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Veröffentlicht am 04.12.2023

Die Schatten der Vergangenheit - Düster, unheimlich und fesselnd

Lost & Dark Places Eifel
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Der Bruckmann-Verlag steht für: Aktiv die Welt entdecken! Der Verlag publiziert Reiseführer für Städtetrips, Fahrrad- und Wandertouren zu den Highlight Deutschland, Europas und der Welt. Die Reihe der ...



Der Bruckmann-Verlag steht für: Aktiv die Welt entdecken! Der Verlag publiziert Reiseführer für Städtetrips, Fahrrad- und Wandertouren zu den Highlight Deutschland, Europas und der Welt. Die Reihe der Lost & Dark Places führt uns zu den vergessenen und verlassenen Orten.

Ich liebe diese Orte. Lost Places üben nicht nur auf mich eine seltsame Faszination aus. Damit stehe ich nicht allein, viele Menschen werden von diesen Orten in ihren Bann gezogen.

Heike Pander zeigt uns die dunkle Seite der Eifel, eine Landschaft, die vom Vulkanismus geschaffen wurde. Die Orte und Gebäude zu denen uns die Autorin führt erzählen alle eine Geschichte.

Die Autorin appelliert an die Besucher, diese Orte mit Respekt zu betreten und auch wieder zu verlassen, was heißt, man sollte den Ort so verlassen, wie man ihn vorgefunden hat. "Nimm nichts mit - außer Deinen Bildern. Lass nichts da - außer Deinen Fußspuren!" Eigentlich sollte das selbstverständlich sein. Leider erlebe ich es immer wieder auf meinen Wanderungen, dass Menschen überall ihren Müll hinterlassen. Die Autorin gibt außerdem den Tipp manche Orte nicht alleine aufzusuchen und da auch vor allem an die richtige Ausrüstung zu denken.

Spannend fand ich gleich auf den ersten Seiten des Buches die sogenannte Adenauervilla im Kammerwald bei Duppach, deren Bau wegen eines heraufziehenden Korruptionsskandals nie vollendet wurde und die somit dem Verfall preisgegeben wurde. Ebenfalls einen Zauber üben die Trasshöhlen von Bad Tönisstein und die Mauerfragmente des Klosters Tönisstein auf mich aus. Die Geschichte der Jesuiten Villa am Ostufer des Laacher Sees hat was von einem Krimi. Leider sind von dem stattlichen Bau nur noch Mauerreste auszumachen. Auch die Zeit des Nationalsozialismus hat einige düstere Orte geschaffen. Panzersperren auf einer Viehweide bei Lammersdorf, Sprengbunker am Wanderweg im Fuhrtbachtal, der gut getarnte Bunker im Buhlert, den Wurzeln und Nadelhölzer verbergen. Und schon die Römerzeit hat Spuren hinterlassen.

Ein super spannendes Buch mit vielen schönen Fotos bebildert. Interessant sind vor allem auch die Fotos aus der Vergangenheit, die zeigen, wie diese Orte in ihrer Blütezeit aussahen.


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Veröffentlicht am 30.11.2023

102 Jahre und in Topform

Was ein gutes Leben ausmacht
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Dr. Gladys McGarey, eine 102-Jährige, teilt mit ‚Was ein Leben ausmacht‘ ihre Geheimnisse für ein langes Leben. Ich lese gerne von Menschen, die mir im Alter voraus sind, über ihre Erfahrungen und ihre ...

Dr. Gladys McGarey, eine 102-Jährige, teilt mit ‚Was ein Leben ausmacht‘ ihre Geheimnisse für ein langes Leben. Ich lese gerne von Menschen, die mir im Alter voraus sind, über ihre Erfahrungen und ihre Sicht auf das Leben. Dr. Gladys McGarey ist praktizierende Ärztin aus Leidenschaft und gilt weltweit als Pionierin der ganzheitlichen Medizin.

Sie muss es wissen, denn die 102-Jährige ist noch immer topfit und steht mitten im Leben. Sie fährt Fahrrad und macht täglich ihre Spaziergänge. Auch hat sie ihre Neugier und ihren Wissensdurst nicht verloren, sie bildet sich immer noch weiter.

Sie rät uns, die Freude und das Interesse an Aktivitäten nicht zu verlieren, sei es werkeln im Garten, Handarbeiten, Geschichten schreiben, kochen, singen und spielen. Kreative Aktivitäten verbinden uns mit unserer Lebenskraft und stabilisieren die Psyche.
Evtl. auch neue Aktivitäten anfangen, die gut für uns sind, egal was, wir müssen auch gar nicht perfekt darin sein, was mit den Händen gestalten, eine Pflanze umtopfen oder einfach mal hinter dem Sofa aufräumen, aber unbedingt aktiv bleiben. Mit anderen Worten: Dem Leben einen Sinn geben.

Die modernen Unterhaltungsmedien hingegen verleiten uns dazu, Dinge die uns fordern, zu vernachlässigen. In unserer heutigen Leistungsgesellschaft sind Aktivitäten, die kein Geld einbringen nicht sonderlich gefragt. Viele haben keine Lust darauf, etwas zu tun, wenn sie keinen Vorteil davon haben. Man vergisst, dass gerade diese Tätigkeiten Stress und Druck abbauen und Freude in unser Leben bringen.

Interessant fand ich die Übung auf Seite 56. Dr. McGarey bittet uns, sich eine Minute Zeit zu nehmen und die Augen zu schließen und sich einen Wunsch zu erlauben, etwas wonach man sich sehnt, vielleicht auch nur eine Kleinigkeit. Sie schreibt dazu, wenn wir sonst nichts haben, kann uns unsere Sehnsucht retten.

Der Schlüssel zur Langlebigkeit liegt laut Dr. McGarey in starken sozialen Bindungen. Einsamkeit hingegen wirkt sich auf die Lebenserwartung negativ aus. Enge Familienbande und ein guter Freundeskreis sind also lebenswichtig.

Doch nun zu meiner Meinung: Das Buch ist verständlich abgefasst und lässt sich leicht lesen. Die Autorin bringt viele Beispiele aus ihrer beruflichen Praxis. Man glaubt ihr, denn sie kommt sehr sympathisch und authentisch rüber. Ihre Lebenseinstellung ist beachtenswert. Vor allem vor ihrem Zehnjahresplan ziehe ich den Hut. Einziger Kritikpunkt: Stellenweise glitt das Buch zu stark ins Esoterische ab, und damit kann ich so gar nichts anfangen.

Dennoch, Respekt vor dieser Frau. Trotz ihres fortgeschrittenen Alters macht sich Frau Dr. McGarey um den Tod keine Sorgen. Sie bleibt optimistisch und richtet ihren Blick auf die Zukunft.

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Veröffentlicht am 25.11.2023

Adel verpflichtet

Gut Friesenhain - Zwischen Traum und Freiheit
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Mit ‚Zwischen Traum und Freiheit‘ dem 1. Band zur 3-teiligen Münsterland-Saga, ist der Autorin Lotte Grünwald ein brillanter Auftakt gelungen.

Münsterland, 1895: Wir befinden uns auf Gestüt Friesenhain, ...



Mit ‚Zwischen Traum und Freiheit‘ dem 1. Band zur 3-teiligen Münsterland-Saga, ist der Autorin Lotte Grünwald ein brillanter Auftakt gelungen.

Münsterland, 1895: Wir befinden uns auf Gestüt Friesenhain, dem Gut der Grafenfamilie von Scheweney. Luise, die älteste Tochter und Wildfang der Familie soll ihren Cousin, dem Adligen Johan van Leeuwen heiraten. Doch Luise hat andere Pläne. In ihr reift die Idee, Tierärztin zu werden. Doch noch ist Frauen ein Studium verwehrt.
Und auch für ihren Bruder Wilhelm, dem zukünftigen Erben des Gutes, wird es langsam Zeit sich nach einer passenden Frau an seiner Seite umzusehen.
Clara, die jüngste Tochter der Scheweneys, immer wohlerzogen und vernünftig, wäre eigentlich die geeignetere Erbin für Gut Friesenhain. Der Meinung ist zumindest Luise. Ihre Schwester hat sich seit ihrer Kindheit für alle Belange des Gestüts interessiert und kennt sich aus, wie keine andere.
Marie, die Tochter es Stallmeisters ist mit den Töchtern des Grafen aufgewachsen und befreundet. Sie wird sogar mit ihnen gemeinsam in Sprachen unterrichtet. Marie hegt einen verwegenen Wunsch: sie möchte später gerne die Arbeit ihres Vaters übernehmen und Stallmeisterin sein. Sie ist in die Arbeit hineingewachsen und hat ein Händchen für die Pferde.

Und kann es sein, dass es zwischen Marie und Wilhelm knistert?
In der Vergangenheit hat ein Jagdunfall zu einer Feindschaft zum Nachbargestüt geführt. Zwischen den ehemals befreundeten Familien ist der Kontakt abgebrochen. Liegt hier ein Geheimnis?

Die Geschichte bietet sehr viel Zündstoff. Die Protagonisten sind authentisch gezeichnet und jeder von ihnen sprüht voller Leben. Ich mag die drei Mädels, ebenso wie Wilhelm. Auch die Nebenfiguren hat Lotte Grünewald glaubwürdig und facettenreich charakterisiert. Der Schreibstil der Autorin ist fesselnd. Sie versteht es Spannung aufzubauen und die Neugier am Köcheln zu halten. Lotte Grünewald ist übrigens ein Pseudonym von Mirjam Müntefering

Im ersten Band geht es vor allem um Luise und ihrem Drang nach Freiheit. Doch auch die anderen Frauen kommen zu Wort. Die Themen Gleichberechtigung und Frauenbewegung werden in dem Band spannend dargestellt, ebenso wie die Konventionen dieser Zeit in adeligen Kreisen, Verhaltensregeln, Etikette, Kleiderordnung, das Leben mit Dienstboten.
Pferdemädchen werden begeistert sein, Die Autorin hat sehr einfühlsam über diese wunderbaren Tiere geschrieben und Marie zu einer Pferdeflüsterin gemacht.

Der Roman hat mich von der ersten Zeile an gepackt und bis zum Schluss nicht mehr losgelassen.

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Veröffentlicht am 20.11.2023

Ein Dorf steht unter Verdacht

Der sonderbare Fall der Rosi Brucker
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‚Der sonderbare Fall der Rosi Brucker‘ spielt im Jahre 1975 in einem südpfälzischen Dorf. Es ist die Geschichte eines Außenseiters, des Bäckerlehrlings Harald Hasenbach. Wegen seiner Hasenscharte wird ...


‚Der sonderbare Fall der Rosi Brucker‘ spielt im Jahre 1975 in einem südpfälzischen Dorf. Es ist die Geschichte eines Außenseiters, des Bäckerlehrlings Harald Hasenbach. Wegen seiner Hasenscharte wird er seit seiner Schulzeit von allen Haseln genannt. Aber es geht natürlich auch um Rosi, der Winzertochter, die zunächst vermisst und später tot aufgefunden wird. Und es gibt eine Lösegeldforderung. Ein ganzes Dorf steht unter Verdacht.

Tina Seel, hat den richtigen Ton getroffen, mitunter etwas derb, aber für diese Zeit und die ländliche Pfälzer Gegend absolut stimmig. Die Personen sind alle ein bisschen speziell, allerdings glaubhaft beschrieben. Der dörfliche Alltag in den 70igern wird gut vermittelt. Man fühlt sich in eine andere Zeit versetzt.

Die Protagonisten sind gut gezeichnet. Man entwickelt sofort Sympathien oder Antipathien für die Charaktere. Man versucht sich unwillkürlich in die einzelnen Personen zu versetzen. Fragt sich, was sind ihre Hintergründe, warum verhalten sie sich so und nicht anders. Stellenweise musste ich auch schmunzeln. Die Entwicklung des Hauptprotagonisten hat mir gut gefallen. Er gewinnt im Laufe der Geschichte sehr an Selbstbewusstsein. Die Geschichte ist gut erzählt, bietet einige überraschende Wendungen und ist nie langweilig.

Fazit: Ein unterhaltsamer Dorfkrimi, den ich gerne weiterempfehle.

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Veröffentlicht am 17.11.2023

Ein Haus voller Geschichten

Lieder aller Lebenslagen
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Stine ist eine dänische Schriftstellerin, deren Namen man sich merken sollte. Bereits ihr letzter Roman >Meine Mutter sagt< hat mich begeistert.

In >Lieder aller Lebenslagen< wohnen vier Generationen ...



Stine ist eine dänische Schriftstellerin, deren Namen man sich merken sollte. Bereits ihr letzter Roman >Meine Mutter sagt< hat mich begeistert.

In >Lieder aller Lebenslagen< wohnen vier Generationen in einem Gemeinschaftshaus unter einem Dach. Die Ich-Erzählerin schreibt Horospkope. Der Onkel sagt: Fünf Jahre studiert, und jetzt schreibst du Horoskope… Die Mitbewohner erzählen ihr gerne ihre Geschichten und die Protagonistin macht daraus Lieder.

Ich mag die Macken der einzelnen Bewohner. Gudrun, die auf einen Plattenvertrag hofft. Mie, die sich um alles kümmert, und den anderen damit oft auf die Nerven fällt.
Lasse und Louise, das Liebespaar. Hamid, der Koch. Elisabeth, die Ärztin. Sie vermisst Farsen, der seit drei Jahren in Koma liegt. Lisa, die sich mit alten Mythen befasst. Oma und Ruth, das Liebespaar des Jahrhunderts, verbindet eine berührende Geschichte. Die Hundertjährige Mutter von Oma brachte mich zum Schmunzeln. Und die Erzählerin selber, sie schreibt ein Hochzeitslied für ihre Schwester. Und alle treffen sich in der Dachkammer zum Arbeiten.

Interessant auch das Verhältnis zu ihrer Schwester. Die Machtpositionen, die sich seit der Kindheit zwischen den Schwestern verschoben haben. Oder die Mutter, die die Schwestern in ihrer Kindheit aufforderte, kommt, wir spielen, dass ich Geburtstag habe, wenn ihr aufsteht.

Die Autorin schreibt in einer herrlich poetischen Sprache, die mich begeistert. Und dann diese Sätze:
Ein Leben ohne Feste ist wie ein langer Weg ohne Wirtshaus.
Dein Schweigen entblößt all unser Worte.
Seine Worte fassen sich an der Hand und bilden schöne Traumlandschaften.
Der einzige Service, den du bietest, ist deine Aufrichtigkeit.
‚Die Empörung ist ein Cape, das sie trägt, wenn sie durch die Welt radelt‘. Es passt zu Lotte, die die Welt verbessern möchte.

Natürlich liest sich das alles nicht so runter. Man muss langsam lesen, um die Worte auf sich wirken zu lassen. So sehr ich den Stil und die poetische Schreibweise der Autorin liebe, doch so ganz bin ich bei den Liedern nicht durchgestiegen. Da bleibt mir einiges verschlossen. Aber das ist in Ordnung. Ich finde Gemälde auch schön, die ich nicht zu 100 % verstehe.



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