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Veröffentlicht am 27.03.2022

Bewegendes Highlight

Nachtbeeren
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Nachtbeeren ist ganz klar jetzt schon ein Jahreshighlight von mir und wird noch öfter gelesen werden.
Ich habe selten ein Buch gelesen, in dem für mich einfach jeder Satz saß. Kein Wort zu viel, keine ...

Nachtbeeren ist ganz klar jetzt schon ein Jahreshighlight von mir und wird noch öfter gelesen werden.
Ich habe selten ein Buch gelesen, in dem für mich einfach jeder Satz saß. Kein Wort zu viel, keine unnätigen Ausschweifungen. Der Schreibstil der Autorin ist on point und am liebsten würde man immer tiefer und tiefer in diese Geschichte eintauchen.

Schnell habe ich gemerkt, dass für mich nicht die Handlung im Vordergrund steht. Und das hat überhaupt nichts damit zutun gehabt, dass das Buch nicht spannend ist oder so. Im Gegenteil, die Geschichte ist mitreißend.

Was dieses Buch aber so besonders macht, sind die Einblicke in die Gefühlswelt der Protagonisten, geprägt durch ihre Herkunft und die Traumata ihrer Vorfahren, So viele Stellen habe ich mehrfach gelesen, sie dann noch meiner Mutter vorgelesen und Freundinnen geschickt. Ich war selbst ganz überrascht von mir, aber ich kam aus dem Nicken gar nicht mehr raus.
Ich bin einfach nur dankbar für dieses Werk. Für das Verständnis, das mir in keinem Buch bisher so begegnet ist und für die klare Benennung so vieler Dinge, die in meinem Kopf immer nur an der Oberfläche gekratzt haben.

Das heißt nicht, dass diese Geschichte nicht trotzdem von jedem verstanden werden kann. Im Gegenteil, ich glaube, dass jeder davon profitiert, sich auf diese Erzählung einzulassen.
Außerdem gefällt mir der lockere Schreibstil von wahnsinnig gut. Ich tu mich sehr oft schwer mit schwarzem Humor, finde ihn oft too much. Hier hat er mich aber komplett abholen können. Diese Kombination aus düster und doch etwas schräg ist einfach total meins. Vor allem, wenn dann noch so eine Tiefgründigkeit dazu kommt.

Das Buch umfasst nur etwa 250 Seiten, also habt ihr alle keine Ausrede, es nicht zu lesen🤓 Ich kann es euch nur wirklich ans Herz legen.

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Veröffentlicht am 25.03.2022

Feminismus für (werdende) Mütter

New Moms for Rebel Girls
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New Moms for rebel girls hat mich vor allem wegen des Covers direkt angesprochen.Ich finde es wirklich schön und liebe die Farbe. All das spiegelt sich auch im inneren des Buches wieder. Die Aufmachung ...

New Moms for rebel girls hat mich vor allem wegen des Covers direkt angesprochen.Ich finde es wirklich schön und liebe die Farbe. All das spiegelt sich auch im inneren des Buches wieder. Die Aufmachung ist was ganz besonderes und in meinen Augen sehr gelungen.
Vor allem die Illustrationen von Nadine Roßa sind immer wieder schön und machen dieses Werk zu etwas ganz besonderem.

Aber natürlich ist auch der Inhalt wichtig. Vorweg: Es handelt sich definitiv um ein Buch für (werdende) Mütter. Also, eigentlich nichts für eine Frau ohne Kinderwunsch, wie ich es bin.
Ich hatte vorab die Leseprobe gelesen und die hatte mir sehr gut gefallen. Klar, nicht mit allem konnte ich mich komplett identifizieren, aber ich fand die Themen sehr spannen und wollte das Buch trotzdem lesen. Denn auch ohne eigene Tochter spüre ich eine Verantwortung.

Beim ersten Teil hat das auch noch sehr gut funktioniert. Die Autorin konzentriert sich hier sehr auf allgemeine Probleme. Wo fehlt es an Gleichberechtigung und wo spüren Mädchen das? Hier gibt es viele Fakten, die für uns alle interessant sein dürften.
Im zweiten Teil geht es dann sehr viel um die Rolle der Mutter. Um Ängste und eigene Probleme, die es aufzuarbeiten gilt. Hier gibt es auch regelmäßig die Möglichkeit zur Selbstreflexion.
Im dritten Teil widmen wir uns der Partnerschaft und der väterlichen Rolle in einer feministischen Gesellschaft. Auch hier gibt es Raum zur Reflexion und viel zu lernen.
Der vierte und letzte Abschnitt ist dann der Teil, in dem es ernst wird. Wie genau stärken wir Mädchen? Wie helfen und begleiten Mütter ihre Töchter am besten?

Zwischendurch gibt es kleine Interviews, die noch mal neue Perspektiven aufzeigen und sehr sympathische Menschen vorstellen. Dadurch wird das Buch auch immer etwas aufgelockert. Die Autorin hat nämlich sehr viel zu sagen und nutzt dazu viele Studien und Artikel verschiedenster Themen.

Ich bin sehr an diesen ‚Instagram‘ Feminismus gewöhnt. Laut und wütend. Dieses Buch ist anders. Inhaltlich mindestens genauso gut und wertvoll, aber in meinen Augen sehr viel ruhiger und auch vergebender.
Ich glaube, dass hier auch ältere Frauen abgeholt werden, die Feminismus vorher gar nicht so genau betrachtet haben. Aber natürlich gibt es hier auch genug für alle, die schon im Thema sind, zu lernen. Am Ende des Buches gibt es wieder mal eine Liste der wichtigsten (neuen) Begriffe.

Wie gesagt, war dieses Buch nicht für mich geschrieben Es hat mir trotzdem sehr gut gefallen, auch wenn ich zwischendurch mal Absätze nur überflogen habe. Es ist schwer, zu beurteilen, ob euch das ähnlich gehen wird, wenn ihr keine Kinder habt oder wollt.
Ich bin mir aber sehr sicher, dass dieses Buch eine Bereicherung für Eltern und vor allem ihre Töchter ist.

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Veröffentlicht am 23.03.2022

Menschliche Abgründe und ganz viel Spannung

Unerreichbar - Abgrund
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Unerreichbar - Abgrund. Der Auftakt der neuen Dilogie von April Nierose. Nachdem mir Verfall so gut gefallen hat, war natürlich klar, dass ich diesem Zweiteiler eine Chance geben muss und natürlich konnte ...

Unerreichbar - Abgrund. Der Auftakt der neuen Dilogie von April Nierose. Nachdem mir Verfall so gut gefallen hat, war natürlich klar, dass ich diesem Zweiteiler eine Chance geben muss und natürlich konnte die Autorin mich wieder komplett überzeugen. Den zweiten Teil erwarte ich schon sehnsüchtig.

Vorweg: Dieses Wer ist absolut nichts für schwache Nerven. Es ist ziemlich heftig und definitiv nichts für zartbesaitete

In diesem Buch lernen wir die Zwillingsschwestern Clara und Camille kennen. Beide sind super unterschiedlich, obwohl sie sich so ähnlich sehen und gemeinsam aufgewachsen sind. Beide haben auf ihre ganz eigene Art mit der Kälte ihrer Mutter zu kämpfen. Eine Frau, die noch mal einen ganz anderen Blickwinkel auf die Situation hat, den wir auch kennen lernen. Und dann ist da noch dieser fremde Mann, den keiner zu kennen scheint, der aber sehr viel Wissen mitbringt und Fragen aufwirft. All diese Perspektiven bekommen Raum in dieser Geschichte und das Puzzle setzt sich lagsam immer mehr zusammen.

April Nierose hat einfach ein Talent dafür, realistische Protagonisten zu erschaffen. Oft sind sie nicht die größten Sympathieträger (zumindest nicht von Anfang an), haben ihre Geheimnisse und entführen den Leser in die tiefsten Abgründe. Aber müssen Charaktere immer liebenswert und ehrlich zu? Wie viele Menschen sind das denn in der Realität?
Einige Handlungen sind einfach nur schockierend, die Emotionen der Protagonist erschreckend. Und obwohl das alles so weit von meiner Lebensrealität entfernt ist, schafft die Autorin es, sie greifbar zu machen.

Die Gedanken der Figuren und ihre Handlungen sind so fesselnd und besonders. Ich habe so oft alles um mich rum vergessen und wurde in diesen ‚Abgrund‘ gezogen. Egal was ich gemacht habe, der Wunsch, dieses Buch weiter zu lesen, war immer in meinem Hinterkopf.

Mir fällt es sehr schwer, die Story zusammen zu fassen und euch Einblicke zu geben, ohne zu viel zu verraten. Ich kann euch nur sagen, dass hinter diesem Klappentext, der für mich sehr gelungen ist und sowieso neugierig macht, noch so viel mehr steckt.

Natürlich überzeugt auch hier wieder der besondere Schreibstil von April Nierose. Analytisch und ausgefallen, ohne dabei anstrengend zu sein. Diese Frau ist einfach wortgewandt und kreativ, sodass automatisch Bilder im eigenen Kopf entstehen (Was man manchmal vielleicht gar nicht will, bei dieser brutalen Geschichte…:D)

Das Ende ist gewohnt offen. Anscheinend liebt es April Nierose nicht nur, ihre Figuren zu quälen, sondern auch den Leser.. Die Spannung ist auf jeden Fall noch mal stark angestiegen und ich habe so viele Fragen in meinem Kopf. Wie gesagt, freue ich mich schon sehr auf die Fortsetzung und bin gespannt, womit wir da noch überrascht werden.

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Veröffentlicht am 22.03.2022

Tiefgründig & unterhaltsam

Die Mitternachtsbibliothek
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Ich habe bisher einige Bücher von Matt Haig gelesen und geliebt. Mit Die Mitternachtsbibliothek bin ich jetzt etwas spät dran, aber besser spät als nie 🤓😁 Ich habe es gehört, da hatte ich einfach mehr ...

Ich habe bisher einige Bücher von Matt Haig gelesen und geliebt. Mit Die Mitternachtsbibliothek bin ich jetzt etwas spät dran, aber besser spät als nie 🤓😁 Ich habe es gehört, da hatte ich einfach mehr Lust drauf. Gelesen wurde das Hörbuch von Anette Frier. Ich finde ihre Stimme sehr angenehm und habe ihr gerne zugehört.

Natürlich konnte mich das Buch auch inhaltlich überzeugen. Allein schon diese tolle Idee. Die Chance zu haben, verschiedene Leben auszuprobieren. All die Abenteuer, die man erleben könnte, all die Möglichkeiten. Klingt doch erst mal super. Aber ist es das wirklich? Romantisiert man nicht genutzte Optionen vielleicht zu sehr? Und bleibt man nicht doch der gleiche Mensch, wenn man plötzlich irgendwo in einem anderen Leben einsteigt?

Matt Haig schafft es, in dieser interessanten Geschichte, sehr viel einfließen zu lassen. Die Einblicken, die wir von Nora in verschiedenen Leben bekommen, sind super interessant und oft überraschend. Es macht wirklich Spaß, diese Abenteuer mit Nora zu erleben. Nach dem traurigen Einstieg in die Geschichte, sind diese kleinen ‚Reisen‘ wirklich angenehm. Einige sind natürlich genauso traurig, oder trauriger, als ihr eigentliches Leben. Einige sind sogar ganz schön und andere amüsant. Noras Optionen sind kaum Grenzen gesetzt und so erleben wir sie zum Beispiel als Rockstar, als Gletscherforscherin oder als Frau ihres Exfreundes.

Aber was dieses Buch wirklich so besonders macht, ist die Tiefgründigkeit. So viele Fragen werden aufgeworfen und sehr viele davon auch beantwortet. Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendjemand nach dem Lesen einfach genauso weiter macht wie vorher.

Nora war als Protagonistin mal etwas ganz anderes. Ich muss sagen, hier liegt auch mein einziger Kritikpunkt. Es wurde zwar zwischendurch öfter mal erwähnt, dass Nora Antidepressiva nimmt und wohl schon lange mit Depressionen zu kämpfen hat - Das und allgemein ihr ganzer Charakter wurden für mich nicht ganz greifbar. Es reicht einfach nicht zu sagen, dass eine Person schlimmes erlebt hat. Ich konnte leider nicht ganz mitfühlen, obwohl ich das sehr gerne wollte.
❗️SPOILER❗️ Und ja, die Idee mit der Mitternachtsbibliothek und die Erkenntnisse, die sie daraus zieht, sind besonders und prägend. Aber dass sie dann wieder in ihrem alten Leben aufwacht und plötzlich alles wieder cool ist, sich alles von heute auf morgen zum guten wendet, auch äußere Umstände, die sie gar nicht unbedingt in der Hand hatte.. Ist mir einfach mal wieder etwas too much. Es war mir relativ früh klar, worauf das Buch hinausläuft, leider hat es sich am Ende etwas so angefühlt, als würde der Autor hier unbedingt noch eine Moral in die Leser prügeln wollen. Das kann Matt Haig einfach bessern.❗️ SPOIER ENDE ❗️

Mir hat das Buch ziemlich gut gefallen und ich hatte sehr viel Spaß beim Hören. Und wie gesagt, hat es mich einige Male zum Nachdenken gebracht und wird bestimmt auch noch etwas nachwirken.
Falls ihr es bisher nicht getan habt, gebt dem Buch und den anderen des Autors, eine Chance.

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Veröffentlicht am 18.03.2022

Feminismus für alle

Frauen schulden dir gar nichts
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Für mich war das Hören sehr angenehm. Yeşim Meisheit hat eine tolle Stimme, die es leicht macht, ihr zu folgen. Wenn ihr also gerne Hörbücher hört, probiert dieses doch mal aus - Ansonsten tuts das Buch ...

Für mich war das Hören sehr angenehm. Yeşim Meisheit hat eine tolle Stimme, die es leicht macht, ihr zu folgen. Wenn ihr also gerne Hörbücher hört, probiert dieses doch mal aus - Ansonsten tuts das Buch natürlich auch.

Der Inhalt ist nicht immer angenehm zu hören, zum Glück gibt es regelmäßig Triggerwarnungen, die ihr unbedingt ernst nehmen solltet!

Die Autorin arbeitet sich durch verschiedene Themengebiete und hat einiges zu sagen, besonders die Themen Rassismus, Sex und Beziehungen nehmen hier viel Raum ein. Dabei erzählt die junge Autorin auch viel von ihrem Weg, ihren eigenen Fehlern und ihren Erfahrungen. Sie reflektiert sich selbst und erkennt ihre Privilegien an.

Leider geht dieses Buch an einigen Punkten nicht wirklich in die Tiefe, einige Punkte hätten für mich mehr Aufmerksamkeit verdient, während toxische (heterosexuelle) Beziehungen hier sehr viel Raum einnehmen. Florence Given erfindet Feminismus natürlich nicht neu, aber gibt vielen hier bestimmt einige Impulse.

Es ist in meinen Augen kein großer Augenöffner, der einem viel Neues beibringt, wenn man sich schon etwas mit dem Thema Feminismus beschäftigt hat, aber wie auch? Zwischendurch hat es mich etwas frustriert, dass wir jetzt schon so verdammt lange über die gleichen Themen reden. Es ist aber natürlich trotzdem wichtig und ich freue mich über jede Stimme, die diese Kämpfe mitbestreitet.
Dafür werden vor allem Leute, die bisher keine wirklichen Berührungspunkte hatten, abgeholt, und bekommen einen leichten Einstieg in viele Themen. Vor allem das Glossar am Ende ist hilfreich und gibt jedem die Chance, ihre Worte zu verstehen.

Eine Freundin meinte, dass ihr jüngeres Ich dieses Buch gebraucht hätte und das Gefühl hatte ich auch - Wenn ihr euch in toxischen Beziehungen, oder vielleicht ‚einfach‘ in eurer eigenen Haut, gefangen fühlt, kann dieses Werk euch viel geben, wenn ihr euch darauf einlasst. Auch über Therapie wird gesprochen und darüber, dass diese keine Schande ist.

Eine Sache hat mich aber doch sehr zum Nachdenken gebracht - Die Autorin redet viel davon, dass Frau ihren Selbstwert nicht durch Männer definieren sollte. Da gehe ich natürlich absolut mit. Bei ihr läuft das aber immer wieder darauf hinaus, dass sie sich nur noch auf ihre Karriere konzentriert und im Endeffekt daraus ihren Wert zieht und dass das doch bitte jede einfach so machen soll.

Ich weiß nicht ganz, was ich davon halten soll. Mal ganz abgesehen davon, dass nicht jeder in der Lage ist, ‚Kariere‘ zu machen, oder überhaupt zu arbeiten, halte ich es für genauso gefährlich, seinen Wert nur durch berufliche Leistungen zu definieren und diese als Hauptressource zu nutzen. Natürlich kann man stolz sein, und natürlich ist es toll, wenn sie ihre harte Arbeit genießt und zelebriert. Aber das ist ein Privileg, das hier als selbstverständlich dargestellt wird und passt für mich nicht in die Kapitalismus Kritik, die immer wieder einfließt.

Das Buch hat auf jeden Fall seine Berechtigung und kann bestimmt einigen etwas mitgeben. Es ist wichtig, solche Themen nicht tot zu schweigen und offen darüber zu reden. (Und lest auch schwarze/behinderte/fette oder anders marginalisierte Autorinnen zu dem Thema. Ruht euch nicht darauf aus, dieses eher gemütliche Werk für weiße Frauen zu lesen).

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