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Veröffentlicht am 16.08.2023

Gleiches mit Gleichem vergelten

Weil ihr es verdient
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"Vielleicht rächen wir uns für unsere Unfähigkeit, indem wir andere Wesen foltern." (Alexander Iwanowitsch Herzen)
Nachdem tragischen Unfall ihres Verlobten, der bei der Erkundung eines Lost Places tödlich ...

"Vielleicht rächen wir uns für unsere Unfähigkeit, indem wir andere Wesen foltern." (Alexander Iwanowitsch Herzen)
Nachdem tragischen Unfall ihres Verlobten, der bei der Erkundung eines Lost Places tödlich endet, fühlt sich Jennifer immer noch schuldig. Deshalb arbeitet sie nun seine Liste an verlassenen Plätzen ab, um ihre Schuldgefühle etwas zu lindern. Einer dieser Plätze ist unter anderem die Greenland Halverson, ein Kreuzfahrtschiff, welches schon seit Jahren herrenlos auf dem Meer herumtreibt. Zusammen mit anderen Teilnehmern, wie dem Schriftsteller, Urbexter und Organisator Flynn Anduin, Ehepaar Nadja und Michael Posch und Leopold Wirtz will sie dieses Schiff requirieren. In der eisigen Kälte Grönlands wirkt alles erst einmal wie ein großes Erlebnis. Ehe sich die Mitreisenden zu totalen Egoisten entwickeln, während im Schiffsinneren längst schon das Böse auf sie lauert. Die Jagd kann beginnen und mitten auf dem Meer gibt es für sie kein entkommen.

Meine Meinung:
Allein schon der Klappentext hat mich bei diesem Buch fasziniert, das fabelhafte Cover tut dann noch ein übriges. Der flüssige, unterhaltsame Schreibstil und die verschiedenen Handlungsstränge nehmen mich von Beginn an ganz in Anspruch. So beschreibt der Autor zum Beispiel am Anfang die überaus großartige Besteigung des 350 m hohen Schornstein von Trbovlje, eines stillgelegten Kernkraftwerks in Slowenien. Dies ist einer der Lost Places, den man auch im wirklichen Leben besteigen kann. Während das nicht existierende Kreuzfahrtschiff Halverson nach dem Vorbild der MS Hamburg angelegt wurde. Urbexter eine Kurzform von „Urban Exploration“ sind Personen, die als Hobby menschenleere Orte, sogenannte Lost Places erkunden und dokumentieren. Einige von ihnen sind Gebäude, Kirchen, Bunker, Katakomben, U-Bahntunnels, militärische Anlagen und viele mehr. Die meisten dieser Plätze werden illegal betreten, da eine offizielle Genehmigung oft schwierig ist. In unserem Thriller hier ist das ebenfalls der Fall. Doch keiner ahnt, dass jemand ein perfides Spiel mit ihnen spielt. Schon das Setting dieses gruseligen Schiffes fand ich überaus spannend. Allerdings meine Vorstellung, einen solchen Ort aufzusuchen, der nass, kalt, schimmelig und bei dem es kein Entrinnen gibt, beschert mir dann doch eine Gänsehaut. Unser Täter, den sogenannten Vollstrecker, lernen wir natürlich ebenfalls kennen. Wir tauchen dabei in seine brutale, schreckliche Vergangenheit ein, die von Misshandlung gezeichnet ist. Dass er ein regelrechtes Katz und Maus Spiel mit seinen Opfern praktiziert, macht den Verlauf hochspannend. Dabei entdecke ich mit den Charakteren die düstere, geheimnisvolle Atmosphäre dieses Kreuzfahrtschiffes, wo sie dann um ihr Überleben kämpfen müssen. Die Protagonisten sind allesamt gut durchdacht, wobei ich die sympathische Jennifer sofort in mein Herz schließe. Einmal begonnen kann man dieses Buch nicht mehr zur Seite legen, da es nicht nur fasziniert, sondern vor allem mit den Charakteren mitfiebert. Welche Motivation unseres Täters hat, erfahren wir ebenfalls im Laufe der Geschichte. Am faszinierendsten ist und bleibt allerdings dieses überwältigende Schiff, welches der Autor hier phänomenal gut beschreibt. Dadurch bekomme ich sofort das Gefühl, mitten im Geschehen dabei zu sein. Selten habe ich so einen packenden Thriller mit einem so ungewöhnlichen Setting gelesen. Wobei mich der Ausgang dann wirklich noch einmal überrascht, selbst wenn es nicht gerade meinen Erwartungen entsprach. Ich kann dieses Buch definitiv nur weiterempfehlen und gebe 5 von 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 14.08.2023

Wenn ich Stille finde bin ich frei

Der Stillmacher: Thriller
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"Ich bin ab heute der Stillmacher. Ich kann mit einem Handstreich den Schall in meiner Umgebung ausbremsen." (Buchauszug)
Ein unmenschlicher Mörder erschüttert Berlin, erbarmungslos erdrosselt er Frauen ...

"Ich bin ab heute der Stillmacher. Ich kann mit einem Handstreich den Schall in meiner Umgebung ausbremsen." (Buchauszug)
Ein unmenschlicher Mörder erschüttert Berlin, erbarmungslos erdrosselt er Frauen in ihrer Wohnung. Die Mordkommission unter Robert Bogner und Adrian Speer ermitteln in diesem Fall zusammen mit der Computerexpertin Tina Jeschke und der Profiler Cornelius Lander. Landers Täterprofil scheint sie dem Täter nicht wirklich näherzubringen, besonders nachdem ein männliches Opfer dazukommt. Doch dann stößt er auf ein Stofftier, das im Zusammenhang mit den Opfern eine Rolle spielen könnte. Zwischenzeitlich fällt Bogner verletzungsbedingt aus. Nun muss Speer mit dem noch immer angeschlagenen Profiler allein ermitteln. Dass Lander mit diesen Ermittlungen seinem schlimmsten Albtraum entgegengeht, ahnt er dabei noch nicht.

Meine Meinung:
Ein imposantes Cover vermittelt mir, worum es inhaltlich in diesem Kriminalfall geht. Für mich ist es ebenfalls mein sechster Thriller dieses Ermittlerteams. Inzwischen sind mir speziell die beiden recht unterschiedlichen Ermittler richtig ans Herz gewachsen. Inzwischen gibt es in ihrem Team jedoch noch weitere Verstärkung. Zum einen die Computerexpertin Tina Jeschke und den Profiler Cornelius Lander. Auffällig ist, dass alle im Team einen Makel in ihrer Laufbahn vorweisen können, von daher passen sie gut zusammen. Diesmal jedoch müssen wir größtenteils auf Bogner verzichten, der sich bei einer Verfolgung sein Bein bricht und ausfällt. Der brutale Serientäter scheint wirklich schwer zu fassen. Dazu läuft dem Team langsam die Zeit davon, den die Mordserie wird immer länger und länger. Eigenartig ist ferner, dass er nicht nur Frauen, sondern inzwischen auch Männer ermordet. Bei seiner Recherchearbeit stößt Lander dann auf einen Stoffhasen, den nach näherem Betrachten alle Opferfamilien besitzen. Ob dies eventuell eine erste Spur zu ihrem Täter sein kann? Noch immer angeschlagen vom Suizid seiner Frau, gerät er jedoch selbst irgendwann in den Kreis der Verdächtigen. Das Katz und Maus Spiel, welches der Autor hier wieder faszinieren darbietet, nimmt mich mal wieder völlig gefangen. Durch die zahlreichen falschen Fährten kann ich aufs Neue hervorragend miträtseln und ahne bis zum Ausgang nicht, wer der Täter wirklich sein kann. Gut durchdacht sind außerdem die unterschiedlichen Charaktere. Eine Handlungsspur führt dabei in die Vergangenheit von Heimkindern, deren hartes Schicksal und Freundschaft sie miteinander verbindet. Ein wenig hat mir natürlich Kollege Bogner gefehlt, der außer Gefecht gesetzt war. Dafür lerne ich diesmal die Kollegen Lander und Tina Jeschke besser kennen. Ich finde es gut, dass die beiden ebenfalls ihre Chance bekommen, ich mehr über sie erfahre und zudem Speer in der Leitung brillieren darf. So bleibt diese Reihe abwechslungsreich und macht neugierig auf mehr. Mit diesem Band ist dem Autor wieder einmal eine großartige Geschichte eingefallen, die mit dem außergewöhnlichen Täter einen phänomenalen Höhepunkt findet. Ich kann die komplette Reihe und besonders diesen Band nur empfehlen, ich finde sie spannend, abwechslungsreich und absolut lesenswert. Von mir gibt es abermals 5 von 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 03.08.2023

Gibt es eine zweite Chance für ihre Liebe?

Wünsche in der Sommernacht
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"Es gibt nichts Schöneres, als geliebt zu werden, geliebt um seiner selbst willen oder vielmehr trotz seiner selbst." (Victor Hugo)
Es ist schon einige Monate lang her, als Ole sich einfach von einem Tag ...

"Es gibt nichts Schöneres, als geliebt zu werden, geliebt um seiner selbst willen oder vielmehr trotz seiner selbst." (Victor Hugo)
Es ist schon einige Monate lang her, als Ole sich einfach von einem Tag auf den anderen aus dem Leben von Arzthelferin Maja davonmacht. Damals hat er ihr das Herz gebrochen, doch inzwischen hat sie mit Nils einen neuen Partner gefunden. Allerdings ist Ole mittlerweile wieder zu Hause angekommen, doch er ist nicht alleine zurückgekehrt. Mit ihm sind seine kleine Tochter Lilly und deren Mutter Hanna nach Lillaström gekommen. Erst kurz eingetroffen hat sich Hannah schließlich unsterblich in Oles Bruder Andres verliebt, was beiden nicht unrecht war. Denn er wollte nie so früh Vater werden, stattdessen kriegen er nun wieder Herzklopfen, wen er Maja begegnet. Warum sie ausgerechnet mit diesem Aufreißer Nils zusammen ist, kann Ole nicht begreifen. Er muss sie sehnlichst aus seinem Kopf bekommen, was zugegeben nicht so einfach ist, wenn man beim Vater in der Feuerwache arbeitet und Maja einem ständig über den Weg läuft.

Meine Meinung:
Dies ist inzwischen mein dritter Band aus der "Liebe auf Schwedisch" Reihe aus der fiktiven Kleinstadt Lillaström. In diesem Buch geht es um Arzthelferin, Maja und Ole. Beide waren schwer ineinander verliebt, doch dann schlug bei beiden das Schicksal zu und völlig überstürzt verließ er eines Tages seine Heimat. Doch genau richtig zum großen Mittsommerfest taucht er wieder in Lillaström auf. Dass er zwischenzeitlich allerdings Vater ist, weil er auf dem Kreuzfahrtschiff einen One-Night-Stand mit Hanna hatte, verletzt Maja mehr als ihr lieb ist. Sie kann ja nicht wissen, für wen Oles Herz wirklich immer noch schlägt. Im Gegenzug hat Hanna recht schnell mit Andres die Liebe ihres Lebens und endlich eine Familie gefunden. Bald schon sollen für die beiden die Hochzeitsglocken läuten und ausgerechnet Ole muss für den Antrag als Babysitter einspringen. Auch der dritte Band dieser Reihe harmonisiert wieder sehr gut mit den anderen Büchern, die ich bisher lesen durfte. Man merkt sofort, wie sich die verschiedenen Autorinnen ausnehmend gut abgesprochen haben. Den auch diesmal gibt es Ereignisse, die in den weiteren Büchern fortgesetzt oder intensiviert werden. Wie zum Beispiel das Feuer in der Scheune, die Hochzeit oder Lasses Lilla Love Dating-App. Bei Mela Wagners friedlichem, herzerfrischenden Schreibstil konnte ich dieses Buch einfach nicht mehr weglegen. Ich habe das Gefühl, je mehr Bücher ich aus dieser Reihe lese, desto eher freue ich mich auf diesen schwedischen Ort und seine ganz spezifischen Bewohner. Lillaström ist mittlerweile durch und durch zu meinem Wohlfühlort geworden. Heilfroh bin ich, dass dieses Mal nicht so oft der Erdbeerkuchen (Jordgubbstårta) erwähnt wurde, was offenbar außer Zimtschnecken (Kanelbullar) eine weitere schwedische Spezialität ist. Verpasst diese Reihe nicht, wenn ihr auf Schweden und Leidenschaft steht und von mir gibt es abermals 5 von 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 19.07.2023

Wahre Kriminalfälle aus verschiedenen Ländern

True Crime Best of 2
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"Mag auch das Böse sich noch so sehr vervielfachen, niemals vermag es das Gute ganz aufzuheben." (Thomas von Aquin)
Zehn wahre Kriminalfälle vereint Autor Adrian Langenscheid in seinem neusten True Crime ...

"Mag auch das Böse sich noch so sehr vervielfachen, niemals vermag es das Gute ganz aufzuheben." (Thomas von Aquin)
Zehn wahre Kriminalfälle vereint Autor Adrian Langenscheid in seinem neusten True Crime Best-of 2. Im Wesentlichen geht es in diesem Band um Betrüger, Hochstapler und Entführer und weniger um blutrünstige Mörder, was dieses Buch jedoch trotz allem interessant macht. Zum Beispiel in "Die schlafende Predigerin" einem Fall aus Finnland aus dem Jahr 1924, geht es um Maria Ackerblom. Die verhaltensgestörte junge Frau predigt tranceartig, versammelt und manipulierte Hunderte von Anhänger um sich. Allerdings hatte sie nicht nur Freunde und gegen ihre schärfsten Kritiker plante sie sogar einen Mordkomplott. "8516 Tage" ein Fall aus Österreich, bei dem es um die Familie Fritzl geht. Über diese schreckliche Familiengeschichte wurde selbst bei uns in den Medien groß berichtet. Die 18-jährige Elisabeth wurde von ihrem eigenen Vater 24 Jahre lang in einem Kellerverlies gefangen gehalten und mit ihr zeugte er sogar sieben Kinder. Ich kann es kaum glauben, dass in all dieser Zeit niemandem etwas bemerkt, geschweige den etwas geahnt haben soll. Der deutsche Kriminalfall um den Kaufhauserpresser Dagobert müsste für einige sicher ebenfalls bekannt sein, in der Geschichte "Ein Katz-und-Maus-Spiel" wird dabei näher eingegangen. Geschockt hat mich jedoch am meisten der deutsche Kriminalfall in der Geschichte "Bauer sucht Frau". Hier geht es nicht wie in der gleichnamigen Sendung, dass ein Bauer nur eine Frau sucht. Sondern hier hat ein Ehepaar mehrere Frauen über Jahre misshandelt, missbraucht und am Ende sogar getötet. Selbst die eigene Mutter eines Opfers erfuhr erst durch die Medien, welchem Verbrechen ihre Tochter zum Opfer gefallen ist. Dies sind nur einige der Kriminalfälle, die ihr hier in diesem Buch ausführlicher nachlesen könnt. Ich hoffe, ich habe Euch mit meinen kleinen Einblicken ein wenig auf den Geschmack von diesen wahren Kriminalfällen gebracht.

Fazit:
Mit seinem zweiten Best-of Band gibt der Autor den Lesern die Chance, einen kurzen Einblick in sein gesamtes Repertoire an True Crime Büchern der letzten Jahre. Wem dieses Buch gefallen hat, der findet natürlich weitere interessante Geschichten in den jeweiligen Büchern der einzelnen Länder. Die kann ich Euch nur empfehlen, den dort sind die viele Kriminalfälle noch spannender und oft sogar brutaler als es hier der Fall ist. Für mich waren diese Geschichten jetzt nicht unbedingt neu, da ich schon fast alle Bücher des Autors kenne. Allerdings für Neueinsteiger in die True Crime Szene oder Leser, die den Autor noch nicht kennen, ist dies genau das richtige Buch. Von mir gibt es 5 von 5 Sterne dafür.

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Veröffentlicht am 17.07.2023

Von der nukleare Apokalypse zum perfiden Racheplan

Overkill - Tod der Schwalben
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"Wir waren doch Kinder unserer Zeit und glaubten, wie wir es gelernt hatten, die sowjetischen Atomkraftwerke wären die sichersten der Welt, so sicher, dass man sie sogar auf den Roten Platz stellen könnte." ...

"Wir waren doch Kinder unserer Zeit und glaubten, wie wir es gelernt hatten, die sowjetischen Atomkraftwerke wären die sichersten der Welt, so sicher, dass man sie sogar auf den Roten Platz stellen könnte." (Swetlana Alexijewitsch)
In der ukrainischen Geisterstadt Pripyat wird ein brutal zugerichteter toter junger Mann von Touristen entdeckt. Der Tote ist Janik Kanyukov, Sohn eines ehemaligen russischen Ministers. Auffälligkeiten am Tatort ist eine ausgestopfte Schwalbe. Während Polizeihauptmann Felix Bojko mit Mo Celta, die gerade im Austauschprogramm der EU in der Ukraine ist, näheres versuchen über den Toten zu erfahren. Mo hofft in der Ukraine ihre Schwester zu finden, die ihr beim letzten Mal entwischt ist. Auch Polizeileutnant Alexander Markow aus Moskau wird für Kanyukov den Täter seines Sohnes suchen. Doch die Rache des Täters ist noch längst nicht gestillt, es folgen weitere Opfer.

Meine Meinung:
Das fabelhafte Cover mit der ausgestopften Schwalbe passt grandios zum Inhalt. Die Overkill-Reihe geht in ihren 3. Fall und diesmal geht es für Mo Celta in die Ukraine. Dort erhofft sie in ihrem Austauschprogramm ihre Schwester zu finden, um diese verhaften zu können. Dass ihr Einsatz sie ausgerechnet in die Gegend rund um Tschernobyl führen würde, hatte sie jedoch nicht erwartet. Doch gerade diese Region ist ein gutes Versteck für Verbrecher jeglicher Art. Felix Bojko erhofft gleichzeitig durch die Aufklärung des neuen Falls endlich eine Versetzung nach Kiew. Den die nukleare Strahlung, der er permanent ausgesetzt ist, hat inzwischen bei ihm zu Eheproblemen geführt. Während er sich Sorgen um seinen Sohn macht, der mitten im Kriegsgebiet steckt, muss er in der Vergangenheit von 1986 graben. Dies alles wird natürlich durch die damalige Katastrophe erschwert. Viele Dokumente sind inzwischen zerstört oder verschwunden. Außerdem ist es nicht einfach, einen verstrahlten Toten obduzieren zu lassen. Denn niemand will unbedingt einen solchen begutachten. Mit diesem Thriller hat die Autorin eines ihrer Meisterwerke geschrieben. Nicht nur, weil es ein wirklich spannender Fall ist, sondern weil ich hier reichlich Informationen rund um die Ukraine und die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl erfahren. Dass nach dem Super-GAU am 26. April 1986 jährlich fast 30 000 Touristen in diese Region reisen, hat mich schon etwas überrascht. Besonders, da die Strahlung ja in einigen Regionen noch immer recht hoch ist. Doch mehr noch frage ich mich, was bewegt Familien mit Kindern dort hinzuziehen. Zu welchem Ausmaß es damals wirklich gekommen ist, das erfahren ich ferner in diesem Buch. Mit unglaublich guter Recherchearbeit, wobei die Autorin sogar selbst die Ukraine besucht hat, konnte ich dieses Buch kaum mehr weglegen. Ich habe bisher noch nie so viel über den russisch-ukrainischen Konflikt, das Reaktorunglück und die Mentalität dieser beiden Länder erfahren wie in diesem Buch. Hervorragend durchdacht sind auch die Charaktere. Während Mo Celta hier eher im Hintergrund bleibt, empfinde ich Felix Bojko als bodenständig, sympathisch, ehrgeizig, ehrlich und mitunter frustriert. Konträr dazu ist der berechnende Alexander Markow öfters launisch, sehr ambitioniert und manipulierbar, was sicher an seiner Diagnose liegt. Gut fand ich außerdem die Ornithologin Nikita. Chapeau zu diesem gelungenen, empfehlenswerten Thriller. Von mir gibt es dafür 5 von 5 Sterne und definitiv eine Leseempfehlung.

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