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Veröffentlicht am 03.11.2020

Hermann Oberth - die Geschichte des ersten Raketenwissenschaftlers

Die Erfindung des Countdowns
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"Die Erfindung des Countdowns" von Daniel Mellem ist als Hardcover mit 288 Seiten im September 2020 bei dtv erschienen.

Der Autor Daniel Mellem ist selbst Physiker und erzählt hier die Lebensgeschichte ...

"Die Erfindung des Countdowns" von Daniel Mellem ist als Hardcover mit 288 Seiten im September 2020 bei dtv erschienen.

Der Autor Daniel Mellem ist selbst Physiker und erzählt hier die Lebensgeschichte von Hermann Oberth, der bereits als kleiner Junge davon träumte, eines Tages ins Weltall zu fliegen. Dem gestrengen Vater entflieht er so in seine Tagträume, die Reise um den Mond von Jules Verne ist sein steter Begleiter. Später wird daraus das wahre Bestreben, eine Mondrakete zu konstruieren und fertigzustellen, doch das ist kein Projekt, das man so einfach realisiert.

Hermann ist ein schwieriger, introvertierter Mensch, der wenig Empathie zeigt und zwar hochintelligent ist, aber sozial nahezu total inkompetent. Er heiratet zwar und bekommt auch Kinder mit seiner Frau Tilla, ist aber nie wirklich für seine Familie da. Tilla muss alle Angelegenheiten des täglichen Lebens selbst regeln, denn Hermann bewegt sich in höheren Sphären.

Irgendwann interessieren sich die Nazis für seine Ideen und er soll eine Rakete für den Krieg entwickeln...leider ist es ihm wichtiger, dass er seine Ideen in die Tat umsetzen kann, als sich mit ehtischen Grundsätzen herumzuschlagen...

Das Buch hat ein tolles Cover und auch der Aufbau der Geschichte und die Kapitelbezeichnungen im Countdown-Format finde ich sehr gelungen.

Die Lebensgeschichte von Hermann ist an sich faszinierend, leider vermochte mich der Schreibstil des Autors nicht wirklich zu fesseln und der Charakter des Hauptprotagonisten trug bei mir auch nicht dazu bei, das Buch zu lieben. Es konnte mich einfach nicht ganz erreichen, ich wurde beim Lesen immer wieder leicht abgelenkt und hatte teilweise Probleme am Ball zu bleiben.

Trotzdem denke ich, dass es ein empfehlenswertes Werk ist, allerdings sollte man sich schon im Vorfeld sehr für die "trockenen" Wissenschaften interessieren. Ich fand die Thematik und die Leseprobe spannend, leider konnte sich das im weiteren Verlauf nicht fortsetzen...

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Veröffentlicht am 27.10.2020

Miss Guggenheim - ein unterhaltsames Hörbuch mit zu wenig Tiefgang

Miss Guggenheim
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"Miss Guggenheim" von Leah Hayden ist als Hörbuch mit gut 11 Stunden Laufzeit im Oktober 2020 beim Audiobuch Verlag erschienen.

Es handelt sich hierbei um einen historischen Roman aus der Reihe „mutige ...

"Miss Guggenheim" von Leah Hayden ist als Hörbuch mit gut 11 Stunden Laufzeit im Oktober 2020 beim Audiobuch Verlag erschienen.

Es handelt sich hierbei um einen historischen Roman aus der Reihe „mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe“ , der über das Leben und Lieben der Kunstsammlerin, -mäzenin und Galeristin Peggy Guggenheim erzählt.

Im Wesentlichen umfasst das Hörbuch den Lebensabschnitt Peggy Guggenheims, in dem sie mit dem Maler Max Ernst zusammen war, ca. von 1941 bis 1943, außerdem git es noch gelegentlich Einblicke in ihr Leben in Venedig 1957.

Die Beziehung zu Max Ernst nahm offensichtlich enorm viel Raum ein in Peggy Guggenheims Leben, so dass sie in dieser Zeit eher wenig Platz für die Kunst und ihren ansonsten recht mondänen Lebensstil hatte. Zwar hat sie zu dieser Zeit ihre Galerie eröffnet, aber trotzdem blieb hier die Kunst weit hinter der Liebe zurück.

Auch Peggys Kinder sowie der Freundeskreis etc. blieb eher farbos und die Charaktere waren nur Randfiguren. Zentraler Dreh- und Angelpunkt ist hier komplett Max Ernst.

Das Hörbuch hat mich zwar gut unterhalten, bleibt aber eher oberflächlich und umreisst leider einen viel zu kurzen Zeitraum aus dem Leben dieser interessanten und weltaufgeschlossenen Frau.

Wer sich also für die reale Person Peggy Guggenheim und deren Leben interessiert, der kommt hier vermutlich zu kurz, der "normale" Hörer (oder Leser) historischer Romane (eher des fiktionalen Bereiches dann) wird hier gut und kurzweilig unterhalten.

Die Sprecherin Christina Puciata hat ihren Job wirklich gut gemacht und dem Hörbuch mit ihrer schönen, bedächtigen und angenehmen Lesung Leben eingehaucht.

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Veröffentlicht am 07.07.2020

Was geschah mit Friederike? Krimi mit 2 Zeitsträngen

Nordsee-Nacht
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"Nordsee-Nacht" von Hannah Häffner ist im Juni 2020 als Taschenbuch mit 384 Seiten bei Goldmann erschienen.

In Hulthave, einem kleinen Küstenort an der Nordsee, verschwindet 1987 eines Nachts die kleine ...

"Nordsee-Nacht" von Hannah Häffner ist im Juni 2020 als Taschenbuch mit 384 Seiten bei Goldmann erschienen.

In Hulthave, einem kleinen Küstenort an der Nordsee, verschwindet 1987 eines Nachts die kleine Friederike aus dem Ferienlager. Betreuer, Polizei und Dorfbewohner suchen fieberhaft nach Friederike, aber sie finden keine Spur.

Die Betreuerin Sascha, die derzeit die Nachtwache hatte und ihre Pflichten für eine kleine Tändelei vernachlässigt und dieses auch noch verschwiegen hat, wird von ihren Schuidgefühlen förmliich zerfressen.

Auch Hauptermittler Wedeland leidet unter der Situation und hat das Gefühl, versagt zu haben. Wobei ich das nicht ganz nachvollziehen kann, da er sich sehr engagiert und persönlich betroffen gezeigt hat.

25 Jahre später wird eine junge Frau am Strand von Hulthave aus dem Wasser geborgen, die unter Gedächtnisverlust leidet - könnte das die vermisste Friederike sein?!

Der Schreibstil der Autorin gefiel mir sehr, er ist angenehm und flüssig, außerdem kurz und knapp, durch die vielen Andeutungen und offenbleibenden Fragen aber auch ungewöhnlich. Vieles wird hier der Fantasie oder Interpretation des Lesers überlassen.

Leider fokussiert sich die Story im weiteren Verlauf weitestgehend weniger auf das Verschwinden des Mädchens als vielmehr auf die Befindlichkeiten der Betreuer und Ermittler.

Dadurch kam die Kerngeschichte meiner Meinung nach deutlich zu kurz .

Die Charaktere blieben insgesamt etwas farblos, so dass ich zu niemandem besondere Sympathie oder andere Emotionen aufbauen konnte.

Die Spannung / Neugier auf die Auflösung konnte auch nicht recht gehalten werden, so dass ich persönlich das letzte Drittel eher langweilig fand und mich das Ende, welches logisch und schlüssig aufgebaut ist, dann nicht recht berühren konnte.

Mein Fazit: Ein solider Krimi mit einer guten Story , der mich nicht ganz Mitreißen konnte . Da wäre noch Luft nach oben...

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Veröffentlicht am 25.05.2020

"Haarmann" - von der Umsetzung bin ich enttäuscht!

Haarmann
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"Haarmann" von Dirk Kurbjuweit ist im Februar 2020 als Hardcover mit 320 Seiten beim Penguin Verlag erschienen.

Haarmann - als ich seinerzeit bei den Vorankündigungen für die Neuerscheinungen diesen Titel ...

"Haarmann" von Dirk Kurbjuweit ist im Februar 2020 als Hardcover mit 320 Seiten beim Penguin Verlag erschienen.

Haarmann - als ich seinerzeit bei den Vorankündigungen für die Neuerscheinungen diesen Titel sah, war mir klar: das muss ich unbedingt lesen!
Die Grundstory über Fritz Haarmann und seine grauenvollen Taten kennt man ja, nun war ich sehr gespannt und wartete elektrisiert auf einen mitreißenden und gruseligen Krimi, der mich in das Hannover der 1920er Jahre entführen sollte.

Der Klappentext: Im Hannover der 1920er-Jahre verschwinden Jungs, einer nach dem anderen, spurlos. Steckt ein bestialischer Massenmörder dahinter? Für Robert Lahnstein, Ermittler im Fall Haarmann, wird aus den Gerüchten bald schreckliche Gewissheit: Das Deutschland der Zwischenkriegszeit, selbst von allen guten Geistern verlassen, hat es mit einem Psychopathen zu tun. Lahnstein, der alles dafür gäbe, dass der Albtraum aufhört, weiß bald nicht mehr, was ihm mehr zu schaffen macht: das Schicksal der Vermissten; das Katz-und-Maus-Spiel mit dem mutmaßlichen Täter; die dubiosen Machenschaften seiner Kollegen bei der Polizei; oder eine Gesellschaft, die nicht mehr daran glaubt, dass die junge Weimarer Republik sie vor dem Verbrechen schützen kann.

Meine Meinung: Der Autor Dirk Kurbjuweit hat diesen Kriminalroman aus der Perspektive des Hauptermittlers Lahnstein geschrieben. Lahnstein wird extra aus Bochum nach Hannover geholt, nachdem dort bereits 11 Jungen verschwunden waren, die Polizei dem Täter aber noch kein Stück nähergekommen ist...
Lahnstein hat es dort nicht leicht, die Kollegen kompromittieren ihn eher, als ihn zu unterstützen. Ausserdem trägt er seine eigenen Dämonen in sich, er träumt ständig von seiner Frau und seinem Sohn, die er verloren hat. Das ist natürlich schlimm, aber Lahnsteins gedankliche Ausflüge nahmen für meinen Geschmack viel zu viel Raum im Buch ein, haben mich permanent abgelenkt, zunehmend genervt und mir die Spannung genommen. Erst im letzten Drittel wurde das besser.
Die Darstellung des Täters Fritz Haarmann ist teilweise widersprüchlich, dass er geistig eingeschränkt war und ein kindliches Gemüt hatte, ist sicher nachgewiesen, jedoch erschienen mir einige Dialoge mit ihm eindeutig zu kompliziert für einen derartigen Charakter, dem zuvor mehrfach bescheinigt worden war, dass er falsch rechnet, Fragen verzögert beantwortet und Zusammenhänge oft nicht erfasst - oder hat er das doch alles nur vorgetäuscht? Haarmann hat unvorstellbar grauenhafte Taten begangen, indem er Jungen in seine Wohnung mitnahm, mit diesen Unzucht trieb, sie dann bestialisch ermordete, das Fleisch billig an Restaurants verkaufte, die Knochen wegwarf und die Kleidung der Jungen verhökerte...

Es gab einige wenige Stellen, die die Gedankengänge und Vorgehensweise des Täters beschreiben bzw. aus der Sicht von Fritz Haarmann erzählt sind, die haben mir sehr viel besser gefallen und ich hätte mir davon deutlich mehr gewünscht...das hätte den "Gruselfaktor" gefördert und die Spannung hochgehalten!
Grundsätzlich eine schlimme, packende Geschichte, die in der Umsetzung leider teilweise langatmig und wenig spannend herübergekommen ist...
Mich hat das Buch enttäuscht, ich hatte definitiv etwas ganz anderes erwartet!

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Veröffentlicht am 19.05.2020

Edgar und Roman - die Geschichte über die Jugend zweier Brüder in den 70ern

Die wir liebten
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"Die wir liebten" von Willi Achten ist im März 2020 als Hardcover mit 384 Seiten bei Piper erschienen.

Es geht um die Brüder Edgar und Roman, die in den 70ern in einem kleinen Dorf am Niederrhein aufwachsen, ...

"Die wir liebten" von Willi Achten ist im März 2020 als Hardcover mit 384 Seiten bei Piper erschienen.

Es geht um die Brüder Edgar und Roman, die in den 70ern in einem kleinen Dorf am Niederrhein aufwachsen, und ihre Familie.

Die Geschichte wird aus der Sicht von Edgar, dem ein Jahr jüngeren Bruder erzählt. Es geht los, als die beiden 12 und 13 Jahre alt sind. Die Mutter hat einen Lottoladen, der Vater eine Bäckerei, und man lebt noch im Familienverbund, d.h. bei ihnen leben noch die behinderte Mia, die Großmutter sowie deren Vetter.

Die Brüder haben altersgemäß einige Flausen im Kopf, ansonsten geht es recht beschaulich zu - bis der Vater auf dem Maifest etwas mit der Tierärztin anfängt und die Familie schließlich verläßt.

Von diesem Tag an ändert sich alles, und nicht zum Guten...

Gleich zu Anfang wird deutlich, dass Edgar den großen Bruder bewundert und zu ihm aufschaut, während Roman immer hinter Edgar steht und ihn auch beschützt.

Die Brüder erleben so einiges, und im letzten Drittel wird ihre Situation wirklich erschütternd und beklemmend. Was sie auf dem Gnadenhof (allein der Name für ein Kinderheim spricht bereits Bände) erleben, ist wirklich furchtbar! Da passieren unfassbare Dinge, die Heimleitung und diverse Mitarbeiter entstammen noch dem Nazi-Regime und die Kinder werden drangsaliert, seelisch und körperlich gefoltert und mit Medikamenten ruhiggestellt.

Da habe ich dann auch richtig mitgefiebert und mitgelitten, aber zuvor konnte mich das Buch einfach nicht so recht packen, es war teilweise sehr langatmig. Der Schreibstil ist so detailliert, dass es zu überladen auf mich wirkte und zu Wiederholungen kam, und der Zerfall der Familie, der nach und nach passiert, war einfach zu lang geschildert - meiner Meinung nach hätte man die ersten 2 Drittel sehr straffen können und den letzten Teil dafür noch etwas mehr ausführen!

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