Es handelt sich bei diesem Buch um einen Sci-Fi-Roman- ein Genre, das ich nicht sehr häufig lese- was sich nach dem Genuß von "Black Ice l" jedoch ändern wird.
Der Autor Werner Karl beginnt seinen Roman etwas ungewöhnlich mit einem Epilog- eine gute Vorbereitung auf die folgenden Ereignisse der Geschichte, denn ungewöhnlich ist ein Attribut, das ich hierbei häufiger verwenden würde.
Seit vielen Jahren herrscht Krieg zwischen den Menschen, die nun auch im All "zuhause" sind und einigen weiteren Völkern im gesamten Weltraum. Sie liefern sich Schlachten, die zahlreiche Verluste auf beiden Seiten zur Folge haben. Dies´soll nun ein Ende haben.
Hauptprotagonistin ist Spacetrooperin Bérénice Savoy.
Sie wird als Amazone, toughe Kämpferin und intelligente Schönheit beschrieben.
Wir werden Zeuge ihrer Flucht aus einem Kriegsgefängnis. Nun muß sie sich in der menschenfeindlichen Umgebung eines fremden Planeten zurechtfinden, zugleich ist sich sich der Gefahr bewußt, daß ihre Verfolger ihr dicht auf den Fersen sind. Ihr Ziel: ihr Überleben.
Dennoch gelingt ihr die Flucht vom Planeten Samboll und in den weiteren Kapiteln begleiten wir sie dabei, wie sie mit den Unwegbarkeiten des Alls, fremden Planeten und unbekannten Lebewesen zurechtkommt.
Sie erfährt jedoch auch Unterstützung von ungeahnter Seite, entlarvt Verräter und entledigt sich Gegner, die ihren Tod wollen.
Raffiniert schafft Werner Karl es, klare Vorstellungen von Freund und Feind zu sprengen.
Obgleich man sich zu Beginn natürlich seiner eigenen Rasse, den Menschen, zugehörig fühlt, werden die außerirdischen, nichtmenschlichen Figuren (Mazzar, Rigelianer und Givvianer) so einfühlsam charmant dargestellt, daß ich auch einige von ihnen in mein Herz schloß.
Die Charaktere werden detailliert gezeichnet und vor allem Bérénice wandelt sich von einer zum Teil irritierten, verletzten und auch einfühlsamen Person zu einer eiskalten, berechnenden Kämpferin, die logische Taktik mit Kalkül anwendet.
"Odyssee- Black Ice l" ist auf jeden Fall ein Buch, bei dem es mir sehr schwer fiel, es in Abschnitten zu lesen, da die Spannung so hoch ist, daß man es kaum zur Seite legen konnte.
Trotz einiger Fragen beim Lesen, die die Spannung aufrechterhalten und weiter steigern konnten, sind die Beschreibungen eindeutig und datailliert- so hat man von den Figuren recht schnell ein Bild vor Augen. Ebenso wie von der Umgebung- der Dschungel von Samboll, die vulkanische Kraterlandschaft von Violetta III- das erleichterte es sehr, der Handlung folgen zu können. Häufig hatte ich das Gefühl in der Handlung verwoben zu sein!
Mir (als Frau) gefiel auch, daß das Thema futurische Technik zwar angerissen wird, jedoch nicht zu sehr ausgeschmückt. Der Autor legt seinen Fokus eindeutig auf die Handlung und die Beziehungen zwischen den Protagonisten.
Auch die Namensgebung war excellent- so fiel es nicht schwer, z.B. terranische Schiffe als menschlich zu identifizieren. Niedlich, daß der Kampfroboter den Namen Freitag erhielt, allerdings durch Bérénice- da hat sich jemand wohl etwas zurückgenommen ;)
Die Spannung, die häufig von Gewaltszenen (Krieg!) oder verzweifelten Gedanken Bérénice´s durchbrochen wird, wird immer wieder auch mit ausgesuchten humorvollen Äußerungen gespickt.
Zugleich gibt es aber auch fast poetisch anmutende Absätze, die zum Träumen einladen.
Eine bildgewaltige Wortwahl, die mich zum Erstaunen brachte: " bevor dessen Blut einen See aus Schokolade bilden konnte"- auf die Idee zu kommen, daß die Sambolli 3 Herzen und nougatbraunes Blut besitzen!! Famos!
Zu guter Letzt sei noch erwähnt, wie gelungen es ist, daß man als Leser eigene Schlüsse ziehen kann, da häufig nur wenig erklärt oder vorgegeben ist und es dadurch auch Überraschungen gibt, die die Spannung auf einem sehr hohen Niveau halten können.
So bleibt dieses tolle Buch lange geheimnisvoll.
Fazit: Ein wunderbares Lesevergnügen, das nur davon getrübt wird, daß man auf die Folgebände warten muß.
(Bis dahin werde ich mir wohl die bereits erschienenen Werke des Autors zur Gemüte führen ^^ )
Es ist nicht nur ein Sci-Fi-Roman, in dem es um weitere Eroberungen im All oder die Entwicklung neuer Technik geht- wichtiger scheinen hier Themen wie Vertrauen, Akzeptanz und Freundschaft. Also nicht nur für Fans des Sci-Fi-Genres, sondern auch für alle anderen.
Absolut empfehlenswert, da Spannung auf höchstem Niveau