Kommissar Kalkbrenner ist zurück. In Berlin gehts wieder rund, Probleme an jeder Ecke und natürlich einige Leichen. Hexentanz ist nun der neunte Teil der Thriller Reihe Rund um Kommissar Kalkbrenner und ...
Kommissar Kalkbrenner ist zurück. In Berlin gehts wieder rund, Probleme an jeder Ecke und natürlich einige Leichen. Hexentanz ist nun der neunte Teil der Thriller Reihe Rund um Kommissar Kalkbrenner und natürlich musste ich ihn lesen, nachdem Teil 8 Wunderland im letzten Jahr zu meinen Jahreshighlights gehörte. Die Bücher lassen sich unabhängig voneinander lesen, es gibt aber natürlich persönliche Entwicklungen, die sich im Laufe der Reihe besser erklären.
Wir beginnen direkt mit einer Beerdigung, die unseren Protagonisten sehr mitnimmt und bekommen einige weitere Dramen geboten. Immer im Hinterkopf hat Paul Kalkbrenner den Satz ‚Ich komm schon allein klar‘. Er weicht Gesprächen mit seiner Ex-Frau aus, egal wie dringend ihr Anliegen scheint, und nimmt auch seine eigene Gesundheit nicht so ernst. Da kommt ein großer, rätselhafter Fall natürlich gelegen.. In Berlin scheint nämlich ein Mörder sein Unwesen zu treiben. Die einzige, offensichtliche Verbindung der Opfer, ist eine weiße Rose.
Hardy Sackowitz, ein Journalist ist auch wieder am Start und folgt einer heißen Spur. Auf seiner Suche nach der Wahrheit und danach, was in der Tucholskystraße passierte bringt er nicht nur sich selbst in Gefahr.
Auch Ewas Perspektive lernen wir kennen. Eine 15 Jährige Schülerin, die eigentlich gar nicht mehr so häufig zur Schule geht und ziemlich genervt vom Leben ist. Zuhause läuft es nicht besonders gut und sie möchte einfach nur noch weg. Ihr Freund weiß, wie er sie auf andere Gedanken bringt, auch wenn es nicht immer leicht mit ihm ist. Dass sie sich selbst immer weiter in die Scheiße reitet merkt Ewa erst, als es zu spät ist.
Politische Intrigen, einige Dramen und ordentlich Spannung. Hexentanz bedient einige Klischees und die Männer.. Ne, eigentlich wären sie mir super unsympathisch, und teilweise wurde es echt kritisch, aber irgendwie hab ich Kalkbrenner einfach ins Herz geschlossen. Hexentanz bietet einige Elemente, die ich in Thrillern echt nicht mag und besonders Sackowitz und ich werden wohl keine Freunde mehr..
Aber Martin Krist es einfach mal wieder geschafft, in kürzester Zeit ordentlich Spannung aufzubauen und und diese durchgängig zu halten. Ich hatte das Buch in kürzester Zeit beendet, weil ich einfach wissen MUSSTE was abgeht. Wie die einzelnen Stränge am Ende aufgelöst werden, hat mich komplett überzeugt und der Showdown am Ende.. Mein Herz ey, das hab ich auch nach knapp einer Woche noch nicht verarbeitet!
Für mich waren Kalkbrenner und Sackowitz in dem Teil etwas zu anstrengend, da war mir einfach zu viel Testosteron im Spiel, auch die Menge an persönlichen Dramen hat mich ein wenig abgeschreckt. Trotzdem hat mich as Buch gefesselt und gut unterhalten. Für Fans von klassischen Thrillern ist Hexentanz auf jeden Fall das Richtige!
Ich liebe Bücher, in denen man zwischendurch immer mal ein paar Seiten lesen kann. Genau so ein Buch ist Anführerinnen, Agentinnen, Aktivistinnen. Es berichtet von 49 Frauen, die alle auf ihre Art besonders ...
Ich liebe Bücher, in denen man zwischendurch immer mal ein paar Seiten lesen kann. Genau so ein Buch ist Anführerinnen, Agentinnen, Aktivistinnen. Es berichtet von 49 Frauen, die alle auf ihre Art besonders sind und großes geleistet haben. Es geht um Künstlerinnen, Wissenschaftlerinnen, Freiheitskämpferinnen und vieles mehr.
Viele dieser Frauen wurden lange ignoriert, einige stehen auch heute noch im Schatten der Männer, die sich an ihren Ideen bereichert haben. Ich denke hier zum Beispiel an Lise Meitner, die dem Chemiker Otto Hahn von ihrer Entdeckung (Kernspaltung) erzählte, woraufhin er im Jahr 1944 den Nobelpreis dafür bekam.
Andere Frauen stehen für große Meilensteine, wie Dora Salter, die durch einen schlechte Witz als Bürgermeisterkandidatin einer kleinen amerikanischen Stadt aufgestellt wurde und tatsächlich gewann. Damit war sie die erste Bürgermeisterin der USA!
Besonders fasziniert hat mich die Geschichte der Dolly Sisters, über die ich jetzt noch viel mehr erfahren möchte. Das Buch bietet natürlich nur kurze Einblicke und hat damit mein Interesse oft geweckt. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie meine Wunschliste jetzt ausschaut..
Frauen, die füreinander einstehen, die für die Freiheit kämpfen und sich für Schwächere einsetzen. Ich hab absolut alles daran geliebt und hätte noch über so viele mehr lese können. Aber auch Frauen, die gelogen und betrogen haben, wie Sonja die Goldene Hand, bekommen Raum, ihnen gegenüber steht zum Beispiel Isabella Goodwin, die möglicherweise die erste Detektivin der Welt war.
Wir bewegen uns über alle Kontinente und durch verschiedene Epochen. Die Auswahl fand ich hier wirklich gelungen, die Länge der einzelnen Kurzportaits bietet einen guten Einblick und weckt das Bedürfnis, sich näher mit den Frauen zu beschäftigen.
Ich könnte euch jetzt noch so viel mehr erzählen, aber wenn ihr auch so gern von bewundernswerten Frauen lest, kann ich euch diesen kleinen Schatz nur empfehlen. Die deutsche Übersetzung stammt von Maximilian Murmann, das finnische Original soll noch etwas länger sein.
Ohne mich ist ein Buch, dass die Lesenden spalten wird. Ich kann mir alle Meinungen zwischen Hä, wie öde und Wow, was ein Meisterwerrk vorstellen und irgendwo kann ich sie alle verstehen. Für mich ging ...
Ohne mich ist ein Buch, dass die Lesenden spalten wird. Ich kann mir alle Meinungen zwischen Hä, wie öde und Wow, was ein Meisterwerrk vorstellen und irgendwo kann ich sie alle verstehen. Für mich ging es mehr in Richtung Wow und ich freue mich sehr über alles, was ich hier mitnehmen konnte.
Die namenlose Protagonistin ist am Anfang ihrer 20er. Die Welt steht ihr offen, aber sie scheint nirgendwo wirklich hinzuwollen. Mal taff und zu cool, mal am Rande des Nervenzusammenbruchs stolpert sie durchs Leben. Sie ist frisch single, das mit der Ehe hat nicht funktioniert, dabei klang doch alles so vernünftig. Auch ihr Jura Studium erfüllt sie nicht wirklich. Freundschaften entwickeln sich auseinander, oder werden räumlich getrennt. Während alles um sie herum zusammenzubrechen droht, verliert sie auch immer mehr sich selbst.
Dabei ist sie wirklich bemüht. Sie lässt den Alkohol immer mal wieder weg, geht offen auf neue Leute zu und probiert es sogar mit einem Yoga Retreat, aber Besserung gibt es für sie immer nur kurzfristig.
“Auf eine Art hatte der Ehemann sehr wohl zu mir gepasst. Leider war es genau die Art, mit der man sich in die Scheiße reitet.”
Wir beobachten sie lange dabei, wie sie durchs Leben stolpert. Wie sie Halt sucht und immer wieder abrutscht. Sie feiert den Schmerz weg und eine Entwicklung, ein richtiger Schritt da raus, lässt lange auf sich warten. Es ist frustrierend, es tut weh und damn, es ist realistisch! Wir alle kennen die großen Held*innen Geschichten, die sympathischen Entwicklungen, leidender Charaktere. Das bekommen wir hier nicht. Die Protagonistin steht auf der Stelle, macht Ansätze in verschiedene Richtungen, aber bleibt doch erstmal gefangen.
Ihr Selbstbild ist fragil und so ist es auch beim Lesen nicht immer leicht, alles direkt zu verstehen. Weder Sie noch ‚der Ehemann‘ bekommen einen Namen und bleiben so irgendwo auf Distanz, obwohl wir so tiefe Einblicke in ihre Gedanken bekommen. Die Sprunghaftigkeit der Erzählung spiegelt die Orientierungslosigkeit der Protagonistin wieder und so könnte ich den ganzen Tag weiter machen. In diesem Werk stecken so viele interessante Gedanken und kluge Beobachtungen, es arbeitet auch nach Tagen noch in mir.
„Die nächsten Wochen bin ich viel unterwegs. Ich bilde mir ein, dass ich dadurch seltener traurig bin, ich bin dann eigentlich gar nichts mehr, nichts außer unterwegs eben“
Obwohl das Buch sehr ernst sein kann und krasse Themen aufgreift, fehlt es nicht am Humor. Ich find die Protagonistin ziemlich witzig und einige Situationen sind sehr amüsant. Das bringt die dringend benötigte Aufheiterung zwischendurch und macht Ohne mich zu einem besonderen Lesegenuss. Einmal angefangen, wollte ich es kaum aus der Hand legen, vor allem zum Ende sind die Seiten nur so dahingeflogen.
In ohne mich sehen wir, wie schnell und tragisch 1 Jahr verlaufen kann, wenn im Leben, oberflächlich betrachtet, eigentlich alles da ist, außer man selbst. Es sprudelt nicht vor Lebensfreude, aber bringt einige Weisheiten mit. Für mich ein besonderes Buch, das ich gerne empfehle, wenn es euch anspricht.
CN KRIEG
Der 3 August 2014 war ein Tag, der einige Leben für immer verändert hat. Darunter Farhad Alsilo und seine Familie. Im Irak beginnt der Genozid an den Jesiden. Die IS-Milizen drängen in die Dörfer, ...
CN KRIEG
Der 3 August 2014 war ein Tag, der einige Leben für immer verändert hat. Darunter Farhad Alsilo und seine Familie. Im Irak beginnt der Genozid an den Jesiden. Die IS-Milizen drängen in die Dörfer, Töten die Männer, verschleppen die Frauen. Eine furchtbare Situation, über die ich, um ehrlich zu sein, bisher kaum etwas wusste.
Farhad Alsilo lebte mit seinen Eltern und sieben Geschwistern, um sie herum viele weitere Familienmitglieder. Sie haben nicht viel, aber genug zum Überleben. Schon vor dem Krieg mussten sie einige Schicksalsschläge überwinden, wie den Verlust eines Bruders, bei einem früheren Anschlag.
Am Abend des dritten Augusts sitzt Farhad mit seiner Familie vor dem Fernseher, um das aktuelle Geschehen zu verfolgen. Später gehen sie schlafen, dafür müssen sie übrigens aufs Dach, denn der Klimawandel zeigt seine Folgen hier besonders stark, durch die Hitze ist es kaum möglich, im Haus zu schlafen. Über ihnen kreisen Hubschrauber, am nächsten Tag ist Krieg.
“Verfolgt und mit dem Tode bedroht werden sie, seit es sie gibt. Es ist dies eine bittere Kontinuität in der Geschichte dieser ethnisch-religiösen Minderheit. Der jüngste Völkermord ist der 72. “
Farhad ist gerade 11 Jahre alt und erlebt Dinge, für die es keine Worte gibt. Sein Vater, seine Onkels und Cousins werden erschossen, seine Schwestern und Cousinen verschleppt. Sollte der Rest der Familie gefunden werden, droht ihnen ähnliches. Übrig bleibt nur die Flucht durch die Wüste. Ein gefährlicher Weg, denn neben dem IS ist auch die Hitze ein großer Feind.
Die Mutter tut alles dafür, es ihren Kindern leichter zu machen, wärmt sie nachts und versucht Verpflegung für alle aufzutreiben. Irgendwann gelingt es ihnen, die kurdische Hauptstadt Dohuk, in der Autonomen Region Kurdistan im Irak zu erreichen. Hier können sie eine kleine Pause machen, treffen Bekannte und Verwandte wieder. Außerdem geben sie alles um Farhads Schwestern und Cousinen zu finden und vor allem zu retten.
Die Umstände sind nicht die besten, aber sie sind erstmal in Sicherheit und haben wenigstens ein bisschen was zu essen. Sie schaffen es dann im Rahmen eines Sonderkontingents für besonders schutzbedürftige Frauen und Kinder nach Deutschland. Nur ein Bruder, der sich gerade verlobt hat und sich um die Rückkehr der verschwundenen Schwestern kümmern möchte, bleibt.
In Deutschland werden sie von den ganzen neuen Eindrücken erstmal erschlagen. Die Unterkünfte sind überfüllt und nicht besonders gut ausgestattet, aber Farhad verspürt hauptsächlich Dankbarkeit. Er will sich etwas aufbauen, kämpft für seine Zukunft. Obwohl es laut um ihn ist und es einiges zu erledigen gibt, lernt er schnell deutsch und hängt sich in der Schule rein. So schafft er es später tatsächlich als Schulbester seinen Realschulabschluss zu machen. Nur 7 Jahre nach der Flucht steht sein Manuskript und er ist bereit, seine Geschichte zu veröffentlichen.
Die zweite Hälfte des Buches widmet sich dann noch kurz den Perspektiven seiner Geschwister, Zaytun, Khalida, Khawla und Waheeda die verschleppt wurden und mit weiteren Frauen und Kindern auf engstem Raum um ihr Überleben kämpfen, sowie Bruder Khairy, der versuchte alles zu regeln, um die Familie zu schützen und die Schwestern zu retten. Diese Kapitel sind sehr für kürzer und und oberflächlicher gehalten, aber trotzdem einfach nur krass zu lesen. Zum Schluss gibt es noch eine kleine Einführung zu den Jesiden und Hintergrundinformationen.
Ich habe versucht, hier weniger auf die Details einzugehen, denn ich denke, dass ihr sie durch seine eigenen Worte erleben solltet. Ferhad Assilo hat mit Der Tag, an dem meine Kindheit endetet wirklich ein wertvolles, berührendes Buch geschrieben, das uns zeigt, was alles hinter einer Flucht steckt. Und das vor allem Hoffnung gibt. Ihm ist wichtig zu betonen, wie viel möglich ist, wenn man es wirklich will und das Aufgeben nie eine Option ist.
Ich finde es wirklich beeindruckend, wie ausführlich er seine Geschichte teilweise erzählt. Die kleinen Details machen das Buch so echt und lassen wirklich mitfühlen. Besonders die liebevollen Worte, die er für seine Mutter findet, die alles für ihre Familie gegeben hat und durch ihre Stärke zum Vorbild wurde. Auch sein Vater findet noch mal Erwähnung und es wird deutlich, wie schlimm der Verlust für die ganze Familie war. Allgemein wirkt Farhad sehr liebevoll und bescheiden. Seine Dankbarkeit und seine ganze Einstellung können inspirierend sein.
“Ich sehe mich nicht als einen guten „Schreiber“ oder gar Schriftsteller, aber es ist schön, dass Träume wahr werden können, wenn man fest daran glaubt, sich dafür einsetzt und NIEMALS aufgibt. “
Literarisch ist das Buch nicht besonders hochwertig. Gerade zu Beginn fand ich das aber gar nicht schlimm, denn das ganze Geschehen durch Farhads eigene Worte zu erleben, macht es noch realistischer und greifbarer. Ja, manchmal wären mehr Beschreibungen schön gewesen und das Buch lässt sich nicht durchgängig flüssig lesen, aber es war die meiste Zeit absolut okay so. Leider hat sich das dann so nach der Hälfte ein wenig gelegt, plötzlich sind sehr viel mehr Fehler aufgetreten als noch zu Beginn und vor allem die ‚Zusatztexte‘, nachdem Farhad seine Geschichte erzählt hat, sind teilweise schwer zu lesen und beinhalten viel mehr grammatikalische Fehler. Keine Ahnung, warum sich hier plötzlich was geändert hat..
Ihr merkt schon, Der Tag an dem meine Kindheit endete ist kein einfaches Buch und es zu bewerten, ist alles andere als leicht. Grundsätzlich bin ich froh, es gelesen zu haben, auch wenn es unheimlich wehtat. Ich glaube, niemand kann sich auch nur annähernd vorstellen, wie so eine Flucht sein muss und auch hier bekommen wir nur kurze Einblicke. Ich finde sie aber wichtig und habe Farhad und seine Familie sehr ins Herz geschlossen. Ich hätte mir gewünscht, dass wenigstens die ganz groben Fehler in der zweiten Hälfte angepasst werden, in der ersten gings doch auch, oder warum ist das so unterschiedlich? Aber ich kann euch wirklich nur empfehlen, da mal ein Auge zuzudrücken und euch darauf einzulassen.
Angelina Boerger hat sich schon immer schwer mit den Dingen getan, die unsere Gesellschaft von uns erwartet. Zeitmanagement funktioniert eher weniger und auch sonst läuft bei ihr vieles chaotisch ab. Manche ...
Angelina Boerger hat sich schon immer schwer mit den Dingen getan, die unsere Gesellschaft von uns erwartet. Zeitmanagement funktioniert eher weniger und auch sonst läuft bei ihr vieles chaotisch ab. Manche Dinge müssen einfach GENAU JETZT gemacht werden, und bleiben dann vielleicht doch halbfertig liegen, weil etwas anderes ruft. Egal, wie sehr sie sich anstrengt, ihr Gehirn funktioniert einfach nicht so, wie es für die anderen richtig wäre. Erst mit Ende zwanzig kann sie sich und anderen die ‚Kirmes in ihrem Kopf‘ erklären und anfangen, sich so anzunehmen, wie sie ist.
“Ich habe ADHS. Die Abkürzung ADHS steht für Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung. Ich ticke etwas anders und brauche deshalb individuelle Strategien. Ich bin anders belastbar und muss meiner Psyche immer wieder Zeit geben, sich zu regenerieren. Durch die Diagnose habe ich das erkannt und konnte endlich ein bisschen Frieden mit mir selbst schließen. Seitdem habe ich es mir beruflich und privat zur Aufgabe gemacht, über psychische Gesundheit aufzuklären. Denn das Thema muss endlich raus aus der Tabuzone.”
Damit steht sie nicht allein da, viele Menschen werden erst im erwachsenen Alter diagnostiziert, der Weg zur Diagnose ist lang und beschwerlich, besonders als Erwachsene*r. Masking, also das ‚verdecken‘ von Symptomen, um nicht aufzufallen, kann dazu führen, dass Menschen mit ADHS zwar weniger Probleme in ihrem Umfeld bekommen, löst aber auch viel zusätzlichen Stress aus.
Obwohl die Zahl der Erwachsenen mit ADHS laut dem Verein ADHS Deutschland e.V. bei schätzungsweise 2,5 Millionen der deutschen Bevölkerung(2,8%) liegt, gibt es unheimlich viele Vorurteile und Missverständnisse. Ihr ist es wichtig, darüber aufzuklären und Menschen zu zeigen, dass sie okay sind, wie sie sind, denn das sind sie natürlich! Aber auch ohne eigene ADHS Symptomatik hat mir das Buch viel gegeben und mir geholfen, einige Dinge besser zu verstehen.
Zu Beginn arbeitet sie die wichtigsten Fakten ab, erklärt, was ADHS überhaupt ist und wie unterschiedlich die ADHS sich bei Erwachsenen äußert. Wir erfahren, wie die Diagnose entstanden ist und wie sie sich verändert hat. Außerdem räumt sie mit einigen Klischees auf und betont, dass Menschen es sich mit dem klassischen Bild des ‚Zappelphillipps‘ zu einfach machen.
Natürlich kann sie nicht für alle Erwachsenen mit ADHS sprechen, wie überall gibt es verschiedene Nuancen und trotzdem gibt es einige Punkte, die allgemein einfach gut zu wissen sind. Besonders profitiert das Buch aber immer wieder von ihren persönlichen Erfahrungen. Ihre Anekdoten haben mir sehr geholfen, das Ausmaß wirklich zu verstehen. Sie arbeitet außerdem viel mit Zitaten und Metaphern, wodurch ihre Ausführungen sehr anschaulich und verständlich werden.
Scham ist hier ein großes Thema. Lange lebt sie mit dem Druck von Außen. Sätze wie ‚Wenn du es wirklich willst, schaffst du das auch!‘ sind ihr nur zu gut bekannt. Die Dinge erledigen sich davon aber leider trotzdem nicht. Schon in der Schule wurde sie manchmal noch vor Stundenbeginn rausgeschickt, weil der Lehrer keine Lust auf eine quirlige Schülerin hat. Dass Depressionen eine häufige Folgeerkrankung sind, dürfte niemanden überraschen.
Sie spricht aber auch von den positiven Seiten der ADHS. Die Kreativität und die besondere Hingabe, wenn eine Aufgabe wirklich fesselt, sind eine große Bereicherung. Mit dem nötigen Wissen und einer Therapie ist ist die ADHS kein großes Hindernis, wäre da nicht eine Gesellschaft, die Leistung und Perfektion erwartet. Sie selbst verzichtet auf Begriffe wie ‚Betroffene‘, denn sie fühlt sich nicht besonders betroffen. Ihr Gehirn funktioniert einfach anders und daran ist überhaupt nichts verkehrt.
Ob ihr bei euch ADHS im erwachsenen Alter vermutet, oder vielleicht schon eine Diagnose habt, ob es Menschen in eurem Umfeld mit der Diagnose gibt, oder ihr einfach neugierig seid.. Kirmes im Kopf ist eine Bereicherung und sehr interessant. Durch die sehr lockere Art der Autorin lässt sich das Buch sehr gut lesen und hat mich einige Male mindestens zum Schmunzeln gebracht.
“Euch möchte ich aus tiefstem Herzen mitgeben: Ihr seid nicht falsch. Ihr seid genau richtig, auch wenn ihr womöglich enorme Schwierigkeiten habt, die sich manchmal sogar unbezwingbar anfühlen. Das macht euch trotzdem nicht zu Fehlern, sondern einfach nur zu einer weiteren Variante menschlicher Vielfalt in einem System, das einfach nicht für Menschen wie uns gemacht ist. Höchste Zeit, das zu ändern.”