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Veröffentlicht am 16.03.2021

Hochstraßendeaster

Pfälzer Bausünden
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Eigentlich wollte Palzki nur ein ruhiges Essen im Turmrestaurant des Ebertparks in Ludwigshafen genießen. Das dies durch die Anwesenheit seines Chefs Klaus P. Diefenbach (kurz: KPD) verleidet wird, ist ...

Eigentlich wollte Palzki nur ein ruhiges Essen im Turmrestaurant des Ebertparks in Ludwigshafen genießen. Das dies durch die Anwesenheit seines Chefs Klaus P. Diefenbach (kurz: KPD) verleidet wird, ist schon schlimm genug. Aber muss dann auch noch direkt vor seinen Augen ein Mord passieren?
Palzki nimmt die Verfolgung auf und scheut dabei kein Risiko. Dennoch kann der Täter entkommen. Was steckt hinter dem Mord? Hat er etwas mit dem geplanten Abriss der baufälligen Hochstrasse zu tun? Bei seinen Ermittlungen scheucht Palzki so manch dunkle Seele auf und gräbt an Stellen, die besser unberührt bleiben sollten …

Wir befinden uns im 19. Fall von Reiner Palzki, dem Kommissar der Schifferstadter Polizei. Palzki ist nicht begeistert von der Aussicht auf ein Essen mit seinem Chef, dem „guten Dienststellenleiter der Kriminalinspektion Schifferstadt“. Der Mord, der quasi vor seinen Augen geschieht, trägt auch nicht dazu bei, dass der Tag besser wird. Immerhin entkommt er seinem Chef, dafür ruiniert er allerlei, seine Kleidung vorneweg.

Der Fall ist hochaktuell, wenn auch fiktiv interpretiert. Da der Autor von den Geschehnissen in Ludwigshafen hinsichtlich der Hochstrasse immer wieder überholt wurde, unterlag der Roman einem steten Wandel im Entstehungsprozess. Dies merkt man dem Roman aber nicht an. Flüssig, schlüssig und logisch konnte ich Palzki auf seinen Spuren durch Ludwigshafen zu des Rätsels Lösung folgen.

Aberwitzige wie tiefsinnige Dialoge gestickt mit ein wenig Ignoranz und Sarkasmus, ließen das Buch zu einem Lesegenuss werden. Als Fan dieser Reihe trifft man natürlich auf zahlreiche bekannte Gesichter. Das Besondere an den Büchern von Harald Schneider sind nicht zuletzt die Lebendrollen, die er in die Geschichte einfließen lässt. In einem Personenglossar kann man erkennen, wer ist fiktiver, wer realer Natur.

Dies ist zwar der 19. Fall in Folge, dennoch kann man hier selbst als Quereinsteiger zurechtkommen. Der Fall an sich ist abgeschlossen und ich warte nun auf den nächsten.

Fazit:
Wieder ein spannender Fall, mit dem Palzki betraut wird und der ihn dieses Mal nach Ludwigshafen führt, um mit vollem (auch körperlichen) Einsatz im Dreck zu wühlen, um die Lösung zu finden.

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Veröffentlicht am 16.03.2021

„Hast Du auch einen Platz zum Träumen?“

Winonas Traumauto
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Winona ist ein Lakotamädchen und lebt mit ihrer Familie in der Reservation der Lakota. Auf ihrem Grundstück steht ein altes Auto, das schon lange nicht mehr gefahren wird. Und doch ist das Auto etwas Besonderes. ...

Winona ist ein Lakotamädchen und lebt mit ihrer Familie in der Reservation der Lakota. Auf ihrem Grundstück steht ein altes Auto, das schon lange nicht mehr gefahren wird. Und doch ist das Auto etwas Besonderes. Es ist ein Traumauto und jeder in der Familie verbindet mit dem Auto ganz besondere Träume.

Das Buch erzählt sehr gefühlvoll und gediegen die Geschichte von Winona und ihrem Traumauto. Aber es ist nicht nur Winonas Traumauto, nach und nach erfährt man auch die Bedeutung des Autos für die anderen Familienmitglieder und erhält zudem ein wenig Einblick in die Tradition und Lebensweise der Lakota.

Jede Doppelseite widmet sich einem Familienmitglied oder einer Thematik. Durch die kindgerechte Sprache eignet es sich sehr gut zum Vorlesen für bereits junge Zuhörer. Meine 5jährige Tochter konnte mit dem Text viel anfangen, die Bilder waren ihr manchmal etwas unheimlich oder zu verwaschen. Andere dagegen fand sie wiederum schön und sehr ansprechend, so dass sie sich diese lange betrachtet hat.

Fazit:
Es ist ein schönes Kinderbuch, das ihnen das Leben der Lakota ein wenig näherbringt und sie gleichzeitig zum Träumen anregt. Denn ganz zum Schluss steht die Frage: „Hast Du auch einen Platz zum Träumen?“

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Veröffentlicht am 16.03.2021

Die Welt der Inuit

Der Eisbär und der Waisenjunge
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Der kleine Waisenjunge wird von den Männern immer mit zur Jagd genommen. Weit weg vom Dorf liegt das Jagdgebiet mitten im Packeis. Immer nach der Jagd lassen sie den Jungen dort zurück. Immer wieder tritt ...

Der kleine Waisenjunge wird von den Männern immer mit zur Jagd genommen. Weit weg vom Dorf liegt das Jagdgebiet mitten im Packeis. Immer nach der Jagd lassen sie den Jungen dort zurück. Immer wieder tritt er zu Fuß den Heimweg an, um schließlich bei Dunkelheit anzukommen.
Doch eines Tages, als der Junge gerade wieder den Rückweg antreten will, taucht ein großer Eisbär auf. Er verwandelt sich in einen alten Mann und erklärt dem Jungen, dass er ihn mitnehmen und das Jagen lehren will.
Und so geht der Junge mit dem Eisbären zu dessen Dorf und lernt das Jagen und noch einiges mehr..

Die Geschichte von den Inuits kursiert schon eine Weile, ehe sich der Autor die Mühe machte, sie aufzuschreiben. Solche Geschichten orientieren sich gerne an Traditionen und Werte eines Volkes, was man der Geschichte auch sehr gut anmerkt.

Sie ist sehr schön erzählt, kindgerecht und obwohl der Junge zur Jagd geht, gibt es keine blutigen Szenen. Vielmehr steht das Miteinander im Vordergrund und der Junge selbst, der viel lernen muss. Nicht nur das Jagen lehrt der alte Eisbär ihn, sondern auch Mut, für sich selbst einzustehen und die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Die Illustrationen passen hervorragend zum Text und unterstreichen diesen auf eine ganz besondere Weise. Meine 5jährige Tochter mag das Buch sehr gerne, nicht zuletzt, weil sie Eisbären liebt.
Die Bilder betrachtet sie manchmal gedankenversunken und denkt sich bisweilen auch ihre eigene Geschichte dazu aus.

Fazit:
Eine spannende Geschichte aus der Welt der Inuit, bei der man nicht nur Einblicke in deren Traditionen und Werte erhält, sondern auch sieht, wie ein kleiner Junge einen wichtigen Schritt zum Mann macht.

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Veröffentlicht am 16.03.2021

Leben und Lieben in schwierigen Zeiten

Glückskinder
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München 1945: Griet van Mook, eine junge Holländerin lebt im KZ-Außenlager Giesing. Bisher musste sie in der Agfa Fabrik Sprengköpfe montieren, jetzt aber ist sie auf einem Marsch nach Wolfratshausen, ...

München 1945: Griet van Mook, eine junge Holländerin lebt im KZ-Außenlager Giesing. Bisher musste sie in der Agfa Fabrik Sprengköpfe montieren, jetzt aber ist sie auf einem Marsch nach Wolfratshausen, wo sie zusammen mit ihren Mitgefangenen auf die Amerikaner trifft.

Zeitgleich kämpft die junge Antonia Brandl mit ihrer Familie ums Überleben. Ihren Job beim Curt Heubner Verlag kann sie nicht mehr ausüben, da der Verlag von den Nazis geschlossen wurde. Auf Lebensmittelkarten gibt es kaum noch etwas zu essen. In ihrer Verzweiflung wendet sie sich an einen zwielichtigen Kerl, der ihr nicht nur Nahrung und eine Nähmaschine für ihre Mutter besorgt, sondern ihr auch gefährlich nahekommt.

Beide Schicksale ebenso interessant wie erschreckend, doch wird es beiden Frauen gelingen zu Glückskindern zu werden?


Das Buch beginnt mit einem recht erschreckenden Prolog, der mich als Leser aber gleich richtig auf die Thematik eingestimmt hat. Vorrangig durfte ich Griet und Antonia begleiten auf ihrem Lebensweg zum Ende des 2. Weltkrieges. Aber auch die anderen Protagonisten blieben keineswegs Randfiguren. Nach und nach lernte ich alle kennen und auch deren Vorleben wurde immer klarer.

Die schwere Zeit, die Zustände, die nicht nur in München herrschten, beschreibt die Autorin plastisch und fesselnd. So mancher Abend wurde bei mir länger als gedacht, da ich einfach wissen wollte, wie es weiter geht und ein Cliffhanger das vielleicht etwas in die Länge zog.

Die Autorin arbeitet aber nicht nur mit fiktiven Personen und Orten, vieles ist historisch belegt. Das beginnt bei einem Karl Valentin, geht über den Schwarzmarkt in der Möhlstraße in München bis hin zu dem im Buch angesprochenen Kochbuch von Grete Boruttau.

Ich konnte mich sehr gut in jene Zeit hineinversetzen, litt mit Griet und Antonia, auch wenn ich aus heutiger Sicht ihre Verhaltensweisen im Liebesleben vielleicht nicht mehr so ganz nachvollziehen kann.

Fazit:

Eintauchen in eine Zeit, die wahrlich nicht leicht war und zu der man mit diesem Buch einen einfachen, plastischen Zugang erhält, der auf historisch belegbaren Fakten beruht.

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Veröffentlicht am 16.03.2021

Eine Welt im Wandel

Kronsnest
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In einem kleinen holsteinischen Dorf lebt Hannes zusammen mit seinen Eltern. Der Vater ist Landwirt und für Hannes steht daher fest, auch er wird später einmal Landwirt werden und den elterlichen Hof in ...

In einem kleinen holsteinischen Dorf lebt Hannes zusammen mit seinen Eltern. Der Vater ist Landwirt und für Hannes steht daher fest, auch er wird später einmal Landwirt werden und den elterlichen Hof in der Elbmarsch übernehmen. Doch der Vater ist gewalttätig und Hannes kann ihm selten etwas recht machen.

Um etwas Abstand zu gewinnen, geht er mit seinem Freund Thies fischen, genießt die Natur oder versinkt in Büchern. Aber die Zeiten sind schwer und die braune Saat findet ihren Weg auf den ländlichen fruchtbaren Boden. Noch im Keimen ändern sich die Gemüter und für Hannes wird es noch schwieriger, denn er scheint nicht nur seinen besten Freund, sondern auch seine Freundin und den Hof zu verlieren…

Der Autor hat eine ganz besondere Art des Schreibens. Der Einstieg in das Buch fiel mir selbst nicht leicht. Die ganzen Namen und Beziehungen werden zunächst mehr angedeutet, aber nicht recht ausgeführt. Der Schreibstil ist ruhig, aber auch etwas verwirrend, so dass ich einige Seiten brauchte, um mich zu orientieren.

Die Geschichte fließt gleichförmig dahin, große Spannungsbögen findet man nicht, aber dennoch schafft es der Autor, den Leser mit seinem Schreibstil bei der Stange zu halten. Ich kann nicht sagen, was es war, doch obwohl nicht wirklich viel passiert in dem Buch, musste ich immer weiterlesen. Ein ganz besonderer, ruhiger Lesesog hatte mich erfasst gehabt.

Das Buch ist ruhig und gradlinig, es gibt Einblick in das Leben von Hannes zwischen den beiden Weltkriegen, zeigt die Probleme auf, die in der bäuerlichen Welt vorherrschten und wie sich alles veränderte.

Fazit:

Ich bin etwas zwiegespalten bei dem Buch. Es weiß zu fesseln und gefangen zu nehmen, sobald man die erste Hürde überwunden hat. Der Autor versteht es, mit der Sprache zu spielen und den Leser damit gefangen zu nehmen, ohne ihm viel Action bei der Handlung zu geben. Ein Buch, das eher ruhig ist und unscheinbar und doch etwas Großes in sich birgt. Insofern bin ich froh, dass ich es zur Hand genommen und durchgehalten habe, immerhin fand ich so eine Geschichte in einer tollen Sprache, die auch beruhigend und nachhaltig auf den eigenen Alltag einwirkte.

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