Bewegend und tiefgründig
Was wir nicht kommen sahenKatharina Secks “Was wir nicht kommen sahen” ist ein kraftvoller und emotional tiefgehender Roman, der die Leser auf eine schonungslose Reise durch die Abgründe der digitalen Welt und die tiefsten Ecken ...
Katharina Secks “Was wir nicht kommen sahen” ist ein kraftvoller und emotional tiefgehender Roman, der die Leser auf eine schonungslose Reise durch die Abgründe der digitalen Welt und die tiefsten Ecken menschlicher Beziehungen mitnimmt. Mit viel Fingerspitzengefühl und einem beeindruckend flüssigen Schreibstil entwirft Seck eine Geschichte, die sich mit Themen auseinandersetzt, die in unserer modernen Gesellschaft oft tabuisiert oder übersehen werden: Cybermobbing, Frauenfeindlichkeit, die Risiken sozialer Medien und die Unvorhersehbarkeit der Anonymität im Netz.
Die Handlung wird aus mehreren Perspektiven erzählt, was dem Leser einen vielschichtigen Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt der Charaktere ermöglicht. Dabei steht vor allem die Mutter-Tochter-Dynamik im Fokus, die die zentrale Frage aufwirft, wie gut man selbst die Menschen kennt, die einem am nächsten stehen. Die Protagonistin Ada und ihre Mutter Jenny sind komplex gezeichnete Figuren, die sich auf unterschiedlichen Ebenen mit Schuld, Trauer und der Suche nach Antworten auseinandersetzen. Besonders berührend ist Jennys Kampf, ihre Tochter nach deren Tod besser zu verstehen und die Rätsel um ihre geheimen Leiden zu entschlüsseln.
Seck gelingt es, gesellschaftlich relevante Themen subtil, aber eindringlich zu verarbeiten. Sie zeigt, wie unsicher die digitale Welt sein kann, wie rasch unbedachte Handlungen in sozialen Netzwerken zu unvorhersehbaren Konsequenzen führen können. Die erschreckende Realität, dass die vermeintlich sichere Online-Welt für viele junge Menschen zur Quelle von Schmerz und Isolation wird, zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte.
Besonders beeindruckend ist Secks Fähigkeit, Spannung aufzubauen und den Leser immer tiefer in die komplexen Verstrickungen der Handlung hineinzuziehen. Ohne aufdringlich zu moralisieren, lädt der Roman dazu ein, das eigene Verhalten – online wie offline – zu hinterfragen und zeigt auf, wie wichtig es ist, sensibel und achtsam mit den Menschen umzugehen, die uns umgeben.
“Was wir nicht kommen sahen” ist ein bewegender, nachdenklich stimmender Roman, der lange nachhallt. Eine Lektüre, die aufwühlt, zum Nachdenken anregt und dazu aufruft, hinter die Fassade des scheinbar Offensichtlichen zu blicken. Ein absolutes Muss für Leser, die emotionale Tiefe und gesellschaftlich relevante Themen schätzen.