Profilbild von clematis

clematis

Lesejury Star
offline

clematis ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit clematis über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.05.2024

Politkrimi

Waldeck
0

Deutschland, 1964: Journalist Ferdinand Broich braucht nach der letzten Niederlage eine erfolgversprechende Geschichte. Als eine alte Frau anruft und erzählt, dass sie einen ehemaligen SS-Arzt gesehen ...

Deutschland, 1964: Journalist Ferdinand Broich braucht nach der letzten Niederlage eine erfolgversprechende Geschichte. Als eine alte Frau anruft und erzählt, dass sie einen ehemaligen SS-Arzt gesehen hätte, entwickelt sich jedoch alles anders als erwartet. Silvia, in wenigen Tagen volljährig, entdeckt ein Geheimnis aus der Vergangenheit ihres Vaters und steckt in der Zwickmühle, wie sie auf seine Lügen reagieren soll. Und schließlich geht es auch noch um Mine, die ihre Schwangerschaft verheimlicht, um nicht aus dem Elternhaus gejagt zu werden.

Etliche historisch belegte Details geben diesem Kriminalroman seine ganz besondere Note. Eine Welt zwischen Aufbruch und Schwelgen in Vergangenem lässt Heimbach hier lebendig werden, eine Welt, in der Hitleranhänger auf Kommunisten und sogenannte „Gammler“ treffen, eine Welt, in der sich Konflikte zwischen Generationen ergeben, zwischen jenen, die immer noch Kriegszeiten verherrlichen und anderen, die sich mit Gitarre und Gesang von den Alten abgrenzen. Die Ruine Waldeck mit einem der Realität nachempfundenen Festival und bekannten Namen wie Reinhard Mey oder Katja Ebstein passt gut ins Geschehen, stellt sie doch eine Zuflucht dar für die beiden jungen Frauen auf der Suche nach Freiheit und Unabhängigkeit. Bestens gewählt sind auch alle anderen Personen, die der Handlung Authentizität und Glaubwürdigkeit verleihen und wie nebenbei vieles aus der damaligen Zeit erzählen. Der Krimi in seinen unterschiedlichen Handlungssträngen ist komplex und tiefgründig, grenzt sich ab vom Üblichen, indem er ohne Ermittler auskommt und einfach einen Spiegel der Zeit darstellt.

Ein hervorragendes Buch mit spannendem Inhalt – Geschichte auf den Punkt gebracht, und das in formvollendeter Sprache. Interessante und wahrlich vergnügliche Lesestunden darf man mit Waldeck verbringen, weshalb ich gerne eine Empfehlung für diesen ganz besonderen Kriminalroman ausspreche.

Veröffentlicht am 06.05.2024

Dorfpolizistin wider Willen

Zyprische Geheimnisse
0

Durch politische Umstände ist Sofia nach ihrem Jusstudium in London nicht im zyprischen Innenministerium, sondern in einem verstaubten Bergdorf nahe der türkischen Grenze als einfache Dorfpolizistin gelandet. ...

Durch politische Umstände ist Sofia nach ihrem Jusstudium in London nicht im zyprischen Innenministerium, sondern in einem verstaubten Bergdorf nahe der türkischen Grenze als einfache Dorfpolizistin gelandet. Sehr schnell jedoch hat sie sich hier eingelebt und gleich spektakuläre Fälle gelöst. Diesmal geht es um Traditionen, Tierschutz und noch einiges mehr.

Ein wunderschöner Strand, ein ernstes Thema – Schildkröten und Naturschutz. So zeigt sich der Einstieg in den dritten Teil der zypriotischen Krimis. Landschaftliche Eindrücke, eine gewitzte Ermittlerin und auch sonst sehr liebevoll gezeichnete Figuren voller Lebendigkeit und Charme, sofort ist der Leser wieder gefangengenommen von der beeindruckenden Insel Zypern und der klug durchdachten Handlung. Der Schreibstil Alexander Oetkers gefällt mir immer wieder aufs Neue, flott fließen die Zeilen dahin, entstehen prächtige Bilder vor meinem geistigen Auge. Auch wenn ich Zypern noch nie besucht habe, fühle ich mich sofort irgendwie daheim in Kato Koutrafas mit den gastfreundlichen Nachbarn und den köstlichen Vorbereitungen aufs Osterfest. Andere Vorgänge auf der Insel hingegen wirken eher befremdlich oder gar abstoßend und müssen daher von Sofia und ihrem auf den ersten Blick eher knurrigen Chef Kostas Karamanlis aufgedeckt werden.

Selbstverständlich ist diese Geschichte komplett und in sich abgeschlossen, und somit allein gut lesbar, die höchst interessante persönliche Entwicklung der Hauptfiguren könnte aber doch zu einem großen Teil verloren gehen und das wäre sehr schade. Ich empfehle also nicht nur Teil Drei der Zypernserie, sondern unbedingt die gesamte Reihe von Anfang an.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.05.2024

Auf den Spuren der Vergangenheit

Der Schatz von Bellapais
0

Erst seit wenigen Monaten ist Sofia Dorfpolizistin in Kato Koutrafas, einem heruntergekommenen Dorf im Landesinneren von Zypern. Nun kommt ihr Verlobter aus reichem britischem Hause endlich nach, die Schwiegermutter ...

Erst seit wenigen Monaten ist Sofia Dorfpolizistin in Kato Koutrafas, einem heruntergekommenen Dorf im Landesinneren von Zypern. Nun kommt ihr Verlobter aus reichem britischem Hause endlich nach, die Schwiegermutter plant eine fabelhafte Traumhochzeit, aber ein Toter in der nahen Kupfermine durchkreuzt fast die Vorbereitungen, Sofia ist nämlich voll und ganz mit den Ermittlungen beschäftigt.

Beinahe nahtlos schließt Band Zwei an seinen Vorgänger an, Kostas hat sich zu einem fürsorglichen Chef entwickelt, Sofia sich ziemlich gut in die Dorfgemeinschaft eingefügt. Mit der Leiche im Kupfersee ergibt sich ein interessanter Blick in Zyperns Vergangenheit, von der Großvater Giorgios genauestens zu berichten weiß, die türkische Besetzung im Jahre 1974 wird zum Schlüssel für die Polizeiarbeit. Als überaus passende Abrundung des Geschehens geht es natürlich genauso um Sofias Privatleben, das ich auch diesmal gerne mitverfolgt habe.

Großartige Figuren, spannende Aufklärungsarbeit – so kann einem ein Krimi gefallen. Auch für Teil Zwei rund um Sofia Perikles spreche ich eine Empfehlung aus, allerdings mit der Einschränkung, dass Teil Eins davor für ein deutlich intensiveres Leseerlebnis sorgt als es die diesmalige Schatzsuche alleine zustande brächte.

Veröffentlicht am 05.05.2024

Sofia Perikles

Tod am Aphroditefelsen
0

Sofia Perikles hat ihr Studium in London abgeschlossen, nach vielen Reisen mit ihrem Vater, der als Botschafter schon die halbe Welt gesehen hat, wird ihr eine Stelle im Innenministerium in ihrer Heimat ...

Sofia Perikles hat ihr Studium in London abgeschlossen, nach vielen Reisen mit ihrem Vater, der als Botschafter schon die halbe Welt gesehen hat, wird ihr eine Stelle im Innenministerium in ihrer Heimat Zypern angeboten. Doch bei ihrer Ankunft am Flughafen in Larnaka gibt es erst einmal eine Überraschung: da die Kommunisten seit Kurzem an der Macht sind, wird politisch umstrukturiert und Sofia landet als Hilfspolizistin in einem heruntergekommenen Bergdorf nahe der türkischen Grenze. Ein verrauchtes Amtszimmer mit einem vor sich hin dösenden Inspektor lassen wenig Freude aufkommen bei der jungen Dame, die in Pariser Luxusmode angereist ist.

Hervorragende Wortspiele und auf den Punkt gebrachte Beschreibungen sorgen gleich zu Beginn dieses Krimis für beste Unterhaltung. Das Flair der Insel Zypern setzt Yanis Kostas in ein ganz spezielles Licht, denn als „schön“ kann man das verstaubte Dörfchen Kato Koutrafas mit seinen trockenen Brachen hinter den gänzlich verfallenen Häusern am Ortseingang wirklich nicht bezeichnen. Eine erbärmliche Armut breitet sich hier aus, die Anzahl der Schafe übersteigt jene der Einwohner beträchtlich. Doch wer länger verweilt, wird – wie auch Sofia – die Vorzüge dieses Landstriches erkennen können: ein wundervoller Blick aufs klare Meer, köstliche Speisen, die einen schon beim Lesen in Urlaubsstimmung versetzen und eine Gastfreundschaft, die ihresgleichen sucht. Schnell sitzt Sofia mit allen Nachbarn gemeinsam am Tisch, nur ihr Chef, Kostas Karamanlis, bleibt abweisend.

Ein Autounfall mit tödlichem Ausgang für die beiden Insassen ist dann Ausgangspunkt für Sofias Ermittlungen, welche sie in verschiedenste Teile der Insel führen, unter anderem auch in den türkischen Norden und so dem Leser die ganze Pracht Zyperns nahebringen. Politische Hintergründe, geografische Details und allerlei anderes Wissenswerte verpackt der Autor geschickt in diesen Krimi, der so viel mehr bietet als lineare Polizeiarbeit. Nein, es ist das Flair Zyperns, es sind die ausgezeichnet entworfenen Figuren, die hier durch die Handlung führen und Neugierde darauf wecken, wie es weitergeht, nachdem der Fall über interessante Spuren logisch abgeschlossen worden ist.

Ein überaus unterhaltsamer Krimi eröffnet diese neue Reihe rund um Sofia Perikles. Ich empfehle dieses Buch sehr gerne weiter und bin schon gespannt auf Band 2.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.05.2024

Diletta

Die Zitronenblüten von Amalfi (Kleine Läden in Amalfi 3)
0

Neben den Lokalen ihrer beiden Freundinnen führt Diletta ein kleines feines Geschäft, in dem sich alles um Zitronen dreht. Das Leben in Amalfi ist perfekt, allein der unerfüllte Kinderwunsch trübt den ...

Neben den Lokalen ihrer beiden Freundinnen führt Diletta ein kleines feines Geschäft, in dem sich alles um Zitronen dreht. Das Leben in Amalfi ist perfekt, allein der unerfüllte Kinderwunsch trübt den Sonnenschein in Dilettas und Ezios Ehe. Als ein Urlauber aus England sich für Zitronenplantagen interessiert, hilft die junge Frau gerne mit Informationen weiter und verspürt prompt Schmetterlinge im Bauch. Was ist es, das ihn so anziehend wirken lässt, während Ezio sich zuletzt immer mehr in Stummheit zurückgezogen hat?

Eine wundervolle Reise in die Kleinstadt Amalfi an der Südwestküste Italiens steht dem Leser bevor, wenn er dieses Buch zur Hand nimmt. Traumhafte Strände, steile Klippen, frischer Fisch und ein Gläschen Limoncello warten nur darauf, begierig aufgenommen zu werden. Auch wer die Basilika Sant’Andrea mit ihrer gestreiften byzantinischen Fassade noch nie gesehen hat, hat diese aufgrund der Beschreibungen schnell bildhaft vor Augen. Man kann gar nicht satt werden von all den Farben und Gerüchen, vom Azurblau des Meeres, das nahtlos in den Himmel übergeht, vom Duft der echten Amalfi-Zitrone, die in all ihren Facetten beschrieben wird. Mit Leichtigkeit gelingt es Roberta Gregorio, ein vollkommenes Urlaubsflair zwischen ihre Zeilen zu pinseln und dennoch ein sehr tiefgreifendes und schmerzhaftes Thema in diesem Roman unterzubringen, nämlich jenes des unerfüllten Kinderwunsches bzw. der Fehlgeburt. „Liebe allein reicht manchmal nicht“ (kindle, Pos. 155) müssen sich Diletta und Ezio eingestehen und einen Weg für die Zukunft finden.

Liebevolle Worte in einer harmonischen Sprachmelodie verzaubern einen beim Lesen, ein sympathisches Damentrio und andere lebendig gezeichnete Figuren führen durch diese Geschichte voller scheinbarer Widersprüche und Sackgassen. Kann man aus dem Labyrinth Amalfis überhaupt wieder unbeschadet herausfinden? Hält Gott für ein Gebet in der Basilika die Tür zum richtigen Pfad offen? Oder ist das Herz in einem drinnen der Fleck, der die Wahrheit kennt? Selbst mitunter unschlüssig, welches Ende ich mir für diesen Roman während all der Kapitel im Jetzt und in der Vergangenheit wünschen soll, Roberta Gregorio hat die beste Variante gefunden für den Abschluss dieser Trilogie. Und auch wenn natürlich schon ein wenig vorweggenommen ist, ich kann nicht umhin, nun auch die beiden Vorgängerbände zu lesen.

Ein fabelhafter Roman mit einer ausgewogenen Mischung aus traumhafter Atmosphäre, ernsthaften Überlegungen und erfrischenden Lösungen – einfach perfekt! Nicht zuletzt ist die Gestaltung des Buches mit den „Zitronensprüchen“ an jedem Kapitelanfang mehr als gelungen. Diesen Roman muss man einfach lieben!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere