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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.05.2021

eine Künstlerehe

Tage mit Gatsby
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Scott Fitzgerald aber vor allem seine Frau Zelda stehen im Mittelpunkt dieses Romans. Ich habe keines seiner Bücher gelesen aber ich habe im Kopf mehrere Verfilmungen seines größten Bucherfolges „Der große ...

Scott Fitzgerald aber vor allem seine Frau Zelda stehen im Mittelpunkt dieses Romans. Ich habe keines seiner Bücher gelesen aber ich habe im Kopf mehrere Verfilmungen seines größten Bucherfolges „Der große Gatsby“. Genau diese Grundstimmung der 1920er Jahre wurde sehr treffend wiedergegeben. Und die Fitzgeralds sind ein Künstlerehepaar, wie ich es mir typisch für die damalige Zeit vorstelle. Der gerade erst beendete erste Weltkrieg hat in vielen den Wunsch nach prallem Leben, nach Unbekümmertheit, nach Freiheit und Schrankenlosigkeit geweckt. Scott und seine Frau bewegen sich in Kreisen, die von einer Party zur nächsten jetten, die für den Augenblick leben wollen, ohne Verantwortung. Aber unter der mondänen Oberfläche brodeln Gier und Leidenschaft ebenso wie Langeweile und unerfüllte Sehnsüchte. Zelda möchte gerne selbst eine erfolgreiche Künstlerin sein, scheitert aber an der eigenen Unsicherheit und an Scotts Bestrebungen, sie klein zu halten. Einerseits bewundert sie seine Kreativität andererseits fühlt sie sich eingeengt, versucht mit einer Affäre auszubrechen. Die Ehe steckt fest in einer Art Hassliebe. Trotz dieser schwierigen Atmosphäre vollendet er in dieser Zeit seinen Gatsby-Roman auch mit Hilfe seiner Frau Zelda.

Es ist ein Buch über eine komplexe schwierige Beziehung. Das Tauziehen der zwei Menschen, das Hin und Her der Gefühle, die brüchig werdende seelische Gesundheit von Zelda sind der Dreh- und Angelpunkt des Plots. Man merkt der Autorin die gute Recherche und die Empathie für ihre Figuren an. Sie schafft es, zwei reale Menschen zu beschreiben und lässt mich einen Blick in das Leben dieses Künstlerpaares zu werfen, welches mir zwar fremd blieb, das mich aber bis zum Schluss auch fesseln konnte.

Besonders hervorheben muss man die anspruchsvolle Sprache, die nie ins Platte oder Theatralische abgleitet. Die nah dran ist, vor allem an Zelda und die durch ihre Intensität berührt.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Geschichte
Veröffentlicht am 26.05.2021

ein berührendes Buch

Viktor
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Das Buch "Viktor" von Judith Fanto ist ein großes Kleinod. Das wunderbare Cover verführt zum Zugreifen und hineinspitzen. Schnell ist man dann von der wunderbaren, Bilder malenden Sprache der Autorin gefangen. ...

Das Buch "Viktor" von Judith Fanto ist ein großes Kleinod. Das wunderbare Cover verführt zum Zugreifen und hineinspitzen. Schnell ist man dann von der wunderbaren, Bilder malenden Sprache der Autorin gefangen. Es fällt leicht, vor allem dem Hauptdarsteller Viktor sein Herz zu schenken, denn der junge Mann verfügt über ein kluges, unglaublich empathisches Wesen und einen schier grenzenlosen Mut und einen Witz, der sich nicht durch Hass und Drohungen klein halten lässt.

Die Geschichte der Familie Rosenbaum beginnt 1914 und am Namen und der Zeit erkennt der geneigte Leser schnell, wohin die Reise gehen wird. Das ist informativ, spannend und ganz nah dran an der Realität dieser Familie. Schön finde ich, dass der zweite Erzählstrang in den 90gern spielt und aus der Sicht der jungen Geertje van Berg in den Niederlanden erzählt, wie die Überlebenden der Familie Rosenbaum mit all dem umgehen und wie nichts in einer Familie verloren geht, auch wenn manches verdrängt und tot geschwiegen wird.

Das Buch Viktor und all den Opfern gleichermaßen ein Denkmal und zeigt, dass nicht das Vergessen das Überleben leichter macht sondern eben gerade das Nicht-Vergessen und Erinnern.

Ein berührendes Buch.

Veröffentlicht am 26.05.2021

ein herrliches Buch

Der große Sommer
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Als treuer Ewald-Arenz-Fan hatte ich große Erwartungen an „Der große Sommer“ und diese wurden auch nicht enttäuscht.

Frieder muss die großen Sommerferien bei seinen Großeltern verbringen, denn es droht ...

Als treuer Ewald-Arenz-Fan hatte ich große Erwartungen an „Der große Sommer“ und diese wurden auch nicht enttäuscht.

Frieder muss die großen Sommerferien bei seinen Großeltern verbringen, denn es droht ihm vor dem nächsten Schuljahr eine Nachprüfung in Mathe und Latein. Das hatte er sich anders vorgestellt. Aber er hat Glück im Unglück, denn seine besten Freunde Alma und Johann sind auch in der Stadt und dann gibt es da noch Beate, der er nur zu gerne zeigen würde, dass er mutig genug für einen Sprung von 10-Meter-Brett ist. So lassen sich die Ferien gar nicht so schlecht an. Der Großvater ist streng und sehr eigen, aber dennoch weiß Frieder seine Direktheit irgendwie zu schätzen. Die Großmutter gibt ihm die nötige Wärme und das Familiengefühl, welches der junge Mann immer noch braucht. Und seine Freunde und die erste Liebe versüßen ihm die freie Zeit. Bis Johanns Vater stirbt und Johann sich plötzlich seltsam zu benehmen beginnt.

Das Buch hat einige herausragende Stärken. Zum Beispiel die differenzierte und liebevolle Zeichnung der Charatere. Und der ziemlich gut eingefangene Spirit der 1980ger gibt dem ganzen Roman ein herrlich gestriges Flair. Gar nicht gestrig sind dabei die Gefühle, die die jungen Leute und die Großeltern durchleben. Etwas zeitlos, klares und wahres steckt zwischen den Zeilen und berührt den Leser. Es ist eine Geschichte vom Erwachsen werden, von der Liebe, vom Umgang mit einem großen Verlust, von Notlügen und schmerzhaften Wahrheiten.

Ein herrliches Buch für den Sommer, für jede Altersgruppe, zum Verschenken und selber Genießen. Arenz ist immer eine Empfehlung wert.

Veröffentlicht am 21.05.2021

tolles Buch

Die Mutige
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Auf wunderbar einfühlsame Weise nähert sich das Buch Jackie Kennedy. Dabei geht die Geschichte weit über die Zeit als Präsidentengattin hinaus und beschreibt auch ihre zweite Ehe und ihr Leben nach der ...

Auf wunderbar einfühlsame Weise nähert sich das Buch Jackie Kennedy. Dabei geht die Geschichte weit über die Zeit als Präsidentengattin hinaus und beschreibt auch ihre zweite Ehe und ihr Leben nach der Scheidung von Onassis. Ein reiches und spannendes Leben aber auch eines mit fürchterlichen Verlusten, die eine einzelne Frau und auch eine ganze Familie wegstecken mussten.

Man hat das Gefühl, der Frau hinter dem promintenten Namen tatsächlich näher gekommen zu sein. Das ist im besten Sinne genau das, was ich mir von diesem Roman erhofft hatte. Vieles war mir natürlich schon so bekannt durch andere Bücher und Filme. Dennoch gab es Neues zu erlesen und ein gutes Gefühl vor allem der 60ger bis 80ger Jahre kam bei mir an.

Eine dicke Leseempfehlung für dieses Buch.

Veröffentlicht am 21.05.2021

tolle SF

Singularity
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Wir befinden uns am Ende unseres Jahrhunderts. Viele der technischen Entwicklungen sind eingetroffen, die sich ja schon am Anfang des Jahrhunderts abgezeichnet hatten. Leider sind auch in der Umwelt viele ...

Wir befinden uns am Ende unseres Jahrhunderts. Viele der technischen Entwicklungen sind eingetroffen, die sich ja schon am Anfang des Jahrhunderts abgezeichnet hatten. Leider sind auch in der Umwelt viele so, wie wir sie heute befürchten, wie z .B. die Ausrottung vieler bekannter Arten. Dank einer hochentwickelten virutellen Real.ität können viele Erlebnisse nun online erlebt werden, da sie im real-life nicht mehr möglich sind. Das ist beruhigend und erschreckend zugleich. Vor allem das Verschwimmen der Grenzen ist für die Menschen in der Zukunft eine täglich erlebte Tatsache und die meisten kommen gut damit zurecht. Die Gesellschaft ist in zwei Lager gespalten. Die soziale Kluft ist tief.

Aus drei verschiedenen Perspektiven folgt man den Geschehnissen. Ein wenig technisches Interesse ist für das Lesen sicherlich angenehm aber man kommt mit etwas Aufmerksamkeit gut zurecht und kann sich das Meiste gut vorstellen. Der Autor versteht es sehr gut zu beschreiben und zu erklären. Und wohltuend viel Mühe steckt er auch in seine Figuren. Eine sehr schöne Mischung für alle SF-Fans, die neben Action und Fiction gerne auch mehr über die menschlichen Entwicklungen nachdenken möchte.

Singularity hebt sich wohltuend von vielen anderen SF-Büchern ab. Ich kannte den Autor vorher noch nicht und bin schwer angetan. Tolle Unterhaltung auf hohem Niveau.