Profilbild von carathis

carathis

Lesejury Profi
offline

carathis ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit carathis über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.12.2018

Spannende Geschichte um Lyra und ihre Beschützer

His Dark Materials: Über den wilden Fluss
0

Philip Pullman legt etwa 15 Jahre nach Abschluss seiner "Der Goldener Kompass/His Dark Materials"-Trilogie die Vorgeschichte zu Lyras Abenteuern vor, die nun als Hörbuch hervorragend durch Rufus Beck vertont ...

Philip Pullman legt etwa 15 Jahre nach Abschluss seiner "Der Goldener Kompass/His Dark Materials"-Trilogie die Vorgeschichte zu Lyras Abenteuern vor, die nun als Hörbuch hervorragend durch Rufus Beck vertont wurde.

Malcolm ist ein intelligenter Junge, der meistens nach der Schule bei seinen Eltern im Gasthaus "Zur Forelle" aushilft oder auch bei den Nonnen im benachbarten Kloster. Dabei schnappt er das ein oder andere Geheimnis auf, wenn sich die Gäste unterhalten und unbeobachtet wähnen. Außerdem ist er gern mit seinem Kanu La Belle Sauvage auf der Themse unterwegs. Eines Tages beobachtet er ein Verbrechen, das den Lauf seines jungen Lebens erheblich verändern wird.
Zum Glück trifft er auf die freundliche Wissenschaftlerin Hannah, die ihn in die Geheimnisse einweiht, die gerade in England umgehen, und ihm auch die Welt der Bücher eröffnet. Leider verliert sich diese sympathische Figur in der zweiten Hälfte des Buches.
In dieser zweiten Hälfte zwingt eine große Flut Malcolm dazu, Lyra zu Hilfe zu eilen und sie auf eine große Tour im Kanu mitzunehmen. Dort warten so allerlei Gefahren auf die beiden. Allerdings kam es mir ab und zu dann so vor als würden sich die Vorkommnisse wiederholen. Es hätte also dort etwas kürzer gefasst werden können.
Anfangs hatte ich die Befürchtung, dass Lyra und die Ereignisse aus der Kompass-Trilogie kaum in dieser Geschichte vorkommen, aber das war zum einen überhaupt nicht tragisch und letztlich begegnen einem im Laufe des Buches immer wieder Figuren, die einem schon gekannt sind. Somit wird dann auch die Brücke zur alten Story geschlagen.
Insgesamt hat mir die Geschichte und vor allem der Sprecher unglaublich gut gefallen, auch wenn ich mittlerweile schon etwas älter bin und nicht mehr unbedingt zur Zielgruppe gehöre. Kleinere Abstriche würde ich machen, da die spannenden Geheimnisse rund um Oakley Street am Ende keine Rolle mehr spielen, da hätte ich mir ein Wiederaufgreifen der Themen gewünscht. Trotzdem empfehle ich dieses Buch allen Freunden von Lyra und den putzigen Dämonen wärmstens weiter.

Veröffentlicht am 04.12.2018

Das falsche Spiel mit den Beweisen

Ich vernichte dich
0

Melanie Barricks Leben war schon früh gekennzeichnet durch mangelnde Fürsorge, sowohl durch ihre Eltern als auch durch die staatliche Obhut. Und nun muss sie erneut durch die Mühlen des Sozialamts und ...

Melanie Barricks Leben war schon früh gekennzeichnet durch mangelnde Fürsorge, sowohl durch ihre Eltern als auch durch die staatliche Obhut. Und nun muss sie erneut durch die Mühlen des Sozialamts und der Justiz, doch diesmal auf der anderen Seite. Die Vorwürfe gegen sie sind erdrückend, doch allesamt nicht wahr, aber es scheint ihr keiner zu glauben.

Die Staatsanwältin Amy verfolgt außer diesem Fall noch einen anderen, bei dem ein Serienvergewaltiger durch das Augusta County zieht und unter anderen auch Melanie als Opfer auswählte. Könnten diese Fälle zusammenhängen?

Brad Parks schafft es eindrücklich, beide Fälle Stück für Stück zu entblättern, den Leser so ans Buch zu fesseln. Manchmal ist es sehr schwer, bei den Anschuldigungen an Melanie nicht wütend zu werden, die Verzweiflung, die Melanie spüren muss, lässt sich jedenfalls sehr gut nachvollziehen.

Erst ganz am Ende werden alle hintergründigen Handlungen aufgedeckt und so zu einem großen einheitlichen Bild verwoben, sodass zwischendurch genug Platz für wilde Spekulationen ist. Für mich waren die Personen und ihre Taten gut nachvollziehbar (bis auf ein zwei kleine Ausnahmen), sodass ich mit der Auflösung an sich zufrieden war. Einzig die mangelnde Objektivität der Beamten hat mich etwas verwundert. Zwar waren die Beweise gegen Melanie recht schwerwiegend, aber sie hätten doch auch in andere Richtungen ermitteln sollen.

Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen, wobei ich kleinere Abstriche mache bei der Ausarbeitung einiger Figuren. Außerdem ist die Handlung ein wenig trocken, fixiert sich sehr auf den Fall an sich. Also absolut nichts zum Wohlfühlen rundherum.

Veröffentlicht am 28.11.2018

Die Reise des Hundertjährigen geht weiter

Der Hundertjährige, der zurückkam, um die Welt zu retten
0

Allan Karlssons Reiselust hatte zwischenzeitlich ein wenig nachgelassen, nachdem er im ersten Teil auf Bali angekommen war, und sich zum Teil in Faulheit verwandelt. Doch Allan wäre nicht Allan, wenn ihn ...

Allan Karlssons Reiselust hatte zwischenzeitlich ein wenig nachgelassen, nachdem er im ersten Teil auf Bali angekommen war, und sich zum Teil in Faulheit verwandelt. Doch Allan wäre nicht Allan, wenn ihn dieses triste Leben auf Dauer zufrieden gestellt hätte. Außerdem ist er mittlerweile auch deutlich offener, was die aktuelle Politik und Geschehnisse in der Welt anbelangt, über die ihn sein neues "Tablett" nun täglich unterrichtet.

Mehr oder weniger freiwillig verlässt er dann gemeinsam mit seinem alten Freund Julius in einem Heißluftballon sein vorübergehendes Heim und landet - mitten im Ozean. Nun wäre ein normaler Mensch relativ schnell in Panik verfallen, ob der ausweglosen Situation. Doch auch hier beginnt einmal mehr das Glück im Unglück, welches Allan auf seinem weiteren Weg wieder treu begleiten wird.

Er schafft es wieder sich in die unmöglichsten Situationen zu begeben - und sich zu retten. So folgt er der Spur von mehreren Kilogramm angereicherten Urans nach Nordkorea. Nun ist dieser Staat nicht gerade ein Vorbild der Demokratie, was der Autor auch gekonnt und mehr oder weniger subtil immer wieder einfließen lässt, und es lauern an jeder Ecke Stolpersteine. Und diese zum Schreien komische Kritik an Nordkorea, aber auch anderen Staaten bzw. Staatsmännern und -frauen ist es, was mir an diesem Buch am besten gefallen hat. Die Beschreibungen sind sehr aktuell und werden einfach perfekt in die Handlung eingeflochten.

Dieter Hallervorden ist eine außerordentlich gelungene Besetzung als Sprecher und schafft es auch den verschiedenen Figuren die jeweils passende Stimmung und Betonung zu verleihen.

Leider lässt in meinen Augen die Handlung in der zweiten Hälfte ein wenig nach, weshalb dieser Band für mich nicht ganz an den ersten Band heran reicht. Nichts desto trotz kann ich es wärmstens Hörern empfehlen , die den ersten Band mochten oder auch Menschen, die sich gern humoristisch mit aktueller Politik beschäftigen.

Veröffentlicht am 22.11.2018

Wie viel Glück kann ein Mensch haben?

Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand
0

So viel Gutes hatte ich schon von diesem Buch gehört und wollte mich nun doch einmal selbst von der humoristischen Qualität überzeugen. Oft ist mein persönlicher Humor nicht kompatibel mit dem allgemein ...

So viel Gutes hatte ich schon von diesem Buch gehört und wollte mich nun doch einmal selbst von der humoristischen Qualität überzeugen. Oft ist mein persönlicher Humor nicht kompatibel mit dem allgemein verbreiteten Lachlevel, doch vom Hundertjährigen wurde ich nicht enttäuscht.

Allan Karlsson wird 100. Doch das kümmert ihn wenig und er beschließt seine langweilige Altersheim-Residenz zu verlassen und noch einmal in die Welt hinaus zu ziehen. Dies erscheint einem nur allzu logisch, wenn man im Laufe des Buches von seiner äußerst bewegten Vergangenheit erfährt.

Der Hunderjährige begann in frühen Jahren schon auf eigenen Beinen zu stehen und mit gefährlichem Sprenggut zu hantieren. Als Autodidakt auf diesem und vielen weiteren Gebieten, brachte er es auch ohne Schulabschluss weit, und dann noch immer einen Schritt weiter. Auf diesem Lebensweg, auf dem er auch äußerst bedeutenden politischen Personen begegnete, und auch in der gegenwärtigen Periode seines Daseins schlittert er immer wieder von einem verhängnisvollen Ereignis ins nächste, ohne auch nur irgendwie zu Schaden zu kommen. Seine skurrilen Lösungswege sind es, die mich beim Hören dieses Hörbuch so köstlich lachen ließen. Und nebenbei lernt man auch noch ein wenig über die Geschichte.
Man darf hier nicht unbedingt realistische und glaubwürdige Situationen erwarten, da würde man wohl enttäuscht werden. Aber wenn man sich einlässt auf die rundum abwegigen Begebenheiten und dem sympathischen und chaotischen alten Herren folgt, wird man belohnt.

Zum Abschluss bleibt mir noch ein kurzes Wort über den Sprecher (Otto Sander) zu sagen, der mir leider in manchen Bereichen nicht so gut gefiel, da einige Worte zu undeutlich ausgesprochen wurden.

Veröffentlicht am 15.11.2018

Gedanken über Handgebäck und Brotagonisten

Ca. 750 g Glück – Das kleine Buch über die große Lust sein eigenes Sauerteigbrot zu backen
0

Lutz Geißler ist ein Brotbackgenie und hat bereits mehrere erfolgreiche Sachbücher über die Herstellung der nahrhaften Laibe verfasst. Aber hier haben wir kein einfaches Sachbuch in der Hand, sondern eine ...

Lutz Geißler ist ein Brotbackgenie und hat bereits mehrere erfolgreiche Sachbücher über die Herstellung der nahrhaften Laibe verfasst. Aber hier haben wir kein einfaches Sachbuch in der Hand, sondern eine Hommage an das sinnliche Verfahren der Sauerteigherstellung und -verarbeitung. Für dieses Neuwerk hat er sich Judith Stoletzky an die Seite geholt, um mit ihr dieses kleine aber feine Werk zu schaffen.
Man darf keine genauen Anleitungen erwarten, aber das Büchlein wird einen mit seiner leidenschaftlichen und humorvollen Art auf jeden Fall mit dem Sauerteig-Fieber anstecken. Man erfährt, wie es sich anfühlt, Mutter oder Vater eines Lebewesens zu sein, dass gefüttert und gepflegt werden will, und am Ende bekommt man sogar saftiges, gesundes Brot zurück.
Mir hat "ca. 750 g Glück" nicht nur gut gefallen, weil ich selbst schon Erfahrung im Brotbacken habe, sondern vor allem, weil es mich oft zum Schmunzeln brachte und der ein oder andere "Ja-Stimmt, so fühle ich das auch"-Moment auftauchte, den ich nie so in wundervolle Worte hätte fassen können. Einige neue Dinge habe ich zusätzlich auch noch gelernt.

Insgesamt ist dieses Buch für all jene zu empfehlen, die wissen wollen, wie der zur Entschleunigung beitragende Sauerteig tickt und dabei noch gut unterhalten werden wollen.