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Veröffentlicht am 13.12.2020

Hund, Hollywood, Hitler

Sirius
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Manchmal klappt die Erwartung-Inhalt-Schere ja schon direkt zu Beginn auf. Titel, Coverbild und Klappentext haben mich ein Buch mit sprechendem Tier erwarten lassen. Oder zumindest eine Hauptfigur mit ...

Manchmal klappt die Erwartung-Inhalt-Schere ja schon direkt zu Beginn auf. Titel, Coverbild und Klappentext haben mich ein Buch mit sprechendem Tier erwarten lassen. Oder zumindest eine Hauptfigur mit vier Pfoten. Doch auch wenn sich alles irgendwie um Levi, der im Zuge der Zweiten Verordnung zur Durchführung des Gesetzes über die Änderung von Familiennamen und Vornamen vom 17. August 1938 seinen jüdischen Vornamen ablegen soll und fortan Sirius heißt, dreht, folgt man vor allem seinen Herrchen – der Familie Liliencron.

Liliencrons sind Juden mitten in Berlin. Vater Liliencron ist ein bekannter Plankton-Forscher mit Auszeichnung, doch das hilft der Familie auch nicht. Als die Ereignisse sich überschlagen, hilft nur die Flucht. Die Mutter Rahel war früher mit dem Schauspieler Peter Lorre liiert. Da sie immer noch Kontakt halten, hilft er der Familie, nach Hollywood auszuwandern und dort Fuß zu fassen.

Vor allem die anfänglichen Beschreibungen über die schleichenden und schlagartigen Änderungen für jüdische Bürger sind beklemmend. Als der Leser und die Familie Liliencron die Reichspogromnacht erleben müssen, schlägt das in ernsthafte Bedrückung um. Es war zeitweise schmerzhaft, das Buch zu lesen.
Doch dann ist man im großen Amerika. Hollywood, um genauer zu sein. Der Krieg ist weit weg und plötzlich macht Sirius Karriere.
Es machte Spaß, durch die Warner-Studios zu wandeln und bei den Dreharbeiten dabei zu sein. Obwohl hier nicht ins Detail gegangen, sondern eher das große Ganze betrachtet wurde.

Dabei fand ich besonders, dass sehr viele reale Schauspieler, Regisseure und Filme eine Rolle spielten. Vor allem da ich selber kein großer Kenner der alten Filme, quasi der goldenen Hollywood-Ära, bin, konnte ich hier und da tatsächlich etwas lernen.

Aber real waren auch die Kriegsschrecken. Wie der Klappentext schon verrät, stößt Sirius später persönlich auf Hitler, erlebt die letzten Wochen des Krieges hautnah. Nach dem goldenen Hollywood wurde das Buch hier wieder grau und bedrückend.

In der Abwechslung lag jedoch der Reiz des Buches. Sirius erlebt als großer, kleiner Held allerhand und es war faszinierend, ihn auf seiner Reise zu begleiten.

Sprachlich fand ich das Buch besonders stark. Pointiert, klug, gewieft. Nachdenklich, gewitzt, überraschend. Allein die Schreibart machte das Buch für mich interessant.

Am Ende hatte ich so sehr gehofft, eine Danksagung zu lesen. Vor allem, da Familie Liliencron sich in den USA in Crown umbenannte, fragte ich mich die ganze Zeit, ob Jonathan Crown da so ein wenig seine eigene Familiengeschichte aufgearbeitet hat. Dann habe ich gegoogelt – und wurde überrascht. Jonathan Crown ist das Pseudonym des Mitbegründers des SZ-Magazins, Christian Kämmerling.

Die Bewertung des Buches fällt mir fast etwas schwer. Die Geschichte um Sirius war interessant, der reale Hintergrund häufig bedrückend. Ich hatte Spaß mit der Sprache und das Buch ging mir nah, aber etwas fehlte mir. Vielleicht letztendlich die Spannung, die Nähe zu den einzelnen Figuren, ein bisschen mehr Detail als nur das große Ganze.

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Veröffentlicht am 13.12.2020

Hoch über den Wolken... kann die Grausamkeit grenzenlos sein

Flugangst 7A
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Umso älter ich werde, umso mehr Ängste bekomme ich. Vor Autobahnfahrten graut es mir langsam, vor Flugreisen habe ich auch einige Tage lang Horrorszenarien. Da war es ein angenehmes Flattern, als ich mit ...

Umso älter ich werde, umso mehr Ängste bekomme ich. Vor Autobahnfahrten graut es mir langsam, vor Flugreisen habe ich auch einige Tage lang Horrorszenarien. Da war es ein angenehmes Flattern, als ich mit dem Psychiater Mats Krüger in Fitzeks Horrormaschine eingestiegen bin.
Mats ist vor Jahren nach Buenos Aires ausgewandert – per Schiff. Denn er hat wahnsinnige Flugangst. Doch nun muss es schnell gehen, als seine hochschwangere Tochter ihn für nach der Geburt des Kindes bei sich haben möchte. Mats überwindet seine größte Angst und steigt – auch mit der Erfahrung aus einem Angstseminar – in die Metallröhre, die mit 1.000 Kilometern pro Stunde durch eiskalte Luft schießt. Doch an Bord hilft ihm das alles nichts. Weder die Höhe noch die Geschwindigkeit nimmt ihm plötzlich die Luft zum Atmen. Es ist der Anruf des Unbekannten, der seine Tochter entführt hat und sie nur freilässt, wenn Mats es schafft, dass sein ehemaliger Patient mit Gewaltfantasien, der ebenfalls in diesem Flugzeug ist, die Maschine zum Absturz bringt.

Sebastian Fitzek ist mein Lieblingsautor und ich freue mich wahnsinnig darüber, dass er immer wieder neue Ideen aufgreift und umsetzt. „Flugangst 7A“ hatte ich, wie alle seine Bücher, direkt nach Erscheinen gekauft, doch nun lag es drei Jahre auf dem SuB. Irgendwie reizte mich die Flugzeug-Thematik doch nicht so, obwohl ich mich freute, dass es wieder etwas Neues ist. Zwickmühle. Aber nun habe ich das Buch gelesen.

Der Plot ist spannend und allein mit Mats als Psychologen und dem ehemaligen Patienten an Board macht das Buch seinem Genre als Psychothriller schon alle Ehre. Auch wenn anonyme Anrufer und Erpressungen an sich keine Innovation sind, brachte es für mich sofort jede Menge Spannung rein. Vor allem in der Situation, in der Mats aufgrund seiner Angst eh schon ein nervliches Wrack war.

Doch das Flugzeug spielte letztlich fast eine untergeordnete Rolle. Es war natürlich wichtig für die Handlung, war aber fast wie eine eigenständige Figur anzusehen, die mitspielte, um die sich aber nicht alles drehte.
Es gab einige Schauplätze und Personen. Man war bei Nele und ihrem Entführer, bei Mats im Flugzeug, der den Anweisungen des Erpressers folgen musste und auch bei Feli, eine Kollegin von Mats, die als sein verlängerter Arm in Berlin versuchte, Nele zu finden. Dazu kamen natürlich noch allerhand weitere Nebenfiguren, die den Kreis der möglichen Täter erweiterten.
Mats, Nele und Feli waren tolle Figuren, die ich alle sehr mochte. Ich freute mich auf jeden einzelnen Perspektivwechsel. Von jedem wollte ich mehr erfahren und fieberte mit, wie es an der Stelle weitergeht.

Was mich jedes Mal aufs Neue begeistert, ist die Recherchearbeit, die Sebastian Fitzek in die Bücher steckt. All die Infos über Flugzeuge und deren Unfälle und andere Themen, die eine sehr große Rolle spielen. Direkt wieder was gelernt.
Aber das Thema, der Schreibstil, die Figuren und alles drum herum können einem ja noch so gut gefallen (was es definitiv tut), am Ende geht es gerade bei (PychThrillern ja doch um die Spannung und die Auflösung des Falls.
Hier ist jedes Mal die Krux, dass ich die Fitzek-Bücher untereinander vergleiche. Ich fand „Flugangst 7A“ wirklich klasse und ich wurde an einigen Stellen sehr überrascht. Manche „Auflösungen“ wurden immer noch ein Stück weitergedreht und alles stand in neuem Licht. Anders als sonst hatte ich an der einen oder anderen Stelle schon richtige Verdachtsmomente.
Letztlich blieb aber die ganz große Spannung aus. Ich wollte immer weiterlesen, blieb aber nicht sprachlos zurück. Ich glaube auch, dass das Buch mich nicht so nachhaltig beschäftigen wird, wie es schon andere von Sebastian Fitzek taten. Darum gibt es 4 Sterne.

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Veröffentlicht am 13.12.2020

Smartes Home?

Die App – Sie kennen dich. Sie wissen, wo du wohnst.
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Hendrik ist Arzt und wohnt in einem sehr guten Hamburger Stadtteil. In wenigen Tagen möchte er seine große Liebe Linda heiraten. Alles ist perfekt – bis Linda spurlos verschwindet als Henrik nachts zu ...

Hendrik ist Arzt und wohnt in einem sehr guten Hamburger Stadtteil. In wenigen Tagen möchte er seine große Liebe Linda heiraten. Alles ist perfekt – bis Linda spurlos verschwindet als Henrik nachts zu einem Notfall gerufen wird. Doch die Polizei will den Ernst der Lage nicht erkennen: Das Haus wird durch allerhand Technik geschützt, Linda hat ihren Koffer mitgenommen – und außerdem ist vor kurzem in der Nachbarschaft ein Mann verschwunden. Warum sollten die beiden nicht gemeinsam aus ihren Beziehungen entflohen sein, weil sie sich ineinander verliebt haben?

„Die App“ war für mich von vornherein ein Page-Turner. Denn keine Frage, dem Leser ist klar, dass Linda auf keinen Fall mit Jonas verschwunden sein kann, wie die Polizei denkt. Dass hier ein Verbrechen vorliegt, ist klar. Vor allem auch, weil immer wieder Artikel aus Tätersicht eingestreut werden – und der geht äußerst brutal und sadistisch mit seinen Opfern um.

Ich flog nur so durch die Seiten dank der Kombination aus spannender Entführungsstory, neuartigen Details wie Adam, die Smart-Home-Technologie, die Hendrik und Linda in ihrem Haus eingebaut haben, kurzen Kapiteln und einer unfassbar leichtgängigen Schreibart.

Mit Hendrik hatten wir auch eine Figur, mit der man gut zusammen leiden, durchdrehen und schwanken kann. Ist Linda vielleicht doch mit Absicht verschwunden? Wie unsicher ist seine Haustechnik? Und wer will ihm etwas Schlechtes und wer etwas Gutes von all den Leuten, die plötzlich unerwartet auf seiner Matte stehen? Hendrik ist in dieser Situation eine recht analytische Person und stellt die richtigen Fragen. Ungereimtheiten fallen ihm ebenso wie dem Leser auf. Klug, sympathisch und hoch verzweifelt.
Doch sowohl Hendrik als auch all die anderen Figuren werden nur soweit näher beleuchtet, wie es für die Geschichte von Belang ist. Viel Tiefgang und Vielschichtigkeit gibt es daher nicht. Für mich minderte das aber nicht den Lesespaß.

Die Geschichte mit all ihren offenen Fragen und losen Enden stand definitiv im Fokus. Auch wenn eine (mögliche) Entführungsstory nichts Neues ist, schafft Arno Strobel es trotzdem, einige Features in die Geschichte einzubauen, die alle Spaß machten und der Story etwas Neuartiges verliehen.
Mit den „offenen Fragen“ bin ich bei der einzigen Sache, für die es Abzüge am Ende gibt. Und dabei geht es nicht um die schiere Masse an Fragen, die im Laufe der Geschichte so auftauchen – oder die Masse an Personen, deren Motive man stetig hinterfragt. Es geht eher darum, dass ich wahnsinnig viele dieser Frage im Laufe der Story richtig beantwortete. Ich bin normalerweise häufig nicht gut darin, die richtige Auflösung zu erraten. Doch hier konnte ich am Ende fast gar nicht mehr überrascht werden. Es gab einige Verknüpfungen, die am Ende mit dem ganzen Fall zu tun hatten und mindestens 80 Prozent davon hatte ich so oder so ähnlich erwartet und richtig getippt.

Das ist wirklich das Einzige, was ich dem Buch ankreiden kann und möchte. Viele Hinweise waren dann doch eine Spur zu deutlich, manche Personen wurden einmal zu oft erwähnt. Schade, ich hatte mich auf einen großen Aha-Moment gefreut, der wirklich ausblieb.
Nichtsdestotrotz hatte ich eine tolle Lesezeit, denn die Story, die Personen, die Schreibart und die Spannung schlagen ein dickes Plus auf der Positiv-Seite.

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Veröffentlicht am 13.12.2020

Drei Winter-Wunder-Geschichten

Tage wie diese
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Dieses Buch ist in vielerlei Hinsicht etwas Besonderes für mich: Es lag zehn Jahre auf dem SuB. Es war mein erstes Buch von John Green, ohne es wirklich zu wissen, denn als ich es kaufte, war mir der Name ...

Dieses Buch ist in vielerlei Hinsicht etwas Besonderes für mich: Es lag zehn Jahre auf dem SuB. Es war mein erstes Buch von John Green, ohne es wirklich zu wissen, denn als ich es kaufte, war mir der Name gänzlich unbekannt. Es ist eines der mehr als seltenen Winterbücher, das ich bewusst zur Jahreszeit lese.

Das Buch besteht aus drei eigenständigen Kurzgeschichten, die aber durch die Figuren miteinander verflochten sind. Wer in der einen Geschichte eine Hauptrolle spielt, kann in einer anderen eine Nebenrolle sein – und umgekehrt. Denn alle drei Geschichten spielen in dem kleinen Örtchen Gracetown, in dem quasi jeder jeden kennt.

Jubilee bleibt in der ersten Geschichte mit dem Zug in einem Schneegestöber stecken und rettet sich in das warme Waffelhaus, wo sie auf verschiedene Personen trifft. Und von einer Person wird sie dort gleich auf mehrere Arten gerettet.
Tobin, der Herzog und JP sind in der zweiten Geschichte auf einem sehr abenteuerlichen Weg in das Waffelhaus, denn ihr Freund Keun, der an dem Abend Dienst am Tresen hat, will seine Freunde unbedingt in den Genuss der Cheerleader-Bande, die ebenfalls im Zug saß und es Jubilee gleichgetan hat, kommen lassen. Doch auch andere Grüppchen sind auf dem Weg in das Haus mit den Waffeln. Und es können nicht alle hinein…
Und die dritte Geschichte? Die dreht sich um Addie – wie Abbie selber auch. Schmerzhaft muss sie lernen, sich auch endlich mal um andere zu kümmern. Diese Geschichte ist der rote Faden durch die beiden anderen.

Die Geschichten drehen sich alle um Jugendliche, die siebzehn, achtzehn Jahre alt sind. Die Probleme sind dementsprechend jung. Doch die zarte Liebe, die sich durch alle Storys zog, rührte mich sehr. Es war so zuckersüß, sie alle durch den Schnee stapfen zu sehen und sich dabei an ihrem Gegenüber zu wärmen – wenn auch häufig unbewusst.
Vor allem bei den ersten beiden Geschichten musste ich häufig laut lachen. So richtig laut. Und das passiert mir quasi nie. Die letzte Geschichte hatte mich dann auf ganz andere Weise und ich musste am Ende tatsächlich weinen. Was für eine Achterbahn der Gefühle.

Zwischen 100 und 150 Seiten sind die Geschichten – durch die wirklich große Schrift eigentlich eher noch kürzer. Damit liegt der Fokus schon sehr deutlich auf den kleinen Begebenheiten zwischen Heiligabend und dem zweiten Weihnachtsfeiertag. Hier sind alle drei Geschichten angesiedelt.
Es gibt nicht viel Tiefgründigkeit, aber dafür sehr viel Zuckerguss.

Ich hatte eine wirklich tolle Lesezeit mit den drei Geschichten. Ich habe gelacht, ich habe geweint und ich habe unter meiner Decke beim Lesen nicht so gefroren, wie die Personen in den Geschichten. Es sind alle mehr oder weniger seichte Liebesgeschichten mit viel Witz und dem ein oder anderen Kniff. Ganz, ganz zauberhaft.

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Veröffentlicht am 07.11.2020

Ein übernatürlich guter Page-Turner

Zwischen dir und der Dunkelheit
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Ich liebe Mythen und Sagen. Geheimnisse und Verwicklungen in religiösen Kontexten finde ich unfassbar spannend. Dass „Zwischen dir und der Dunkelheit“ da ganz gut passen wird, verriet der Klappentext, ...

Ich liebe Mythen und Sagen. Geheimnisse und Verwicklungen in religiösen Kontexten finde ich unfassbar spannend. Dass „Zwischen dir und der Dunkelheit“ da ganz gut passen wird, verriet der Klappentext, doch wie gut es wirklich passt, habe ich nicht geahnt.

Sera, Mark und Jo sind mäßig erfolgreich mit ihrem Youtube-Kanal über Spukgeschichten in Bayern. Die drei haben schon verschiedene Orte besucht, an denen Geister umherirren sollen oder andere Geheimnisse auf sie warteten. Doch nach ihrem Video aus der Münchner Frauenkirche kamen die Follower plötzlich in Scharen. Immerhin gab es zum ersten Mal wirklich etwas Übernatürliches. Leider glauben alle, das Video wäre ein Fake. Nicht einmal Mark und Jo sind sich sicher, was sie erlebt haben. Aber Sera weiß ganz genau, dass sie eine Gestalt gesehen hat, die sich aus dem Teufelstritt erhob.

Sera ist eine Hauptfigur, die ich direkt mochte. Sanft, interessiert, sensibel, klug. Ich schloss sie nicht nur prompt in mein Herz, sondern war auch an ihr und ihrem Leben interessiert. Sie konnte die Story gut auf ihren Schultern tragen, aber das musste sie gar nicht. Denn ihr wurden ein paar andere – nicht weniger – interessante Menschen zur Seite gestellt.
Doch Sera ist nicht nur eine Kombination all ihrer positiven Charaktereigenschaften, sie scheint auch übernatürlich begabt. Seit jeher hat sie kurze Visionen, wenn sie Menschen berührt, doch seit der Begegnung in der Frauenkirche führen ihre Träume sie Nacht für Nacht ins Mittelalter und damit direkt ins Leben von Margarete, die ihre große Liebe auf dem Scheiterhaufen wiederfindet.

All das kratzt jedoch nur an der Oberfläche der Geschichte. Denn sie ist so viel mehr als Spukgeschichten und Mittelalter-Visionen. Das alles ist so viel größer, als Sera und der Leser gedacht haben.
Antonia Neumayer hat es geschafft, so viele Details und Verquickungen einzubauen, die sich nach und nach aufdecken und verbinden, dass die Story nie langweilig wurde. Immer wieder entdeckte ich neues Altes und erlebte Aha-Momente.
Das Buch war ein richtiger Page-Turner ohne Spannung mit dem Holzhammer zu kreieren. Die Gefahr war schleichend und unterschwellig.

Die Geschichte konnte mich wirklich überraschen und ließ mich begeistert zurück. Ich konnte es kaum erwarten, in jeder freien Sekunde das Buch aufzuklappen und mich einfangen zu lassen von all den Entwicklungen und Wahrheiten, die hinter allem steckten, mit denen ich nicht gerechnet hatte.
Die Autorin ließ vor allem all das Übernatürliche, die Visionen, Erscheinungen und Sichtungen so natürlich und authentisch wirken, dass das ganze Buch seltsam real wirkte.

Was mir sonst selten passiert, kam hier direkt häufiger vor. Immer wieder dachte ich: „Wow, wie cool hat sie das gerade beschrieben?“ Die Sprache malte wundervolle Bilder und ich konnte das Buch wie einen guten Film sehen.

Kritik habe ich wenig. Ich hatte nur immer ein bisschen das Gefühl, als blieben die Figuren distanziert und auf Aspekte beschränkt, die für die Geschichte eine Rolle spielen. Zwischendurch verloren ich die Wechsel in die Vergangenheit auch kurz den Reiz für mich und „störten“ fast den Lesefluss, da ich die Gegenwart so spannend fand und dort bleiben wollte. Aber das sind Kleinigkeiten.

Ich hatte so viel Spaß mit diesem Werk. Alles an dem Buch hat mich fasziniert. Die spannenden Figuren, das große Ganze und auch, dass Antonia Neumayer mir Lust auf die ganzen religiösen Themen machte, die mich sonst in Büchern stören.
Es fiel mir wirklich schwer, Sera und all die anderen gehen zu lassen.
Zum Glück habe ich aber noch „Selkie“ von der Autorin auf dem SuB. Bis dahin gibt es für dieses Buch aber erst einmal 4,5 Sterne.

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