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Veröffentlicht am 17.09.2016

hervorragend

Die Nachtigall
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Die Deutschen marschieren in Paris ein, besetzten die Hälfe des Französischen Reiches. Vianne versucht sich mit Erspartem und einem kleinen Lehrerinnengehalt auf ihrem ländlichen Anwesen über Wasser zu ...

Die Deutschen marschieren in Paris ein, besetzten die Hälfe des Französischen Reiches. Vianne versucht sich mit Erspartem und einem kleinen Lehrerinnengehalt auf ihrem ländlichen Anwesen über Wasser zu halten, während ihr Mann bereits seit Monaten an der Front für sein Vaterland kämpft. Ihre Schwester jüngere Isabelle würde lieber bei ihrem Vater in Paris bleiben, aber der schickt sie zu Vianne, als die Wehrmacht die Stadt besetzt. Doch Isabelle lehnt sich gegen die feindliche Übernahme auf, knüpft schnell Kontakte zum Widerstand und verteilt erst Flugblätter bevor sie unter dem Decknamen "die Nachtigall" anfängt, abgeschossene Alliierten-Piloten über die Pyrenäen nach Spanien zu schleusen. Bei Entdeckung droht ihr selbstverständlich der Tod. Aber um so länger die Besatzung dauert, um so schlimmer werden die Repressalien für die Franzosen. Die Deutschen beginnen mit dem Abtransport der französischen Juden, reißen Familien auseinander, erschießen auf offener Straße Mütter und Kinder, kennen kein Erbarmen. Auch Vianne bekommt immer mehr die Härte und Grausamkeit des Regimes zu spüren. Ihre beste Freundin ist Jüdin und als sich Vianne endlich dazu entscheidet ihr und ihren zwei Kindernn zu helfen nimmt das Schicksal seinen Lauf.

Es war mein erste Buch von Kristin Hannah. Mir scheint, es war ihr erster historischer Roman. Ich war von der ersten Seite an total gefesselt von dieser Geschichte und schnell entwickelte sie so einen Sog, dass ich es nur noch schwer aus der Hand legen konnte. Die im Rückblick unglaublich erscheinenden Zustände im besetzten Frankreich, die brutale Vorgehensweise der Deutschen, die jenseits aller "normalen" Kriegshärte von Menschenverachtung und Hass geprägt war, der Wagemut der Widerstandskämpfer,in deren Reihen viele Frauen ihr Leben riskierten... all das schildert Hannah eindringlich und glaubwürdig.

Das Schicksal von Vianne und Isabelle hat mich tief berührt und "Die Nachtigall" ist eines meiner Jahreshighlights geworden.

Veröffentlicht am 15.09.2016

schöne Geschichten

Die Modernisierung meiner Mutter
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Auf knappen 150 Seiten bekommt man laut Register 22 Geschichten von Autor Bov Bjerg. Aber das stimmt so nicht ganz, denn eigentlich ist jede einzelne eine ganze Geschichtensammlung. In oft nur wenigen ...

Auf knappen 150 Seiten bekommt man laut Register 22 Geschichten von Autor Bov Bjerg. Aber das stimmt so nicht ganz, denn eigentlich ist jede einzelne eine ganze Geschichtensammlung. In oft nur wenigen Sätzen umreist er hier ganze Lebensläufe, setzt Nachbarn und Fremde gleichermaßen in Szene, erschafft ein eigenes Universum an Menschen, die die Storys mit Leben prall ausfüllen und laut und deutlich mit dem Leser sprechen.

Es wird aus er Ich-Perspektive erzählt was suggeriert, der Autor hätte alles selbst erlebt, alles wäre so oder zumindest so ähnlich passiert. Diese Perspektive ergibt einen Grundton, einen Hintergrund, der die Geschichten lose aber unmerklich miteinander verbindet, so dass es sich am Ende fast wie eine große Geschichte liest. Natürlich schwanken den Themen und auch die Stimmungen. Manche sind skuril, andere lustig oder traurig, einige erfordern etwas Geduld andere sind hopp-la-hopp erzählt und schon vorbei.

Wohltuend fand ich, dass hier nicht mit dem erhobenen Zeigefinger erzählt wird. Man hat – wie oft bei Kurzgeschichten – nicht den Eindruck, dass man immer etwas wahnsinnig tiefsinniges oder Wichtiges erfährt. Der Autor will durchaus unterhalten. Er ist ein Meister des genauen Hinschauens, des witzig Beschreibens und des subtilen Humors der auch mal im Klamauk enden kann.

Das Schöne an den Geschichten ist, dass man sie nicht über einen Kamm scheren kann. Sie überraschen und haben Charme. Ein leicht zu lesendes, angenehmes Büchlein. Wer Kurzgeschichten mag, sollte hier zugreifen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

sehr empfehlenswert

Das Versprechen der australischen Schwestern
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„Das Versprechen der australischen Schwestern“ ist der dritte Teil einer intensiven Familiengeschichte aus der Feder von Ulrike Renk. Die Familie gibt es wirklich und die Personen haben tatsächlich gelebt ...

„Das Versprechen der australischen Schwestern“ ist der dritte Teil einer intensiven Familiengeschichte aus der Feder von Ulrike Renk. Die Familie gibt es wirklich und die Personen haben tatsächlich gelebt und die Autorin hat aus umfangreichem Briefmaterial und durch Gespräche mit den zahlreichen Nachkommen einen tiefen Einblick bekommen und daraus ihre Bücher gemacht. Auch wenn sicherlich die Gespräche und Briefe erfunden sind, so ist das meiste doch so oder so ähnlich tatsächlich passiert und das gibt der Geschichte einen zusätzlichen sehr authentischen Zug.


Wer die ersten zwei Teile nicht gelesen hat wird sich vielleicht etwas schwer tun den wirklichen Durchblick in dieser Großfamilie zu bekommen. Emilia und Carl, die Stammeltern, sind einst nach jahrelanger Seefahrt in Australien sesshaft geworden und haben zusammen 9 Kinder bekommen. Mit vielen wohnten sie jahrzehntelang immer oder immer wieder in ihrem alten Haus zusammen. Nach dem Tod einer Tochter ziehen sie auch vier der Enkelkinder auf. Nur ein Mädchen, Carola, wurde vom Vater zurück zu Verwandten nach Hamburg geschickt. Deshalb spielen Teile dieses Romans auch in Deutschland. Ebenfalls ein schöner Kniff, denn dadurch erhält man als Leser immer zwei verschiedene Einblicke in die gesellschaftlichen und politischen Veränderungen der damaligen Zeit.


Im Blickpunkt stehen die Frauen und ihr Alltag, ihre Sorgen, ihre ersten Liebeserfahrungen, Ehe, Schwangerschaft und Kinder kriegen, spielen eine große Rolle später auch der Weltkrieg und der Verlust lieber Menschen. Emilia und ihre Töchtern und Enkelinnen sind sich durch viele Gespräche und wunderschöne Briefe immer nahe und halten auch nach Deutschland zu Carola Kontakt. Das Buch lebt von den liebenswerten Menschen, den realistischen Schilderungen ihrer Gedanken und Gefühle.


Etwa ab der Hälfte des Romans bekommt auch das Urvolk der Aboriginies Raum in der Geschichte. Es ist ziemlich erschütternd, wie die Australische Regierung damals und wohl teilweise auch heute noch mit ihren Ureinwohnern umgeht, durch gezielt erlassene Gesetze versuchte, diese „Rasse“ tatsächlich „auszurotten“.


Mir hat das Buch einige sehr unterhaltsame Stunden beschwert. Eine wirklich sehr gelungene Trilogie die ich der weiblichen Leserschaft wirklich an Herz lege.

Veröffentlicht am 15.09.2016

erstklassig

Endgültig
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Ich bin ein Hörbuch-Junkie. Da ich beruflich sehr viel mit dem Auto unterwegs bin, höre ich die meisten Bücher. "Entführt" von Andreas Pflüger bekommt von mir eine extra-dicke Hörbuchempfehlung.

Da ist ...

Ich bin ein Hörbuch-Junkie. Da ich beruflich sehr viel mit dem Auto unterwegs bin, höre ich die meisten Bücher. "Entführt" von Andreas Pflüger bekommt von mir eine extra-dicke Hörbuchempfehlung.

Da ist zum einen die Leserin Nina Kunzendorf, die eine sehr angenehme Stimme hat und hervorragend liest. Genau die richtige Mischung aus zurückgenommener Erzählperspektive und intensiver Personendarstellung.
Zum zweiten der Erzählstil des Autors, der mich überzeugt hat. Keine langweiligen Platitüden, intelligente facettenreiche Hauptpersonen, eine angenehm anspruchsvolle Sprache.
Und zuletzt der Plot. Deutsche Autoren haben es gegen ihre ausländischen Konkurrenten ja oft schwerer, da einfach das Setting eines fremden Landes cooler rüberkommt, als unser Berlin beispielsweise. Hier hatte ich aber das Gefühl eine Story zu hören, die international funktioniert. Da wird nicht an Action und Spannung gespart. Da knistert es genauso heftig in einem deutschen Gefängnis wie einst schon bei Hannibal Lektor. Dies liegt nicht zuletzt an der Heldin Jenny Aaron die trotz ihrer Blindheit mehr sieht als so mancher andere Ermittler. Und ein paar Überraschungen hat der Autor für den geneigten Zuhörer/Leser auch parat. Ein deutscher Krimi der Extraklasse. Ich freue mich schon sehr auf eine Fortsetzung

Veröffentlicht am 15.09.2016

Empfehlung

Todesnähe
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Das Autorenduo legt hier mal wieder einen besondern spannenden und vielfach verzahnten Kriminalfall vor. Man muss schon bei der Sache bleiben um alle Andeutungen und Hinweise richtig zuzuordnen. Diesmal ...

Das Autorenduo legt hier mal wieder einen besondern spannenden und vielfach verzahnten Kriminalfall vor. Man muss schon bei der Sache bleiben um alle Andeutungen und Hinweise richtig zuzuordnen. Diesmal sind nicht nur die Ermittler sondern auch andere Personen gefragt. Nur durch den Einsatz aller lässt sich das Rätsel am Ende lösen.
Magozzi und sein Kollege sparen mal wieder nicht mit flapsigen Sprüchen und energischem Auftreten. Grace muss sich schon am Anfang ihrer Haut recht heftig erwehren und erledigt dies und andere Konflikte gewohnt energisch und cool. Ein bisschen erinnert sie mich an Tomb Raider und so richtig kommt auch kein Mann an sie ran. Auch wenn man als Leser sich das wünschen möchte. So ist es also ein Krimi ohne Liebesgeschichte mit viel Aktion und so einigen Toten. Nicht unbedingt für Zartbesaitete gedacht. Allerdings nicht wirklich brutal ist der Ton immer angemessen für einen guten Thriller. Überhaupt finde ich den Schreibstil hervorragend und die Dialoge unterhaltsam und erhellend für die einzelnen Handlungsstränge.
Mir hats gefallen und ich empfehle es uneingeschränkt weiter.