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Veröffentlicht am 24.07.2023

Schönheit und Trost in jeder Zeile…

Der Trost der Schönheit
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Gabriele von Arnim reflektiert in „Der Trost der Schönheit“ über Vergangenes, das heutige Sein in einer Welt mit vielen Krisen und Herausforderungen, was uns erwartet und dies alles vor dem Hintergrund ...

Gabriele von Arnim reflektiert in „Der Trost der Schönheit“ über Vergangenes, das heutige Sein in einer Welt mit vielen Krisen und Herausforderungen, was uns erwartet und dies alles vor dem Hintergrund eines fortgeschrittenen Alters. Wieviel „Werden“ ist im Alter noch möglich oder ist es nur noch ein „Vergehen“? Dabei thematisiert sie auch das Aufwachsen in einer Generation, die mit dem tief verinnerlichten Glaubenssatz des „Nicht Fühlens“ der Nachkriegszeit erzogen wurde. Sich davon zu befreien ist nicht weniger als eine Lebensaufgabe, an der uns die Autorin ein bisschen teilhaben lässt.

Allein mit ihrer Sprache erzeugt sie immer wieder wunderschöne Bilder, wie den „vom Regen glänzend schimmernden länglichen Wunderteppich aus gelben, braunen, rötlichen und grünen Blättern“ oder wenn die „Phantasie zum Schmetterling wird, der zum Blütennektar fliegt“.

Das Buch ist keine stringente Erzählung und liefert auch weniger eindeutige Antworten. Es ist vielmehr eine Einladung an die Lesenden, der Autorin bei ihrer Reise in sich selbst, dem Erinnern und Entdecken, dem Zweifeln und Erhellen über Schmerz, Ängste, Fühlen, Verlust und Freude aber auch aktuelle Themen wie Krieg und Klimawandel zu folgen. Eine Einladung zum Nachdenken über das Leben, was wir erlebt haben und erwarten, was das Erlebte mit uns macht. So zum Beispiel, wie wundervoll beschrieben, die fehlende Unschuld mit der wir nach schweren Ereignissen, die das Leben abverlangt, von da an auf Neues blicken.

Aber auch und zuallererst eine Einladung zu entdecken, welche Kraft selbst die kleinsten Dinge haben uns mit ihrer Schönheit zu erfreuen und so Kraft ebenso wie Mut und ja, auch Trost, spenden oder wie von Arnim es ausdrückt „Schönheit sehen, empfinden, leben“.

Besonders macht das Buch, dass die Autorin immer wieder von einer abstrakten Ebene und philosophischen Gedanken, auf ihre eigene Gefühls- und Erfahrungswelt blickt und so für die Leserin das Geschriebene nicht nur nachvollziehbar sondern mit-erlebbar wird.

Sie (er)schafft damit genau das, was sie eigentlich (nur) beschreiben möchte - der Trost der Schönheit, er liegt auch in den Stunden mit diesem Buch und seinen Zeilen.

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Veröffentlicht am 15.07.2023

Unglaublich bewegend und schön geschrieben

22 Bahnen
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Mein Überraschungsbuch des Jahres! Ich fand zunächst einfach das Cover interessant und ansprechend, da ich selbst gerne schwimme. Doch schon die erste Seite hat mich direkt in die Geschichte gezogen. Tilda ...

Mein Überraschungsbuch des Jahres! Ich fand zunächst einfach das Cover interessant und ansprechend, da ich selbst gerne schwimme. Doch schon die erste Seite hat mich direkt in die Geschichte gezogen. Tilda an der Supermarktkasse errät anhand der Artikel, Eigenschaften und Merkmale der Kundinnen und Kunden. Das ist zunächst ziemlich unterhaltsam und wie das gesamte Buch sehr flüssig und einnehmend geschrieben. Im weiteren Verlauf wird das Buch jedoch viel mehr als „nur“ unterhaltsam, unglaublich berührend beschreibt Caroline Wahl die Geschichte von Tilda, Ida und Viktor. Dabei werden Themen wie Alkoholismus, Gewalt, Tod und Trauer, Rassismus und Ausgrenzung, ebenso wie Freiheit, Selbstverwirklichung und Liebe in zeitgemäßer Form und Erzählweise behandelt. Ich habe gelacht, geweint und viel gelernt. Mehr kann man sich von einem Buch nicht wünschen.

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Veröffentlicht am 02.07.2023

Viel zu spüren…

Die spürst du nicht
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Ganz im Gegensatz zum Titel seines neuen Romans „Die spürst du nicht“ gibt Glattauer seinen Leserinnen und Lesern beim Lesen viel zu spüren. In die Gesellschaft und in sich selbst hinein. Zwei bekannte ...

Ganz im Gegensatz zum Titel seines neuen Romans „Die spürst du nicht“ gibt Glattauer seinen Leserinnen und Lesern beim Lesen viel zu spüren. In die Gesellschaft und in sich selbst hinein. Zwei bekannte Familien, (grüne) Politik, ein Wissenschaftler, erfolgreiche Weinbauern, das ist der Kontext in den Glattauer erst am Rande und dann im weiteren Verlauf des Buches in den Mittelpunkt der Geschichte das Leben einer geflüchteten somalischen Familie einwebt. Dabei seziert er nicht nur die Blase der Erfolgreichen und Mächtigen, in der Menschen mit weniger Glück und Chancen im Leben nur als Randnotiz oder Charityprojekt taugen. Einen sensiblen Blick wirft Glattauer auch auf den vermeintlichen Rand der Gesellschaft, und skizziert ein Beispiel von echter Solidarität und Freundschaft unter denen, die egal ob geflüchtet oder nicht, im Diskurs der Mächtigen nie als Subjekt stattfinden und sich nur gemeinsam Gehör verschaffen können.

Der Roman liest sich flüssig und sehr kurzweilig. Aufgelockert wird der Erzählstil immer wieder von Posts und Chatnachrichten. Dass er diese zeitgenössischen Kommunikationsmittel und -Formen in Literatur übersetzen kann, hat Glattauer bereits in seinen Romanen „Gut gegen Nordwind“ und „Alle sieben Wellen“ (auch lesenswert!) bewiesen.

Ein Roman, der auch vor dem Hintergrund des aktuellen europäischen Asylkompromisses, unbedingt lesenswert ist und der abstrakten politischen Debatte ein Gesicht und (Mit)Gefühl gibt.

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Veröffentlicht am 02.07.2023

Mit den Augen eines Kindes…

Samuels Buch
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Samuel Finzis Schauspiel begeistert. Doch kann er dieses Talent auch in Literatur übersetzen? Er kann es! Man kann das Buch als noch eine Schauspielerbiographie lesen. Oder, und das macht es für mich eigentlich ...

Samuel Finzis Schauspiel begeistert. Doch kann er dieses Talent auch in Literatur übersetzen? Er kann es! Man kann das Buch als noch eine Schauspielerbiographie lesen. Oder, und das macht es für mich eigentlich erst besonders und uneingeschränkt lesenswert, als einen kurzweiligen und sehr unterhaltsamen Einblick in das Bulgarien der 70er und 80er Jahre, und das Aufwachsen, die Träume und Gedanken eines neugierigen und schon früh seines Unterhaltungstalents bewussten Jungen, in einem künstlerisch- intellektuell geprägten Subsystem des Staatssozialistischen Landes. Finzi schreibt in prägnanten Bildern, die auch beim Leser unmittelbar ein Gefühl für die Situation evozieren. So zum Beispiel, wenn er über die Zeit bei seinen Großeltern außerhalb von Sofia schreibt „Ich bleibe noch eine Weile liegen, ich mag diese Geräusche, die mir sagen, dass Sommer ist und ich bei meinen Großeltern bin.“ In einer fast schon unbedarften Erzählweise thematisiert Finzi auch ernste Themen wie Antisemitismus, die Zwänge des und alltäglichen Herausforderungen im Staatssozialismus und seine Militärzeit. Am Ende des Buches, nach knapp 200 Seiten, ist Finzi Anfang 20 und startet in eine neue Etappe seines Lebens. Das einzig Negative des Buches ist, dass es hier endet und den Leser auf eine Fortsetzung hoffen lässt.

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