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Veröffentlicht am 21.10.2017

Ein widerwärtiges Stück amerikanische Geschichte

Underground Railroad
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Inhalt

Cora, deren Großmutter auf einem Sklavenschiff verschleppt wurde, ist nur eine der unzähligen Schwarzen, die auf den Baumwollplantage Georgias schlimmer als Tiere behandelt werden. Alleträumen ...

Inhalt

Cora, deren Großmutter auf einem Sklavenschiff verschleppt wurde, ist nur eine der unzähligen Schwarzen, die auf den Baumwollplantage Georgias schlimmer als Tiere behandelt werden. Alleträumen von der Flucht - doch wie und wohin? Caesar, ein Leidensgenosse, erzählt Cora von derUnderground Railroad, einem geheimen Fluchtnetzwerk für Sklaven. Über eine Falltür gelangensie in den Untergrund, und es beginnt eine atemberaubende Reise, auf der sie Leichendieben,Kopfgeldjägern, obskuren Ärzten, aber auch heldenhaften Stationsvorstehern begegnen. JederStaat, den sie durchqueren, hat andere Gesetze, andere Gefahren. Wartet hinter der letztenGrenze wirklich die Freiheit?

Eindruck

Seite 253 - "So viele Jahre später ist mir der amerkikanische Geist lieber, der jenige, der uns ausder Alten Welt in die neue gerufen hat, damit wir erobern, aufbauen und zivilisieren. Und zer-stören, was zerstört werden muss. Um die unbedeutenderen Rassen emporzuheben. Und wennnicht emporzuheben, dann zu unterwerfen. Und wenn nicht zu unterwerfen, dann auszurotten.Unsere Bestimmung kraft göttlicher Vorschrift - der amerikanische Imperativ."

Der amerikanische Imperativ - was für ein Witz. Jeder Amerikaner sollte sich einmal mehrumschauen, und sich fragen, ob sein dunkelhäutiger Nachbar nicht vielleicht ein Verwandter ist,weil der Vater, Großvater oder Urgroßvater vielleicht eine jener jämmerlichen Kreaturen war,der andere Menschen als unwürdirge Rasse tituliert hat, sich aber heimlich, still und leise an denkleinen schwarzen Mädchen vergriffen und sie mißbraucht hat. Seine Kinder, die daraus her-vorgekommen sind aber "entsorgt" hat, weil sie ja die Schändlichkeit, die Schwachheit und die Abartigkeit seiner Handlung hat sichtbar werden lassen.
"Underground Railroad" ist ein weiteres Werk über eine der größten Widerwärtigkeiten der amerikanischen Geschichte und wenn ich diese Bücher lese, bin ich zwar froh amerikanischeWurzeln zu haben, aber nicht dort aufgewachsen zu sein. Die Arroganz und Abfälligkeit mit dergegen Menschen vorgegangen worden ist, ist auch nach all den Jahrzehnten immer noch nicht zu fassen und zu verstehen. Steckbriefe mit denen geflohene Sklaven denunziert und vogelfreigegeben wurden, Lynchjustiz und Folter bis zum Tod - es ist einfach nur ekelhaft. Vor Augen führen sollten sich alle Rassisten, dass die Wiege der Menschheit Afrika ist, somit sollte jedem klar sein, dass, wenn mit seiner DNA auf Weltreise gehen würde, vielleicht Dinge dabei ansTageslicht kommen, die ihm überhaupt nicht gefallen. So eine genetische Weltreise sollteich an Anbetracht der politischen Strömungen Pflicht werden.
Colson Whitehead hat uns in seinem Roman auf die Odyssee von Cora mitgenommen, die eine Flucht gewagt hat. Er hat uns an ihren Strapazen, Ängsten aber auch Freuden teilhabenlassen. Allerdings bin ich mit Colsons Scheibstil nicht wirklich klar gekommen. Anfangs fandich es noch sehr gut, dass er auf übermäßige Gefühlsduselei verzichtet hat, allerdings war dieGeschichte dann doch gänzlich emotionslos und steif. Die Charaktere sind mir bis zum Endeeher fremd geblieben.Und was mir gar nicht gefallen hat, war die Darstellung der "Underground Railroad" als unter-irdischer Zug. Das ist es definitiv nie gewesen - lediglich die Begriffe wurden genutzt umsich halbwegs sicher zu verständigen - und ich finde damit wurde dieser großartigenOrganisation, die so wahnsinnig viel für die Sklaven getan hat, zu wenig Rechnung getragen und ich bin der Meinung, dass dieses Buch eine solche Darstellung nicht nötig gehabt hätte. Die Arbeit, die Gefahren, der Mut und die Courage der vielen Menschen die unter Einsatz ihres eigenen Lebens so vielen und doch so wenigen geholfen haben, kam mir viel zu kurz.

Fazit

Gutes Buch über eine grandiose Organisation der Vereinigten Staaten, das mich aber leider wegen der steifen, hölzernen Schreibweise und der Fiktion eines unterirdischen Zuges nicht hatmitreißen können.

Veröffentlicht am 09.06.2017

Tagebuch einer Mutter im Chaos der Naturgewalten

Vom Ende an
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Inhalt

Eine Frau bekommt ihr erstes Kind, während eine Naturkatastrophe England heimsucht und die Städte verwüstet. Auf der Flucht verschwindet ihr Gefährte, aber neben Schrecken und Barberei
erlebt die ...

Inhalt

Eine Frau bekommt ihr erstes Kind, während eine Naturkatastrophe England heimsucht und die Städte verwüstet. Auf der Flucht verschwindet ihr Gefährte, aber neben Schrecken und Barberei
erlebt die Erzählerin auch das intime Glück einer Mutter-Kind-Liebe.

Eindruck

"Vom Ende an" war meine erste Novelle und wird es vermutlich auch bleiben. Der Schreibstil in Form eines Tagebuches, oder Gedankenfetzen hat mich sehr auf Distanz gehalten. Hinzu
kommt, dass es keine Namen gibt - lediglich die Personen mit Buchstaben bezeichnet werden, was mir eine sehr unterkühlte Atmosphäre vermittelt hat.
Der Fokus dieser Novelle liegt klar auf der Mutter-Kind-Ebene und nicht auf der Naturkatastrophe, was mir persönlich nicht ganz so gefallen hat. Die Ausmaß der Flut und die damit verbundenen
Szenarien wurden mehr oder weniger in den Hintergrund gestellt.

Seite 129:
"Wir sind alle entwurzelt, das ist es. Losgerissen, frei schwebend, umhertreibend, alles zugleich. Und das Ende, der Halt, die Anbindung sind nicht in Sicht."

Allein solche Sätze machen die Unsicherheit, Angst und Verzweiflung der Situation deutlich und deshalb konnte ich mir die ausschließliche mütterliche Glückseligkeit der Erzählerin, in einer Zeit, in der ihr ganzes Leben buchstäblich an ihr vorbeischwimmt und die Zukunft ungewiß ist, so gar nicht vorstellen. Es ist mir unbegeiflich, wie ich in einer Phase des totalen Chaos und vor dem Nichts stehend in dem Geruch von Windeln und Sabberfäden auf meiner Kleidung
schwelgen kann. Vielleicht fehlt mir dieVorstellungskraft, weil ich keine Mutter bin.

Fazit

Eine Novelle scheint nicht für mich geschaffen zu sein. Dennoch fand ich die poetische Sprache, sowie die Thematik interessant und die Tagebuchform wäre durchaus reizvoll gewesen, wäre da nicht diese Unpersönlichkeit und Distanz, die mich nicht nicht in ihren Bann ziehen konnte

Veröffentlicht am 09.02.2017

"Die Töchter des roten Flusses" von Beate Rösler

Die Töchter des Roten Flusses
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Inhalt


Nach dem Tod ihrer Adoptivmutter findet Tuyet Briefe ihrer leiblichen Mutter aus Vietnam. Wollte sie den Kontakt mit ihrer Tochter also doch nicht abbrechen? Auf der Suche nach
Antworten reist ...

Inhalt


Nach dem Tod ihrer Adoptivmutter findet Tuyet Briefe ihrer leiblichen Mutter aus Vietnam. Wollte sie den Kontakt mit ihrer Tochter also doch nicht abbrechen? Auf der Suche nach
Antworten reist Tuyet von Frankfurt nach Hanoi, die Stadt am Roten Fluss, wo sie die Bekanntschaft der jungen Linh macht und tief in die fremde Exotik ihrer Heimat eintaucht. Und als sie eines Tages deren Mutter kennenlernt, die abgeschieden in den Bergen lebt, ist
Tuyet ihrer Vergangenheit plötzlich näher, als sie ahnt.


Eindruck


Vietnam zu Zeiten des Krieges in den 60er Jahren und heute. Eine beeindruckende Beschreibung des Landes und seiner Menschen. Die sich allem Leid, allen Verlusten und Schmerzen zum Trotz immer wieder erheben und weitermachen. Nicht in vergangenem schwelgen sondern nach vorne sehen. Es waren bedrückende Erlebnisse, die hier beschrieben wurden und um so mehr steigt
meine Achtung von denen, die Kriege miterleben mussten und trotzdem ihr Leben meistern und nicht verzweifeln.


Sehr interessant fand ich die Verbindung zwischen Vietnam und der ehemaligen DDR, die mir gar nicht so klar war. Wir haben über die Teilung und das Leben dort geklagt und die gebeutelten Vietnamesen fühlten sich wie im Schlaraffenland. Das Leben geht seltsame Wege.


Die Kulisse und Botschaft, die in "Die Töchter des roten Flusses" transportiert wurden, fand ich sehr gelungen und haben mich beeindruckt. Jedoch sind mir die Protagonisten durch ihre
Verhaltensweisen und Charaktere fremd geblieben. Vielleicht verstehe ich die asiatische Kultur und Mentalität aber auch einfach nicht. Mir war zuviel drumherum, was eher wie ein Reisebericht und Selbstfindungstrip, als die Suche nach der Mutter und den Wurzeln war, und für mein Verständnis durch zu viele Zufälle geprägt. Das eigentlich wichtige - die Zusammenführung der Familie und wie es mit ihnen weiterging - kam mir dann extrem zu kurz. So bin ich nie
wirklich in die Geschichte hineingekommen und wurde nicht richtig abgeholt.


Fazit


Interressante und traurige Geschichte vor exotischer und lebendiger Kulisse, die mich aber wegen der Protagonisten und Zufälle nicht wirklich fesseln konnte.

Veröffentlicht am 06.01.2017

"Nebelschrei" von Sam Baker

Nebelschrei
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Inhalt

Nach außen ist Helen eine starke Frau. Kerner ahnt, dass ihr die Erinnerungen an die Hölle, die sie erlebt hat, täglich den Atem rauben. Und dass sie nur knapp dem Tod entkommen ist. Das verfallene ...

Inhalt

Nach außen ist Helen eine starke Frau. Kerner ahnt, dass ihr die Erinnerungen an die Hölle, die sie erlebt hat, täglich den Atem rauben. Und dass sie nur knapp dem Tod entkommen ist. Das verfallene Anwesen in einer abgelegenen Gegend in Nordengland scheint das perfekte Versteck zu sein. Doch die Dorfbewohner kommen Helen näher, als ihr lieb ist. Denn niemand darf wissen, wo sie ist - vor allem nicht der Mensch, dem sie am meisten vertraut hat...

Eindruck

Der Prolog bietet eine spannende und fesselnde Einleitung in die Geschichte. Leider konnte dann die Handlung aber für meinen Geschmack nicht halten, was der Prolog versprach.

Teil Eins - Die Fremde
Der Leser lernt die Protagonistin Helen kennen. Eine scheinbar selbstbewußte Frau, die mit beiden Beinen im Leben steht und selbiges im Griff hat. Ich konnte ihre Handlungsweisen allerdings nur bedingt verstehen. Warum zieht sie sich in die Einsamkeit eines Dorfes zurück, wenn sie sich in der Großstadt wohler fühlt? Warum mietet sie ein riesig, heruntergekommenes Anwesen in Alleinlage, wenn sie sich eigentlich vor jedem Schatten an der Wand fürchtet? Sie mag Menschen und deren Gegenwart aber meidet die Dorfgemeinschaft? Warum flüchtet sie überhaupt aus der Situation und taucht unter? All diese Fragen blieben für mich offen.

Eine weitere Hauptperson in diesem Teil war Gil - Journalist im Ruhestand, der nichts anderes zu tun hat, als sich selbst zu bemitleiden und im Leben von Helen herumzuwühlen, bis er unter sehr fragwürdigen Methoden zum Erfolg kommt und ihm Helen notgedrungen Frage und Antwort steht.

Teil II - Der Junge
Dieser Teil ist ein endlos langer - von kurzen Zwischenfragen Gil's - geführter Monolog, in dem Helen ihre "Geschichte" erzählt. Von den grausamen und prägenden Erlebnissen einer Fotografin in Krisen- und Kriegsgebieten, die Helen nie verarbeiten konnte und unter einem Post-Traumatischen-Stress-Syndrom leidet.

Teil Drei - Der Scar
Im letzten Teil nimmt dieser Thriller dann langsam mal ein klein wenig Fahrt auf und es kommt ein Hauch von Spannung auf. Hier gebe ich zu, hätte ich mit dem Täter nicht gerechnet, allerdings war der Tatort wenig überraschend, da von vornherein vorhersehbar.

Fazit
"Nebelschrei" für mich kein Thriller, eher ein Psychoroman. Sehr langatmig und zäh, mit wenig Spannung und Überraschungen.

Veröffentlicht am 29.12.2016

"Green Net" von Wilfried von Manstein

Green net
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Inhalt

Was wäre, wenn Bäume und Pflanzen sich in einem "Green Net" versammeln würden, um den blauen Planeten vom Menschen zu befreien?

Eine magische Reise !

Eindruck

Magisch fand ich die Reise jetzt ...

Inhalt

Was wäre, wenn Bäume und Pflanzen sich in einem "Green Net" versammeln würden, um den blauen Planeten vom Menschen zu befreien?

Eine magische Reise !

Eindruck

Magisch fand ich die Reise jetzt nicht wirklich, aber die Geschichte hat eine gewaltige und wichtige Botschaft. Wir müssen besser mit unserer Welt und allem darauf lebenden Umgehen. Nicht nur mit uns selbst, sondern gerade mit den Tieren, Bäumen, Pflanzen. Durch Gen-manipulationen zur Optimierung der Erträge, durch gnadenlose Abholzung zur Herstellung von Billig-möbeln und Papier und durch Industrialisierung ver-pestete Gewässer zerstören wir die Erde.
Ein Umdenken und Handeln ist über kurz oder lang - eher aber kurz - dringend notwendig wenn eine gesunde, im Gleichgewicht stehende Umwelt erhalten bleiben soll.

Die Idee hinter dieser Geschichte ist grandios und mir ist durch die wahnsinnig schönen Beschreibungen der Landschaften, Bäume und Pflanzen bewußt geworden, dass ich privilegiert lebe - mitten im Wald, umgeben von Natur mit ihrer riesigen Vielfalt - dennoch war die Umsetzung überhaupt nicht mein Fall. Letztlich waren mir die Natur zu vermenschlicht und hat nur die negativen Eigenschaften der Menschen angenommen. Und in Verbindung mit Eiben, Eichen, Tannen und Linden von Baumsoldaten zu sprechen fand ich etwas unglücklich.


"Schauen, was ist - ändern, was möglich ist - akzeptieren, was nicht zu ändern ist".


Diesen wundenschönen Satz aus dem Buch werde ich mir hinter die Ohren schreiben und versuchen umzusetzen, wann immer es mir möglich ist.

Fazit

Toll aufgemachtes, hochwertiges Buch mit einem wunderschönen Cover und einer tollen Idee. Leider hat es mich so gar nicht fesseln können, oder ich habe es einfach nicht verstanden.