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Veröffentlicht am 18.08.2023

Mörder in der Familie

Sobald ihr mich erkennt
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Grauenhafte Verbrennungen auf dem Scheiterhaufen lassen die Menschen in Southampton den Atem anhalten, bereits die zweite Frau hat es erwischt. Fieberhaft suchen DCI Jonah Sheens und sein Team nach einem ...

Grauenhafte Verbrennungen auf dem Scheiterhaufen lassen die Menschen in Southampton den Atem anhalten, bereits die zweite Frau hat es erwischt. Fieberhaft suchen DCI Jonah Sheens und sein Team nach einem möglichen Serienmörder. Währenddessen rührt die alleinerziehende Mutter Aisling Cooley an ihrer Vergangenheit und lädt ihre DNA-Probe auf einer Ahnenforschungsplattform hoch. Anstatt eines Verwandten meldet sich jedoch ein Kriminalbeamter mit der Erklärung, dass ein naher männlicher Angehöriger, also entweder ihr Vater oder einer ihrer beiden Söhne, der „Scheiterhaufenmörder“ sein könnte.

Bereits zum fünften Mal leitet Jonah Sheens schwierige
Ermittlungen und wird von seinem bewährten Team unterstützt. Diesmal steht die forensische Genealogie im Mittelpunkt, welche auf faszinierende Weise den Kreis an Verdächtigen einschränkt. Welche Vor- und Nachteile sich aus der Nutzung solcher Portale ergeben, wird im Nachwort noch ausführlich dargelegt. Die Handlung ist spannend und führt den Leser immer wieder auf falsche Fährten, komplizierte familiäre Verhältnisse verlangen volle Aufmerksamkeit, um nicht mit den verwirrenden Zusammenhängen durcheinanderzukommen. Wie gewohnt, fließt ein wenig Privates ins Geschehen mit ein, sodass Sheens, Hansen und ihre Kollegen lebendig und menschlich herüberkommen, ganz so wie du und ich, jedoch ohne zu irgendeinem Zeitpunkt vom Wesentlichen abzuschweifen. Abwechslungsreiche Szenen, fesselnde Informationen, steigende Dramatik – es passt rundum alles bei diesem Buch!

Von Beginn an verfolge ich diese phantastische Krimireihe, mit Gytha Lodge liegt man einfach immer richtig!

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Veröffentlicht am 17.08.2023

Interessante Einblicke

Wal macht Wetter
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Steigende Lufttemperaturen, schmelzende Polkappen, sinkende Walpopulation und emsige Termiten – was das miteinander zu tun haben kann? In ihrem aktuellen Sachbuch mit dem klingenden Namen „Wal macht Wetter“ ...

Steigende Lufttemperaturen, schmelzende Polkappen, sinkende Walpopulation und emsige Termiten – was das miteinander zu tun haben kann? In ihrem aktuellen Sachbuch mit dem klingenden Namen „Wal macht Wetter“ erklären Frauke Fischer und Hilke Oberhansberg auf für jedermann gut verständliche Art und Weise, was es mit dem Klimawandel auf sich hat und wie wir uns ganz einfach von der Natur abschauen können, was der Mensch tun kann, um dem Ganzen noch (ein wenig) Einhalt zu gebieten.

Sehr übersichtlich strukturiert gliedert sich dieses interessante Buch in drei große Abschnitte – wo liegen die Ursachen – was zeigt uns die Natur vor – was sollten wir selber tun? Auch für Laien verständlich werden Kohlenstoffkreislauf und andere chemische und physikalische Grundlagen erklärt, auf kleine effekthaschende Tricksereien wie Änderung der Maßeinheit (erst „21 bis 24 Zentimeter“, kurz darauf „97 Millimeter“, kindle Pos. 287) hätte man durchaus verzichten können. Ebenso käme das Buch gut aus ohne „müssen wir hier gleich warnend den Finger erheben“ (kindle, Pos. 592), die Fakten sprechen für sich, wenngleich zugegeben wird, dass es so manch nötigen Mess- und Vergleichswert gar nicht gibt (kindle, Pos. 341) und daher vieles auf Annahmen und Modellierungen beruht. Trotz allem kann man eben die Tatsache einer – rascher als früher – voranschreitenden Klimaänderung nicht leugnen. Ob es für diese Erkenntnis teils komisch zu lesende Kunstwörter mit Gendersternchen braucht, sei dahingestellt.

Sehr anschaulich werden die einzelnen Kapitel beleuchtet, Tabellen, Abbildungen und Fotografien untermauern den Text und sorgen sowohl für Abwechslung als auch für besseres Verständnis. Alles eigentlich ganz einfach, denkt man sich nach dem optimistisch gehaltenen Ende, warum nur passiert denn das alles (noch) nicht? Denn statt komplizierter, hochpreisiger technischer Lösungen zeigen uns Termiten und Mangroven, wie es preiswert und mit oftmals einfachen Mitteln geht. Das Wissen aus diesem Buch muss an die breite Öffentlichkeit dringen, damit nicht nur große Konzerne als Gewinner hervorgehen, sondern unser gesamter Erdball, samt seiner vielfältigen Pflanzen- und Tierwelt, einschließlich des Menschen.

Einmal gelesen, kann ich dieses Buch trotz kleiner Kritikpunkte jedenfalls weiterempfehlen.


Veröffentlicht am 15.08.2023

Im Hinterhof

Fräulein Anna, Gerichtsmedizin (Die Gerichtsärztin 2)
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Die Babyleiche aus einem Münchener Hinterhof wird in der Gerichtsmedizin untersucht, die ehrgeizige Anna Zech, mittlerweile etwa zwei Jahre hier angestellt, assistiert. Wie könnte es anders sein, gibt ...

Die Babyleiche aus einem Münchener Hinterhof wird in der Gerichtsmedizin untersucht, die ehrgeizige Anna Zech, mittlerweile etwa zwei Jahre hier angestellt, assistiert. Wie könnte es anders sein, gibt es anonyme Hinweise auf ein Verbrechen, was nunmehr den Charmeur und Journalisten Friedrich von Weynand auf den Plan ruft. Schneller als Anna und Fritz denken können, stecken sie selbst mitten in unglaublichen Ermittlungen.

Vor dem Hintergrund des beginnenden Ersten Weltkriegs spielt dieser zweite Band „Fräulein Anna, Gerichtsmedizin“. Am besten ist es wohl, wenn man Anna und Fritz bereits kennt und ihre höchst ungewöhnliche Freundschaft, obwohl dieser Fall in sich abgeschlossen ist und selbständig gelesen werden kann. Anna hat sich ganz schön entwickelt seit ihrer Anfangszeit in der Pathologie, ganz allein in München. Mittlerweile hat sie sich enormes Wissen angeeignet und ist auch privat kein graues Mäuschen mehr. Zudem hat sie ihre jüngere Schwester in die Stadt geholt, um ihr eine höhere Schule und damit das Medizinstudium zu ermöglichen. Wenige Fragen um das tote Neugeborene genügen, um in einen spannenden Fall zu schlittern, der Anna als Pathologieassistentin, Fritz als Skandaljournalisten und die hiesige Polizei gleichermaßen beschäftigt.

In einer gelungenen Mischung aus Politik, Gesellschaftsleben und Kriminalfall geht es munter zu, meiner Meinung nach sogar lebendiger als im Vorgängerband, wo man ja erst einmal mit allen Figuren vertraut werden musste. Diesmal schreitet die Handlung rascher voran und bald wird aus einem Verdachtsmoment mehr als nur ein einziger Todesfall, dem nachgegangen wird. Spannend ist dabei das so gegensätzliche Duo Anna und Friedrich, die beide unerschrocken Erkundigungen einholen, sowie die Arbeit der Polizei, zu der auch Annas Onkel und ein Bekannter gehören. Dass es da zu Reibereien kommt, liegt auf der Hand. So vermischt sich die aufregende Ermittlungsarbeit mit humorvoller Unterhaltung, ein eher angespannter Unterton bezüglich der Kämpfe an der Front und Angst unter den jungen Männern, bald selbst einberufen zu werden, betont die zuweilen beklemmende Atmosphäre im Land.

Ich empfehle gerne beide Bände in zeitlich korrekter Abfolge und wünsche allen künftigen Lesern ebenfalls packende Stunden mit Anna und Fritz!

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Veröffentlicht am 14.08.2023

Elli in der Kita

Tödliches Dublin
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Vor etwa fünf Jahren ist Elli O’Shea aus dem deutschen Regensburg nach Celbridge in Irland gekommen, hat mit ihrem Mann Seán ein hübsches Häuschen gekauft und nun, da die beiden Kinder schon ein wenig ...

Vor etwa fünf Jahren ist Elli O’Shea aus dem deutschen Regensburg nach Celbridge in Irland gekommen, hat mit ihrem Mann Seán ein hübsches Häuschen gekauft und nun, da die beiden Kinder schon ein wenig größer sind, mit einem Kollegen eine Detektei gegründet. Aber so gut, wie alles scheint, läuft es nicht – das Haus muss kernsaniert werden und Seán kann nicht am versprochenen Arbeitsplatz beginnen. Umso mehr strengt sich Elli an und übernimmt kurzfristig eine Stelle im Kindergarten in Sandy Cove, wo sie verdeckt für eine Versicherung Nachforschungen anstellen soll. Außer arger Personalnot fällt ihr jedoch nichts auf, bis sie eines Morgens die Leiterin der Einrichtung tot hinter ihrem Schreibtisch findet.

Während Pia O’Connell Ellis interessante Geschichte erzählt, fügt sie zwischen den Kapiteln jeweils kurze kursiv gedruckte Sequenzen ein, in denen ein Heimkind berichtet. Wie diese beiden grundlegenden Handlungsstränge zusammenhängen, wird erst kurz vor dem Ende aufgelöst, sodass hier eine gewisse Grundspannung erzeugt wird. Im Mittelpunkt steht allerdings Ellie, die viel erlebt in diesem dritten Band. Die Handlung ist wohl in sich abgeschlossen, dennoch gibt es eine Menge Querverweise zu Ellis Eltern, Schwestern und einem Ex-Freund, die in diesem Ausmaß wenig zum Verständnis beitragen, aber vermutlich spannend sind für Leser, welche diese Reihe bereits kennen. Für mich als Neueinsteiger war die Verwandtschaft eher abschweifende Ablenkung als Unterhaltung. Auch sonst verliert sich die Handlung in vielen Nebenschauplätzen, die Vorfälle in der Kita verschwinden zunehmend in den Hintergrund, die Auflösung der Details wirkt etwas an den Haaren herbeigezogen. Am meisten aber vermisse ich Erklärungen zu den Kinderheimen und Magdalenenschwestern mit ihren Wäschereien, ein unrühmliches Kapitel in Irlands Geschichte, das sich in seiner Tragweite nur Lesern erschließt, die darüber bereits Bescheid wissen. In der vorliegenden Form finde ich dieses überaus ernste Thema zu rasch abgehandelt.

Nichtsdestotrotz liest sich Tödliches Dublin flüssig und unterhaltsam, realistischer Alltag in Ehe und Arbeit findet ebenso Platz wie ein Kriminalfall, in den Elli verstrickt wird. Für entspannte Lesestunden ist also gesorgt.

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Veröffentlicht am 14.08.2023

Auf der Suche

Paradise Garden
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Die 14jährige Billie, die eigentlich Erzsébet heißt, lebt mit ihrer Mutter in einer billigen Wohnhausanlage am Stadtrand, selbst zwei Jobs reichen kaum zum Leben. Dennoch verschafft Mutter Marika ihrer ...

Die 14jährige Billie, die eigentlich Erzsébet heißt, lebt mit ihrer Mutter in einer billigen Wohnhausanlage am Stadtrand, selbst zwei Jobs reichen kaum zum Leben. Dennoch verschafft Mutter Marika ihrer Tochter ein zufriedenes Leben, am Monatsanfang leisten sie sich sogar einen bunten Eisbecher mit dem strahlenden Namen Paradise Garden, während das Geld um den Monatsletzten herum gerade noch für Nudeln mit Ketchup reicht. Auch im Schwimmbad oder einfach bei guter Musik kann man eine unbeschwerte und vergnügliche Zeit erleben. Alles ändert sich, als die kranke Großmutter plötzlich aus Ungarn anreist. Billie kennt sie gar nicht, die Erzählungen lassen nichts Gutes ahnen. Und dann wird Billies Mutter aus dem Leben gerissen, Billie verliert ihr Paradies. Eine Suche nach der Herkunft, nach dem Vater, beginnt.

Mit einer bitteren Erinnerung an den Sommer, in dem die Mutter verstorben ist, beginnt diese Geschichte, die trotz aller Wehmut auch Lebensfreude und Zuversicht versprüht. Wie man auch mit kleinen Dingen sein Glück finden kann, zeigt Marika ihrer Tochter Billie immer wieder. Billie erzählt in der Ich-Form ihre Sicht der Dinge, beschreibt ihre Gedanken und Gefühle. Während es in der ersten Hälfte des Romans um eine Mutter-Tochter-Beziehung geht, mischt ab der Mitte dann noch die fremde Großmutter mit und Billie setzt sich bald kurzerhand in den rostigen Nissan, auf der Suche nach einem unbekannten Vater. Auch wenn ab diesem Punkt die Handlung eher unglaubwürdig wirkt, so passt sie doch zu einer Jugendlichen, die plötzlich allein dasteht und Antworten will. Ihre Motivation ist jedenfalls gut nachvollziehbar.

Ein interessantes Buch aus Sicht einer 14jährigen, das ich durchaus empfehlen kann.