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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.11.2021

Zukunftsthriller mit Spannungsminus

Witness X – Deine Seele ist der Tatort
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„Witness X“ ist ein Thriller, der in der nahen Zukunft angesiedelt ist. Eine Zukunft, die zwar einiges an Neuem bereithält, aber als Sci-Fi-Thriller ist das Buch nicht zu betrachten.
Die Neuropsychologin ...

„Witness X“ ist ein Thriller, der in der nahen Zukunft angesiedelt ist. Eine Zukunft, die zwar einiges an Neuem bereithält, aber als Sci-Fi-Thriller ist das Buch nicht zu betrachten.
Die Neuropsychologin Kyra Sullivan hat eine Technologie entwickelt, die es ermöglicht, sich in die Gedankenwelt eines anderen Menschen zu versetzen. Eine Technologie, die jedoch noch nicht ganz ausgereift ist und starke Nebenwirkungen erzeugt.
Wir schreiben das Jahr 2035 und es ist Februar. Der Monat, in dem der „Februar-Killer“ immer zugeschlagen hat. Das letzte Mal vor 14 Jahren, als Kyras Schwester Opfer des Täters wurde, eines Serienkillers, der immer zwei Opfer binnen 6 Tagen ermordete. Seitdem sitzt er im Gefängnis. Und wieder taucht eine Leiche auf, die die Handschrift des Serienkillers trägt. Wie ist das möglich? Wurde etwa der falsche Täter verhaftet? Kyra will ihre entwickelte Technologie nutzen um die Verbrechen von damals endlich aufzuklären.
Die Idee zu dem Buch ist nicht schlecht, nur die Umsetzung hat mir nicht so ganz gefallen. Das Szenario, in das die Autorin uns in der Zukunft versetzt ist durchaus als realistisch zu betrachten. Alles ist vernetzter, individuelle Werbung an der Tagesordnung. Doch diese Dinge stehen mehr im Hintergrund, bilden eher das Drumherum für die entwickelte Technologie. Der Spannungsbogen liegt eher auf mittlerem Niveau, so richtig fesselnd fand ich das Buch nicht unbedingt. Doch es gibt einige gute Szenen, die richtig gruselig waren. Dazu gehören vor allen Dingen die Nebenwirklungen, deren Beschreibungen teilweise beängstigend sind. Es gibt es auch immer wieder Rückblicke in die Zeit vor 14 Jahren, unserem aktuellen „Jetzt“ und erfährt dabei so manches über die Verbrechen von damals. Ebenso erhält man Einblicke in das Seelenleben des Täters, der sein nächstes Opfer bereits in seiner Gewalt hält.
Kyra als Protagonistin ist eine sympathische Figur, die weiß was sie will. Auch wenn sie manchmal Alleingänge unternimmt. Zumindest wirkte sie auf mich authentisch, ebenso wie die restlichen Charaktere des Buches. Was mich auch störte war die Vorhersehbarkeit mancher Dinge, da fehlte einfach die Raffinesse beim Erzählen.
Insgesamt ein Thriller, der spannender hätte sein können. Unterhaltsam auf jeden Fall und zum Nachdenken über die nahe Zukunft wird man auch angeregt. Es gibt leider kein Zwischending, daher nur drei Sterne mit einem „Plus“.

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Veröffentlicht am 13.11.2021

Ein Stück Zeitgeschichte

Die Blankenburgs
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Mit dem „Schwarzen Freitag“ Ende 1929 stürzt die Weltwirtschaft in eine ihrer schwersten Krisen. Auch das Familienunternehmen Blankenburg, das seit über 150 Jahren berühmt ist für seine Porzellanproduktion, ...

Mit dem „Schwarzen Freitag“ Ende 1929 stürzt die Weltwirtschaft in eine ihrer schwersten Krisen. Auch das Familienunternehmen Blankenburg, das seit über 150 Jahren berühmt ist für seine Porzellanproduktion, wird davon mitgerissen. Durch den Verlust des Großteils des Vermögens sehen das Familienoberhaupt Adalmar und sein Schwiegersohn Richard die einzige Konsequenz im Freitod. Das Erbe fällt an die beiden Schwestern Ophelie und Elise. Die Zeiten sind hart und geprägt vom aufkeimenden Nationalsozialismus. Um das Unternehmen zu retten, müssen die beiden verfeindeten Schwestern neue Wege gehen und dabei auch über sich hinauswachsen.

„Die Blankenburgs“ erzählt die Geschichte einer Porzellandynastie. So zumindest der Klappentext. Doch wer glaubt nun viel über Porzellan, dessen Geschichte und die Unternehmerfamilie zu erfahren, der wird enttäuscht sein. Denn im Prinzip geht es in erster Linie nicht so sehr um die Blankenburgs, sondern eher um die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg und die Gründe, warum die Menschen sich damals so für die Nazis begeistern konnten. Viele Firmen gingen bankrott und es herrschte eine hohe Arbeitslosigkeit in Deutschland. Die Armut und leere Versprechen treiben die Menschen in die Arme der Nationalsozialisten. Aber natürlich spielen die Blankenburgs dabei auch eine Rolle. Ein verzweigter Stammbaum, der gleich zu Beginn des Buches zu finden ist, bildet dabei eine große Hilfe um den Überblick zu behalten. Denn Figuren gibt es jede Menge. Ein totgeglaubter Sohn taucht aus China wieder auf, ein weiterer unehelicher Sohn stellt Ansprüche auf das Familienunternehmen. Ein kunterbunter Haufen mit vielen eigenen Geschichten. Dabei fand ich die Charaktere alle gut ausgearbeitet und äußerst interessant. Dadurch, dass so viele Menschen und Geschichten angerissen wurden, hätte man noch hunderte von Seiten füllen können.
Die Kapitel selbst fand ich etwas zu lang. Zu Beginn eines Kapitels findet sich immer eine Zusammenfassung zu den politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Verhältnissen zu der entsprechenden Zeit, dies war sehr informativ und man ist praktisch angehalten, sich seine Gedanken über diese Zeit zu machen.

Insgesamt war es dennoch ein spannendes und interessantes Buch. Auch wenn ich nicht so viel über die Porzellandynastie erfahren habe, auf jeden Fall hat mir das Buch dieses Stück Zeitgeschichte etwas nähergebracht.

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Veröffentlicht am 09.11.2021

Das Böse ist überall

Teufelsnetz
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Nachdem mich „Hexenjäger“, das Debüt von Max Seeck im vergangenen Jahr vollkommen begeistert hat, war ich sehr gespannt auf eine Fortsetzung der Reihe rund um die Kommissarin Jessica Niemi und ihren Partner ...

Nachdem mich „Hexenjäger“, das Debüt von Max Seeck im vergangenen Jahr vollkommen begeistert hat, war ich sehr gespannt auf eine Fortsetzung der Reihe rund um die Kommissarin Jessica Niemi und ihren Partner Jussuf.
Um es gleich vorweg zu nehmen: „Teufelsnetz“ steht dem Erstling in nichts nach, das Buch ist mindestens genau so spannend und rasant wie sein Vorgänger.
Angeknüpft wird an die Ereignisse aus dem ersten Band, man kann das Buch jedoch auch ohne Vorkenntnisse lesen, da alles Relevante erklärt wird. Etwas hat sich jedoch verändert. Erne, der ehemalige Chef und gleichzeitig eine Art Ziehvater für Jessica, ist nicht mehr im Team und wird von allen schrecklich vermisst. An seine Stelle ist nun Helena Lappi (Hellu) getreten, die im Team nicht besonders gut ankommt. Die neue Chefin ist unsympathisch und versucht zudem mit allen Mitteln Jessica loszuwerden.
Im aktuellen Fall geht es um zwei Blogger die vermisst werden. Wenig später wird der Tod einer der beiden in den sozialen Medien verkündet. Ein Fake? Eine weitere Tote, gekleidet wie ein Manga-Mädchen taucht auf. Die Ermittler vermuten einen Zusammenhang mit den beiden Vermissten.
Doch dies ist erst der Anfang, denn es geht um weit mehr als den Umgang mit sozialen Medien. Prostitution, Menschenhandel, Drogen; Max Seeck zieht alle Register. Schon allein der Prolog hat eine verstörende Wirkung. Und dies setzt sich im gesamten Buch fort. Es ist November in Helsinki und genau so ist auch die Stimmung: düster und kalt und das Böse ist überall.

Wie schon im Vorgänger sind die Kapitel größtenteils sehr kurzgehalten. Ständig wechseln die Perspektiven zwischen den Protagonisten. Zudem ist das Buch äußerst temporeich, es passiert ständig etwas und man mag mit dem Lesen gar nicht mehr aufhören. Wenn ein Buch die Bezeichnung Pageturner verdient, dann ist es dieses. Zahlreiche Wendungen und Überraschungen machen die Handlung unglaublich spannend.
Nachdem im ersten Band das Ende etwas unzufriedenstellend war, ist dieses Mal der Ausgang der Story wesentlich besser gelungen. Dazu noch ein kleiner Cliffhanger am Ende, der jetzt schon die Neugier auf eine Fortsetzung weckt. Ich freue mich jedenfalls schon darauf.

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Veröffentlicht am 02.11.2021

Rasanter Thriller - top!

In die Fluten der Dunkelheit
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Victor Lessard hat die Montrealer Mordkommission verlassen und arbeitet in einem Casino beim Sicherheitsdienst. Als der Investigativ-Journalist Lefebvre ermordet wird, bittet ihn jedoch seine langjährige ...

Victor Lessard hat die Montrealer Mordkommission verlassen und arbeitet in einem Casino beim Sicherheitsdienst. Als der Investigativ-Journalist Lefebvre ermordet wird, bittet ihn jedoch seine langjährige Partinerin Jacinthe Taillon um Mithilfe. Lefebvre verfolgte die Spur einer rechtsextremistischen Gruppe. Gleichzeitig erfährt Victor Ungeheuerliches über seinen Vater, Henri Lessard
Das Buch beginnt gleich sehr temporeich und man ist sofort mitten im Geschehen drin. Und dann geht es Schlag auf Schlag. Es passiert unglaublich viel und ständig ergibt sich etwas Neues. Dazu noch unglaublich viele Wendungen. Zusätzlich gibt es immer wieder Rückblicke auf relevante Ereignisse in der Vergangenheit. Man kann kaum mit dem Lesen aufhören, ein richtiger Pageturner. Auch die Kapitel sind angenehm kurz.
Man kann das Buch auch ohne Vorkenntnisse von den ersten beiden Bänden lesen. Die Figuren werden für Neulinge gut eingeführt und alles ausreichend erklärt. Wer jedoch dabei sein will, wie sich die Protagonisten entwickeln, dem empfehle ich die chronologische Reihenfolge.
Insgesamt ein rasanter Thriller, stellenweise politisch, aber auf alle Fälle super spannend. Für mich eines der Thriller-Highlights des Jahres 2021.

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Veröffentlicht am 01.11.2021

Getrennte Wege

Der rote Raum
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Es ist bereits der neunte Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss. Wobei man von einem UND gar nicht mehr sprechen darf, denn Stina hat das Team und Växjö verlassen. Sie ermittelt in einem Locked-Room-mystery ...

Es ist bereits der neunte Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss. Wobei man von einem UND gar nicht mehr sprechen darf, denn Stina hat das Team und Växjö verlassen. Sie ermittelt in einem Locked-Room-mystery nördlich des Polarkreises. Zu einer Zeit, in der die Sonne nie untergeht, denn es ist kurz nach Mittsommer. Ein Automechaniker wurde in einem geschlossenen Raum ermordet. Wie konnte der Täter aus dem abgeriegelten Raum entkommen?
Gleichzeitig haben Ingrid und ihr Team einen nicht minder rätselhaften Mord zu klären. Ein Mann wurde in einer Wohnanlage ermordet. Zudem wurde sein Herz entnommen und durch einen seltenen Stein ersetzt. Die Ermittlung laufen auf Hochtouren, kommen zunächst aber nur schleppend voran. Neu im Team ist die junge Sara, die die Männerwelt im Team gehörig aufmischt. Hugo und Lasse legen sich beide mächtig ins Zeug um der jungen Frau zu imponieren. Doch Sara ist tough genug und findet bald ihren Platz im Team.
Die Handlung springt ständig zwischen den beiden Fällen und den Ermittlerinnen hin und her. Und natürlich fragt man sich die ganze Zeit, ob und wann sich die beiden Handlungsstränge kreuzen werden. Dazu gibt es noch einen dritten Handlungsstrang, den man dem Ganzen zunächst überhaupt nicht zuordnen kann. Durch den ständigen Wechsel der Erzählperspektive kommt immerhin etwas mehr Spannung auf, ansonsten fand ich den mittleren Teil etwas langatmig. Beide Protagonistinnen haben mit den Dämonen ihrer Vergangenheit zu kämpfen und dies zieht sich durch das ganze Buch. Wurde in den vergangenen Bänden oftmals ein geschichtliches Thema miteingeflochten, so ist es dieses Mal eher eine Wissensergänzung. Man lernt etwas über das Volk der Samen und ihre Traditionen, aber auch modernere Wissenslücken über red rooms, die im Darknet zu finden sind werden geschlossen.
Das Ende wirkt etwas konstruiert und war so nicht vorhersehbar. Durch eine plötzliche Wendung liegen die Dinge auf einmal glasklar vor einem. Insgesamt war es dennoch ein spannender Fall mit einer etwas zähen Mitte. Ich freue mich auf eine Fortsetzung.

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