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Veröffentlicht am 23.02.2020

Unvorstellbare Verbrechen

Feuerland
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Inhalt:
In Stockholm wird ein exklusiver Uhrenladen überfallen, kurz darauf verschwinden zwei reiche Geschäftsmänner. Vanessa Frank beginnt zu ermitteln und deckt Verbindungen zu einer Klinik in Chile ...

Inhalt:
In Stockholm wird ein exklusiver Uhrenladen überfallen, kurz darauf verschwinden zwei reiche Geschäftsmänner. Vanessa Frank beginnt zu ermitteln und deckt Verbindungen zu einer Klinik in Chile auf, die illegale Organtransplantationen vornimmt. Im Auftakt der Thriller-Serie muss die Kriminalkommissarin sich der Macht des Organisierten Verbrechens stellen. Kann sie allein ein ganzes Netzwerk zu Fall bringen?

Schweden: Vanessa Frank, Kriminalleiterin der Sonderkommission Nova, wurde betrunken am Steuer erwischt und vom Dienst suspendiert. Nicht das Einzige, was in ihrem Leben momentan schiefläuft. Doch anstatt einen Gang runterzuschalten, stürzt sie sich von ferne in neue Ermittlungen. Ein exklusiver Uhrenladen wurde ausgeraubt, aber keine einzige Uhr entwendet. Kurz darauf werden mehrere Geschäftsmänner entführt und nach Erpressung eines hohen Lösegeldes unversehrt wieder freigelassen. Außer ihrem dicken Bankkonto verbindet die Männer nichts miteinander. Und niemand von ihnen will auch nur ein Wort sagen. Was zunächst wie zwei seltsame Einzeltaten wirkt, entpuppt sich schon bald als brisanter Fall, der Vanessa Frank um den halben Erdball bis nach Chile jagt.

Meine Meinung:
Der Autor, war früher Journalist. Mit seinem Thrillerdebüt „Der Patriot“ hat er sich bereits einen Namen gemacht. Ich habe diesen hochbrisanten Thriller erst kürzlich als Hörbuch atemlos gelauscht. Nun legt der Autor mit „Feuerland“ den Auftaktband zu einer Kriminalreihe um die Kommissarin Vanessa Frank vor. Und wie zuvor schon „Der Patriot“ spielt auch „Feuerland“ in Schweden und Chile.

Pascal Engman pflegt einen gut lesbaren Stil, mit kurzen knackigen Kapiteln, die oft mit einem Cliffhanger enden. Insgesamt gliedert sich das Buch in 11 Teile. An Spannung war dieser Thriller nicht zu überbieten. Der Autor packt auch in diesem Thriller heiße Eisen an. Das harte Schicksal der Straßen- und Flüchtlingskinder in Verbindung mit der Organmafia lässt dem Leser den Atmen stocken.

Die Hauptprotagonisten Vanessa und Nicolas sind authentisch dargestellt und kommen sympathisch rüber. Amüsiert hat mich die Szene, in der Vanessa ihrer Psychotherapeutin gegenübersitzt. Da musste ich tatsächlich ganz breit Grinsen. Aber zum Lachen ist dieser Thriller absolut nicht. Gut gezeichnet ist auch der Chilene Carlos, dieser widerwärtige, großkotzige Möchtegern-Herr-und-Gebieter, der sich herausnimmt, mit Menschen zu verfahren, wie es ihm passt
.
Natürlich handelt es sich um eine fiktive Geschichte, die aber jederzeit so geschehen sein könnte. Das ist das Erschreckende. Denn machen wir uns nichts vor, Organhandel ist grausige Realität. Und was sich in der Colonia Dignidad, vor allem während der Pinochet-Diktatur hinter abgeschotteten Mauern abgespielt hat, kann jeder nachlesen. Und schon Paul Schäfer, der Gründer der Colonia, entführte Kinder aus Deutschland und Österreich unter der Vorgabe einer Chorfreizeit nach Chile. Die zurückgebliebenen Eltern bemühten sich damals erfolglos, ihre Kinder wieder nach Hause zu holen.

Fazit: Atemlose Spannung, aber nichts für schwache Nerven.

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Veröffentlicht am 13.02.2020

Schwestern

Long Bright River
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Inhalt:
Einst waren sie unzertrennlich, seit fünf Jahren sprechen sie nicht mehr miteinander, doch die eine wacht insgeheim über die andere. Jetzt aber ist die Lage bedrohlich geworden: Mickey, Streifenpolizistin ...

Inhalt:
Einst waren sie unzertrennlich, seit fünf Jahren sprechen sie nicht mehr miteinander, doch die eine wacht insgeheim über die andere. Jetzt aber ist die Lage bedrohlich geworden: Mickey, Streifenpolizistin in Philadelphia, findet ihre drogenabhängige Schwester Kacey nicht mehr auf den Straßen der Blocks, die sie kontrolliert und auf denen Kacey für ihren Konsum anschaffen geht.

Gleichzeitig erschüttert eine Reihe von Morden an jungen Prostituierten die von Perspektivlosigkeit und Drogenmissbrauch geplagte Stadt. In ihrem enorm spannenden Roman erzählt Liz Moore die Familiengeschichte von Mickey und Kacey und deren Entfremdung parallel zur Geschichte der Jagd nach einem Frauenmörder, die auch Mickey in große Gefahr bringt. Zugleich entwirft Liz Moore in diesem großen Roman das umwerfend authentische Porträt einer Stadt und einer Gesellschaft in der Krise.

Meine Meinung:
Die Autorin Liz Moore war zunächst Musikerin in New York, anschließend begann sie zu Schreiben. „Long Bright River“ ist ihr vierter Roman, jedoch der erste, der ins Deutsche übersetzt wurde. Sie lebt mit ihrer Familie in Philadelphia, und genau dort spielt auch der Roman.

„Long Bright River“ ist ein beeindruckender Roman, der sich schwer in ein Genre einordnen lässt. Teilweise ein Krimi, erzählt er doch gleichzeitig die Geschichte einer zutiefst verwundeten Familie, zudem zeichnet er ein detailliertes Bild vom tristen Leben in den Straßen von Philadelphias berüchtigten Stadtteil Kensingthon, von Drogen, Prostitution und Kriminalität. Tatsächlich nennt man die Kensingthon Aveneu den größten Open-Air-Narkotika-Markt der Ostküste.

Der Schreibstil ist total schön. Die Sprache bewegt sich durchgehend auf hohem Niveau. Liz Moore schreibt intensiv und einfühlsam. Die Personen sind authentisch beschrieben. Ich mochte Mickey und ich mochte auch ihre Schwester Kacey. Ich habe mit beiden gelitten. Was war der Grund für ihr Zerwürfnis? Erst nach und nach erfährt der Leser die dramatische Familiengeheimnisse.

Auf Seite 106 gesteht sich Mickey ein: „Ich drücke mich vor Dingen, die ich mir nicht eingestehen will, wende mich vor allem ab, was ein peinliches Licht auf mich werfen könnte, lauf davor weg, statt mich zu stellen.“

Mickey will nicht, dass alle über sie Bescheid wissen. Sie ist bemüht, ihre Geheimnisse zu bewahren. Sie erweckt gerne den Eindruck, dass es ihr in jeder Hinsicht gut geht, dass sie alles im Griff hat. Uns so schämt sich vor ihrer ehemaligen Lehrerin Ms Powell, die sie zufällig im Supermarkt trifft, dafür, dass sie Streifenpolizistin geworden ist.

Früher war Kacey die fröhliche, schlagfertige kleine Schwester, immer auf Trab, mit überbordender Energie. Was ist geschehen, wie vollzog sich der Wandel, dass sie in eine Welt der Dämmerung abdriftete. In ihrer Jugend waren beide Verbündete. Später hat Mickey Kacey oft dem Tode nahe gesehen. Darunter leidet Mickey, es zerreißt sie innerlich. Erst nachdem der Kontakt zu Kacey abbrach, verbesserte sich Mickeys Leben schlagartig.

Trotzdem sorgt sich Mickey weiter um die kleine Schwester. Die Befürchtung, als die erste Tote in der Kensingthon Avenue gefunden wird, es könnte ihre Schwester sein, ist unvorstellbar hart.

Der Roman bewegt sich zwischen Hoffnung und Hoffnungslosigkeit. Das Milieu ist ungeschönt gezeichnet. Liz Moore malt schonungslos intensive Genrebilder von Drogensumpf und Kriminalität und legt damit den Finger in eine offene Wunde.

Fazit: Ein großartiger Roman, der den Leser nicht kalt lässt. Mich hat er zu tiefst berührt.

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Veröffentlicht am 02.02.2020

Schräg, skurril, einfach gut!

Frauen, die Bärbel heißen
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Krimi und Spaß? Geht das überhaupt zusammen? Oh ja, die Autorin Marie Reiners hat diese Quadratur des Kreises mühelos geschafft.

Ihre Hauptprotagonistin Bärbel Böttcher, 54 Jahre alt, alleinstehend, von ...

Krimi und Spaß? Geht das überhaupt zusammen? Oh ja, die Autorin Marie Reiners hat diese Quadratur des Kreises mühelos geschafft.

Ihre Hauptprotagonistin Bärbel Böttcher, 54 Jahre alt, alleinstehend, von Beruf Dermoplastikerin, ist schon eine Hausnummer. Sie spaziert mit ihrer Hündin Frieda durch den Wald und findet d a s perfekte Stöckchen, leider befindet sich dieses Stöckchen ärgerlicherweise im Auge eines toten MAMIL (Middle Aged Men in Lycra). Zu gerne würde sie es entfernen und es für Frieda werfen, aber dann entscheidet sie sich doch dafür, die Polizei einzuschalten. Und damit überschlagen sich für die eigenbrötlerische Bärbel die Ereignisse.

Bärbels Eigenheiten sind herrlich skurril. Ich habe selten bei einem Krimi so gelacht. Der Humor ist makaber und schräg. Ein bisschen erinnert mich dieser schwarze Humor an die Romane von Ingrid Noll „Der Hahn ist tot“ oder „Die Apothekerin“. Ich liebe diese Art von Humor und diese verschrobenen Hauptprotagonistinnen. Die Sprecherin Katja Riemann macht ihren Job wie immer großartig, ihr zu lauschen bereitet ein großes Vergnügen. Einfallsreich fand ich die Kosenamen, die Bärbel ihren Mitmenschen gab. „Bambi“ , „Overcamp“, „Liberty“ und natürlich „MAMIL „.

Den Namen Marie Reiners werde ich mir merken. Ich hoffe, noch viel von ihr zu hören bzw. zu lesen. „Frauen, die Bärbel heißen“, hat mich wunderbar unterhalten. Übrigens die Autorin hat auch die Drehbücher zu der Serie „Mord mit Aussicht“ geschrieben. Nicht ganz ernst zu nehmend, aber sehr witzig.

Veröffentlicht am 02.02.2020

Eine tragische Geschichte, gut umgesetzt.

Titanic – 24 Stunden bis zum Untergang
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Die letzten Stunden der Titanic werden hier vom 12jährigen Jimmy erzählt. Er ist als Passagier der 3. Klasse, zusammen mit seiner Mutter und seinem größeren Bruder Ralf, auf der Überfahrt nach New York, ...

Die letzten Stunden der Titanic werden hier vom 12jährigen Jimmy erzählt. Er ist als Passagier der 3. Klasse, zusammen mit seiner Mutter und seinem größeren Bruder Ralf, auf der Überfahrt nach New York, wo bereits der Vater auf sie wartet. Auf dem als unsinkbar geltenden Luxusschiff fühlt sich Jimmy selbst auf dem Unterdeck wie im Himmel. Es gibt viel zu entdecken und die Verköstigung ist bestens. Zudem lernt er den pfiffigen Jungen Omar kennen und beide verstehen sich auf Anhieb.

Die beiden stromern gemeinsam durchs Schiff. Durch sie wird uns ein Blick in das Innere der Titanic vergönnt. Wir sehen die Decks, Frachträume und die unvorstellbare Pracht der 1. Klasse. Durch das Mädchen Beryl, gelangen die beiden Jungen in den Gymnastikraum der 1. Klasse. Doch in der Nacht rammt das Schiff einen Eisberg.

Ein brillantes Hörbuch. Ich mag die Stimme von Rainer Strecker sehr. Er spielt mit seiner Stimme, dadurch erhält jede Figur ihren eigenen Charakter. Einfach unglaublich. Auch die Tontechniker habe vorzügliche Arbeit geleistet. Man ist mitten drin. Hört die Wellen, die Motoren, die Geräusche in den Heizungsrohren usw.

Ich wurde wirklich berührt, die Dramatik war fühlbar. Ich habe mit gezittert und gebangt. Eine tragische Geschichte, gut umgesetzt.

Veröffentlicht am 02.02.2020

Wo die Seele wohnt

Das geheime Leben der Seele
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Und die Seele gibt es doch! Wonach Siegmund Freud noch geforscht hat, kann jetzt durch modernste Technik sichtbar gemachen werden. In unserem Gehirn entstehen Gefühle, unsere Ziele, Wünsche und Hoffnungen, ...

Und die Seele gibt es doch! Wonach Siegmund Freud noch geforscht hat, kann jetzt durch modernste Technik sichtbar gemachen werden. In unserem Gehirn entstehen Gefühle, unsere Ziele, Wünsche und Hoffnungen, hier sitzen unsere Ängste vor Spinnen, oder wir ein Tierchen niedlich finden. Wir wissen, dass unsere Seele erkranken kann, durch Enttäuschungen, Versagen und Ablehnung. Trauer, Verzweiflung und Ärger können auf unser Herz einwirken und das Risiko auf ein Herzleiden erhöhen. Grübeln und negative Gedanken können zu Depressionen führen.

Ein für den Laien leicht verständliches Sachbuch, dass auch ohne medizinische Fachausdrücke auskommt, dass sich in fünf große Kapitel mit Unterkapiteln aufgliedert. Das erste Hauptkapitel beschäftigt sich mit dem limbischen System. Wo die Seele wohnt. Hier sitzt das Zentrum für Gefühle, Erinnerungen, Motivation und Aufmerksamkeit. Hier werden Botenstoffe ausgeschüttet, die uns Glücksgefühle vermitteln. Zum Beispiel verrät uns die Autorin, warum wir in Stresszeiten gerne Kuchen und Süßes in uns reinschaufeln. Unser Gehirn baut daraus Serotonin, den Gegenspieler von Stress.

Das zweite Kapitel erklärt das Konsistenzprinzip. Interessant war für mich das Unterkapitel Selbstwert, Fundament des Lebens. Hier beschreibt die Autorin, wie eminent wichtig ein gesunder Selbstwert für die Seele ist, eine Ich-schaff-das-schon Haltung. Und sie verrät uns einiges über Bewältigungsstrategien.

Im dritten Kapitel, wird der Krankheitsfall behandelt, der Leser erfährt Einsichten über Abwehrmechanismen, Angststörungen, Depressionen, Burn out und Suchtverhalten. Es tut gut mit anderen zusammen zu sein. Gemeinschaft ist für Menschen ist überlebenswichtig. Endorphine sorgen dafür, dass wir soziale Bindungen eingehen und erhalten. Ist dies aus irgendwelchen Gründen nicht möglich, ist es genau dieser Mechanismus, der einen Menschen süchtig nach Stoffen werden lässt, die ihm Bindung und Nähe vormachen.

Das vierte Kapitel ist der Psychosomatik gewidmet und das letzte Kapitel den verschiedenen Therapieformen.

Alles in allem, ein leicht zu lesendes Sachbuch über unser wichtiges Organ. Ich kann es als Einstieg in dieses Thema wärmstens empfehlen.