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Veröffentlicht am 20.04.2017

"Ragdoll" von Daniel Cole

Ragdoll - Dein letzter Tag (Ein New-Scotland-Yard-Thriller 1)
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Inhalt

Die Leiche schwebte nackt ein Stück über dem Dienlenboden. Hunderte beinahe unsichtbarer Fäden fixierten sie in dieser Stellung. Detective Wolf brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, was er ...

Inhalt

Die Leiche schwebte nackt ein Stück über dem Dienlenboden. Hunderte beinahe unsichtbarer Fäden fixierten sie in dieser Stellung. Detective Wolf brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, was er da sah. Im Näherkommen fielen ihm die groben Stiche auf, die die nicht zueinander passenden Körperteile zusammenhielten.
Eine Leiche. Und sechs Opfer.

Eindruck

Zuerst hat mich das wahnsinnig tolle Cover in seinen Bann gezogen. Mit der schwarz-silbrigen Krähe und der kupferglänzenden Schrift ist es ein echter Eyecatcher. Ein klasse Titel - "Ragdoll" (Lumpen-/Flicken- puppe oder auch Vogelscheuche) und schon war mein Interesse geweckt.

Die Geschichte beginnt mit einem sehr interessanten Prolog, der mit einem Prozeß in 2010 beginnt und in dessen Verlauf etwas geschieht, wo ich mich fragte, wieso ist Wolf 2004 - also 4 Jahre später - noch in Team, das den Ragdoll-Fall ermittelt. Die Aufklärung kam relativ früh und hier sehe ich die Schwäche der Geschichte. Denn nach so einem Vorfall wie in 2010 hätte er niemals in den ermittelnden Außendienst zurückkehren können. Letztlich lief es nach dem Motto "eine Krähe hakt der anderen keine Auge aus". Wie passend !

Die Idee dieser Handlung fand ich sehr genial und auch wie sich die Lösung aufbaut. Immer wieder sind kleine Brücken in die Vergangenheit Wolfs nach dem verheerenden Gerichtsprozeß eingebaut, mit denen ich anfangs nicht viel anfangen konnte, doch irgendwann ergaben sie einen Sinn und waren wichtig. Nicht nur das, sie führten zu einer für mich nicht vorhersehbaren Auflösung des Ragdoll-Falles. Und somit hatte ich ein Aha-Erlebnis.

Die Lösung des ganzen Falles ist angelegt auf knapp über 2 Wochen, somit ist der Ablauf ziemlich kompakt und temporeich. Die Taten die begangen werden sind für ganz zarte Nerven nicht wirklich geeignet und der Schluss nochmal eine rasante Achterbahnfahrt.

Die Protagonisten dieses Buches sind schon allesamt sehr speziell, gewöhungsbedürftig und nicht wirklich sympathisch, dennoch hatte ich nie das Gefühl das Buch weglegen zu müssen. Weil sie irgendwie ganz einfach so - und nicht anders - in diese Geschichte reingehörten auch wenn einige Charaktere die gängen Klischees bedienen. Auch einige Nebenstränge hätten nicht sein müssen, haben aber auch nicht gestört oder den Lesefluss unterbrochen oder genervt.

Fazit

Alles in allem ein gelungenes Debüt mit einem tollen Faden aber auch kleinen Schwächen, aber sehr lesenswert und ich bin gespannt auf weitere Bände dieser Reihe.

Veröffentlicht am 11.04.2017

"Der Hochzeitsladen" von Rachel Hauck

Der Hochzeitsladen
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Inhalt

In den 1930er Jahren führt Cora Scott einen erfolgreichen Brautmodenladen in Heart's Bend, einer Kleinstadt in Tennessee. Während sie darauf wartet, dass ihre große Liebe zu ihr zurückkehrt, erfüllt ...

Inhalt

In den 1930er Jahren führt Cora Scott einen erfolgreichen Brautmodenladen in Heart's Bend, einer Kleinstadt in Tennessee. Während sie darauf wartet, dass ihre große Liebe zu ihr zurückkehrt, erfüllt sie die Träume anderer.

Mehr als achtzig Jahre später: Haley Morgan kehrt in ihre Heimatstadt Heart's Bend zurück. Nach dem traumatischen Tod ihrer Freundin Tammy und nachdem sie die Wahrheit über den Mann erfahren hat, den sie geliebt hat, sucht sie einen neuen Platz im Leben. Sie beschließt, den Brautmodenladen wieder zu eröffnen. Die Leben von Cora und Haley verbinden sich zu einer Geschichte voller Mut, Geheimnisse und Liebe.

Eindruck

Die Gegenwart nimmt den Leser mit, durch das Leben von Haley. Einst gaben sie und ihre beste Freundin sich das Versprechen mit dem kleinen Finger, dass wenn sie groß sind, sie den Hochzeitsladen wieder eröffnen und zu altem Glanz verhelfen. Haley nimmt diese Herausforderung an für sich und einen Neuanfang, aber auch um den Geist ihrer toten Freundin weiterleben zu lassen. Und, weil man einen einmal gemachten Schwur nicht bricht.

Die Vergangenheit begleitet den Leser durch das Leben von Cora. Sie hat den Hochzeitsladen von ihrer Tante übernommen und geht in dieser Aufgabe auf. Die Träume von Bräuten zu erfüllen und den Hochzeitstag zum schönsten ihres Lebens zu machen, ist Cora's Leben. Und dabei vergißt sie fast ihr eigenes.

Es ist die Geschichte von wahrgenommenen Chancen, Liebe und der Hoffnung auf das kleine große Glück. Die Suche nach sich selbst und unserem persönlichen Platz im Leben. Wie stark beeinflußt unser Glaube unser Tun und Handeln und inwieweit ist das, was uns passiert göttliche Fügung. Wieviel mehr bekommen wir zurück, wenn wir von Herzen geben statt auf Profit und eigenen Standard zu schauen. Die Fäden werden hier hoffnungsvoll romantisch, mit dem ganz besonderen Südstaatencharme und unbändigem Glauben an die Liebe und das Leben zusammengesponnen, die am Ende ein wunderschönes Familiengeheimnis offenbaren.

Der Hochzeitsladen ist von Anfang bis Ende von einer Magie umgeben, die den Leser Teil dieses Gebäudes werden lässt. Durch die Beschreibung der Einrichtung, der Zimmer und ganz besonders
der Treppe hatte ich beim lesen immer ein leichtes Gefühl von "vom Winde verweht". Es ist Rachel Haug sehr gut gelungen, die Charaktere leben zu lassen und ich war durch alle Generationen mit den Damen die für, mit und im Hochzeitsladen gelebt haben, verbunden. Ich habe mit ihnen gelitten, gelacht, gehofft und geweint.

Hätte ich dieses Buch schon vor langer, langer, langer Zeit gelesen - Mädels ich sage Euch, meinen Brautkleidkauf hätte ich 100%ig anders geplant und durchgeführt!

Fazit

Bei aller Romantik und aller Träumerei zwischen Seide, Tüll und Spitze konnte ich allerdings der Geschichte nicht abnehmen, dass es Menschen gibt die - nur um der Nostalgie willen - extem hohe
Geldbeträge an eine völlig fremde Person verschenken. Daher ziehe ich mit einem weinenden Auge 1 Sternchen ab.
"Der Hochzeitsladen" von Rachel Hauck wird mich nie mehr verlassen und erhält von mir eine absolute Leseempfehlung - nicht nur für Heiratswillige.

Veröffentlicht am 29.03.2017

"Ein fauler Gott" von Stephan Lohse

Ein fauler Gott
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Inhalt

Benjamin ist vor einigen Wochen elf geworfen. Im nächsten Schuljahr wird er ein Herrenrad bekommen, eine Freundin und vielleicht eine tiefe Stimme. Doch dann stirbt sein kleiner Bruder Jonas.

Eindruck

Mit ...

Inhalt

Benjamin ist vor einigen Wochen elf geworfen. Im nächsten Schuljahr wird er ein Herrenrad bekommen, eine Freundin und vielleicht eine tiefe Stimme. Doch dann stirbt sein kleiner Bruder Jonas.

Eindruck

Mit "Ein fauler Gott" hat Staphan Lohse ein sehr trauriges und für jede Familie dramatisches Thema aufgegriffen. Für Eltern ist es das Schlimmste, was ihnen überhaupt passieren kann, das eigene Kind
zu verlieren. Für eine geschiedene, völlig auf sich allein gestellte Frau wie Ruth in den 70er Jahren der Supergau schlechthin. Dennoch muss das Leben weitergehen, wenn noch andere Kinder da sind. Und die Alternative die Ruth für sich und sogar Ben in Erwägung zieht, hat mich sehr schockiert.

Zitat aus dem Buch:
"Den eigenen Tod sterben wir, den Tod unserer Kinder müssen wir leben".

Es ist unendlich schwer und mit Sicherheit für viele Eltern gar nicht möglich, so einen Verlust zu leben, denn es gibt nicht wirklich etwas oder jemanden, der einem aus dem ganz tiefen Tal der Ohnmacht heraushelfen kann. Die Emotionen, die in einem aufkeimen - Trauer, Wut, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit und Einsamkeit - sind für meinen Geschmack hier viel zu kurz gekommen. Zwar zieht sich Ruth mehr und mehr zurück und ist nicht in der Lage ihren Alltag und auch den von Ben zu meistern, aber durch den distanzierten Schreibstil kam das alles nicht wirklich an die Oberfläche. Ben hat sein kleines Heil für eine kurze Zeit im Nachbarn Herrn Gäbler gefunden. Dem er sich anvertrauen und seine Gefühle offenbaren konnte, da er auf seine Mutter nicht zählen konnte.

Als sehr verwirrend und anstrengend zu lesen fand ich die Zeitsprünge. Einmal wird die Geschichte aus der Sicht von Ben erzählt, dann wieder von Ruth und zwischendurch noch Abstecher in Ruth's tiefste Vergangenheit, die ich aber als zusammenhanglos und konfus empfunden habe. Hier musste ich mich oftmals erst orientieren, um wen es sich gerade handelt - Überschriften wären ein wenig hilfreich gewesen.
Gut verzichten können, hätte ich auf die sexuellen Exkursionen aus Ben's ersten Versuchen ein Teenager zu werden und ganz sauer aufgestoßen ist mir die Ausdrucksweise. Mag sein, dass in den
70ern Pisse, Kacke und Rotze zum guten Ton gehörte, für meinen Geschmack war es eindeutig zu viel.

Die Charaktere empfand ich als sehr nüchtern und distanziert, so dass mir sowohl Ruth als auch Ben bis zum Ende des Buches fremd geblieben sind. Ruth war die gesamt Geschichte über mehr oder
weniger nur am Rande vorhanden und von Ben gab es für mein Empfinden zu viele langatmige unwichtige Episoden wie z.B. der Aufenthalt im Kinderheim, der sich mir überhaupt nicht erschlossen hat oder aber das Fußballspiel, die die Geschichte nicht wirklich vorangebracht haben.

Fazit

"Ein fauler Gott" - eine sehr traurige Thematik, der aber mir persönlich die Atmosphäre und die wirklichen Emotionen fehlten, dafür aber den Nebenschauplätzen zu viel Raum gegeben wurde.
Sehr schade, ich hatte mir von diesem Buch viel mehr und ganz anderes versprochen. Es hat mich einfach so gar nicht fesseln können.

Veröffentlicht am 10.03.2017

"Wenn ich jetzt nicht gehe" von Maria Duenas

Wenn ich jetzt nicht gehe
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Inhalt

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist Mexiko-Stadt der Mittelpunkt der neuen Welt und Mauro Larrea einer ihrer wohlhabendsten Bewohner. Er nennt einen Barockpalast sein Zuhause, besitzt ...

Inhalt

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist Mexiko-Stadt der Mittelpunkt der neuen Welt und Mauro Larrea einer ihrer wohlhabendsten Bewohner. Er nennt einen Barockpalast sein Zuhause, besitzt Minen, Ländereien, Kutschen, Pferde, Logen überall ... Jahre zuvor kam er mit nichts ins Land, als Witwer, als Vater zweier Kinder. Sein kühner Aufstieg begann. Jetzt soll nach zwangig Jahren Arbeit im Bauch der Erde alles verloren sein, wegen einer einzigen Entscheidung! Hals über Kopf verlässt er die Stadt, versucht sein Lebensglück ein zweites Mal zu machen und begegnet Soledad Montalvo, einer schönen, einer klugen, einer unberechenbaren Frau.

Eindruck

Maria Duenas hat mit diesem Roman ganz großes Kino geschaffen, einen Hauch von "Vom Winde verweht".
Ein opulenter Historienschmöker, der den Leser wortgewaltig auf eine Reise mitnimmt, durch das
stolze Mexiko bis hinein in das vor Lebensfreude nur so sprühende Kuba und sein Ende findet im farbenfrohen und noblen Spanien.

Große Gefühle in jeder Art, große Tragödien und das kleine große Glück. All das ist in diesem Buch zu finden, desssen Geschichte mich von Anfang an in seinen Bann gezogen und nicht mehr los gelassen hat. Aufstieg und Fall des Mauro Larrea, der am Ende sein Glück in der alten Heimat und mit Soledad gefunden hat. Spannend und fesselnd war es, hinter das Geheimnis und die Tragödien der Familie Montalvo zu kommen.

Durch den wahnsinnig lebendigen Schreibstil konnte man förmlich die Weine und Köstlichkeiten schmecken und die kubanischen Zigarren riechen sowie die Atmosphäre von vielen Orten bis in
die letzte Pore aufnehmen. Die beschriebenen großen Roben der Damen und Herren der feinen Gesellschaft hatte man genauso plastisch vor Augen, wie die durchaus sehr eigene Aufmachung von Larrea's Diener, Freund und Weggefährten. In den Landschaften und Häusern fühlte man irgendwie ein Stück Heimat und die Charaktere sind so lebendig, stark und authentisch, dass man gemeinsam mit ihnen auf dieser abenteuerlichen Reise war.

Ein ganz kleiner Wehrmutstropfen - der allerdings meine Bewertung nicht schmälert - ist, das es bei der Menge der Personen und des Umfangs der Reisetätigkeiten kein Personenregister und
Routen/Karten gab. Aber auch ohne war alles gut im Blick zu behalten.

Fazit

Ein grandioser, anspruchsvoller Roman voller Gefühl, Herz, Seele und Stolz. Meiner Meinung nach mit Potential für einen Klassiker.

Veröffentlicht am 26.02.2017

"Madame Clèo und das große kleine Glück" von Tanja Wekwerth

Madame Cléo und das große kleine Glück
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Inhalt

Einst war Madame Clèo ein erfolgreiches Pariser Mannequin, heute kann sie kaum noch ihre Altbauwohnung in Berlin bezahlen. Daher vermietet sie ein Zimmer unter und findet in Adamo und seiner kleinen ...

Inhalt

Einst war Madame Clèo ein erfolgreiches Pariser Mannequin, heute kann sie kaum noch ihre Altbauwohnung in Berlin bezahlen. Daher vermietet sie ein Zimmer unter und findet in Adamo und seiner kleinen Tochter Mimi wahre Freunde. Doch die Vergangenhenheit lässt Madame Clèo, die Grande Dame mit Herz, nicht los. Ein großer unerfüllter Traum erwacht zu neuem Leben, als Mimi eines Tages auf eine riesige Summe Geld stößt. Madame Clèo hat eine bezaubernde Idee und jede Menge Briefumschläge ...

Eindruck

Einmal noch Paris sehen und dann vielleicht sterben ... doch dann reicht ein wenig Feenstaub und ein bißchen Glitzerpuder aus und das große kleine Glück stolpert in Dein Leben!

Die Geschichte ist bezaubernd, romantisch, poetisch, ein klein wenig liebenswert verrückt und eine einzige tiefe Liebeserklärung an Paris, Coco Chanel und No.5. So fein und emotional erzählt, dass es die Seele nährt und das Herz erwärmt. Ich fühlte mich als Teil dieser ganz ungewöhnlichen Wohngemeinschaft und bin mit ihnen in Paris gewesen um Madame Chanel ein letztes Mal Lebe wohl zu sagen.
Manchmal braucht es so wenig um das große kleine Glück zu finden, man muss nur mutig und vertrauensvoll zugreifen, wenn es einem angeboten wird.

Clèo, Mimi und Adamo sind so tolle, greifbare und lebendige Charaktere, dass man sie man sofort schon lange zu kennen scheint. So wohnt, lacht, weint, streitet und reist mit Ihnen als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt. Sehr schön und lebendig war, dass sie alle eine Entwicklung gemacht haben, so das die Geschichte wahnsinnig toll fließen konnte. Mimi ist liebevoll kaltschnäuzig und auf eine ganz besondere Art frech, über ihre Sprüche habe ich Tränen gelacht.

Zitat:
"Erst machen wir uns zurecht. Du weißt schon, wir könnten unserem Schicksal begegnen."

Das werde ich mir nach dieser zauberhaften Geschichte voller Gefühl wieder mehr zu Herzen nehmen. Denn, vielleicht wartet mein großes kleines Glück an der nächsten Ecke.

Fazit

Ich habe mich in diesen Roman, in Clèo und Mimi und in "Spagetti Puttanesca" nach Adamo verliebt. Leseempfehlung.