Ein wunderschönes Buch mit starken Charakteren.
Ein einfaches Leben„Die Geschichte hat uns im Stich gelassen, aber was macht das schon.“
„Ein einfaches Leben“ oder „Pachinko“ ist ein sehr umfangreicher und vielschichtiger Roman, sowohl in seiner Handlung als auch mit ...
„Die Geschichte hat uns im Stich gelassen, aber was macht das schon.“
„Ein einfaches Leben“ oder „Pachinko“ ist ein sehr umfangreicher und vielschichtiger Roman, sowohl in seiner Handlung als auch mit seinen Charakteren. Dennoch flogen die Seiten nur so vorbei, was nicht zuletzt an Min Jin Lees schönen und einfachen Schreibstil lag. Die Geschichte geht 1910 los und endet 1989 und umfasst damit knapp 80 Jahre. Ich fand die Geschichte total spannend und bewegend. Man sollte jedoch wissen, dass der Roman keine große Action beinhaltet. Man begleitet viel mehr die Protagonisten durch ihr Leben.
Zu Beginn des Buches befindet man sich als Leser in einem kleinen Dorf in Südkorea. Dort lernt man Yangjin und Hoonie kennen, die Eltern von Sunja, auf der der Fokus der Geschichte liegt. Als Leser begleitet man sie durch ihre Kindheit, ihre Jugend bis in das späte Erwachsene alter. Als ihre Kinder Mozasu und Noa geboren werden, geht die Autorin langsam dazu über mehr von deren Lebensweg zu erzählen. Doch der Hauptfokus liegt immer auf Sunjas Familie.
Sunja ist eine unglaubliche starke Protagonistin, die ich sehr bewundere. Während dem Lauf der Geschichte muss sie viele Schicksalsschläge und Ungerechtigkeiten erleiden. Durch den Krieg wird es immer schwieriger, die Familie zu versorgen und auch in Japan verbessert sich die Situation für Koreaner nicht. Sie gelten dort als faul und kriminell. Und auch von den nachfolgenden Generationen gelingt es kaum einen in der Gesellschaft aufzusteigen, was man gut an Sunjas Kindern sehen kann. Nur durch Verleugnung der eigenen Herkunft und durch japanische Papiere werden sie gesellschaftlich anerkannt. Mit all diesen Ungerechtigkeiten hat Sunja zu kämpfen, da klingt der Titel „Ein einfaches Leben“ fast schon spöttisch, denn Sunjas Leben ist alles andere als leicht.
„Er war und blieb Koreaner, und wie liebenswürdig seine Persönlichkeit auch sein mochte, er gehörte leider einem Volk an, das in den Augen der Japaner als gerissen und raffiniert galt. Besonders auf die Schlauen musste man ein Auge haben – Koreaner sind von Natur aus Unruhestifter, hieß es.“
Min Jin Lee erschuf eine Geschichte mit vielen unterschiedlichen Charakteren. Und obwohl ich mich oft mit einer Fülle an Charakteren schwertue und leicht mit Namen durcheinanderkomme, war das in dieser Geschichte nie der Fall. Selbst Nebenpersonen erkannte ich sofort wieder und hatte gleich ihre Geschichte und Verbindung zu Sunjas Familie parat.
Ich finde den Roman „Ein einfaches Leben“ sehr lesenswert. Min Jin Lee deckt viele wichtige Themen wie Identität, Ausgrenzung und Migration ab und zeigt, wie wichtig Familie ist. Wer also Lust auf einen eher ruhigen, aber tief gängigen Roman hat, sollte dieses Buch auf jeden Fall lesen!