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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.12.2020

Guter Krimi mit Potential

Der Fledermausmann
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Als eine norwegische Schauspielerin in Australien ermordet wird, beordert man Harry Hole von der Osloer Polizei nach Sydney, um bei der Aufklärung mit zu wirken. Allerdings sehen das die Beamten vor Ort ...

Als eine norwegische Schauspielerin in Australien ermordet wird, beordert man Harry Hole von der Osloer Polizei nach Sydney, um bei der Aufklärung mit zu wirken. Allerdings sehen das die Beamten vor Ort gar nicht gern und versuchen Harry außen vor zu halten. Doch so einfach lässt dieser sich aber nicht aufs Abstellgleis schieben und beginnt auf seine Art Informationen zusammenzutragen. Als bald muss Harry feststellen, dass es eine Reihe auf ähnliche Art ermordete blonde Frauen gibt. Doch nach einer Festnahme geht das Morden plötzlich weiter...
Der Krimi kommt mit wenig Action aus, kann aber mit einer gut durchdachten Handlung, toll charakterisierten Figuren und einer durchgängigen Spannung, die durch verschiedene Winkelzüge immer wieder angehoben wird, punkten. Die Hauptfigur Harry Hole ist kein einfacher Charakter, einer der lieber allein agiert aber auch gern mal zu schnell und zu viel dem Alkohol zuspricht. Aber seine Ermittlungen verfolgt er beharrlich und konsequent. Diese Figur hat auf alle Fälle noch viel Potential für folgende Teile. Mich würde ein Nachfolgeband jedenfalls freuen, denn dieser Band hat mir gut gefallen, auch wenn er für mich ein paar Längen hatte. Ich vergebe 3,5 von 5 Sterne.

Veröffentlicht am 20.12.2020

Ein Stück Zeitgeschichte

Die Schule am Meer
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Dieser Roman ist ein interessantes Stück Zeitgeschichte, denn „Die Schule am Meer“ gab es wirklich einmal. Sie wurde von Anni und Paul Reiner gegründet und legte neben den eigentliche Schulfächern viel ...

Dieser Roman ist ein interessantes Stück Zeitgeschichte, denn „Die Schule am Meer“ gab es wirklich einmal. Sie wurde von Anni und Paul Reiner gegründet und legte neben den eigentliche Schulfächern viel Wert auf ein eigenständiges Handeln und gleichrangiges Miteinander von Lehrern und Schülern. Die Autorin verknüpft in diesem Roman Historisches mit Fiktivem, was ihr wunderbar gelingt. Anfänglich war es nicht einfach die vielen Personen auseinander zu halten, man sollte also am Ball/Buch bleiben, damit man die Beziehungen richtig einordnen kann. Es wird erzählt, wie die Schüler und Lehrer in ihrer kleinen Welt auf der Insel Juist mit ihren alltäglichen Problemen, Sorgen aber auch Freuden zurecht zu kommen lernen. Der Schreibstil ist eingängig und flüssig zu lesen. Die Beschreibungen rund um die Schule schildert die Autorin überzeugend und detailreich. Die einzelnen Charaktere waren gut ausgearbeitet. Allerdings hätte man nach meinem Geschmack einige Passagen etwas kompakter erzählen können. Dadurch fehlte es ab und an am Erzähltempo. Ich kann ihn durchaus weiterempfehlen und vergebe 4 von 5 Sterne.

Veröffentlicht am 20.12.2020

Gefühlvoll und wunderschön

Dankbarkeiten
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„Dankbarkeiten“ handelt von einer betagten Madame, genannt Michka, die allmählich ihr Sprachvermögen verliert, Marie, die sich um Michka schon länger kümmerte und Jerome ein Logopäde, der Michka regelmäßig ...

„Dankbarkeiten“ handelt von einer betagten Madame, genannt Michka, die allmählich ihr Sprachvermögen verliert, Marie, die sich um Michka schon länger kümmerte und Jerome ein Logopäde, der Michka regelmäßig behandelte. Diese drei doch so unterschiedliche Menschen verbindet jedoch mehr als man denken mag. Haben doch alle drei keine richtigen familiären Bindungen. Als Marie von Michkas Traum erfährt nochmal den Menschen Dank zu sagen, die sie in schweren Zeiten liebevoll aufgenommen hatten, helfen die anderen Beiden bei der Suche. Delphine de Vigan hat einen sehr eindringlichen Schreibstil. Schnell hatte mich ihre Geschichte gefangen genommen. Sie versteht es meisterlich über nicht bewältigte, längste vergangene Geschehnisse, verpasste Chancen und nicht zuletzt das Vergessen selbst zu schreiben und dem Leser durchaus die eine oder andere Träne zu entlocken. Aber ich hatte beim Lesen immer das Gefühl, dass trotz Betroffenheit - gegenüber Michka - und deren verzweifelten Suche nach Worten, am Ende alles doch noch gut werden kann/wird. Gefühlvoll, wunderschön und lebensnah wird diese Geschichte erzählt. Mir hat sie sehr gut gefallen und ich kann sie nur wärmstens weiterempfehlen. Ich vergebe 5 von 5 Sterne.

Veröffentlicht am 20.12.2020

Frauen in Not

Das Haus der Frauen
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In dem Roman geht es wie der Titel ja schon sagt um einen Frauenhaus. Dabei springt die Handlung immer wieder zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her. Wird in der Vergangenheit von Blanche Peyron ...

In dem Roman geht es wie der Titel ja schon sagt um einen Frauenhaus. Dabei springt die Handlung immer wieder zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her. Wird in der Vergangenheit von Blanche Peyron erzählt, die 1926 in Paris eine Haus für bedürftige Frauen gründete, beschreibt der Jetzt-Strang von der Anwältin Solène, die nach einem Burnout dorthin findet und den Frauen hier mit Rat und Tat zur Seite steht. Angesprochen werden dabei verschiedene Themen wie häusliche Gewalt, Drogenmissbrauch, Flucht und Armut, die aber nicht tiefgründig erzählt werden. Sie sind faktisch nur die „Stichwort-Geber“ für Solenes Agieren. Der Roman liest sich flüssig, doch blieben für mich trotz der durchaus emotionalen und berührenden Geschichte die Charaktere zu blass. Der Grundtenor des Romans ist klar ersichtlich, der Kampf für die Rechte und Freiheit von Frauen ist noch lange nicht zu Ende. Allerdings hätte die Autorin den einzelnen Schicksalen mehr Platz einräumen sollen, das hätte mehr direkten Bezug sowohl zum Haus der Frauen als auch zu den Charakteren geboten. Den Roman kann ich weiterempfehlen aber vergebe nur 3 von 5 Sterne.

Veröffentlicht am 20.12.2020

Die Muse Brechts

Die Königin von Berlin
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In „Die Königin von Berlin“ hat die Autorin Charlotte Roth wiedereinmal ihr feines Gespür für Historisches unter Beweis gestellt. Erzählt sie doch in ihrem neuen Werk die Lebensgeschichte der Carola Neher ...

In „Die Königin von Berlin“ hat die Autorin Charlotte Roth wiedereinmal ihr feines Gespür für Historisches unter Beweis gestellt. Erzählt sie doch in ihrem neuen Werk die Lebensgeschichte der Carola Neher – die nicht nur mit einem unglaublichen Talent für Theater und Schauspiel gesegnet sondern auch die Muse Bertolt Brechts war. Leider ist sie aber auch ein Opfer der politischen Umstände ihrer Zeit. Denn es ist die Epoche der Weimarer Republik und die Menschen haben anderes zu tun als ins Theater zu gehen, müssen sie doch täglich ihren eigenen Kampf ums Überleben ausfechten. Der entscheidende Durchbruch und damit einhergehende große Bekanntheitsgrad bis in unsere Tage, ist ihr leider verwert geblieben. Um so schöner, dass sich die Autorin dieser Persönlichkeit angenommen hat. Durch den ausgezeichneten Erzählstil nimmt die Geschichte immer mehr an Tempo zu. Man möchte wissen wie es mit der Beziehung zu Brecht weitergeht oder was Klabund vor hat. Und was ist mit dem Barbaralied? Viele Fragen, die man beantwortet bekommen will. Und deshalb bleibt man dran und in Null Komma nichts ist der Roman auch schon wieder zu Ende – leider. Ich wurde toll unterhalten und kann diesen Roman nur empfehlen. Ich vergebe 5 von 5 Sterne.