Spannend und gut recherchiert
Tod oder Taufe - Die Kreuzfahrer am RheinWir erleben in diesem Buch eines der ersten organisierten Judenpogrome der Geschichte im Jahre 1096 in Mainz.
Aus der Sicht verschiedener Protagonisten werden die Tage vor der Belagerung der Stadt bis ...
Wir erleben in diesem Buch eines der ersten organisierten Judenpogrome der Geschichte im Jahre 1096 in Mainz.
Aus der Sicht verschiedener Protagonisten werden die Tage vor der Belagerung der Stadt bis zum Ende dieser erzählt.
Zum einen haben wir Chaim und seine Frau Jehudith, die uns einen tiefen Einblick in die jüdische Lebenswelt gewähren. Chaim ist mit dem Christen Raimund befreundet, eine für diese Zeit sehr unübliche Verbindung, vor allem, da sie zusammen religiöse Texte übersetzen und auslegen. Dann gibt es noch Peter, der von seiner bäuerlichen Existenz zu diesem Volkskreuzzug verführt wird und sich dem Kreuzfahrerheer anschließt. Die Tage der Belagerung erleben wir intensiv mit.
Durch die häufigen Perspektivenwechsel innerhalb einzelner Handlungssituationen sind wir nahe an den Protagonisten. Die eher sachliche und dennoch sehr authentische Erzählstimme fängt das Geschehen gut ein und lässt uns mit den Figuren mitfiebern und mitfühlen.
Der Roman enthält viele religiöse Stellen, um die Wichtigkeit der Religion in der damaligen Gesellschaft zu verdeutlichen. Zudem erfahren wir viel über die historischen Hintergründe, die zum Teil – wie im Nachwort erläutert – zugunsten der Handlung etwas abgeändert wurden.
Zu Beginn der Geschichte hatte ich meine Schwierigkeiten mit Chaim, auch die anderen männlichen Protagonisten kommen nicht immer gut weg. Dies legt sich allerdings spätestens nach dem ersten Drittel des Buches, denn mit der Zeit erfahren wir mehr über die Beweggründe der einzelnen Figuren.
Die Gewalt und Härte des Judenpogroms wird deutlich dargestellt, ohne jedoch unnötig brutal zu werden. Die Strategie, wie es unsere Figuren schaffen, möglichst viele Menschenleben zu retten, fördert die Spannung. Außerdem gibt es noch interessante Szenen zu dem fanatischen Priester Rotkutte, der mit rhetorischen Tricks und anderen Intrigen den Hass gegen die Juden schürt.
Wer geschichtliches Interesse an diesen Geschehnissen hat und ein gut recherchiertes historisches Buch lesen möchte, ist hier gut bedient. Der Autor Jakob Matthiessen nähert sich dem Thema Judenverfolgung nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern versucht sich in alle Figuren einzufühlen. Ein grandioses Debüt.