Klar und Schockierend!
Die Farbe von MilchMein erstes Buch der #22for2022 und ich bin fasziniert. Kein Highlight, aber definitiv kein Verriss. Es ist anders. Es zieht einen in seinen Bann.
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Seitdem Mary auf der Welt ist, haben ihre Haare die ...
Mein erstes Buch der #22for2022 und ich bin fasziniert. Kein Highlight, aber definitiv kein Verriss. Es ist anders. Es zieht einen in seinen Bann.
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Seitdem Mary auf der Welt ist, haben ihre Haare die Farbe von Milch. Sie lässt uns an den Geschehnissen, die ihr Leben prägten, teilhaben.
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Mary ist die vierte von vier Töchtern eines Bauern. Die Arbeit ist hart, das Geld ist knapp, es gibt wenig Raum für Individualität. Ihr Blatt wendet sich, beim Dorfpfarrer als Dienstmädchen angestellt wird, um dessen kranke Frau zu pflegen. Dort hat Mary erstmals Platz, um sich zu entfalten und ihrem innersten Wesen nachzukommen.
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Unter großer Mühe schreibt Mary ihre Geschichte für uns auf - den Preis, den sie für das Lesen und Schreiben gezahlt hat. Denn das ist für das Jahr 1831 nicht selbstverständlich, schon gar nicht für die Tochter eines Bauers.
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Zu Beginn des Buchs habe ich mir mit Marys Ausdrucksweise extrem schwer getan. Einfache Sätze, sie sich ohne Punkt und Komma über eine ganze Seite ziehen.. aber dieser Schreibstil macht so viel aus. Es erleichtert den Einstieg in Marys Universum: Sie schreibt unverblümt auf, was ihr durch den Kopf geht. Dafür meine Hochachtung vor der Autorin. Nicht jeder kann gewollt so ein Werk hinlegen.
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Mary will mehr, ohne dass sie es selbst weiß. Sie wird von ihrem Umfeld als unwissend und beschränkt wahrgenommen, ist aber eigentlich diejenige, die über den Tellerrand hinaus sieht. Wie ein Fisch, der gegen den Strom schwimmt, bemüht sie sich, sich selbst treu zu bleiben.
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Das Buch hat mich schockiert zurückgelassen. Während des Lesens weiß man schon, was sich anbahnt. Wie ein Gewitter, das langsam aufzieht. Aber man will nicht wahrhaben, dass es gleich regnet. Und wenn es dann regnet, ist man trotzdem überrascht. Und betroffen.
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Fazit: Ein Buch, dessen Schreibstil gewöhnungsbedürftig ist. Unverblümt und klar, und dabei schockierend.