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Veröffentlicht am 25.01.2024

Kupfer für Augsburgs Brunnen

Die Tochter des Lechflößers
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Als Lechflößer Hans Biechler Kupfer und Zinn den Lechfluss entlag nach Augsburg triften soll, ist nicht nur seine Tochter Ann-Kathrin, kurz Annka, mit von der Partie, sondern auch ein fremder Geselle, ...

Als Lechflößer Hans Biechler Kupfer und Zinn den Lechfluss entlag nach Augsburg triften soll, ist nicht nur seine Tochter Ann-Kathrin, kurz Annka, mit von der Partie, sondern auch ein fremder Geselle, der noch schnell vor der Abfahrt um Mitnahme bittet und auf eines der Flöße aufspringt. Die Metalle für das Dach der Fugger sollen jedoch nicht wie vereinbart ankommen. Nach etlichen Schwierigkeiten am Wasser wird Biechler in Augsburg in den Schuldturm gesteckt, weil er angeblich das wertvolle Kupfer für den Brunnenbau der Stadt verkauft hätte. Für Annka beginnen Tage voller Sorge um den Vater, den sie um (fast) jeden Preis wieder befreien will.

Beeindruckende Schilderungen und detailgetreue Einzelheiten über die anstrengende Tätigkeit der Flößer fesseln den Leser von Anbeginn dieses wunderbaren Romans. Lebendig und bestens vorstellbar werden Szenen aus dem Alltag der Männer dargestellt, Biechlers Tochter ist aber mindestens ebenso geschickt im Umgang mit reißendem Wasser und so manchem „Höllenritt“ wie die Alten. Später erzählt Autor Peter Dempf genauso ausführlich und sorgfältig recherchiert vom Gießverfahren für Bronze- und Messingfiguren. Eingebettet in einige historische Tatsachen rund um 1593 entwirft er eine fiktive Handlung, welche ebenso fesselnd wie flüssig zu lesen ist. Die Fahrt hält einige Aufregung für Annka bereit, wem sie nach der Verhaftung ihres Vaters noch vertrauen kann, ist ihr lange Zeit unklar. So darf man die mutige Frau begleiten und mit ihr zittern, welches Ende die Geschichte wohl nehmen wird.

Logische Abläufe und bestens beschriebene, nicht immer gleich durchschaubare Charaktere sorgen für spannende Lesestunden, gewissenhafte Recherche und die Details zur historischen Stadt Augsburg stellen diesen Roman auf ein optimales Fundament. Mich hat dieses Buch ausgezeichnet unterhalten, weshalb ich es gerne weiterempfehle.

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Veröffentlicht am 25.01.2024

Hoch hinaus

Was die Dünen verheißen. Die St.-Peter-Ording-Saga
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Hoch hinaus möchte Julia Hansen, noch bevor sie das Gymnasium abschließen wird, denn zu verlockend ist ihr Traum, als Stewardess rund um die Welt zu fliegen. Mit ihr und ihrem Zwillingsbruder Achim, der ...

Hoch hinaus möchte Julia Hansen, noch bevor sie das Gymnasium abschließen wird, denn zu verlockend ist ihr Traum, als Stewardess rund um die Welt zu fliegen. Mit ihr und ihrem Zwillingsbruder Achim, der ganz selbstverständlich gemeinsam mit dem Vater das Hotel leitet, geht die St. Peter-Ording – Saga im Jahre 1978 weiter, nachdem wir bereits in Band Eins deren Eltern Sabine und Tom, sowie Rita und Fiete kennengelernt haben.

Beschaulich geht es zu in St. Peter-Ording, so lange keine Saison ist, aber dann ist das Hotel voller Gäste, die Terrasse im Strandcafe bis auf den letzten Platz besetzt. So quirlig wie die Urlauber im Sommer ist Julia, wenn sie daran denkt, was sie alles in London, Paris und rund um den Erdball noch erleben möchte. Als sie den Fotografen Björn kennenlernt, kommen auch noch Schmetterlinge im Bauch dazu. Was das Leben alles zu bieten hat, zeigt sich in diesem kurzen Sommer, den Julia teils am Strand, teils in Gelsenkirchen im Ruhrgebiet bei ihrer Tante verbringt.

In eher einfach und flott zu lesendem Schreibstil ist dieser Sommerroman gehalten, der auf anschauliche Weise das Flair der 1970er-Jahre wieder zum Leben erweckt. ABBA und Suzi Quatro, Rollschuhbahn und Wählscheibentelefon sind nur einige wenige Details, welche an die damalige Zeit erinnern und ein wenig Sentimentalität aufkommen lassen, speziell dann, wenn man selbst während dieser Zeit groß geworden ist. Dazu kommt das Bild mit einem Ehemann als Ernährer der Familie und einer Frau bei Haushalt und Kind, Träume von beruflichem Erfolg als Stewardess lassen Julia dadurch ganz schön „anders“ aussehen, als es den Erwartungen entspricht. Ein paar Höhen und Tiefen gibt es wohl in diesem Roman, allerdings wäre da mehr an Gefühl der einzelnen Figuren wünschenswert gewesen, so ist es doch eher ein sanftes Dahinplätschern mit (zu) schnellem Ende, das aber immerhin gut zur Geschichte passt.

Band Zwei kommt nicht ganz an seinen Vorgänger heran, punktet aber doch mit einer süßen, naiven Handlung vor der entzückenden Kulisse St. Peter-Ordings und beschert einem einige nette Lesestunden mit sympathischen Charakteren. Neugierig bin ich jedenfalls, wie es weitergeht.

Veröffentlicht am 23.01.2024

Roza in Gefahr

Grenzfall – In den Tiefen der Schuld
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Diesmal ist es Kollegin Roza Szabo, welche in Gefahr gerät und von Chefinspektor Bernhard Krammer gesucht wird. Ihre Spur führt von Innsbruck an den bayrischen Walchensee, wodurch auch Oberkommissarin ...

Diesmal ist es Kollegin Roza Szabo, welche in Gefahr gerät und von Chefinspektor Bernhard Krammer gesucht wird. Ihre Spur führt von Innsbruck an den bayrischen Walchensee, wodurch auch Oberkommissarin Alexa Jahn ins Spiel kommt.

Der bereits vierte Grenzfall schließt nahtlos an seinen Vorgänger an und auch wenn hier einige frühere Informationen zwecks Verständnis wiederholt werden, so empfehle ich doch das Lesen dieser Reihe von Beginn an. Anna Schneider steigert in diesem Band das Tempo, insbesondere die kursiv abgedruckten Gedanken einer anfangs unbekannten Person gehen unter die Haut. In einem gekonnten Mix aus Spannung und privatem Hin und Her zwischen Vater und Tochter unter den Ermittlern entsteht ein Sog, dem man sich kaum mehr entziehen kann. Scheint es anfangs nur um Roza zu gehen, so kommen im Laufe der Tage immer weitere Erkenntnisse hinzu, welche sogar über das Burgenland bis hin nach Ungarn weisen. Mit welch verzwickter Sache haben es Bernhard und Alexa diesmal zu tun?

Für den Leser jedenfalls bedeutet Band Numero Vier packende Lesestunden mit einem kniffligen und komplizierten Fall. Schön ist es immer wieder, bereits bekannten Figuren über die Schulter zu schauen und zu sehen, wie unterschiedlich Alexa und ihr Vater an gewisse Fragestellungen herangehen und wie ähnlich sie einander dennoch sind. Obgleich der Zufall den Ermittlern in die Karten spielt, hat mich dieser Teil der Reihe „Grenzfall“ vollkommen überzeugt, ich freue mich bereits auf die Fortsetzung!

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Veröffentlicht am 22.01.2024

Serienstart

Kaltblütige Lügen
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Aus gutem Grunde ist Kit McKittrick Detective im San Diego Police Department geworden. Als sie einen anonymen Hinweis auf eine vergrabene Leiche bekommt, geht sie der Sache selbstverständlich nach und ...

Aus gutem Grunde ist Kit McKittrick Detective im San Diego Police Department geworden. Als sie einen anonymen Hinweis auf eine vergrabene Leiche bekommt, geht sie der Sache selbstverständlich nach und findet tatsächlich eine ermordete junge Frau mit glitzerrosa Handschellen in einem Stadtpark. Eine neue Spur zu einem Serienkiller tut sich auf, allerdings kommen viele Informationen von einem undurchschaubaren Psychologen, der selbst verdächtig ist.

Ein interessanter und durchaus spannender Reihenstart, bei dem insbesondere Kit McKittrick aufgrund ihrer Kindheit als sehr verletzlich dargestellt wird und genau dadurch Gerechtigkeit für die zahlreichen Opfer dieses Serienmörders fordert. Dass sie dabei selber zur Zielscheibe des Täters wird, ahnt sie natürlich nicht. Mit ihrem fesselnden, einnehmenden Schreibstil punktet Karen Rose jedenfalls, auf grausame und brutale Details verzichtet sie aber größtenteils. Als Leser kann man sich anhand der beschriebenen Szenen genug selbst ausmalen. Der Fokus liegt zum Glück auf anderen Dingen, sehr genau geht die Autorin auf die zwischenmenschlichen Beziehungen ihrer Figuren ein, beschreibt Kit, deren Familie und Arbeitskollegen recht lebendig und glaubhaft. Da und dort wirkt die Handlung ein wenig ausufernd, ob wirklich 544 Seiten für diese Geschichte nötig sind, ist natürlich Geschmacksache. Ein bisschen mehr Aufregung hätte gut getan, der Täter wiederum hat sich gekonnt bis zum Ende hin verborgen und für eine Überraschung gesorgt.

Mit Karen Rose habe ich eine mir bislang unbekannte Autorin entdeckt, trotz kleiner Kritikpunkte werde ich die nächste Folge der San-Diego-Reihe auf jeden Fall lesen.

Veröffentlicht am 20.01.2024

Fall Numero Eins

Retour
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Luc Verlain lebt als angesehener Commissaire in Paris, genießt seinen Ruf, gutes Essen, sein flottes Auto und nicht zuletzt die Frauen. Als sein Vater schwer erkrankt, lässt er sich zurück nach Bordeaux ...

Luc Verlain lebt als angesehener Commissaire in Paris, genießt seinen Ruf, gutes Essen, sein flottes Auto und nicht zuletzt die Frauen. Als sein Vater schwer erkrankt, lässt er sich zurück nach Bordeaux versetzen, seine Heimat am Atlantik. Aber statt dem erwarteten ruhigen Dienst bekommt er es dort sofort mit dem Mord an einem jungen Mädchen zu tun.

In leuchtenden Farben schildert Autor Alexander Oetker die Region Aquitaine, den rauen Atlantik, die beeindruckende Wanderdüne Dune du Pilat und den endlosen Seekiefernwald. Schnell verliert man sich zwischen den Seiten, die Lebensart im beschaulichen Dorf Lacanau-Océan ist nicht minder spannend als der Mordfall selber. Es braucht einige Reibereien, bis Luc seinen verdienten Platz im Team einnimmt, dass Kollegin Anouk heftig mit dem Neuen flirtet, ist auch keinen Moment lang zu übersehen. So entsteht aus einer hervorragenden Kulisse, durchaus eigenwilligen Figuren und einem logischen Ermittlungsfall ein wunderbarer Krimi, der den ersten Fall dieser bislang siebenteiligen Krimireihe darstellt.

Egal, ob in der passenden Reihenfolge, oder ein wenig durcheinander, Luc Verlain ist ein lebendiger Charakter, der für beste Unterhaltung sorgt und sich im Laufe der Zeit auch ganz ordentlich weiterentwickelt. Ich empfehle diese Serie jedenfalls sehr gerne weiter.