Cover-Bild Der Tag, an dem meine Kindheit endete
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14,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Trabanten Verlag Berlin
  • Themenbereich: Belletristik
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 160
  • Ersterscheinung: 06.12.2021
  • ISBN: 9783982264998
Farhad Alsilo

Der Tag, an dem meine Kindheit endete

»Meine Mutter hat mir gezeigt, dass Frauen stärker sind als Männer.« Das sagt Farhad, der heute 19 Jahre alt ist und als 11-jähriger Junge den Genozid des IS an seinem jesidischen Volk erlebte und überlebte. Am 3. August 2014 drangen die IS-Milizen in sein Dorf, töteten vor seinen Augen seinen Vater und verschleppten seine Schwestern. Dieses Buch erzählt die Geschichte einer traumatischen Flucht durch die brennend heiße Wüste und durch das Sindschar-Gebirge bis nach Kurdistan, die erst endet, als er mit seiner Mutter und seinen kleinen Geschwistern 2015 im Rahmen eines Sonderkontingents für besonders schutzbedürftige Frauen und Kinder nach Deutschland kommt. Es ist eine Geschichte von Flucht und Verlust, aber auch vom Ankommen und von Zuversicht. [Mit einem Vorwort von Düzen Tekkal]

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Lesejury-Facts

  • Dieses Buch befindet sich bei Hornita in einem Regal.
  • Hornita hat dieses Buch gelesen.

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.02.2023

Beeindruckend

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Farhad beschreibt sein Leben mit eigenen Worten und anfangs aus kindlicher Perspektive. Dadurch sind Sprache und Blinkwinkel zu Beginn etwas eingeschränkt, was die Geschichte umso eindringlicher macht. ...

Farhad beschreibt sein Leben mit eigenen Worten und anfangs aus kindlicher Perspektive. Dadurch sind Sprache und Blinkwinkel zu Beginn etwas eingeschränkt, was die Geschichte umso eindringlicher macht. Ursprünglich das einfache, aber glückliche Leben mit der Familie im Irak, dann der Überfall aufs Dorf und die Ermordung des Vaters, die Verschleppung der Schwestern und die mühsame Flucht. Durch dieses Buch sind die Nachrichten aus dem TV für mich lebendig geworden und ich konnte die Schicksale hinter den trockenen Nachrichtentexten sehen und verstehen. Erschreckend ist die Willkürlichkeit, die über Rettung oder Tod oder Schlimmerem entscheidet. Mir hat besonders gut gefallen, dass die Perspektive Farhads durch die Geschichten der verschleppten Schwestern und des zurückgebliebenen Bruders ergänzt wurden und die Familienfotos die Personen nahbar gemacht haben. Am Ende gibt es noch allgemeine Information über das Jesidentum, die ich als gut zusammengestellt und ausgewählt empfand. Ein ausgesprochen lesenswertes und bewegendes Buch!

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Veröffentlicht am 20.02.2023

Ein starkes Buch gegen das Vergessen

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CN KRIEG
Der 3 August 2014 war ein Tag, der einige Leben für immer verändert hat. Darunter Farhad Alsilo und seine Familie. Im Irak beginnt der Genozid an den Jesiden. Die IS-Milizen drängen in die Dörfer, ...

CN KRIEG
Der 3 August 2014 war ein Tag, der einige Leben für immer verändert hat. Darunter Farhad Alsilo und seine Familie. Im Irak beginnt der Genozid an den Jesiden. Die IS-Milizen drängen in die Dörfer, Töten die Männer, verschleppen die Frauen. Eine furchtbare Situation, über die ich, um ehrlich zu sein, bisher kaum etwas wusste.

Farhad Alsilo lebte mit seinen Eltern und sieben Geschwistern, um sie herum viele weitere Familienmitglieder. Sie haben nicht viel, aber genug zum Überleben. Schon vor dem Krieg mussten sie einige Schicksalsschläge überwinden, wie den Verlust eines Bruders, bei einem früheren Anschlag.

Am Abend des dritten Augusts sitzt Farhad mit seiner Familie vor dem Fernseher, um das aktuelle Geschehen zu verfolgen. Später gehen sie schlafen, dafür müssen sie übrigens aufs Dach, denn der Klimawandel zeigt seine Folgen hier besonders stark, durch die Hitze ist es kaum möglich, im Haus zu schlafen. Über ihnen kreisen Hubschrauber, am nächsten Tag ist Krieg.

“Verfolgt und mit dem Tode bedroht werden sie, seit es sie gibt. Es ist dies eine bittere Kontinuität in der Geschichte dieser ethnisch-religiösen Minderheit. Der jüngste Völkermord ist der 72. “

Farhad ist gerade 11 Jahre alt und erlebt Dinge, für die es keine Worte gibt. Sein Vater, seine Onkels und Cousins werden erschossen, seine Schwestern und Cousinen verschleppt. Sollte der Rest der Familie gefunden werden, droht ihnen ähnliches. Übrig bleibt nur die Flucht durch die Wüste. Ein gefährlicher Weg, denn neben dem IS ist auch die Hitze ein großer Feind.

Die Mutter tut alles dafür, es ihren Kindern leichter zu machen, wärmt sie nachts und versucht Verpflegung für alle aufzutreiben. Irgendwann gelingt es ihnen, die kurdische Hauptstadt Dohuk, in der Autonomen Region Kurdistan im Irak zu erreichen. Hier können sie eine kleine Pause machen, treffen Bekannte und Verwandte wieder. Außerdem geben sie alles um Farhads Schwestern und Cousinen zu finden und vor allem zu retten.

Die Umstände sind nicht die besten, aber sie sind erstmal in Sicherheit und haben wenigstens ein bisschen was zu essen. Sie schaffen es dann im Rahmen eines Sonderkontingents für besonders schutzbedürftige Frauen und Kinder nach Deutschland. Nur ein Bruder, der sich gerade verlobt hat und sich um die Rückkehr der verschwundenen Schwestern kümmern möchte, bleibt.

In Deutschland werden sie von den ganzen neuen Eindrücken erstmal erschlagen. Die Unterkünfte sind überfüllt und nicht besonders gut ausgestattet, aber Farhad verspürt hauptsächlich Dankbarkeit. Er will sich etwas aufbauen, kämpft für seine Zukunft. Obwohl es laut um ihn ist und es einiges zu erledigen gibt, lernt er schnell deutsch und hängt sich in der Schule rein. So schafft er es später tatsächlich als Schulbester seinen Realschulabschluss zu machen. Nur 7 Jahre nach der Flucht steht sein Manuskript und er ist bereit, seine Geschichte zu veröffentlichen.

Die zweite Hälfte des Buches widmet sich dann noch kurz den Perspektiven seiner Geschwister, Zaytun, Khalida, Khawla und Waheeda die verschleppt wurden und mit weiteren Frauen und Kindern auf engstem Raum um ihr Überleben kämpfen, sowie Bruder Khairy, der versuchte alles zu regeln, um die Familie zu schützen und die Schwestern zu retten. Diese Kapitel sind sehr für kürzer und und oberflächlicher gehalten, aber trotzdem einfach nur krass zu lesen. Zum Schluss gibt es noch eine kleine Einführung zu den Jesiden und Hintergrundinformationen.

Ich habe versucht, hier weniger auf die Details einzugehen, denn ich denke, dass ihr sie durch seine eigenen Worte erleben solltet. Ferhad Assilo hat mit Der Tag, an dem meine Kindheit endetet wirklich ein wertvolles, berührendes Buch geschrieben, das uns zeigt, was alles hinter einer Flucht steckt. Und das vor allem Hoffnung gibt. Ihm ist wichtig zu betonen, wie viel möglich ist, wenn man es wirklich will und das Aufgeben nie eine Option ist.

Ich finde es wirklich beeindruckend, wie ausführlich er seine Geschichte teilweise erzählt. Die kleinen Details machen das Buch so echt und lassen wirklich mitfühlen. Besonders die liebevollen Worte, die er für seine Mutter findet, die alles für ihre Familie gegeben hat und durch ihre Stärke zum Vorbild wurde. Auch sein Vater findet noch mal Erwähnung und es wird deutlich, wie schlimm der Verlust für die ganze Familie war. Allgemein wirkt Farhad sehr liebevoll und bescheiden. Seine Dankbarkeit und seine ganze Einstellung können inspirierend sein.

“Ich sehe mich nicht als einen guten „Schreiber“ oder gar Schriftsteller, aber es ist schön, dass Träume wahr werden können, wenn man fest daran glaubt, sich dafür einsetzt und NIEMALS aufgibt. “

Literarisch ist das Buch nicht besonders hochwertig. Gerade zu Beginn fand ich das aber gar nicht schlimm, denn das ganze Geschehen durch Farhads eigene Worte zu erleben, macht es noch realistischer und greifbarer. Ja, manchmal wären mehr Beschreibungen schön gewesen und das Buch lässt sich nicht durchgängig flüssig lesen, aber es war die meiste Zeit absolut okay so. Leider hat sich das dann so nach der Hälfte ein wenig gelegt, plötzlich sind sehr viel mehr Fehler aufgetreten als noch zu Beginn und vor allem die ‚Zusatztexte‘, nachdem Farhad seine Geschichte erzählt hat, sind teilweise schwer zu lesen und beinhalten viel mehr grammatikalische Fehler. Keine Ahnung, warum sich hier plötzlich was geändert hat..

Ihr merkt schon, Der Tag an dem meine Kindheit endete ist kein einfaches Buch und es zu bewerten, ist alles andere als leicht. Grundsätzlich bin ich froh, es gelesen zu haben, auch wenn es unheimlich wehtat. Ich glaube, niemand kann sich auch nur annähernd vorstellen, wie so eine Flucht sein muss und auch hier bekommen wir nur kurze Einblicke. Ich finde sie aber wichtig und habe Farhad und seine Familie sehr ins Herz geschlossen. Ich hätte mir gewünscht, dass wenigstens die ganz groben Fehler in der zweiten Hälfte angepasst werden, in der ersten gings doch auch, oder warum ist das so unterschiedlich? Aber ich kann euch wirklich nur empfehlen, da mal ein Auge zuzudrücken und euch darauf einzulassen.

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