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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.07.2023

Ein warmherziger Blick auf alltägliche Sorgen

Kummer aller Art
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In Kummer aller Art wirft Mariana Leky in kurzen Episoden einen Blick auf die Alltagsprobleme von Nachbarinnen, Freunden und Verwandten. Dies gelingt ihr mit einer Warmherzigkeit und einem Blick für zuweilen ...

In Kummer aller Art wirft Mariana Leky in kurzen Episoden einen Blick auf die Alltagsprobleme von Nachbarinnen, Freunden und Verwandten. Dies gelingt ihr mit einer Warmherzigkeit und einem Blick für zuweilen auch skurrile Details, die mich immer wieder zum Schmunzeln gebracht haben. Der Kummer aller Art, und die kleinen Macken, sind es doch letztlich, die uns alle menschlich machen. Und so wachsen beim Lesen auch die Figuren in Lekys Buch mit all ihren Macken und Sorgen ans Herz. Ein Buch, so klug und liebevoll geschrieben, dass es einem warm ums Herz werden lässt.

Nicht zuletzt ist auch der Einband sehr wertig gefasst und das Cover mit Krokodil und Rahmung sieht sehr gut aus. Ein Buch zum Selberlesen und Verschenken gleichermaßen.

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Veröffentlicht am 24.07.2023

Südtiroler Geschichte zum Mitfühlen und Mitfiebern

Das Erbe
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Der Roman beschreibt in sehr kurzweiliger Erzählweise die Geschichte der Familie von Lilli Gruber, genau genommen ihrer Urgroßmutter Rosa mit dem Urgroßvater Jakob und deren Kindern. Man kommt als Leserin ...

Der Roman beschreibt in sehr kurzweiliger Erzählweise die Geschichte der Familie von Lilli Gruber, genau genommen ihrer Urgroßmutter Rosa mit dem Urgroßvater Jakob und deren Kindern. Man kommt als Leserin nicht umhin Rosa für ihren Mut und ihre Haltung in den historisch bewegenden Jahren zu bewundern. Der Roman umspannt die Zeit vor dem ersten Weltkrieg, über den Krieg bis zur Nachkriegszeit als Südtirol italienisch wurde. Letztlich war es so spannend, dass ich mir direkt den zweiten Teil gekauft habe, denn ich wollte unbedingt wissen, wie es mit Hella, Rosas Tochter, und dem Rest der Familie in den Jahren des Nationalsozialismus weitergeht.

Ich habe ganz nebenbei viel über die Geschichte Südtirols beim Lesen gelernt und fand auch schön, dass dem Buch Bildmaterial beigefügt ist. Insgesamt daher nicht nur ein Buch zum Mitfühlen und Mitfiebern, sondern eine Dokumentation Südtiroler Geschichte.

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Veröffentlicht am 24.07.2023

Schönheit und Trost in jeder Zeile…

Der Trost der Schönheit
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Gabriele von Arnim reflektiert in „Der Trost der Schönheit“ über Vergangenes, das heutige Sein in einer Welt mit vielen Krisen und Herausforderungen, was uns erwartet und dies alles vor dem Hintergrund ...

Gabriele von Arnim reflektiert in „Der Trost der Schönheit“ über Vergangenes, das heutige Sein in einer Welt mit vielen Krisen und Herausforderungen, was uns erwartet und dies alles vor dem Hintergrund eines fortgeschrittenen Alters. Wieviel „Werden“ ist im Alter noch möglich oder ist es nur noch ein „Vergehen“? Dabei thematisiert sie auch das Aufwachsen in einer Generation, die mit dem tief verinnerlichten Glaubenssatz des „Nicht Fühlens“ der Nachkriegszeit erzogen wurde. Sich davon zu befreien ist nicht weniger als eine Lebensaufgabe, an der uns die Autorin ein bisschen teilhaben lässt.

Allein mit ihrer Sprache erzeugt sie immer wieder wunderschöne Bilder, wie den „vom Regen glänzend schimmernden länglichen Wunderteppich aus gelben, braunen, rötlichen und grünen Blättern“ oder wenn die „Phantasie zum Schmetterling wird, der zum Blütennektar fliegt“.

Das Buch ist keine stringente Erzählung und liefert auch weniger eindeutige Antworten. Es ist vielmehr eine Einladung an die Lesenden, der Autorin bei ihrer Reise in sich selbst, dem Erinnern und Entdecken, dem Zweifeln und Erhellen über Schmerz, Ängste, Fühlen, Verlust und Freude aber auch aktuelle Themen wie Krieg und Klimawandel zu folgen. Eine Einladung zum Nachdenken über das Leben, was wir erlebt haben und erwarten, was das Erlebte mit uns macht. So zum Beispiel, wie wundervoll beschrieben, die fehlende Unschuld mit der wir nach schweren Ereignissen, die das Leben abverlangt, von da an auf Neues blicken.

Aber auch und zuallererst eine Einladung zu entdecken, welche Kraft selbst die kleinsten Dinge haben uns mit ihrer Schönheit zu erfreuen und so Kraft ebenso wie Mut und ja, auch Trost, spenden oder wie von Arnim es ausdrückt „Schönheit sehen, empfinden, leben“.

Besonders macht das Buch, dass die Autorin immer wieder von einer abstrakten Ebene und philosophischen Gedanken, auf ihre eigene Gefühls- und Erfahrungswelt blickt und so für die Leserin das Geschriebene nicht nur nachvollziehbar sondern mit-erlebbar wird.

Sie (er)schafft damit genau das, was sie eigentlich (nur) beschreiben möchte - der Trost der Schönheit, er liegt auch in den Stunden mit diesem Buch und seinen Zeilen.

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Veröffentlicht am 15.07.2023

Unglaublich bewegend und schön geschrieben

22 Bahnen
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Mein Überraschungsbuch des Jahres! Ich fand zunächst einfach das Cover interessant und ansprechend, da ich selbst gerne schwimme. Doch schon die erste Seite hat mich direkt in die Geschichte gezogen. Tilda ...

Mein Überraschungsbuch des Jahres! Ich fand zunächst einfach das Cover interessant und ansprechend, da ich selbst gerne schwimme. Doch schon die erste Seite hat mich direkt in die Geschichte gezogen. Tilda an der Supermarktkasse errät anhand der Artikel, Eigenschaften und Merkmale der Kundinnen und Kunden. Das ist zunächst ziemlich unterhaltsam und wie das gesamte Buch sehr flüssig und einnehmend geschrieben. Im weiteren Verlauf wird das Buch jedoch viel mehr als „nur“ unterhaltsam, unglaublich berührend beschreibt Caroline Wahl die Geschichte von Tilda, Ida und Viktor. Dabei werden Themen wie Alkoholismus, Gewalt, Tod und Trauer, Rassismus und Ausgrenzung, ebenso wie Freiheit, Selbstverwirklichung und Liebe in zeitgemäßer Form und Erzählweise behandelt. Ich habe gelacht, geweint und viel gelernt. Mehr kann man sich von einem Buch nicht wünschen.

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Veröffentlicht am 02.07.2023

Viel zu spüren…

Die spürst du nicht
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Ganz im Gegensatz zum Titel seines neuen Romans „Die spürst du nicht“ gibt Glattauer seinen Leserinnen und Lesern beim Lesen viel zu spüren. In die Gesellschaft und in sich selbst hinein. Zwei bekannte ...

Ganz im Gegensatz zum Titel seines neuen Romans „Die spürst du nicht“ gibt Glattauer seinen Leserinnen und Lesern beim Lesen viel zu spüren. In die Gesellschaft und in sich selbst hinein. Zwei bekannte Familien, (grüne) Politik, ein Wissenschaftler, erfolgreiche Weinbauern, das ist der Kontext in den Glattauer erst am Rande und dann im weiteren Verlauf des Buches in den Mittelpunkt der Geschichte das Leben einer geflüchteten somalischen Familie einwebt. Dabei seziert er nicht nur die Blase der Erfolgreichen und Mächtigen, in der Menschen mit weniger Glück und Chancen im Leben nur als Randnotiz oder Charityprojekt taugen. Einen sensiblen Blick wirft Glattauer auch auf den vermeintlichen Rand der Gesellschaft, und skizziert ein Beispiel von echter Solidarität und Freundschaft unter denen, die egal ob geflüchtet oder nicht, im Diskurs der Mächtigen nie als Subjekt stattfinden und sich nur gemeinsam Gehör verschaffen können.

Der Roman liest sich flüssig und sehr kurzweilig. Aufgelockert wird der Erzählstil immer wieder von Posts und Chatnachrichten. Dass er diese zeitgenössischen Kommunikationsmittel und -Formen in Literatur übersetzen kann, hat Glattauer bereits in seinen Romanen „Gut gegen Nordwind“ und „Alle sieben Wellen“ (auch lesenswert!) bewiesen.

Ein Roman, der auch vor dem Hintergrund des aktuellen europäischen Asylkompromisses, unbedingt lesenswert ist und der abstrakten politischen Debatte ein Gesicht und (Mit)Gefühl gibt.

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