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Veröffentlicht am 02.02.2020

Knochenfund

Unbarmherzig (Ein Gina-Angelucci-Krimi 2)
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Inhalt:

Gina Angelucci, Spezialistin für Cold Cases bei der Münchner Kripo, ist aus der Elternzeit in den Dienst zurückgekehrt. Ihr Ehemann und Kollege Tino Dühnfort betreut die kleine Tochter. Als in ...

Inhalt:

Gina Angelucci, Spezialistin für Cold Cases bei der Münchner Kripo, ist aus der Elternzeit in den Dienst zurückgekehrt. Ihr Ehemann und Kollege Tino Dühnfort betreut die kleine Tochter. Als in dem idyllischen Dorf Altbruck zwei Leichen gefunden werden, die mehrere Jahrzehnte verscharrt gewesen waren, übernimmt Gina die Ermittlungen. Die Identität der Toten nach so langer Zeit zu klären, erscheint zunächst als unlösbare Aufgabe. Dann wird klar, dass das weibliche Opfer aus dem Baltikum stammt. War sie eine Zwangsarbeiterin? Während Gina einen Mörder sucht, der vielleicht selbst nicht mehr am Leben ist, bemerken sie und Tino nicht, dass ihnen jemand ihr privates Glück missgönnt und es zerstören will.



Meine Meinung:

Ein Knochenfund mischt den kleinen Ort Altbruck gehörig auf. Ella, die örtliche Steinmetzin, findet an einer Kiesablage einen menschlichen Schädel. Die Kripo greift diesen Fall aus der Vergangenheit auf und die Spurensuche beginnt. Was vielen in Altbruck gar nicht passt. Aber woher kommen plötzlich diese Knochen. Schnell wird eine Baustelle ausfindig gemacht. Im Krieg stand hier eine Munitionsfabrik. Derzeit wird dieses Gelände für den Bau einen großen Holzmarkts vorbereitet. Der Bauherr, Sepp Moser, ist außer sich, als die Baumaßnahmen gestoppt werden.

Der Schreibstil ist großartig. Da ist nichts gestelzt, einfach wohltuend natürlich, man hat das Gefühl, als würde man sich als Leser mitten im Geschehen befinden. Vermisst habe ich die Spannung. Mir plätscherte der Krimi zu gemütlich dahin. Aber das ist schon der einzige Negativpunkt.

Die junge Kommissarin Gina, die gerade aus der Elternzeit zurück ist, kommt total sympathisch rüber. Mit ihr möchte man befreundet sein. Ihren Kollege Holger kann ich mir bildhaft vorstellen, er entlockt mit seinem Fitnesswahn ein leises Schmunzeln. Und auch die Nebencharaktere und die Dorfbevölkerung ist überzeugend dargestellt.

Schnell wird klar, dass hier eine zutiefst zerstrittene Familie Dreh- und Angelpunkt in diesem alten Fall ist. Das Rätsel um die zwei Toten – Fritz und Kairi - reicht in die Zeit des zweiten Weltkriegs zurück. Wir erfahren vom Schicksal der Zwangsarbeiter, wie unbedachte Worte ein Unglück heraufbeschwören können, von bedrohlichen Lebenssituationen und einer dunklen Ära der Geschichte.

Fazit: Ein lesenswerter solider Krimi.

Veröffentlicht am 02.02.2020

Nervenkitzel pur

Nadelherz
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Inhalt:

Bei einer Wanderung verschwinden zwei junge Frauen spurlos. Erst ein Jahr später wird Tessa aus den Fängen ihres Entführers befreit, der bei der Rettungsaktion stirbt. Für die Freundin kommt jede ...

Inhalt:

Bei einer Wanderung verschwinden zwei junge Frauen spurlos. Erst ein Jahr später wird Tessa aus den Fängen ihres Entführers befreit, der bei der Rettungsaktion stirbt. Für die Freundin kommt jede Hilfe zu spät. Als Tessa ein mit Nadeln gespicktes menschliches Herz per Post erhält, ahnt sie, dass der Albtraum noch nicht vorbei ist. Hat ihr Peiniger einen Nachfolger bestimmt? Doch sie will kein Opfer mehr sein und bringt sich damit erneut in höchste Gefahr …

Meine Meinung:

Obwohl ich die beiden Vorgängerbände zu der Hall & Hellstern-Reihe nicht gelesen hatte, bin ich mühelos in den neuen Fall eingestiegen. Die Autorin Julia Corbin hat ein kompetentes Ermittlerduo mit den beiden Powerfrauen, der Kommissarin Alexis Hall und deren Freundin, der Kriminalbiologin Karen Hallstern, geschaffen. Beide bringen eine nicht unbedingt alltägliche Biographie mit ein. Alexis Hall trägt an der Last, dass ihre Eltern Serienmörder waren und Karen Hallstern hat ein zutiefst verstörtes Mädchen aus einem ihrer Fälle bei sich aufgenommen.

Tessa, die bereits so viel erlitten hat, gerät wieder in den Mittelpunkt eines Mordfalls. Sie erhält per Paketboten ein Päckchen mit grausigem Inhalt. Ein menschliches Herz mit Nadeln bespickt. Kurze Zeit später wird auch die Leiche der Frau gefunden. Auf Pfählen aufgespießt und in der Dunkelheit seltsam leuchtend.

Bald wird klar, dass Tessa was verschweigt. Was ist wirklich auf dem Hof auf der Schwäbischen Alb vorgefallen. Was hält sie zurück? In Rückblenden erfährt der Leser, was für unvorstellbaren Leiden Tessa und ihre Freundin Jasmin ausgesetzt waren. Wie Tiere wurden sie in Käfigen gehalten. Und der Täter ließ sich so einiges an Grausamkeit einfallen um seine Opfer zu demütigen und zu quälen.

Ich habe Tessa bewundert, wie sie es geschafft hat zu überleben, ihren Willen, dass alles durchzustehen. Mir ist manchmal schier der Atem weggeblieben.

Ein absolut spannender Thriller, dem ich mit Herzklopfen gelesen habe.

Veröffentlicht am 02.02.2020

Leben pur

Bergsommer
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Inhalt:
Katharina Afflerbach ist ausgebrannt. Sie möchte sich endlich einmal wieder lebendig fühlen. Entschlossen gibt sie Job und Wohnung in Köln auf, verfrachtet ihr Hab und Gut in ihr altes Kinderzimmer ...

Inhalt:
Katharina Afflerbach ist ausgebrannt. Sie möchte sich endlich einmal wieder lebendig fühlen. Entschlossen gibt sie Job und Wohnung in Köln auf, verfrachtet ihr Hab und Gut in ihr altes Kinderzimmer und zieht mit ihrem Wanderrucksack für vier Monate auf die Alp Salzmatt in der Schweiz.
In drei Bergsommern erfährt Katharina Afflerbach, was es heißt, ein Leben zu führen, das von Tieren, körperlicher Arbeit und von Wind und Wetter bestimmt wird: morgens um halb sechs Ziegen melken, Rinder auf die Weide treiben, Käse machen, Zäune reparieren, Heu mähen und Bäume fällen. Von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang gibt es zu tun, ständig geht es den Berg hinauf und hinab. Jeden Tag entdeckt Katharina neue Stärken und von Woche zu Woche wird ihr Körper kräftiger und ihr Kopf freier. Als kurz vor ihrem dritten Bergsommer ihr kleiner Bruder ums Leben kommt, sind es die Natur und die Tiere, die Katharina durch ihre Trauer helfen: Die Bewegung in den Bergen trägt sie jeden Tag ein Stückchen weiter und die enge Alpgemeinschaft erweist sich mit ihrer Herzlichkeit als große Stütze.
In »Bergsommer« erzählt Katharina Afflerbach von der Kostbarkeit des einfachen Lebens und dem besonderen Zauber der Berge. Ein Buch, das Mut macht, neue Wege zu gehen und dabei besondere, aufregende Seiten an sich zu entdecken.

Meine Meinung:

Es hat tatsächlich Spaß gemacht die Autorin Katharina Afflerbach bei ihren drei Alpsommern zu begleiten. Super, dass es jemand es schafft, einfach aus dem grauen Büroalltag auszubrechen und auf Smartphone und das ganze Schickimicki zu verzichten. Die Alp ist eine ganz andere Welt. Hier wird erledigt was ansteht, getan was getan werden muss. Da gibt es kein ausweichen, kein verschieben auf später, die Tiere wollen und müssen versorgt werden. Es gibt viel Arbeit aber auch viele schöne Momente, wie das gemeinsame Alphornblasen. Darum habe ich die Autorin fast beneidet. Nicht um das schwere Misten, wenn einem der Rücken und der ganze Körper schmerzen, und auch nicht um die vielen Bremsen im Stall, die um die Kühe herumschwirren. Es ist ein Leben pur. Die Autorin spürt nach einem harten Arbeitstag die Mattigkeit in den Gliedern. Sie genießt den Anblick der Natur. Sie erlebt auf der Alp Harmonie und ein Gefühl von innerer Zufriedenheit und Ausgeglichenheit, um die sie manchmal beneidete.

Nein, romantisch verklärt schreibt die Autorin nicht, aber manchmal poetisch schön.

Veröffentlicht am 02.02.2020

Mysteriöse Vorgänge in der Suchtklinik

Jenseits von schwarz
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Inhalt:

Der zweite Teil der Eddie-Beelitz-Trilogie.

Joseph Rheinhart alias ›Zombie‹ hat der Tod seiner Schwester aus der Bahn geworfen. Als er doch mal wieder eine Schicht als Securitymann vor einer ...

Inhalt:

Der zweite Teil der Eddie-Beelitz-Trilogie.

Joseph Rheinhart alias ›Zombie‹ hat der Tod seiner Schwester aus der Bahn geworfen. Als er doch mal wieder eine Schicht als Securitymann vor einer Suchtklinik schiebt, wird er überfallen und niedergeschlagen. Allerdings fragt sich: Warum? Nichts wird gestohlen, niemand sonst kommt zu Schaden.
Am nächsten Abend wird Zombie an selber Stelle von zwei bewaffneten Männern angegriffen und tötet sie in Notwehr – behauptet er jedenfalls.
Teilzeitpolizistin Edith ›Eddie‹ Beelitz glaubt dem Vater der besten Freundin ihrer kleinen Tochter Lotti, dass er keine Wahl hatte, und hilft ihm unterzutauchen. Zombie versteckt sich ausgerechnet in der Suchtklinik – und Eddie riskiert nicht nur ihren Job …



Meine Meinung:

Wer bereits den 2. Band „Jenseits von Wut“ gelesen hat, trifft in diesem Band auf einen alten Bekannten den Securitymann Jo Rheinhart, genannt "Zombie". Er hat den Tod seiner kleinen Schwester noch nicht verarbeitet und steckt in einer dunklen Phase seines Lebens, er spielt sogar mit dem Gedanken an Selbstmord, wären da nicht seine beiden Mädels, die ihn brauchen. Zudem steckt er schon wieder in Schwierigkeiten und niemand wird ihm glauben.

Eddie mit ihrem „Helfersyndrom“ setzt sich vehement für ihn ein, was ihr den Job kosten könnte, wenn es aufliegt. Die Vorgänge in und um der Suchklinik sind schon sehr mysteriös. Die Autorin versteht es brillant den Leser zu fesseln, mit einer packenden Story und perfekt entwickelten Charakteren aus Fleisch und Blut. Ich konnte mir die Protagonisten bildlich vorstellen. Ihr Schreibstil gefällt mir. Sie schreibt schnörkellos und lebensecht. Und ich fand auch Sätze, die mich zum Nachdenken brachten.

Daumen hoch. Von mir absolute Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 02.02.2020

Liebe wird sein, sagt der Himmel

Alles, was passiert ist
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Inhalt:

Dies ist die Geschichte von Yrsa Daley-Ward. Sie erzählt uns alles, was passiert ist. Auch die schrecklichen Dinge. Und die gab es weiß Gott. Sie erzählt uns von ihrer Kindheit im Nordwesten Englands, ...

Inhalt:

Dies ist die Geschichte von Yrsa Daley-Ward. Sie erzählt uns alles, was passiert ist. Auch die schrecklichen Dinge. Und die gab es weiß Gott. Sie erzählt uns von ihrer Kindheit im Nordwesten Englands, von ihrer wunderschönen, aber mit dem Leben hadernden Mutter Marcia, von deren Freund Linford, mit dem man mal Spaß, aber noch öfter Ärger hat, und von ihrem kleinen Bruder Roo, der sich in den Sternen am Himmel die ganze Welt ausmalt.

Sie erzählt vom Aufwachsen und davon, wie es ist, die Macht und Unheimlichkeit der eigenen Sexualität zu entdecken, von dunklen Stunden voller bunter Pillen und Pülverchen und von Begegnungen mit den falschen Leuten.

Ja, sie erzählt vom Schmerz. Aber auch vom Glück.



»Wenn man Yrsa Daley-Ward liest, hält man die reine Wahrheit in Händen. Ihr Buch schwitzt und atmet vor unseren Augen, es ist ein herrliches lebendiges Wesen.« Florence Welch, Florence and the Machine



»Ein umwerfendes Buch voller lyrischer Kraft.« New York Times

Meine Meinung:

Yrsa erzählt nüchtern und doch poetisch, oft angeordnet wie ein Gedicht, von ihrer Kindheit in Mordwesten von England. Sie hat jamaikanische Wurzeln. Ihr Vater ist Afrikaner. Sie und ihr Bruder Roo wachsen bei ihren streng adventistischen Großeltern auf. Gott sitzt bei ihnen mit am Tisch und ist praktisch überall.

Später holt ihre Mutter die beiden wieder zu sich. Die bildhübsche Marcia hat wechselnde Kerle, aber einen festen Job als Krankenschwester und muss oft Nachtschichten arbeiten. Die frühreife Yrsa begreift bald, dass sie mit ihrer Ausstrahlung Macht über Männer erzielen kann. Sie benutzt sie als Sprungbrett. Sie beginnt zu modeln und zu singen. Partys, Alkohol und Drogen bestimmen ihren Alltag. Yrsa steht gerne im Mittelpunkt. Da es mit der erträumten Karriere nicht so läuft, arbeitet sie kurzzeitig auch als Partygirl bei einer Escort-Agentur.

Ein Zitat aus dem Buch: „Familie kann ich nicht, ich muss frei sein, nur noch frei. Ich muss frei sein, damit ich mich wieder fassen kann.“ Und ein weiteres: „Liebe wird sein“, sagt der Himmel.

Fazit: Keine leichte Lektüre, dennoch leicht zu lesen. Yrsa lässt mich nachdenklich zurück. Da steckt viel Leid zwischen den Zeilen, aber auch viel Überlebenswillen und Mut. Mich hat Yrsa Daley-Ward mit „Alles, was passiert ist“ für sich gewonnen.