Profilbild von c-bird

c-bird

Lesejury Star
offline

c-bird ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit c-bird über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.10.2023

Spannende Unterhaltung vom Feinsten

Das Todesflüstern der Raben
0

Mit „Das Todesflüstern der Raben legt Frank Esser bereits seinen dritten Fall rund um die sympathische Kriminalhauptkommissarin Jana Brinkhorst vor. Für mich war es der erste Fall aus der Reihe, dennoch ...

Mit „Das Todesflüstern der Raben legt Frank Esser bereits seinen dritten Fall rund um die sympathische Kriminalhauptkommissarin Jana Brinkhorst vor. Für mich war es der erste Fall aus der Reihe, dennoch kam ich als Quereinsteiger bestens in das Buch rein.
Zu Beginn geht es gleich zur Sache. Karl Hansen, Kriminalhauptkommissar aus Aachen findet seinen Onkel Frederik erdrückt unter dessen Hebebühne. Die herbeigerufene Hamburger Polizei stellt schnell fest, dass es sich dabei um keinen Unfall handelt, sondern um Mord. Am Tatort findet sich ein gefalteter schwarzer Origami-Rabe, ein Zeichen, dass bereit bei zwei vorausgegangenen Fällen am Tatort hinterlassen wurde. Kurz darauf gibt es ein weiteres Opfer und Jana Brinkhorst und ihr Team versuchen verzweifelt den Zusammenhang zwischen den einzelnen Opfern zu finden. Auch Karl Hansen will den Tod an seinem Onkel aufklären und ermittelt auf eigene Faust, sehr zum Missfallen von Jana Brinkhorst.
Doch nicht nur die Polizei ermittelt, sondern als Leser ist man natürlich auch am Rätseln, woraus die Verbindung zwischen den einzelnen Taten besteht. Man weiß auch nie mehr als die Ermittler selbst, erst gegen Ende wird die Täterperspektive kurz angerissen. Zuvor tun sich verschiedene Spuren auf, von denen die meisten dann doch im Sand verlaufen. Es bleibt also bis zum Ende hin spannend. Hier gibt es eine geniale Auflösung, die keine Fragen offenlässt.
Der Erzählstil von Frank Esser ist absolut flüssig und temporeich, das Spannungsniveau liegt sehr hoch. Hat man erst einmal mit dem Lesen begonnen, fliegt man förmlich durch das Buch. Spannende Unterhaltung vom Feinsten. Absolut empfehlenswert!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.09.2023

Interessantes Ermittler-Duo

Schwarzvogel
0

Fredrika Storm kehrt nach einem Vorfall bei der Polizei in Stockholm zurück ins südschwedische Schonen zurück. Hier nimmt sie eine Tätigkeit bei der Polizei in Lund auf. Ihr erster Fall führt sie direkt ...

Fredrika Storm kehrt nach einem Vorfall bei der Polizei in Stockholm zurück ins südschwedische Schonen zurück. Hier nimmt sie eine Tätigkeit bei der Polizei in Lund auf. Ihr erster Fall führt sie direkt in ihren Heimatort Harlösa, der nicht weit entfernt liegt. Eine junge Frau ist auf einem eingefrorenen See eingebrochen und anschließend im eiskalten Wasser ertrunken. Gun, Fredrikas Großmutter beobachtete den Vorfall und ist davon überzeugt, dass die junge Frau gehetzt wurde und nur deshalb auf den See lief. Gemeinsam mit ihrem neuen Kollegen Henry Calment nimmt Fredrika die Ermittlungen auf. Dabei führt so manche Spur zu ihrer eigenen Familie…

Fredrika Storm ist eine junge Ermittlerin, die auch sehr impulsiv ist. Sie geht die Dinge einfach direkt an, auch wenn noch keine Rechtsgrundlage vorhanden ist. Schwer zu schaffen macht ihr, dass sie nun gegen ihre eigene Familie ermitteln muss. Zudem leidet sie noch immer unter dem Verlust ihrer Mutter Annika. Sie verschwand, als Fredrika noch ein kleines Mädchen war. Trotz intensiver Nachfragen schweigt die Familie beharrlich über den Weggang der Mutter.
Henry Calment ist eher das Gegenstück zu Fredrika. Er gehört der Oberklasse an und ist sehr kultiviert. Entgegen den Willen seiner Familie hat der sich nach einem Studium entschlossen Polizist zu werden. Seine Stärken liegen in der Tatortanalyse und er arbeitet am liebsten allein. Doch mit Fredrika zusammen, ergeben die beiden ein sehr gut funktionierendes Team.
Etwas anstrengend empfand ich die weitläufige Verwandtschaft von Fredrika. Zu jedem von ihnen gibt es etwas zu erzählen und die Figuren, mit denen sie nicht verwandt ist, sind alles Bekannte von früher. Bei ihren Ermittlungen tauchen plötzlich Parallelen auf. Die ertrunkene Frau hatte Nachforschungen angestellt nach einem Mann der 1996 verschwand. Zeitgleich verschwand damals Annika. Dadurch ergeben sich viele spannenden Fragen, die es zu klären gilt.
Die Kapitel sind kurzgehalten, man kommt sehr gut voran in dem Buch. Es ist zwar spannend, aber nicht auf höchstem Niveau. Dazu bremsen die vielen Nebengeschichten das Ganze aus. Es dauert ziemlich lange, bis die einzelnen Puzzlestücke an ihren Platz fallen.
Da „Schwarzvogel“ der Auftakt zu einer Serie rund um Fredrika Storm und Henry Calment ist, bleiben am Ende doch noch ein paar Fragen offen, die wohl in den weiteren Bänden geklärt werden. Ich bin jedenfalls gespannt auf weitere Fälle dieses sympathischen Teams.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.09.2023

Genialer historischer Krimin

Der Totengräber und der Mord in der Krypta (Die Totengräber-Serie 3)
0

Mit „Der Totengräber und der Mord in der Krypta“ legt Oliver Pötzsch bereits den dritten Fall der Totengräber-Reihe vor. Die bunte Truppe der drei Hauptprotagonisten besteht wie immer aus dem sympathischen ...

Mit „Der Totengräber und der Mord in der Krypta“ legt Oliver Pötzsch bereits den dritten Fall der Totengräber-Reihe vor. Die bunte Truppe der drei Hauptprotagonisten besteht wie immer aus dem sympathischen Inspektor Leopold von Hertzfeld, der Tatortfotografin Julia und selbstverständlich dem kauzigen Totengräber Augustin Rothmayer, der an seinem neuen Buch arbeitet. Die Fälle sind in sich geschlossen, daher können auch Quereinsteiger das Buch ohne Probleme lesen. Nur wer die privaten Entwicklungen der Protagonisten untereinander verfolgen möchte, sollte sich an die chronologische Reihenfolge halten.
Dieses Mal bekommt es das Trio mit dem Phänomen Spiritismus zu tun. Zum Ende des 19. Jahrhunderts waren Séancen und andere spirituelle Zusammenkünfte an der Tagesordnung. Das Mordopfer, das in der Krypta gefunden wurde, war ein Naturwissenschaftler, der solche Séancen als Schwindel zu entlarven versuchte. Liegt hier möglicherweise das Motiv?
Zudem gibt es noch einen zweiten Fall zu klären, denn es verschwinden immer wieder Kinder aus einem Waisenhaus und tauchen nicht mehr auf. Hat sie tatsächlich der „Nachtkrapp“ geholt?
Oliver Pötzsch ist ein begnadeter Geschichtenerzähler. Er versteht es den Leser zu unterhalten und gleichzeitig einen sehr spannenden Krimi zu erzählen. Dabei erfährt man auch so einiges über die damaligen Techniken, als die Tatortfotografie noch in den Kinderschuhen steckte. Gedanklich zieht man dabei natürlich Vergleiche zu den heutigen Techniken und es ist wirklich enorm, was sich seitdem verändert hat.
Das Buch enthält auch viel Lokalkolorit durch die Beschreibungen, aber auch die Sprache. Leo, der von Haus aus nur Hochdeutsch spricht, bekommt es immer wieder mit dem Wiener Dialekt zu tun. Mir persönlich haben diese Einlagen immer sehr gut gefallen und sie unterstreichen das Wiener Flair. Gastauftritte gibt es dieses Mal von Leos Mutter, die ihren Sohn in Wien besucht und auch ein bekannter britischer Autor gibt sich die Ehre.
Ein Roman, der nicht nur sehr spannend und unterhaltsam, sondern auch informativ ist. Dem Buch merkt man die gute Recherche an. Auch die Auflösung fand ich äußerst gelungen, der Autor überrascht hier mit einer Wendung und einem schlüssigen Ende.
Insgesamt wieder ein spannender und sehr gut erzählter Fall. Die Reihe rund um Leo, Julia und dem Totengräber ist einfach nur genial. Ich hoffe auf eine Fortsetzung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.09.2023

Ein Buch, das man nicht so schnell vergisst

Sekunden der Gnade
0

Als im Jahr 1974 ein Gerichtbeschluss umgesetzt werden soll, der die Rassentrennung an öffentlichen Schulen aufhebt, sorgt dies für jede Menge Unruhen in der Bevölkerung. Künftig sollen schwarze Schüler ...

Als im Jahr 1974 ein Gerichtbeschluss umgesetzt werden soll, der die Rassentrennung an öffentlichen Schulen aufhebt, sorgt dies für jede Menge Unruhen in der Bevölkerung. Künftig sollen schwarze Schüler mit dem Bus an weiße Schulen gebracht werden und umgekehrt. In Mitten dieser Unruhen macht sich Mary Pat Fennessy Sorgen um ihre 17jährige Tochter Jules. Das ansonsten zuverlässige Mädchen ist nicht nach Hause gekommen. Mary Pat begibt sich auf die Suche und stößt dabei auf eine Mauer des Schweigens. Doch sie gibt nicht auf und setzt alles daran herauszufinden, was mit Jules geschah. Langsam beginnt sie zu begreifen, dass man ihr das Letzte genommen hat, das in ihrem Leben noch wichtig war.

Die Aufhebung der Rassentrenneng ist der Aufhänger zu diesem Roman, steht aber nicht unbedingt im Mittelpunkt. Es ist ein heißer Sommer in Boston. Mary Pat lebt mit ihrer Tochter Jules in Southie, einem Arbeiterviertel, das von irisch stämmigen Menschen geprägt ist.
Das Leben hat es nicht gut gemeint mit Mary Pat, ein Ehemann verstarb, vom zweiten lebt sie getrennt. Ihr Sohn Noel starb durch Drogen. Somit ist ihre Tochter Jules ihr einziger Mittelpunkt. Mit ihrem Verschwinden, entsteht ein riesiges Loch in Mary Pats Leben. Zwar ist sie nicht unbedingt die sympathischste Protagonistin, doch es ist spannend ihre Verwandlung von der verzweifelten Mutter zur harten Kämpferin zu beobachten. Unerschrocken und konsequent zieht sie ihren Rachefeldzug durch. Dabei geht sie schonungslos mit ihren Gegnern um.
Zeitgleich gibt es Ermittlungen im Fall eines jungen Schwarzen, der auf den Bahngleisen ums Leben kam. Hier ermittelt Michael Coyne, den alle aber nur Bobby nennen. Eine sehr sympathische Figur und ein Ausgleich zu den vielen gewaltbereiten Charakteren.
Dennis Lehane zeichnet in seinem Roman die verschiedensten Figuren, die mir sehr authentisch und lebendig erschienen. Szenen, in denen Gewalt ausgeübt wird, gibt es jede Menge. Das Buch ist daher nicht unbedingt für Zartbesaitet geeignet. Deutlich spürbar waren auch die sozialen Spannungen, die zwischen den Randgruppen herrschen.

Rassismus, Mutterliebe und Hass. Themen so unterschiedlich und doch so nah beieinander.
Insgesamt eine Geschichte, die unter die Haut geht. Sehr glaubhaft erzählt und berührend. Ein Buch, das mir noch lange in Erinnerung bleiben wird.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.09.2023

Spannend, aber nicht der beste Strobel

Der Trip – Du hast dich frei gefühlt. Bis er dich fand.
0

Noch immer kommt die Psychologin Evelyn Jancke über den Verlust ihres Bruders nicht hinweg. Fabian verschwand vor zwei Jahren auf einer Urlaubsreise samt seiner Frau und dem Wohnmobil in Frankreich. Alle ...

Noch immer kommt die Psychologin Evelyn Jancke über den Verlust ihres Bruders nicht hinweg. Fabian verschwand vor zwei Jahren auf einer Urlaubsreise samt seiner Frau und dem Wohnmobil in Frankreich. Alle Suchen blieben erfolglos, die Ermittlungen wurden mittlerweile eingestellt. Doch Evelyn glaubt weiter daran, dass ihr Bruder noch lebt. Ihre Tätigkeit bei der Polizei als forensische Psychologin hilft ihr ein wenig Stabilität in ihr Leben zu bringen, das ansonsten aus dem Ruder zu laufen droht. Doch nun bittet die Polizei in Oldenburg sie um Mithilfe bei einer Mordserie. Ein Unbekannter mordet im norddeutschen Raum und immer sind es Campingplätze, auf denen er seine Opfer findet. Ein Zeuge kann den Täter beschreiben und als Evelyn das Phantombild sieht, glaubt sie darin ihren Bruder zu erkennen…

Da ich so gut wie alle Bücher von Arno Strobel bisher mit Begeisterung gelesen habe, war ich sehr gespannt auf das neue Werk. Allein schon der Prolog ist sehr packend und man erlebt mit, welche Grausamkeiten ein kleiner Junge erleiden muss. Auch das anschließende Szenario bei dem der Leser erfährt was mit Fabian auf seinem Urlaubstrip passiert, war so genial geschildert, als wäre man direkt dabei gewesen.
Schließlich lernt man Evelyn kennen. Die Suche nach der Wahrheit und die Ungewissheit zermürben ihr Leben. Eine Stütze ist da Kriminalhauptkommissar Gerhard Tillmann, ein Ex-Geliebter und jetzt ihr bester Freund. Als Evelyn plötzlich Nachrichten ihres totgeglaubten Bruders erhält, beginnen die beiden auf eigene Faust zu ermitteln. Doch dann tauchen Widersprüche auf und man weiß als Leser nicht mehr was man glauben soll. Zudem gibt es zwischendrin immer wieder Einschübe, in denen man aus der Täterperspektive etwas erfährt. Trotz all dieser Information bleibt es aber bis zum Ende spannend, denn es ist nicht so einfach daraus ein klares Bild zu formen. Auch halten einige Wendungen den Spannungsbogen auf einem hohen Niveau.
Der Erzählstil ist wie gewohnt sehr flüssig und auch die Dialoge haben mir bestens gefallen. Lediglich die Auflösung fand ich etwas schnell abgehandelt.
Insgesamt nicht eines der besten Werke des ansonsten von mir sehr geschätzten Arno Strobels. Aber immer noch weit über dem Durchschnitt. Spannung ist auf jeden Fall gegeben und das bis zum Ende. Ganz klare Leseempfehlung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere