Ungenutztes Potential
Der FlussregenpfeiferNach einem wahren Vorbild: Oskar Speck möchte 1932 mit einem Faltboot von Ulm nach Zypern paddeln. Bei seiner Reise spielen neben den abzusehenden Schwierigkeiten auch politische und persönliche Komponenten ...
Nach einem wahren Vorbild: Oskar Speck möchte 1932 mit einem Faltboot von Ulm nach Zypern paddeln. Bei seiner Reise spielen neben den abzusehenden Schwierigkeiten auch politische und persönliche Komponenten eine Rolle. Die Nationalsozialisten wollen aus ihm einen deutschen Helden machen. Und dann gibt es da noch seine Liebe, bei der er gar nicht auf ein Wiedersehen zu hoffen vermag. Am Ende kommt natürlich alles ganz anders. Der Romanstoff an sich hat die Kapazitäten zu einem wirklich tollen Abenteuerroman, das, was der Autor Tobias Friedrich in seinem Debütroman letztlich daraus gemacht hat, finde ich sehr enttäuschend. Da es sein erster Roman ist und der Autor scheinbar sehr ambitioniert (siehe Vorwort) an den Stoff herangegangen ist, tut es mir umso mehr leid. Doch tatsächlich habe ich mich durch die ersten hundert Seiten gequält und das Buch dann abgebrochen. Der Schreibstil gefällt mir gar nicht, da die zum Teil sehr schwierigen Situationen fast verklärt dargestellt werden. Die Dialoge sind eigentlich ganz okay, aber zum Abschluss eines Gespräches oder eines Kapitels geschehen oft Dinge, die kryptisch angedeutet werden, obwohl eigentlich recht klar ist, was gemeint ist. Dadurch wirkt das Ganze künstlich aufgebauscht. Die Handlung schreitet nicht wirklich voran. Durch die vielen Zeitsprünge und Figurenwechsel wird man über den Ausgang des Abenteuers teilweise gespoilert - was sicherlich Geschmackssache ist, aber ich mag so etwas gar nicht - und man bleibt nie lang genug bei einem Geschehen, um es wirklich erfassen zu können. Die Unwägbarkeiten, denen Oskar gegenübertritt, scheint er nie wirklich ernst zu nehmen. Er bleibt allerdings als Charakter auch sehr blass, weshalb man kaum mit seiner oder einer anderen Gefühlswelt in Kontakt kommt. Gegebenfalls hätte die Handlung im Laufe des Romans an Spannung zugenommen, allerdings blieb sie die ersten hundert Seiten, also etwa ein Fünftel des Buches, konstant. Das Lesen hat mir keinen Spaß gemacht, daher habe ich mich entschlossen, an dieser Stelle abzubrechen. Wenn jemand gerne eine etwas verklärtere Abenteuerfahrt auf 500 Seiten miterleben will, und wenig Wert auf den Realitätsanteil des Geschehens legt, der kann es gut und gerne mal mit dem Roman versuchen. Für mich war das leider nichts.