Matthias A. K. Zimmermann – KRYONIUM
KRYONIUMAls ich die Anfrage für ein Rezensionsexemplar zu diesem Buch bekam, war ich direkt Feuer und Flamme. Keine Erinnerungen, Flucht, Schloss, Märchen, Schnee… es klang nach einem Buch, das eine fantastische ...
Als ich die Anfrage für ein Rezensionsexemplar zu diesem Buch bekam, war ich direkt Feuer und Flamme. Keine Erinnerungen, Flucht, Schloss, Märchen, Schnee… es klang nach einem Buch, das eine fantastische Atmosphäre mit einer spannenden Geschichte verknüpft.
Als ich das Buch begann, war ich schnell ernüchtert. Ich konnte kaum etwas mit der Schreibart anfangen. Beschreibungen und Wörter wiederholten sich, Gespräche wirkten hölzern und gewollt. Manches klang, wie aus einem Schulaufsatz übernommen. Genervt begann ich schon, Post-Its an Stellen zu kleben, die ich in der Rezension als Negativ-Beispiel hervorheben wollte.
Es dauerte gut dreißig, vierzig Seiten bis nicht nur ich drin war. Es wirkte auch, als hätte sich der Autor quasi warmgeschrieben. Und ab diesem Moment konnte ich nicht mehr genug von KRYONIUM bekommen.
Fasziniert folgte ich der Hauptfigur, von der ich weder Namen noch Aussehen kannte. Nicht einmal das Geschlecht war bekannt. Doch das machte alles noch interessanter. Zusammen erkundeten wir dieses seltsam magische Schloss und fürchteten uns vor dem Ungeheuer, das im See um das Gebäude herum lebt und alles verschlingt, was ihm nah kommt. Wir schlichen zusammen durch den gruseligen Wald, in dem Gnome, Kobolde, Einhörner und sogar eine Hexe leben.
Und als ich da so wohlig in der Märchenwelt war, da entfaltete sich plötzlich eine Story vor mir, mit der ich nicht gerechnet habe. Schicht um Schicht entblätterte sich etwas, was mich immer tiefer in das Buch hineinzog. Jede freie Sekunde las ich. Selbst beim Kochen und Essen. Wenn Besuch da war, zog ich mich kurz mal zehn Minuten zurück, nur um ein Kapitel weiterzukommen.
Überraschung um Überraschung entdeckte ich und als ich dachte, ich wüsste jetzt, was Phase ist, krempelte der Autor all mein Wissen einfach um.
Es gab so unfassbar viele Verbindungen, Hinweise, Rätsel und Erkenntnisse. Nicht selten habe ich einen imaginären Hut vor dem Autoren gezogen, dass er das alles miteinander verwoben hat. Nicht einen Logikfehler habe ich in all dem Wust gefunden. Ganz im Gegenteil: Dinge, die ein Fehler hätten sein können, hebt der Autor extra hervor und ordnet sie ins Gesamtgefüge ein.
Das alles macht eine Rezension des Buches – vor allem in Bezug auf den Inhalt – wahnsinnig schwer. Denn mehr als den Plot, den auch der Klappentext wiedergibt, kann man eigentlich nicht erwähnen. Jedes weitere Wort wäre zu viel. Beim Lesen überkam mich schnell eine Idee, was auf dem Schloss vor sich geht und ich hatte absolut Recht und gleichzeitig kein Stück.
Bis zum Ende holperte es sprachlich mal an der einen oder anderen Stelle, doch ich sah eher, was für schöne Bilder Matthias A. K. Zimmermann mit seinen Worten malen konnte.
Vor allem physikalische Zusammenhänge haben es dem Autoren angetan und manchen Begriff erklärt er über die Notwendigkeit hinaus. Aber schnell war es ok für mich. Ich lächelte an der Stelle, an der ich bei anderen Büchern genervt wäre und dachte: „Tja, das ist wohl seine Art…“
Das Buch ist im besten aller Sinne komplex. Es ist eine Kunst, so etwas nicht schwierig werden zu lassen, sondern trotz aller Details und Verschachtelungen logisch und leichtfüßig zu bleiben. Meine Genervtheit der ersten Seiten ist komplett verflogen und hat sich absolut ins Gegenteil gewandelt. Ich bin begeistert und habe ein paar Spazierrunden dafür genutzt, meinem Freund alles über das Buch zu erzählen. Letztlich wäre ich gern länger bei dem Erzähler geblieben, der so klug und mutig war.