspektive geschrieben, was an sich gut ist. Denn so baut man eher eine persönliche Bindung zu den Charakteren auf. Was mich allerdings gestört hat, war, dass in der ersten Hälfte des Buchs ausschließlich aus Arwas Sicht erzählt wird, in der zweiten plötzlich nicht nur Tariq hinzukommt. Sondern der Fokus auf ihn gelegt wird. So hatte ich das Gefühl, dass ich Arwa auf halbem Weg verloren habe. Sie ist nämlich keine einfache Protagonistin, denkt viel zu viel nach, nimmt alles akribisch genau wahr und projiziert vieles im Leben auf sich selbst. In ihre Gedanken einzutauchen war sehr interessant. Sie springt von einem Gedanken zum anderen, ist emotionsgeladen und sehr unsicher. Der Schreibstil hat dies sehr gut aufgegriffen und wiedergegeben. Allerdings war ihre Geschichte nicht fertig erzählt, als dann Tariqs Sicht kam. Da hätte ich mir wirklich gewünscht, dass es entweder so geblieben wäre, wie im ersten Teil, oder Tariq direkt zu Beginn seine eigenen Kapitel bekommt. Oder aber, wenn man es so lassen möchte, wie es ist, dann hätte ich nicht komplett den Fokus auf Tariq geschoben, sondern ihn zusätzlich hinzugenommen. Ja, es gibt noch Kapitel aus Arwas Sicht, aber nur vereinzelte und sehr wenige. Und das fand ich schade, weil wir erst eine komplette Hälfte brauchen, um so richtig in ihren Kopf anzukommen und dann plötzlich aber nicht mehr bei ihr sind. Zusätzlich hatte ich das Gefühl, dass Arwa eine komplett andere Person ist, wenn wir sie aus Tariqs Sicht zu Gesicht bekommen.
Tariqs Kapitel waren schön zu lesen. Warum der komplette Fokus auf ihn gelegt wurde, weiß ich nicht, da wir zu Beginn nur mit Arwa vertraut gemacht wurden. Aber es war einfacher in ihm zu versinken als mit Arwa.
Generell passiert sehr wenig in den ganzen 476 Seiten. Einfach, weil der Fokus viel auf mental health gelegt wurde und somit auf die Gefühlslage, den Gedanken und dem Inneren der Charaktere. Wer also eine temporeiche Geschichte braucht, wird diese als langatmig empfinden. Wer aber genau eine langsame Story mit solchen Themen braucht, ist hier richtig. Der Aspekt mit mentaler Gesundheit hat mir gut gefallen. Es zeigt nämlich, dass auch „Ausländer“ normale Menschen sind, die eben solche Probleme haben können. Nicht, weil sie aus einem bestimmten Kulturkreis kommen, sondern einfach, weil sie Menschen sind. Da hat die Autorin auch Vorurteile aufgegriffen und widerlegt, dass viele Menschen den Grund der psychischen Störungen eben in der Herkunft suchen, dies aber falsch sei, weil jeden diese Ängste hätten treffen können. Mit Arwas Mutter weist sie jedoch auch auf, dass es diese auch in Verbindung mit der Herkunft sein können. Aber nicht, weil sie Pakistanerin ist, sondern wegen der Tatsache, dass man alleine in ein fremdes Land zieht, die Sprache lernen muss, keine Anhaltspunkte findet und weil Europäer verschlossen sind und nicht wirklich direkt und gut auf Ausländer, vor allem muslimisch geprägte, anzusprechen sind. So kann die Einsamkeit einen Innerlich verzehren. Vor allem Leute aus diesem Kulturkreis, die mit voller Familie aufgewachsen sind. Das hat Sohail gut ausgearbeitet. Und jetzt kommt wieder das Aber: es wird schön beschrieben, wie es sich alles für Arwa anfühlt. Bei einem Zusammentreffen der Freunde trifft Arwa zufällig auf Sophia, die ihr innerhalb 5 Minuten, die sie sich da kennenlernen, sagt, dass sie hochsensibel ist. Erstens, wie genau hat Sophia das sehen können, wenn Arwa nicht viel von sich preisgegeben hat? Zweitens haben Sophia und später auch Tariq, als Arwa es ihm erzählt, so getan, als sei diese Tatsache so offensichtlich gewesen, dass es sie erstaunte, dass es Arwa nicht selbst aufgefallen sei. Nein? War es nicht wirklich. Man merkt natürlich, dass Arwa sich viel zu sehr Gedanken macht und wirklich alles wie ein Schwamm aufsaugt. Aber nicht jeder kann das Kind beim Namen nennen. Und so auf der Hand gelegen war es auch nicht. Und jetzt auch mein großer Kritikpunkt. Es wird nicht weiter darauf eingegangen. Arwa weiß nun, dass sie hochsensibel ist, googelt es und das war’s. Da hätte ich mir mehr Detail gewünscht. Mehr Erklärung und Hintergründe. Dass Arwa es später in ihren Therapiestunden ansprechen wird, ist schön und gut. Aber da wir diese nicht mehr zu lesen bekommen, hätte ich mir wirklich mehr Detail hinsichtlich dessen gewünscht.
Details - das ist auch so ein Störfaktor bei mir gewesen. Denn meiner Meinung nach haben die wichtigen Szenen überhaupt keine Erzählung gefunden, sondern werden im Nachhinein kurz und schmerzlos erzählt. Beispiele: Arwa trifft nach sehr langer Zeit auf ihre Mutter. Es war überraschend und sie kam plötzlich. Aber es passierte. Und dann wird auf dieses Treffen nicht mehr eingegangen, sondern rückwirkend erzählt, dass sie gesprochen und Chai getrunken haben. Dabei wollte ich aber mit Arwa da sitzen und live mitverfolgen, wie sie mit ihrer Mutter ins Gespräch kommt, wo sie beide eine ungesagte Blase zwischen sich schweben haben. Das fand ich einfach so schade. Genauso die Szene, wo wir aus Tariqs Sicht erfahren, dass Arwa für ein paar Tage zurück in die Steiermark geht, um ihren Vater zu sehen. Dieses Treffen wird auch nicht beschrieben, sondern später einfach erzählt, dass sie da war und beide zwar froh waren, sich gegenseitig zu sehen, aber in leiser Zustimmung den Abstand bewahren wollen. Ich will das Lesen. Wie sah diese Zustimmung aus? Woran haben sie es ausgemacht? Welche Gefühle herrschten dort? Es ging doch die ganze Zeit darum, dass sie mit ihren Eltern nicht mehr das idyllische Leben hat wie früher, als sie ein Kind war. Warum darf ich, nachdem Arwa eine wichtige Erkenntnis macht, sie nicht auf ihre Reisen begleiten, die enorm wichtig für sie waren? Dafür gab es andere Stellen, die man hätte kürzen können.
Durch die ganze Geschichte hinweg wird die pakistanische Kultur beschrieben. Und da hatte ich auch so meine Schwierigkeiten. Man muss wissen, dass Pakistan ein Land vieler Völker ist, wo jedes Volk seine Kulturen hat. Aber übergreifend haben wir im Endeffekt doch eine ziemlich ähnliche Tradition. Hinzukommen noch, dass Gebräuche sich von Familie zu Familie unterscheiden, weshalb dieses Buch nicht die pakistanische Kultur widerspiegelt, aber im Großen und Ganzen schon. Und dass die Religion, also der Islam, eine größere Rolle in unserem Leben spielt und unsere Kultur auch geprägt hat. Denn der Islam gibt uns Freiheiten, wo Kulturen gerne einkreisen wollen. Womit ich nun Schwierigkeiten hatte: es wird meiner Meinung etwas widersprüchlich beschrieben. In einer Stelle heißt es, dass sie konservative kulturelle Regeln haben. Aber an anderer Stelle wird das Gegenteil beschrieben. Da war ich verwirrt. Habe ich es falsch verstanden? Oder habe ich eine andere Definition von konservativ und kulturell? Ich weiß es nicht. Viele Punkte habe ich wiedererkannt. Viele waren neu. Denn wir müssen bedenken, dass unsere Eltern zu einem Zeitpunkt ihr Land verlassen und nach Europa gekommen sind. Wie wir hier die Kultur ausleben, kann sich wiederum von Familie zu Familie unterscheiden. Was aber nicht schlimm ist. Es war für mich interessant, solche Kleinigkeiten zu lesen. Was ich allerdings erwähnen muss, Pakistan ist ein muslimisch geprägtes Land. So ist auch die Lebensweise beeinflusst. Deswegen sind intime Beziehungen vor der Ehe nicht üblich. Sie sind verboten. Im Buch werden aber solche intimeren Szenen beschrieben. Da entscheidet jeder für sich. Ich sage es nur, um zu erwähnen, dass dies kein Regelfall ist. Man wartet bis nach der Ehe.
Wo ich auch etwas verwirrt war, ist, als Tariq meinte, dass sein Vater sehr streng und strikt sei. Aber gleichzeitig sagt er, dass sein Vater es eingesehen hat, seinen Kindern die freie Entscheidung zu geben, wie und ob sie ihre Religion ausleben wollen. Das ist für mich nicht strikt. Das wäre es, wenn die Eltern ihren Kindern nichts erlauben würden, außer eben nur das, was die Eltern für richtig empfinden. Generell kam es mir nicht vor, dass Tariq eingeschränkt sei, da er macht und tut, wonach er will. Er grenzt sich eher selbst ein.

Alle Charaktere sind gut ausgearbeitet und jeder ist auf seine Weise stark und findet auf seine Weise die Antwort zu „wer bin ich? Wo gehöre ich hin?“. Bloß das Gefühl, dass fast alle Charaktere eine dunklere Aura um sich haben, ist erschreckend für mich. Weil es auch zu viel sein kann.
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und bildhaft. Gewöhnungsbedürftig war er allerdings an Stellen, wo plötzlich englische Sätze eingeschoben sind. Ich kenne es aus Urdu, das englische Wörter hin und wieder oder auch teilweise ganze Sätze in Anspruch genommen werden. Es ist der Historie bedingt. Aber dass im deutschen dann vereinzelte englische Wörter vorkamen, war für mich neu. Aber keineswegs ein Minuspunkt oder so!
Es gibt einen Punkt, den ich mich die ganze Zeit frage. Ich selbst bin ja aus der Mitte und hatte keine Probleme mit den ganzen Traditionen, den Bollywood Filmen etc. klarzukommen. Aber wie es für einen Außenstehenden, der nichts mit alldem zu tun hat, vorkommt, kann ich mir nicht vorstellen und frage mich, ob es für sie interessant ist oder ob sie nur Bahnhof verstehen, so wie ich, als ich als Kind nicht ganz die deutschen Trends und den neuesten Klatsch und Tratsch mitbekommen habe.
Das Ende fand ich schön. Es ist offen gehalten, damit jeder sich selbst ausmalen kann, wie es weitergeht. - Vielleicht erfahren wir das auch in den Folgebänden, wer weiß.- Wichtig ist nur, dass beide Charaktere einen wichtigen Schritt im Leben gemacht haben.
Alles in allem kann ich sagen, dass die Autorin vielen kleinen Aspekten eine Stimme verliehen und Vorurteile direkt angesprochen hat. In vielen Situationen konnte ich mich identifizieren, in vielen auch nicht. Wir sind eben die erste Generation hier und müssen unseren Platz finden. Gleichzeitig mit Rassismus kämpfen, der uns nie wirklich willkommen fühlen lässt. Dass wir uns mit Gleichgesinnten - also ebenfalls Pakistaner oder aus der Umgebung kommenden und in Europa aufwachsenden - am besten und wohlsten fühlen, kam ebenfalls sehr gut rüber. Sie verstehen einfach unseren Standpunkt und können mit uns, wenn auch nicht dieselbe, aber die gleichen Erfahrungen teilen. Wie auch am Rande erwähnt wird, wie Rassismus etc. einen prägen können - denn Nuh lässt sich nicht mehr Nuh, sondern Noah nennen. Weil er als Kind deswegen gehänselt wurde. Aber nein. Einfach nein. Er macht es nur, weil er gehänselt wurde und dazugehören möchte. Und das tat mir so leid! Das kenne ich von vielen und aus eigener Erfahrung. Man gibt sich und seine Kultur auf, um die europäische anzunehmen und wenigstens etwas Zusammengehörigkeit zu fühlen. Aber das tun wir nicht, weil niemand 100% dies akzeptiert. Ich habe einfach gelernt, dass ich nicht Leuten hinterherrennen muss. Wer mich akzeptieren möchte, muss mich entweder ganz oder gar nicht nehmen. Aber so halbe Dinger tue ich nicht.
Eine interessante Geschichte, die Einblick auf viele Punkte gewährt. Es war schön, über die eigenen Traditionen zu lesen.

[Rezensionsexemplar]

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