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Veröffentlicht am 26.10.2021

Zwischen Hoffen und Bangen im Umbruch der Zeit

Die Schwestern vom Ku'damm: Ein neuer Morgen
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"Etwas wünschen und verlangen. Etwas hoffen muss das Herz, etwas zu verlieren, bangen und um etwas fühlen Schmerz." (Friedrich Rückert)
Berlin 1966: Die Stadt steckt in einem Umbruch und das Modekaufhaus ...

"Etwas wünschen und verlangen. Etwas hoffen muss das Herz, etwas zu verlieren, bangen und um etwas fühlen Schmerz." (Friedrich Rückert)
Berlin 1966: Die Stadt steckt in einem Umbruch und das Modekaufhaus Thalheim bleibt vor diesem ebenfalls nicht verschont, mit einem neuen Konzept entsteht Thalheim City. Chefdesignerin Miriam Feldmann hat einen guten Draht zu ihrem Vater Friedrich Thalheim, weshalb sie gebeten wird, ihm den Umbruch in Sachen Mode nahezulegen. Aus Amerika kommt die Hippiezeit mit ihren knalligen Farben und kurzen Röcken in die Modewelt. Ebenso läuft privat alles bestens, seit sie und Schani Jenny adoptiert haben, sind sie eine kleine Familie geworden. Niemals hätte Miri für möglich gehalten, dass sie mit Anfang vierzig noch schwanger werden könnte. Nach ersten Verunsicherungen überwiegt doch irgendwann die Freude auf das Baby. Ein Wiedersehen von Moritz Schwarz, den sie aus Kriegszeiten kennt, katapultiert Miri in die schwierigsten Zeiten ihres Lebens zurück.

Meine Meinung:
Nach den drei Bänden über die Thalheim Schwestern kommt nun der vierte Band und es ist wie das ankommen in einer Familie für mich. Mit Miriam Feldmann (Miri) kommt eine vierte Schwester dazu. Diese hat erst recht spät erfahren, das Friedrich Thalheim ihr Vater ist. In die Familie aufgenommen wurde sie ja schon länger, schließlich war ihre Mutter Ruth schon damals die Designerin des Kaufhauses. Jedoch als Jüdin hat sie im Krieg schwierige Zeiten mitgemacht. Nicht nur, dass sie den Verlust ihrer Mutter verkraften musste, von der sie sich nicht mal verabschieden konnte. Zusätzlich konnte sie nur mithilfe vieler netter Menschen die Kriegszeit überleben. U-Boot nannte man diese Juden, die damals unsichtbar während des Krieges überlebt haben. Man schätzt, dass so über 1500 Juden allein in Stadt Berlin überlebt haben. Doch diese Zeit war keine einfache, wie ich aus diesem Buch entnehme, den ständig musste sie in Angst leben und immer wieder neue Identitäten annehmen. Gerade diese Zeit schildert die Autorin noch eindrucksvoller und bewegender als in den anderen Büchern, was sicher an Miris jüdischen Hintergrund liegt. Dabei wechseln die beiden Handlungsstränge jeweils zwischen Gegenwart und Miris Vergangenheit. Auch mich treffen emotional besonders Miris Vergangenheit und vereinzelte Situationen in der Gegenwart. Wie immer in ihren Büchern lässt die Autorin wieder den Zeitgeist nicht nur in die Modewelt einfließen, sondern ebenso das Geschichtliche. Dadurch erfahre ich, was die 60er-Jahre in Deutschland und speziell in Berlin zu jener Zeit bewegt hat. Da wäre zum einen die Hippiezeit mit dem Woodstock-Festival und den ersten Konzerten von Jimi Hendrix, für den besonders Jenny schwärmt. Ebenso geht es wieder politisch heiß her mit Rudi Dutschke und den Studentenprotesten, wie man heute weiß, sollen diese dann mit dem Terrorismus der RAF unter Baader, Meinhof und Ensslin einhergehen. Alle geschichtlichen Ereignisse zwischen 1966-1971 hat die Autorin eindrucksvoll am Buchende zusammengefasst. Ebenfalls angerissen werden Themen wie Rassismus, Antisemitismus und Homosexualität. Man spürt hier einfach den Einfluss von Brigitte Riebes Geschichtsstudium, das sie immer charmant und ausführlich in ihre Bücher miteinfließen lässt. Ganz besonders nahebringen mit ihren Gedichten möchte sie den Lesern eine Jüdin, die viel zu jung sterben musste. Von ihr ist dieser eindrucksvolle Ausschnitt aus ihrem Gedicht "Poem":

Ich möchte leben.
Ich möchte lachen und Lasten heben
und möchte kämpfen und lieben und hassen
und möchte den Himmel mit Händen fassen.
Und möchte frei sein und atmen und schrein.
Ich will nicht sterben. Nein.
Nein. (Selma Meerbaum-Eisinger)

Gerade wegen diesen historischen Ereignissen habe ich nie groß den Eindruck, dass es eine fiktive Geschichte ist. Zum besseren Verständnis möchte ich die komplette Tetralogie der Thalheim-Schwestern aus Berlin wärmstens empfehlen und gebe für dieses Buch erneut 5 von 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 16.10.2021

Der Ringfingermörder schlägt wieder zu

Ausweglos
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"Mancher Schritt, der uns als Ausweg erscheint, führt in Wahrheit nur tiefer in die Ausweglosigkeit!" (Tina Seidler)
Bei seiner Wäsche abhängen wird Noah von einem unbekannten Mann mit einem Messer attackiert. ...

"Mancher Schritt, der uns als Ausweg erscheint, führt in Wahrheit nur tiefer in die Ausweglosigkeit!" (Tina Seidler)
Bei seiner Wäsche abhängen wird Noah von einem unbekannten Mann mit einem Messer attackiert. Der Angreifer zwingt ihn, zu seiner Frau in die Wohnung zu gehen. Da er den Schlüssel hat, lotst ihn Noah nichts ahnend, dass seine Nachbarn doch nicht im Urlaub sind, in dessen Wohnung. Verhängnisvoll für die junge Frau, die nun mit mehreren Messerstichen brutal getötet wird. Zusätzlich entfernt der Täter ihr den Ringfinger. Kommissar Blom ist dieses Zeichen natürlich bekannt, der Ringfinger-Mörder hat wieder zugeschlagen. Fest entschlossen setzt er alles daran, diesen Serienmörder zu finden. Den dieses Mal haben sie in Noah einen wichtigen Zeugen, der allerdings ebenso wegen seiner Aktion unter Verdacht gerät.

Meine Meinung:
Die Doppel-CD umfasst einen Hörgenuss von 12 Stunden 44 Minuten und wurde brillianterweise von 4 stimmgewaltigen Sprechern eingelesen. Durch die interessanten und angenehmen Stimmen von Vera Teltz, Simon Jäger, Philipp Schepmann und Uve Teschner wird dieses Hörbuch zu einem förmlichen Erlebnis. Im Plot selbst wird Hamburg schon länger von einer Mordserie heimgesucht. Der sogenannte Ringfinger-Mörder wird so betitelt, weil er seinen Toten als Zeichen den Ringfinger entfernt. Doch nicht nur das, er tötet äußerst brutal mit mehreren Messerstichen. Allerdings hat er dieses Mal einen Fehler begangen, als der mit Noah einen Zeugen lebend zurückgelassen hat. Doch ist Noah wirklich ein hilfreicher Zeuge oder ist er ebenso verdächtig? Henri Faber hat mit seinem Debüt einen überaus spannenden Thriller verfasst, der gerade mit seinen schlauen Ermittlungen und den genialen Wendungen brilliert. Diese lassen selbst mich mitunter stutzig werden an dieser Geschichte und ich wusste bis zum Ende nicht, was mich erwartet. Besonders durch das Eintauchen in das Private von Noah/Linda und ihren Nachbarn Emma/Paul wird die Geschichte immer undurchsichtiger. Selbst am Schluss überrascht er mich noch mit einer ganz anderen Auflösung. Doch nicht nur die Hörbuchstimmen sind gut gewählt, sondern vor allem auch die Charaktere. Besonders mit dem sensiblen, einfühlsamen und charmanten Noah leide ich mit. Seine Aktionen sind ab und zu unüberlegt, allerdings auch mutig. Seine Ehefrau Linda dagegen empfinde ich recht schnell als labil, ungeduldig und mitunter hysterisch, was sicherlich mit ihrer allgemeinen psychischen Verfassung zusammenhängt. Mit Elias Blom als Kommissar taucht ein engagierter, selbstbewusster Kommissar auf, der allerdings durch die Ermittlungen um den Ringfinger-Mörder gezeichnet ist. Sein Partner Mats hat diese schlussendlich zum Alkoholiker werden lassen. Ich fühle ein wenig mit Elias, wenn er von Kollegen und Vorgesetzten attackiert wird oder man ihn nicht für kompetent empfindet. Mitreißend wird es dann, wenn der Serienmörder zu Wort kommt und mich mit in seine Gedankenwelt nimmt und ich trotzdem kein bisschen weiterkommen mit meiner Lösung. Was sicher gerade an den verschiedenen Ereignissen und Blickwinkeln liegt. Allerdings hat das Buch mitunter ein paar unnötige Längen, die man durchaus hätte Kürzen können. Deshalb von mir 4 1/2 von 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 08.10.2021

Eine Lebenslüge sollte man nie mit ins Grab nehmen

Das Geheimnis des Schärengartens
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"Wer die Vergangenheit ignoriert, ist dazu verdammt, sie immer wieder zu durchleben!" (Buchauszug)
Nach der Trennung ihres Mannes muss Mona auch noch kurz danach den Tod ihrer Großmutter verkraften. War ...

"Wer die Vergangenheit ignoriert, ist dazu verdammt, sie immer wieder zu durchleben!" (Buchauszug)
Nach der Trennung ihres Mannes muss Mona auch noch kurz danach den Tod ihrer Großmutter verkraften. War sie doch immer eine große Stütze für sie, nachdem sie ihre Mutter nie kennengelernt hat. Allerdings findet Mona beim Durchsuchen ihrer Unterlagen zahlreiche Bilder und einen Vertrag für ein Häuschen im schwedischen Schärengarten. Aber warum hat Frida jeden Sommer dort verbracht, ohne Mona was davon zu erzählen? Diese Frage lässt sie nicht los weshalb sie nach Schweden reist. Sie lernt Leo kennen, den Enkel von Fridas Freundin Gisela und seinen sonderbaren Freund Tim. Beide unterstützen sie bei ihrer Suche nach Antworten. Mit Giselas Hilfe erfährt sie von der schwierigen Nachkriegszeit Münchens und Fridas Geheimnis, das sie nie verraten hat.

Meine Meinung:
Das Cover mit der Hütte am See stimmt mich schon mal auf die Geschichte ein. Der Schreibstil ist flüssig, lebhaft, bewegend, emotional und in zwei Zeitebenen und verschiedene Handlungsstränge ein. Dies ist mein erstes Buch der Autorin und ich bin recht schnell gefesselt von ihrem Schreibstil und dem Plot. Mit einem Familiengeheimnis, das fast ein halbes Buch einnimmt, hatte ich nicht gerechnet, war jedoch positiv überrascht. Den gerade die Erzählung von Frida und Giselas Erlebnissen im zerbombten München sind es, die mich hier emotional außerordentlich berühren. Ebenso wie das tragische Schicksal von Theo und seiner Familie, die aus Schlesien flüchten mussten. Es geht nicht nur um Themen wie Krieg, Hunger, Ängste, Lügen und Liebe, sondern ebenso um Rassismus und die vielen anderen Probleme, die hier sehr drastisch aufgeführt werden. Es erschüttert mich zu erleben, welche Einstellung manche nach dem Krieg immer noch haben, und ich bin fassungslos, was Frida und Gisela alles über sich ergehen lassen müssen. Bisher habe ich solche Erlebnisse zwar schon öfters gehört und gelesen, doch noch nie so detailliert und bewegend wie hier. Dass Frida ihr weiteres Leben dann auf Lügen aufbaut, mit denen sie besonders ihre Enkelin Mona hintergeht, kann ich nicht fassen. Es wäre für sie sicher besser gewesen, hätte sie viel früher jemand eingeweiht, statt es mit ins Grab zu nehmen. Gut zu spüren sind vor allem die Nöte, unter denen die Bevölkerung zu jener Zeit leidet. Es fehlt an allem besonders Nahrungsmittel und Heizmaterial ist schwierig zu bekommen. Es erschüttert mich zu lesen, dass viele in Menschen in Ruinen frierend leben mussten. Zwar habe ich schon oft Nachkriegsbücher gelesen, doch diese ausführliche Darstellung übertrifft alles, weil sie so lebhaft geschildert wird. Dabei kann ich gut nachvollziehen, wenn man später lieber nichts mehr seiner Familie erzählen möchte. Auch ihre Charaktere hat die Autorin sehr gut ausgearbeitet. So erlebe ich, um nur ein paar zu nennen, eine lebenslustige, starke Frida, die nach und nach zur verbitterten Frau heranreift. Gisela, die selbstbewusst, gut aussehend und bei den Männern nichts anbrennen lässt. Theo zwar beeinträchtigt durch eine Kriegsverletzung, ist jedoch trotzdem stark, zuverlässig und fürsorglich. Die Autorin hat in diesem Buch recht viele heftige Schicksale und bewegende Biografien geschildert, weshalb sie von mir 5 von 5 Sterne für dieses Buch bekommt.

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Veröffentlicht am 01.10.2021

Das fünfblättrige Kleeblatt und der Tod im Moor

Tote Schwaben leben länger
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"O schaurig ist's, übers Moor zu gehn, wenn tote Schwaben auferstehn. Hier geht der Kleeblattmörder um, gibst du nicht Acht, macht er dich stumm." (Annette v. Droste-Hülshoff)
Zwei Männer werden getötet ...

"O schaurig ist's, übers Moor zu gehn, wenn tote Schwaben auferstehn. Hier geht der Kleeblattmörder um, gibst du nicht Acht, macht er dich stumm." (Annette v. Droste-Hülshoff)
Zwei Männer werden getötet und anschließend im Federsee versenkt. Über 30 Jahre später werden durch Zufall die Überreste der beiden Toten von zwei Studenten gefunden. Nun muss das Team um Eugen Querlinger Hauptkommissar der Ulmer Kripo, sich um diesen Fall kümmern. Gar nicht so leicht den wie soll man nach so vielen Jahren noch herausfinden, wer die Toten waren, geschweige den ihren Mörder finden? Doch dann gibt es einen weiteren Fall, bei den Obdachlosen werden in kurzer Zeit zwei Männer getötet. Auffällig ist, dass sie jeweils dasselbe Tattoo am Rücken aufweisen. Nun muss die Kripo weitere Morde verhindern, die ebenfalls so ein Kleeblatt Tattoo haben.

Meine Meinung:
Der alte Steg mit einem Objekt aus den Ermittlungen passt wunderbar als Cover zu diesem schwäbischen Krimi. Der Schreibstil ist flüssig, informativ, interessant, humorvoll und mit viel Dialekt versehen, was mir sehr gut gefällt für einen Regionalkrimi. Im Plot geht es um einen Mordfall vor über 30 Jahren, bei dem man zwei Männer ermordet hat. Das sich allerdings dieser Krimi so entwickeln würde und der Autor dem Leser immer neue Rätsel aufgibt, hatte ich nicht erwartet. Nicht genug, dass dieses Kripoteam mit dem Fall aus der Vergangenheit schon genug zu tun hat, bekommt es noch einen Weiteren dazu. Den es werden innerhalb kürzester Zeit zwei Obdachlose ermordet, die ein Kleeblatt Tattoo am Rücken aufweisen. Das kann doch kein Zufall sein, denkt sich Querlinger und vermutet, dass drei weitere Kleeblattträger in Gefahr sind. Nur gut, dass einer der Toten vom Federsee einen Klumpfuß hatte und deshalb einen orthopädischen Schuh tragen musste. Da müssen sich doch sicher neue Hinweise finden lassen. Jedoch die DNA Analysen bringen immer mehr Kurioses an den Tag. Und so ist sich die Kripo nicht mal mehr sicher, ob nicht gar ein Toter gemordet hat. Max Abele hat mit seinem zweiten Regionalkrimi nicht nur ein Stück schwäbische Heimat und einen wirklichen kniffligen Kriminalfall herausgebracht, sondern glänzt vor allem durch seinen humorvollen Schreibstil. Speziell das Kripo Team bringt mich oft zum Lachen, mitunter kommt es sogar zu Auseinandersetzungen, vor allem mit den beiden Bödele und Heinerle sind zwei wirkliche Streithähne mit im Boot. Mit Janine von Eulenburg ist außerdem noch eine toughe Frau mit im Team. Dabei erinnert mich Querlinger ein wenig von seiner ganzen Art her an den Allgäuer Kommissar Kluftinger. Querlinger hat oft einen Schalk im Nacken, besonders wenn es um unliebsame Reporter wie den Oxheimer und die Weißeneggers einem befreundeten Ehepaar seiner Frau Luise geht. Was er sich hier oft ausdenkt und leistet, da muss man einfach herzhaft lachen. Grandios finde ich vor allem die vielen Wendungen, die diesen Krimifall bis zum Schluss spannend macht. Von der Auflösung am Ende bin ich dann wirklich überrascht, den damit habe ich nicht gerechnet. Alles in allem ein toller Krimi, bei dem sich Dialekt, Kriminalfall und Humor die Waage halten und dem ich gerne 5 von 5 Sterne gebe.

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Veröffentlicht am 29.09.2021

Das undurchsichtige Leben der Sarah Jane

Sarah Jane
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"Ich habe nicht die Sachen gemacht, die man mir andichtet. Zumindest nicht alle." (Buchauszug)
Sarah Jane Leben beginnt mit einer komplizierten Vergangenheit. Erst reißt sie von zu Hause aus, dann kommt ...

"Ich habe nicht die Sachen gemacht, die man mir andichtet. Zumindest nicht alle." (Buchauszug)
Sarah Jane Leben beginnt mit einer komplizierten Vergangenheit. Erst reißt sie von zu Hause aus, dann kommt sie mit dem Gesetz in Konflikt und muss daraufhin zwangsweise zum Militär. Nach dem Militär arbeitet sie dann als Köchin, heiratet allerdings den falschen Mann, macht dann jedoch ihren Collegeabschluss. Eine Wende in ihrem Leben ergibt sich, als sie schließlich ein Cop in der Kleinstadt Farr wird. Als eines Tages Sheriff Cal verschwindet, übernimmt Sarah seinen Posten als Chief. Bei ihrer Suche nach ihm entdeckt sie, dass Cal ihr und seinen Freunden vieles aus seinem mysteriösen Leben verheimlicht hat. Doch dann holt Sarahs Vergangenheit sie wieder ein, als das FBI auftaucht, nachdem ein Cop ermordet wurde.

Meine Meinung:
Angekündigt wurde dieses Buch als Kriminalgeschichte und ich hatte mich schon darauf gefreut. Leider jedoch beginnen die ersten Seiten dieses Buches schon recht verwirrend für mich. Der Schreibstil ist zwar literarisch gut durchdacht und außerordentlich gut bildhaft beschrieben. Die Beschreibungen am Anfang von Sarah Janes Leben empfand ich allerdings sehr verworren und sprunghaft. Es liest sich wie eine Art Lebenslauf bzw. kurze Biografie dieser etwas chaotischen Frau. Sarah Erscheinungsbild erinnert mich ein wenig an Mildred Hayes aus "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri". Dass sie in ihrem Leben öfters falsche Entscheidungen trifft, liegt sicher an ihrem gestörten Selbstwertgefühl. Nichts scheint zu funktionieren und so ist es dann kein Wunder, dass sie von einem Problem ins nächste schlittert. Erst als sie den richtigen Mann kennenlernt, der als Polizist arbeitet, habe ich das Gefühl, dass es besser wird. Doch leider ist dies nicht lange von Dauer, den das Schicksal meint es nicht gut mit Sarah. Ab Kapitel 6 beginnt dann ihre eigentliche Geschichte in der Gegenwart und ich erhoffte, dass mich nun die Geschichte endlich begeistern könnte. Jedoch es war nicht der Fall, denn es bleibt weitestgehend eine Sammlung an bunten Beschreibungen über Sarah Pullmans Leben. Eine Kriminalgeschichte kann ich bis zum Ende nicht entdecken. Der Plot ist zäh, langweilig und plätschert ohne jegliche Spannung so vor sich hin. Während die Charaktere bis auf Sarah alle recht flach und oberflächlich bleiben. Selbst das Verschwinden von Sheriff Cal ist und bleibt mysteriös und man erfährt viel zu wenig darüber. Jede Kleinigkeit von Sarahs Leben beschreibt der Autor hier mehr als bildlich und ausführlich, was sicher dem einen oder anderen gefallen wird, doch für mich war dies nicht das, was ich von diesem Buch erhofft hatte. Dazu kommen noch die vielen unbefriedigten Charaktere, die der Autor oft nur kurz erwähnt und von denen ich danach nichts mehr erfahre. Ebenso der Ansatz, der etwas ins Mystische geht, verpufft innerhalb kurzer Zeit, sodass ich irgendwann keine richtige Lust mehr auf dieses Buch hatte. Dieses Buch ist und bleibt bis zum Ende für mich ein Rätsel, das autobiografische Format mag sicher einige faszinieren, doch für mich war es einfach zu schwerfällig. Dieses Buch mit seiner poetisch literarischen Sprache wird nicht jedermanns Sache sein besonders Leser, die nach einer schnellen Thriller-Lektüre suchen, den diese werden sicher schrecklich enttäuscht sein. Besonders nachdem der Kriminalfall hier so nebenher läuft und nie wirklich wichtig für James Sallis zu sein scheint. Deshalb würde ich dieses Buch eher als Roman als unter Krimis listen. Außerdem fehlten mir die Höhepunkte und der anschließende Abschluss dieser Geschichte. So verworren wie sie begann, endet sie dann auch am Ende. Deshalb kann ich diesem Buch leider nur 2 von 5 Sterne geben, weil es mich so gar nicht begeistern konnte.

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