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Veröffentlicht am 11.03.2020

Red – the blood of angry women

Periode ist politisch
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Sie betrifft ungefähr 50 Prozent der Weltbevölkerung, ist unvermeidbar und die Wirtschaft nutzt sie gnadenlos aus: Die Menstruation. Auch gerne als die Tage, Erdbeerwoche oder Besuch von Tante Rosa bezeichnet, ...

Sie betrifft ungefähr 50 Prozent der Weltbevölkerung, ist unvermeidbar und die Wirtschaft nutzt sie gnadenlos aus: Die Menstruation. Auch gerne als die Tage, Erdbeerwoche oder Besuch von Tante Rosa bezeichnet, denn über die Periode spricht man nicht. Zumindest, wenn es nach den anderen 50 Prozent der Weltbevölkerung geht. Und damit ist man auch schon beim Menstruationstabu, dass uns glauben macht, Binden würden vor allem blaue Flüssigkeit aus dem Reagenzglas sicher und vor allem diskret aufsaugen. Nur komisch, dass es in der Bepanthen-Werbung durchaus blutige Knie geben darf.

In „Periode ist politisch – Ein Manifest gegen das Menstruationstabu“ zeigt Franka Frei, was das Menstruationstabu weltweit anrichtet und beschäftigt sich mit den Folgen für die Umwelt, Wirtschaft und Geschlechtergleichstellung. Angefangen hat alles mit einem Facebookpost 2018, auf den sie sowohl positive Resonanz als auch Hasskommentare bekommen hat. Tabubrechen ist eben alles andere als einfach. Damals hatte die Menstrationsaktivistin gerade ihre Bachelorarbeit zum Thema „Menstruation und Tabu“ verteidigt. Ein Jahr später war sie als Folge des Posts in Südostasien unterwegs, um andere junge Frauen zu treffen, die sich ebenfalls für die Abschaffung eines Menstruationstabus engagieren. Diese Begegnungen sind für Franka Frei immer wieder Ausgangspunkt, um auf bestimmte Missstände hinzuweisen und deutlich zu machen, was für weitreichende Folgen das Menstruationstabu weltweit hat.

Der Begriff „Manifest“ im Untertitel gibt den Ton vor und wird dabei der Definition einer öffentlichen Erklärung von Zielen und Absichten, oftmals politischer Natur mehr als gerecht. Allerdings ist das Manifest mehr als das. Erlebnisse fließen ebenso in den Text ein wie die Richtigstellung von Menstruationsmythen. Unterfüttert werden die Ausführungen immer wieder von wissenschaftlichen Belegen und Zahlen bzw. Ergebnissen aus Studien. Wer jetzt trockene Kost erwartet, wird allerdings enttäuscht. Franka Frei ist nicht selten beißend ironisch und verteilt fleißig „Goldene Erdbeeren“ an alle, die von der Periode keine Ahnung haben und meinen, dieses Nichtwissen dennoch teilen zu müssen. Dabei ist sie ehrlich und kritisch ohne ungerecht zu sein. Nebenbei kann man einiges über die Menstruation lernen und in Anbetracht der Tatsache, dass selbst digitale Datensammler wie Facebook die Periode für sich instrumentalisieren, wäre es vielleicht nicht schlecht, wenn auch Männer das „Manifest gegen das Menstruationstabu“ lesen würden.

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Veröffentlicht am 03.03.2020

Die Zukunft in den Sternen

Zweite Heimat – Die Reise der Celeste
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Es gibt keinen Planeten B. Was aber wäre, wenn wir den Mars besiedeln könnten? Die „Celeste“ ist genau auf dem Weg dorthin, um dort eine Kolonie zu gründen. Als sich die Crew im Landeanflug auf den roten ...

Es gibt keinen Planeten B. Was aber wäre, wenn wir den Mars besiedeln könnten? Die „Celeste“ ist genau auf dem Weg dorthin, um dort eine Kolonie zu gründen. Als sich die Crew im Landeanflug auf den roten Planeten befindet, müssen sie allerdings feststellen, dass sie dort nicht die Ersten und im Universum nicht alleine sind. Die E’Kturi, aus einer fernen Galaxie sind ihnen zuvorgekommen und wollen ihnen die Besiedelung des Mars nur erlauben, wenn die Menschen in ihren Augen eine positive Beurteilung erlangen können. Alvar Lajunen, Kommandant der Mission setzt alles daran, diese positive Beurteilung zu erlangen, damit die Reise zum Mars nicht umsonst war. Sich gegenüber den E’Kturi positiv zu präsentieren, sorgt allerdings für Unmut und Spannungen in den eigenen Reihen.

„Zweite Heimat“ ist nicht nur eine Science-Fiction Geschichte, sondern auch ein sehr politisches Buch. Was für Spannung sorgt, nicht nur unter den Siedlern. Während Kommandant und Kapitän Alvar Lajunen diplomatisch vorzugehen versucht, ist sein Stellvertreter Michael Harris Ex-Soldat und eher geneigt Aktionen und Waffen sprechen zu lassen. Die politischen Verwicklungen geben der Geschichte Dynamik, ebenso wie die Beziehungen der Charaktere untereinander. Hinzu kommen die Positionen der Menschen und der E’Kturi, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Dass die Handlung auf dem Mars spielt, der nach dem griechischen Kriegsgott benannt ist, fügt der Geschichte eine weitere Ebene hinzu.

Neben den politischen Verwicklungen lässt Madeleine Puljic ihren Charakteren Raum sich zu entwickeln und den Perspektivfiguren die Gelegenheiten, zu erkennen, dass es keinen Königsweg gibt. Erzählt wird die Geschichte wechselweise aus der Sicht von Alvar Lajunen, Michael Harris und Alvars Frau Hana, was den Lesern die Gelegenheit gibt, die Situation aus verschiedenen Blickwinkeln beurteilen zu können. Dabei wird vor allem deutlich, was für ein schweres Geschäft politische Beziehungen und Außenpolitik sind und dass sich die beiden Parteien unterschiedlicher Kulturen manchmal auch selber im Weg stehen.

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Veröffentlicht am 26.02.2020

Ein Palast der Geborgenheit

Das Haus der Frauen
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Manchmal kann ein Moment wegweisend sein. Als die Anwältin Solène die Diagnose Burn-Out bekommt, muss sie ihr Leben neu sortieren. Eine neue Aufgabe findet sie als öffentliche Schreiberin im Palast der ...

Manchmal kann ein Moment wegweisend sein. Als die Anwältin Solène die Diagnose Burn-Out bekommt, muss sie ihr Leben neu sortieren. Eine neue Aufgabe findet sie als öffentliche Schreiberin im Palast der Frauen, einem Frauenhaus mitten in Paris. Was für sie zunächst nur ein Weg ist, um zu sich selbst zu finden, entwickelt sich bald zu deutlich mehr, denn Solène stellt fest, dass sie nicht nur Schreiberin sein kann. Und während sie die Schicksale, Träume und Wünsche der Bewohnerinnen immer näher an sich heranlässt, lernt sie auch einiges über sich und über die Frau, die allen Widerständen zum Trotz den Palast zum Schutzort werden ließ.

Auf den ersten Blick hat „Das Haus der Frauen“ zwei Erzählstränge. Zum einen ist da Solène, die ihren Platz im Leben neu finden muss. Anfangs erscheint sie wie die typische Karrierefrau, dann aber lenkt Laetitia Colombani den Blick auf die unerfüllten Träume und Sehnsüchte ihrer Protagonistin, sodass man sich gut in diese hineinfühlen kann. Auf der anderen Seite steht Blanche, eine moderne Frau in alten Zeiten, die beharrlich für ihre Ziele kämpft. Allerdings merkt man beim Lesen schnell, dass sich hinter den beiden Erzählsträngen deutlich mehr verbirgt. In Solènes Geschichte geht es genauso um die Frauen, die im Haus der Frauen leben, in Blanches Geschichte geht es ebenso um die Heilsarmee und die Armen in Paris in den 1920er Jahren.Wenn man etwas sucht, dass Solène, Blanche und die Bewohnerinnen des Hauses der Frauen verbindet, dann sind das ihre Wünsche. Jede der erwähnten Frauen wünscht sich etwas und versucht sich diese Wünsche auf die eine oder andere Art und Weise zu erfüllen.

Laetitia Colombani erzählt eine Geschichte, die einem nah geht und die einen mitfiebern lässt. Wie ein Kind an Weihnachten wartet man Seite für Seite geduldig auf eine Antwort auf die von Solène verfassten Briefe. Nicht nur die Geschichten selbst tragen dazu bei, dass man das Buch nicht beiseite legen kann, auch der sensible und unaufdringliche Schreibstil der Autorin fängt die Leser ein. So berührend die Handlung auch ist, steckt doch auch einiges an Gesellschaftskritik darin. Solène erfährt Heilung dadurch, dass sie sich den Problemen anderer öffnet. Nicht, weil es ihr Beruf ist, sondern, weil sie es von sich aus will. Und vielleicht ist das Buch dadurch auch ein Plädoyer für mehr Miteinander.

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Veröffentlicht am 23.02.2020

Die Karten sind gefallen

Spellslinger – Karten des Schicksals
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Mit Kellens Magie ist es nicht weit her. Was ziemlich unpraktisch ist, wenn man kurz vor seiner Magierprüfung steht. Allerdings ist der fast 16-Jährige ziemlich gewitzt und gleicht sein fehlendes magisches ...

Mit Kellens Magie ist es nicht weit her. Was ziemlich unpraktisch ist, wenn man kurz vor seiner Magierprüfung steht. Allerdings ist der fast 16-Jährige ziemlich gewitzt und gleicht sein fehlendes magisches Talent mit Tricksereien, Intelligenz und Wortgewandtheit aus. Als ihm bei einem Duell eine Fremde zuhilfe kommt, freundet Kellen sich mit ihr an. Ferius Parfax bringt ihn dazu, einiges zu hinterfragen und schließlich decken die beiden eine Intrige auf, die alles, woran Kellen geglaubt hat, auf den Kopf stellt.

Fast könnte man „Spellslinger: Karten des Schicksals“ als eine Coming-of-Age Geschichte mit Magie bezeichnen. Fast. Denn auch, wenn Kellen das Alter für die Magierprüfung fast erreicht hat, geht es gar nicht darum, dass er Erwachsen wird. Vielmehr erzählt Sebastian de Castell die Geschichte von jemandem, der zum Außenseiter gemacht wurde und der nun erkennt, das diejenigen, denen er vertraut hat, ihn nur belogen haben. In Kellens Umfeld ist einzig und allein die Fähigkeit zur Ausübung von Magie von Bedeutung. Wer diese nicht besitzt, ist auch gesellschaftlich nicht anerkannt. Um dem zu entgehen versucht Kellen verzweifelt, seine Magie zu entfachen. Bis Ferius ihn dazu bringt, die gesellschaftlichen Strukturen zu hinterfragen, anstatt sie erfüllen zu wollen.

Vier Prüfungen sind nötig, um ein Magier zu werden. Dementsprechend gliedert sich das Buch in vier Abschnitte, denn auch Kellen durchläuft die Anforderungen der einzelnen Prüfungen. Zusätzlich illustrieren die Karten Zauber-Zwei, Schild-Fünf, Kelch-Vier und Blatt-Neun die einzelnen Abschnitte. Dadurch, dass die Geschichte aus der Ich-Perspektive von Kellen erzählt wird, ist man beim Lesen automatisch auf seiner Seite und leidet mit ihm mit, wenn er verletzt oder enttäuscht wird. Obwohl er nicht der eigentliche Held der Geschichte ist. Im Laufe der Ereignisse deckt er zusammen mit Ferius zwar die Intrige auf, wird aber, aufgrund der Handlungsbedingungen, eher zu einem Antihelden, was der Geschichte eine spannende Wendung gibt.

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Veröffentlicht am 22.02.2020

Game of Bones

Priest of Bones
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Tomas Piety war der Herrscher der Straßen von Ellinburg. Vor dem Krieg. Jetzt haben sich andere in Tomas alten Revieren breitgemacht: nicht, dass er sich das gefallen lässt. Ganz im Gegenteil, Tomas ist ...

Tomas Piety war der Herrscher der Straßen von Ellinburg. Vor dem Krieg. Jetzt haben sich andere in Tomas alten Revieren breitgemacht: nicht, dass er sich das gefallen lässt. Ganz im Gegenteil, Tomas ist wild entschlossen sich das, was vor dem Krieg ihm gehörte, zurückzuholen. Koste es, was es wolle. Aus alten Bekannten und Soldaten, die gemeinsam mit ihm gekämpft haben, stellt er die „Pious Men“ zusammen. Eine schlagkräftige und trinkfeste Truppe, zu der auch seine Stellvertreterin Bloody Anne und Billy the Boy, der von der Göttin berührt ist und offenbar magische Fähigkeiten hat, gehören. Als er allerdings aufdeckt, wer sich in Wirklichkeit seinen Besitz zu eigen gemacht hat, scheinen die Ereignisse eine Nummer zu groß für Tomas zu werden.

Man kann darüber streiten, ob Tomas Piety ein Armeepriester ist oder nicht. Heilig ist ihm jedenfalls außer seinem persönlichen Imperium nicht viel. Das verteidigt er allerdings mit allem was er hat. Als Tomas die rausschmeißt, die sich seinen Besitz zu eigen gemacht haben, bedeutet das für Ellinburg den einen Kriminellen gegen einen anderen zu tauschen. Die, die unter seinem Schutz stehen profitieren zwar davon, alle anderen eher weniger. Auch, was seine Leute anbelangt, ist Tomas äußerst vorsichtig, geht mit Vertrauen sparsam um und verteilt bestimmte Posten und Aufgaben aus purer Berechnung. Mit seinem Verhalten erinnert er dabei manchmal an Gangster- oder Mafiabosse aus alten Filmen.

Der Titel „Priest of Bones“ spiegelt den Ton der Geschichte bereits treffend wieder. Der Ton ist rau, die Sprache derb. Während der raue Ton und die derbe Sprache woanders absolut fehlplatziert wirken würden, tragen sie hier zu einem runden Gesamtkonzept bei. An das man sich allerdings erst ein wenig gewöhnen muss. So düster die Handlung an sich bereits ist, Tomas Piety als Ich-Erzähler trägt seinen zusätzlichen Anteil dazu bei. Peter McLean lässt seinen Hauptcharakter fluchen, Morde beschreiben und sich dabei selbst völlig im Recht sehen. Aber auch, wenn Tomas selbstherrlich daherkommt, und die Ereignisse fast ausschließlich durch ihn veranlasst erscheinen, nimmt er sich meistens zurück und erzählt vorwiegend über die anderen. Wirklich sympathisch wird im Laufe der Geschichte keiner der Charaktere, auch wenn ihre Handlungen nachvollziehbarer werden, je mehr man über sie erfährt. Dennoch liegt gerade in den streitbaren Charakteren und ihren Konflikten der Reiz der Erzählung.

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